banner

Pflanzen, Saatgut, Dünger, Pflanzenschutz & mehr!

Humus: Definition, Wirkung & alles Wichtige

Kati
Kati
Kati
Kati

Ich bin gelernte Gärtnerin und studierte Gartenbauwissenschaftlerin und liebe alles was wächst und grünt! Egal ob Strauch, Baum, Nutzpflanze oder vermeintliches Unkraut: Für mich ist jede Pflanze ein kleines Wunder.
Im Garten versorge ich meine 13 Hühner, baue Obst & Gemüse an und beobachte ansonsten, wie sich die Natur selbst verwaltet und gestaltet.

Lieblingsobst: Heidelbeere, Apfel
Lieblingsgemüse: Schmorgurke, Grünkohl, grüne Paprika

Was ist Humus eigentlich genau und wie wirkt er sich auf die Pflanzen aus? Diese und weitere Antworten zum Thema Humus finden Sie hier.

Humus in den Händen im Freien
Humus ist die tote organische Substanz in unseren Böden [Foto: MR. KHATAWUT/ Shutterstock.com]

Selbst viele erfahrene Gartenfreunde fragen sich, was Humus eigentlich genau ist. Die Antwort auf diese Frage ist eigentlich ganz simpel: Humus ist die tote organische Substanz in unseren Böden. Wegen seines positiven Einflusses auf das Pflanzenwachstum wird er von vielen Gärtnern auch als das „Schwarze Gold des Gartens“ bezeichnet. In diesem Artikel gehen wir aber noch genauer darauf ein und erklären, was Humus ist und wie er gebildet wird.

Was ist Humus?

Humus ist der Teil des Bodens, der sich aus abgestorbener organischer Substanz bildet. Vereinfacht gesagt also Material, das einmal im oder auf dem Boden gelebt hat und dann abgestorben ist. Nicht nur Pflanzenteile wie Laub oder Wurzeln, auch Hinterlassenschaften von Tieren, tote Insekten oder Pilze und Bakterien tragen zu dieser organischen Substanz im Boden bei.

Waldboden mit Blätter und Zweigen
Humus wird in langen Zeiträumen aus abgestorbener organischer Substanz gebildet [Foto: Taigi/ Shutterstock.com]

Wie wirkt Humus auf Pflanzen?

Humus im Boden ist ein wahres Wundermittel. Durch seine stabile, krümelige Struktur macht er schweren Boden lockerer, sodass Pflanzen besser in ihm wurzeln können. Zudem werden die Wurzeln besser belüftet. Leichte, sandige Böden speichern meist wenig Wasser. Humusmoleküle nehmen hingegen viel Wasser auf – sie quellen regelrecht. Folglich kann beispielsweise ein sandiger Boden mit hohem Humusgehalt viel mehr Wasser speichern als ein ebenso sandiger Boden mit niedrigem Humusgehalt. Das bedeutet für den Hobbygärtner: Weniger gießen ist notwendig. Dazu kommt, dass Humus Nährstoffe speichern und für die Pflanzen verfügbar machen kann. Wenn er abgebaut wird, werden noch mehr Nährstoffe frei, sodass Ihr Gartenboden sogar vergessene Düngegaben kompensieren kann.

Humusreicher Boden mit Wurzeln
Ein humusreicher Boden bietet den Wurzeln weniger Widerstand, sodass sie leichter eindringen können [Foto: ER_09/ Shutterstock.com]

Zusammen mit Ton, der ebenfalls in vielen Böden vorliegt, bildet Humus stabile, dreidimensionale Verbindungen, die verhindern, dass Ihr Boden sich zu schnell verdichtet, wenn man darüber läuft oder fährt. Auch das kommt natürlich Ihren Pflanzen zugute, die es häufig gar nicht gern haben, wenn sie wegen eines verdichteten Bodens an den Wurzeln unter Staunässe oder Sauerstoffmangel leiden.

Durch die dunkelbraune bis schwarze Färbung von Humus im Boden erwärmt sich dieser außerdem im Frühjahr schneller, sodass Pflanzen früher keimen und schneller zu wachsen beginnen können.

Zu guter Letzt ist für ein gesundes Bodenleben ein ausreichender Humusgehalt unabdingbar. Die Bodenorganismen, die nicht selten mit Ihren Pflanzen zu beiderseitigem Nutzen zusammenleben, benötigen nämlich Humus als Lebensgrundlage und liefern im Gegenzug Nährstoffe für den Garten.

Bodenbakterien auf Nährmedien sichtbar
In einem gesunden Boden leben Milliarden von kleinen und kleinsten Lebewesen. Bodenbakterien können durch die Kultur auf Nährmedien sichtbar gemacht werden [Foto: Alexander Gold/ Shutterstock.com]

Humusbildung: Die Humifizierung

Humus besteht aus sogenannten „Huminstoffen“. Je nachdem, unter welchen Bedingungen er entstanden ist, setzt er sich unterschiedlich zusammen. Der Prozess der Humifizierung ist so komplex und die Bestandteile von Humus so unterschiedlich und variabel, dass es bisher noch nicht gelungen ist, den zugrunde liegenden Prozess gänzlich zu erforschen. Einige Umstände gelten aber als sicher:

An der Bildung von Huminstoffen sind nicht nur viele chemische und biologische Prozesse, sondern auch die Bewohner unserer Böden beteiligt: Regenwürmer, Bakterien, Pilze, kleinste Insekten und manchmal sogar vermeintliche Plagegeister wie Maulwürfe oder Wühlmäuse.

Maulwurf in Garten schaut aus Maulswurfshügel
In natürlichen Lebensräumen sorgen Maulwürfe und Wühlmäuse für die Durchmischung des Bodens und fördern so die Humusbildung [Foto: Ondrej Prosicky/ Shutterstock.com]

Sie vollziehen den ersten Schritt der Humusbildung: Sie zerkleinern, fressen, verdauen und transportieren als eine Art „Müllabfuhr“ das tote Material, das sie im Boden vorfinden. Nach dieser anfänglichen Zerkleinerung laufen viele Schritte der Humifizierung ohne die Beteiligung von im Boden lebenden Mikroorganismen ab.

Manche Materialien werden langsamer zersetzt als andere: Zucker oder Stärke, die auch in Laubstreu oder Wurzelresten zu finden sind, sind leicht zersetzbar und werden schneller abgebaut als zum Beispiel Proteine. Etwas länger dauert die Zersetzung von Pektinen, dem „Klebstoff“ zwischen den Pflanzenzellen. Noch langsamer wird Zellulose zersetzt, welche die Zellwände bildet. Schon ziemlich lange dauert es schließlich, bis Lignin, der sogenannte „Holzstoff“ von Mikroorganismen, zerkleinert wird. Das kann man daran erkennen, dass im Wald, in der dicken, halbverrotteten Laubschicht immer noch „Blatt-Gerippe“ und kleine Ästchen zu finden sind, die viel Lignin enthalten.

Abbau eines Blattes zu Humus, bereits Teile zersetzt
Die leicht zersetzbaren Bestandteile werden zuerst abgebaut, während die stabilen, Lignin-haltigen Blattrippen noch länger bestehen [Foto: ferbthi/ Shutterstock.com]

Während des Abbaus lösen sich immer wieder molekulare Stückchen vom zersetzenden Material. Diese großen Moleküle können sich verändern, es können Teile abgespalten werden oder weitere Teile hinzukommen. Es finden also zahlreiche chemische Prozesse statt. Schließlich können sie sich neu zusammenlagern und sogenannte „Makromoleküle“ bilden, die man dann „Huminstoffe“ nennt.

Es ist nicht möglich, eine allgemeingültige chemische Formel oder eine Animation eines solchen Huminstoffes zu erstellen, denn ihre Zusammensetzung ist immer anders. Sie können lediglich ihren Eigenschaften nach in drei Gruppen eingeordnet werden:

  • Die „Fulvosäuren“ enthalten kleinere, stark saure Moleküle mit gelber bis rot-brauner Färbung, die vor allem in sauren, nährstoffarmen Böden gebildet werden wie zum Beispiel in Nadelwäldern.
  • Die „Huminsäuren“ bilden größere Moleküle, sind braun-schwarz gefärbt und leicht sauer. Sie werden vor allem in schwach sauren oder neutralen Böden gebildet, in denen die Bodenorganismen aktiv sind, zum Beispiel in Ihrem Gartenboden.
  • Die „Humine“ sind die größten Huminstoff-Moleküle, sind tiefschwarz gefärbt und sehr wenig sauer. Sie kommen in allen Böden vor.

Durch verschiedene Prozesse, unter anderem durch die Verbindung der entstandenen Humusmoleküle durch geladene Calcium-Ionen oder andere Bodenminerale, entstehen so die großen, sichtbaren Humusflocken, die man auf einem Komposthaufen finden kann.

Huminstoffe sind an sich sehr schwer wieder abzubauen. Doch eine grundsätzliche Änderung der Umgebungsbedingungen kann aber auch dies ermöglicht werden.

Entstandener Hummus
Die Bildung von großen Krümeln, Flocken oder „Aggregaten“ geschieht durch die Verkittung der an sich schon großen Humusmoleküle durch Calcium-Ionen und andere Bodenminerale [Foto: domnitsky/ Shutterstock.com]

Humusbildung und die Mineralisierung

Wenn die organische Substanz im Boden zu Humus wird, spricht man also von „Humifizierung“. All das abgestorbene Material kann aber auch anders umgesetzt werden und zwar indem es „mineralisiert“ wird.

Vereinfacht gesagt bedeutet der Begriff „mineralisiert“, dass all diese Blätter, Wurzelstücke und toten Bodentierchen in ihre atomaren oder molekularen Einzelteile zerlegt werden. Jeder Nährstoff, den ein Lebewesen einmal in seinem Leben aufgenommen hat und aus dem es bestand, wird dabei wieder frei, gelangt in den Boden und kann von anderen Lebewesen wieder genutzt werden.

Die Mineralisation von organischem Material im Boden wird vollständig von im Boden lebenden Mikroorganismen durchgeführt. Sie bauen die organische Substanz ab und verwerten sie zum Teil als Nahrung. Die großen organischen Bausteine „verschwinden“ dabei praktisch – der Kohlenstoff entweicht als CO2 in die Luft, Minerale gehen in die Bodenlösung über.

Nitrosomonas
Bodenlebende Bakterien zerlegen das organische Material in seine Bestandteile. Diese Nitrosomonas etwa sind Teil der Umwandlung von Ammonium in Nitrat [Foto: paulista/ Shutterstock.com]

Diese Art von „Recycling“ bewegt sich in der Natur immer in Kreisläufen und spart jedem Hobbygärtner natürlich viel Dünger, denn die frei werdenden Mineralien können den Pflanzen als Nährstoffe dienen. Bei der Mineralisierung von organischem Material wird aber natürlich kein nützlicher Humus gebildet und auch der Humus selbst kann durch Mineralisierung abgebaut werden.

Für das unzersetzte organische Material im Boden gibt es also zwei Möglichkeiten: Vollständige Mineralisierung oder teilweise Zersetzung mit anschließender Humifizierung.

Humuswirtschaft

Die Mineralisierung ist eine nützliche Sache, denn sie liefert Pflanzennährstoffe. Die Humifizierung ist ebenso wichtig, weil durch den gebildeten Humus die Bodeneigenschaften verbessert werden, wie im oberen Abschnitt zu lesen ist.

Weder das eine noch das andere allein sollten wir uns für unseren Boden wünschen, unser Ziel ist – bei ausreichendem Humusgehalt – ein ausgewogenes Verhältnis. Man bezeichnet die Beeinflussung dieses Verhältnisses als „Humuswirtschaft“.

Es ist möglich, über die Menge und Art des dem Boden zugeführten Materials, Einfluss auf das Verhältnis von Humifizierung und Mineralisierung zu nehmen. Außerdem ist auch die Aktivität der im Boden lebenden Organismen veränderbar. Je nach Bodentyp und Art der Bewirtschaftung gibt es für Sie als „Bodenbesitzer“ viele Möglichkeiten, eine „Humuswirtschaft“ zu betreiben, die Ihren Bodenhumusgehalt erhält oder sogar steigert. Lesen Sie für genauere Informationen sowie praktische Anwendungs-Tipps zur Humuswirtschaft hier weiter.

Boden als Nahrungsgrundlage von Pflanzen
Da er die Nahrungsgrundlage unserer Pflanzen ist, sollte dem Boden mehr Beachtung geschenkt werden [Foto: igorstevanovic/ Shutterstock.com]

Humus kaufen: Darauf ist zu achten

Die Humusbildung ist ein langwieriger, natürlicher Prozess, der Ihnen viel Geduld abverlangt. Wenn es etwas schneller gehen soll, können Sie Humus gewissermaßen kaufen und dort verteilen, wo Sie ihn brauchen. Auf diesem Wege können Sie Humus erwerben:

  • Als Kompost vom Wertstoffhof
  • Als Blumenerde in Säcken
  • Vom Komposthaufen eines befreundeten Gartenbesitzers

Bedenken Sie, dass Humus ein Naturprodukt ist. Insbesondere die Eigenschaften von Kompost sind sehr variabel, je nach Ausgangsstoffen und Rottebedingungen. Der Kompost vom Wertstoffhof muss sich in gewissen gesetzlichen Grenzen bewegen und auch die Blumenerde erfüllt die Maßstäbe der Hersteller. Hier haben wir alle detaillierten Informationen zum Kaufen von Humus für Sie in unserem Spezial-Artikel zusammengefasst.

Wenn Sie den gerade käuflich erworbenen Humus auch behalten wollen, müssen Sie ihn vor dem Abbau schützen und den Aufbau von neuem Humus weiter fördern. Hierzu können Sie die Tipps aus dem Artikel zur Humuswirtschaft nutzen.