Einhäusige, zweihäusige & zwittrige Pflanzen: Erklärung und Beispiele

Kati
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Ich bin gelernte Gärtnerin und studierte Gartenbauwissenschaftlerin und liebe alles was wächst und grünt! Egal ob Strauch, Baum, Nutzpflanze oder vermeintliches Unkraut: Für mich ist jede Pflanze ein kleines Wunder.
Im Garten versorge ich meine 13 Hühner, baue Obst & Gemüse an und beobachte ansonsten, wie sich die Natur selbst verwaltet und gestaltet.

Lieblingsobst: Heidelbeere, Apfel
Lieblingsgemüse: Schmorgurke, Grünkohl, grüne Paprika

Die Vielfalt der Pflanzenblüten ist kaum überschaubar. Deshalb gibt es die Einteilung, dass Pflanzen einhäusig, zweihäusig oder zwittrig sein können.

einhäusige Pflanze
Der Rizinus gehört zu den einhäusigen Pflanzen und bildet oben weibliche und unten männliche Blüten

Die Fachsprache der Botaniker kann manchmal etwas verwirrend sein. Häufig hört man die Begriffe „einhäusig“, „zweihäusig“ und „zwittrig“ im Zusammenhang mit der Bestäubung und dem Fruchtansatz. Sie beschreiben die Verteilung weiblicher und männlicher Blütenorgane auf der Pflanze. Aber was bedeuten die Begriffe und was können wir als Gärtner davon ableiten? Dieser Artikel schafft Klarheit und liefert wertvolle Praxis-Tipps für Ihren Garten.

Übrigens: Unabhängig von der Häusigkeit der Pflanzen können sie sowohl durch Wind oder Wasser als auch von Insekten bestäubt werden. Bei allen Typen kommen verschiedene Bestäubungsarten vor.

Was sind einhäusige Pflanzen?

Einhäusige Pflanzen tragen sowohl rein männliche als auch rein weibliche Blüten. Männliche Blüten enthalten Staubblättern, die Pollen tragen. Weibliche Blüten erkennt man an den Fruchtblättern, dem sogenannten Stempel, auf dessen Narbe der Pollen übertragen wird. Einhäusige Pflanzen lassen sich also daran erkennen, dass sie zwei verschiedene Arten von Blüten ausbilden.

einhäusige Blüte
Die Staubblätter und Stempel – sie müssen sich nicht in derselben Blüte befinden [Foto: Halawi/ Shutterstock.com]

Tipp: Die Einhäusigkeit von Pflanzen wird in der Fachsprache auch als Monözie bezeichnet, was aus dem Altgriechischen stammt und frei übersetzt etwa „einzig“ und „Haus“ bedeutet. Gemeint ist, dass sich Männlein und Weiblein im selben Haus befinden, also dass Blüten beider Geschlechter auf derselben Pflanze liegen.

Allerdings erscheinen die weiblichen und männlichen Blüten einhäusiger Pflanzen nicht immer zur gleichen Zeit, am selben Ast oder gar in jedem Alter des Gewächses. Denn auch wenn eine Pflanze beide Blütentypen entwickelt, muss in der Regel Inzucht vermieden werden, um gesunde Nachkommen zu zeugen. Daher entwickeln viele einhäusige Pflanzen zuerst die Blüten des einen, dann zeitlich versetzt die Blüten des anderen Geschlechts (Dichogamie).

einhäusige Haselnuss
Die Haselnuss bildet 2 Blüten: Die männlichen Kätzchen und die weiblichen, nackten Narben [Foto: ClubhouseArts/ Shutterstock.com]

Alternativ trennen sie die Blütentypen räumlich, indem sie sich an verschiedenen Stellen an der Pflanze befinden. In der Regel sind die pollenspendenen, männlichen Blüten dann weit oben angeordnet, sodass ihr Pollen weit von der eigenen weiblichen Blüte weggeweht wird.

Außerdem kommt es vor, dass Pflanzen erst im Alter beide Blütenarten bilden: Früchte zu entwickeln, ist dann Aufgabe der voll entwickelten, erwachsenen Pflanzen – Pollen spenden die jüngeren Exemplare in der Umgebung.

Zu guter Letzt kann Selbstbefruchtung und Inzucht auch durch eine genetische Barriere verhindert werden: Sogenannten Sterilitätsgene blockieren das Einwachsen des Pollenschlauchs in den Fruchtknoten der weiblichen Blüte.

selbststerile Blüte
Auch wenn eigener Pollen zur Narbe gelangt, verhindert die Selbststerilität Inzucht [Foto: Choksawatdikorn/ Shutterstock.com]

Beispiele für einhäusige Pflanzen

Zu den einhäusigen Pflanzen gehören viele unserer Wild- und Kulturpflanzen, aber auch einige exotische Pflanzen:

Einhäusige Bäume

  • Kiefer (Pinus)
  • Lärche (Larix)
  • Hasel (Corylus avellana)
  • Walnuss (Juglans regia)
  • Erle (Alnus)
  • Weißbuche (Carpinus betulus)
  • Birke (Betula)
  • Die meisten Koniferen (Nadelbäume)
  • Esskastanie (Castanea sativa)
einhäusige Fichte
Die Samenstände, also Zapfen, von Fichten entstehen erst an ausreichend alten Bäumen [Foto: Henri Koskinen/ Shutterstock.com]

Einhäusiges Gemüse

  • Wassermelone (Citrullus lanatus)
  • Mais (Zea mays)
  • Gurke (Cucumis sativus)
  • Kürbis (Cucurbita spec.)
  • Zucchini (Cucurbita pepo convar. giromontiina)
einhäusige Gurken
Gurken bilden männliche und weibliche Blüten, die sich ähnlich sehen [Foto: irina_raduga/ Shutterstock.com]

Einige Pflanzen waren ursprünglich zweihäusig, wurden aber auf Einhäusigkeit hin selektiert, also gezielt gezüchtet. Das hat den Vorteil, dass ein Anbauer keine männlichen Pflanzen pflegen muss, die keinen Ertrag bringen – sondern nur fruchtende Exemplare. Die Edle Weinrebe (Vitis vinifera) und Echter Hanf (Cannabis sativa) sind zwei Beispiele für erzüchtete einhäusige Pflanzen.

Tipps zum Pflanzen

Die Blüte der Pflanze findet statt, auch wenn keine Befruchtung möglich ist. Wenn Sie sich nur am Zierwert schöner Blüten erfreuen wollen, gibt es also nichts Besonderes bei der Pflanzung einhäusiger Pflanzen zu beachten. Wollen Sie aber Früchte von einer Pflanze ernten, die einhäusig ist, sollten Sie sich vorher informieren. Wichtig ist, ob sie selbstfruchtbar ist oder Pollen eines fremden, genetisch unterschiedlichen Individuums benötigt, um gesunde Samen zu bilden.

Einhäusige Nüsse: Maronen, Haselnüsse und Walnüsse beispielsweise wachsen dichogam – männliche und weibliche Blüten erscheinen nicht zur selben Zeit. Steht in der Nachbarschaft kein passender Pollenspender, kann der Fruchtansatz daher gering ausfallen oder ganz fehlen.

einhäusige Walnuss
Die weiblichen Blüten der Walnuss werden hinter den Kätzchen leicht übersehen [Foto: alexmak7/ Shutterstock.com]

Einhäusiges Gemüse: Kürbisgewächse wie Gurke, Zucchini und Kürbis sind in der Lage, sich selbst zu befruchten. Fremdbefruchtung kann den Fruchtansatz aber verbessern. Mais ist ein Fremdbestäuber, sofern die Nachbarn keinen Mais anbauen, sollten also zwei verschiedene Sorten angebaut werden. Grundsätzlich wirkt sich eine hohe Sortenvielfalt oft positiv auf den Ertrag aus.

einhäusige Weinrebe
Aus der zweihäusigen Edlen Weinrebe wurde eine einhäusige Pflanze gezüchtet [Foto: patjo/ Shutterstock.com]

Was sind zwittrige Pflanzen?

Während bei getrenntgeschlechtlich einhäusigen Pflanzen rein weibliche und rein männliche Blüten gebildet werden, besitzen zwittrige Gewächse nur eine Art von Blüten – nämlich zwittrige. Diese enthalten also sowohl die männlichen als auch die weiblichen Blütenorgane: Frucht- und Staubblätter.

zwittrige Pflanze
Zwitterblüten enthalten sowohl den Stempel als auch pollentragende Staubblätter [Foto: arenysam/ Shutterstock.com]

Dass beide Organe so nah beieinanderstehen, bedeutet aber noch lange nicht, dass sich zwittrige Blüten selbst befruchten können. Es gibt nämlich selbstfruchtbare und nicht selbstfruchtbare zwittrige Pflanzen.

Ist das zwittrige Individuum selbstfruchtbar, läuft die Bestäubung oft bereits bei geschlossener Blüte ab – spätestens jedoch, wenn ein Insekt sich beim Sammeln von Nektar in der Blüte bewegt. Pollen wird dabei auf die eigene Narbe übertragen und befruchtet diese. In vielen Fällen wird aber auch bei zwittrigen Pflanzen Inzucht vermieden: Zum Beispiel durch die bereits erwähnten Sterilitätsgene, manchmal auch in Kombination mit sogenannter Heterostylie. Diese ist bei Primeln sehr schön zu beobachten: Es gibt Blüten mit kurzen und solche mit langen Stempeln, was die Fremdbefruchtung fördert und die Selbstbefruchtung hemmt.

Doch auch die Selbstbefruchtung ist durchaus möglich: Man spricht dann von Autogamie. Autogame, also selbstfruchtbare, Pflanzen finden wir in vielen Gärten. Beispielsweise Tomaten (Solanum lycopersicum), Erdbeeren (Fragaria x ananassa) und die meisten Kirschensorten (Prunus spec.) sind selbstfruchtbar, sie benötigen also keinen Bestäubungspartner.

zwittrige Blüte
Die Erdbeerblüte enthält viele Stempel und einige Staubblätter [Foto: Jonas Vegele/ Shutterstock.com]

Tipp: Die allermeisten Pflanzen sind einhäusig oder sogar zwittrig, nämlich etwa 95 %. Per Definition sind übrigens auch zwittrige Gewächse einhäusig: Männliche und weibliche Blütenorgane befinden sich schließlich auf derselben Pflanze.

Beispiele für zwittrige Pflanzen

Die Mehrzahl unserer heimischen Pflanzen und Nutzpflanzen bildet zwittrige Blüten aus:

  • Apfelbäume (Malus spec.)
  • Birnbäume (Pyrus spec.)
  • Kirschbäume (Prunus spec.)
  • Rosen (Rosa)
  • Olivenbäume (Olea europaea)
  • Die meisten Gemüsepflanzen
  • Viele Zierpflanzen, zum Beispiel Gänseblümchen (Bellis perennis)
Zwitterblüte
Alle Kirschen sind zwittrig – doch nicht alle selbstfruchtbar [Foto: Iva Vagnerova/ Shutterstock.com]

Tipps zur Verwendung

Auch bei zwittrigen Pflanzen ist es wichtig zu wissen, ob sie sich selbst erfolgreich befruchten können oder nicht, wenn Früchte und Samen entstehen sollen. Wird von einem Gemüse gar nicht die Frucht, sondern ein anderes Organ als Zierde gewünscht, geerntet oder verzehrt, muss natürlich kein Partner zur Befruchtung gesucht werden.

Beispiele für selbstfruchtbare zwittrige Nutzpflanzen:

  • Tomaten (Solanum lycopersicum)
  • Auberginen (Solanum melangena)
  • Paprika (Capsicum annuum)
  • Viele Bohnen (Phaseolus spec.)
  • Erbsen (Pisum sativum)
  • Feldsalat (Valerianella locusta)
  • Die meisten Erdbeeren (Fragaria x ananassa)
  • Alle Sauerkirschen und wenige Süßkirschsorten: z.B. ‘Stella’ und ‘Lapins’
selbstbefruchtende Pflanze
Tomaten sind selbstfruchtbar – doch Bestäubung findet ebenso statt [Foto: vallefrias/ Shutterstock.com]

Beispiele für fremdbefruchtete zwittrige Nutzpflanzen:

  • Äpfel
  • Die meisten Süßkirschen
  • Pastinake (Pastinaca sativa)
  • Porree (Allium porrum)
  • Kohlgewächse (Brassicacaea)

Häufig ist das Zeitfenster der Blüte nicht sehr lang. Damit die Fremdbestäubung erfolgreich ist, müssen sich die Blütezeiten der gewählten Sorten natürlicherweise überschneiden. Daher gibt es für viele Pflanzen-Bestäubungs-Tabellen, um zu erfahren, welche Sorten sich als Bestäuber eignen.

Tipp – Bestäubung fördern: Egal, ob Pflanzen einhäusig, zweihäusig oder zwittrig sind: In den allermeisten Fällen führt die Fremdbefruchtung zu qualitativ hochwertigeren Früchten und oft auch zu mehr Ertrag. Weil Bestäubung in sehr vielen Fällen von Insekten erledigt wird, fördern sowohl Hobbygärtner als auch professionelle Obst- und Gemüsebauern die Bestäubung, indem sie Insekten anlocken. Wollen auch Sie Insekten in Ihrem Garten mit einer Blumenwiese fördern, können Sie unseren Artikel zum Anlegen von Blumenwiesen lesen. Darin stellen wir unter anderem unsere Plantura Bienenweide vor, die Samen von über 20 verschiedenen Pflanzen enthält und damit eine gute Grundlage für eine ökologisch wertvolle Blühfläche ist.

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Übrigens: Pflanzen in die Kategorien „einhäusig“, „zweihäusig“ und „zwittrig“ einzuteilen, ist nur der Versuch von Botanikern, ein System in der Variabilität der Natur zu erkennen. Doch Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel, denn kein botanisches System passt wie angegossen an die Realität. Häufig kommen Mischformen vor. Ein Beispiel ist die Rosskastanie (Aesculus hippocastanum), die sowohl zwittrige als auch rein männliche und rein weibliche Blüten ausbilden kann. Andere Pflanzen sind in der Lage, Zwitterblüten sowie männliche oder weibliche Blüten entstehen zu lassen.

einhäusige und zweihäusige Pflanze
Kastanien bilden alle Arten von Blüten [Foto: Michiru13/ Shutterstock.com]

Was sind zweihäusige Pflanzen?

Nur etwa 5 % der Pflanzen sind zweihäusig – also mit männlichen und weiblichen Blüten auf verschiedenen Exemplaren. Es gibt also rein männliche und rein weibliche Pflanzen. Zweihäusigkeit hat für die Pflanze den Vorteil, dass eine Selbstbestäubung und damit Inzucht völlig ausgeschlossen sind. Ein Individuum kann nur durch eine andere befruchtet werden, beziehungsweise sie befruchten. So ist eine regelmäßige genetische Durchmischung garantiert. Bei zweihäusigen Pflanzenarten kann immer nur an den Weibchen eine Fruchtbildung beobachtet werden, die Männchen lassen dafür eine reichliche Pollenproduktion erkennen.

Tipp: Die Zweihäusigkeit von Pflanzen wird in der Fachsprache auch als Diözie bezeichnet, was aus dem Altgriechischen stammt und frei übersetzt etwa „zweimal“ und „Haus“ bedeutet. Die Geschlechter befinden sich also in „zwei Häusern“, nämlich an zwei verschiedenen Pflanzen.

zweihäusige Kiwi
Kiwis sind meist zweihäusig, es gibt aber auch einhäusige Züchtungen [Foto: vit-vit/ Shutterstock.com]

Beispiele für zweihäusige Pflanzen

Zweihäusige Gartenpflanzen:

  • Salweide (Salix caprea)
  • Stechpalme (Ilex spec.)
  • Ginkgo (Ginkgo biloba) – es werden in der Regel nur Männchen gepflanzt
  • Sanddorn (Hippophae rhamnoides)
  • Kiwi (Actinidia deliciosa) – es gibt auch einhäusige Sorten
  • Lichtnelke (Silence dioica)
  • Fingerstrauch (Potentialla futicosa) – es werden in der Regel nur Weibchen gepflanzt
  • Hopfen (Humulus lupulus)
  • Eibe (Taxus baccata)
  • Skimmie (Skimmia japonica)
  • Spinat (Spinacia oleracea)
  • Manche Wassermelonensorten
  • Spargel (Asparagus officinalis)
Zweihäusigkeit
Skimmien bilden nur Beeren, wenn beide Geschlechter zugegen sind [Foto: David_Maddock/ Shutterstock.com]

Tipps zum Pflanzen

Ist das Ernten oder Bewundern der Früchte das Ziel der Pflanzung, müssen bei zweihäusigen Pflanzen sowohl Weibchen also auch Männchen gepflanzt werden, damit es zum Fruchtansatz kommt. Oft genügen wenige männliche Pflanzen für die Pollenproduktion, um viele Weibchen zu befruchten.

Bei einigen Pflanzen ist der Fruchtansatz gewünscht: Wer möchte schon auf die roten Beeren der Eibe, des Ilex oder der Skimmie verzichten, geschweige denn auf schmackhaften Sanddorn oder Kiwis? Bei anderen Pflanzen wird die Befruchtung besser vermieden. Ginkgo-Weibchen bilden etliche sehr unangenehm stinkende Früchte aus – daher werden in der Regel nur männliche Ginkgos gepflanzt.

zweihäusige Pflanze
Sie sieht man selten: Kräftig stinkende Ginkgo-Früchte [Foto: Bildagentur Zoonar GmbH/ Shutterstock.com]

Bei einigen der vorgestellten Pflanzen sind nur wenige Sorten züchterisch so bearbeitet, dass sie selbstfruchtbar oder wenigstens einhäusig sind, um die Kultur zu vereinfachen.

Sie wissen noch nicht, wie genau sich die Begriffe „Pflanzenart“ und „Pflanzensorte“ unterscheiden? Dann informieren Sie sich in unserem Spezialartikel darüber, was genau der Unterschied zwischen Pflanzenarten und -sorten ist.

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