Humuswirtschaft: Anleitung & Experten-Tipps

Kati
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Ich bin gelernte Gärtnerin und studierte Gartenbauwissenschaftlerin und liebe alles was wächst und grünt! Egal ob Strauch, Baum, Nutzpflanze oder vermeintliches Unkraut: Für mich ist jede Pflanze ein kleines Wunder.
Im Garten versorge ich meine 13 Hühner, baue Obst & Gemüse an und beobachte ansonsten, wie sich die Natur selbst verwaltet und gestaltet.

Lieblingsobst: Heidelbeere, Apfel
Lieblingsgemüse: Schmorgurke, Grünkohl, grüne Paprika

Humus sorgt für ein gutes Pflanzenwachstum. Wie Sie für eine reiche Ausbeute an Humus in Ihrem Garten sorgen können, erfahren Sie in unserem Artikel.

Humuswirtschaft im eigenen Garten
Der Ausgangsstoff für Humus ist tote organische Substanz [Foto: Rainer Fuhrmann/ Shutterstock.com]

Der Ausgangsstoff für Humus ist tote organische Substanz. Diese kann jedoch entweder in Humus umgewandelt oder zu Nährstoffen abgebaut werden. Die Entstehung von Humus nennt man Humifizierung, den Abbau und das Freiwerden von Nährstoffen Mineralisierung. Die beiden Prozesse sollten in einem ausgeglichenen Verhältnis zueinander stehen, sodass ausreichend Humus entsteht und ebenso ausreichend Nährstoffe frei werden, um den im Boden wachsenden Pflanzen zur Verfügung stehen zu können.

Wenn Sie die Prozesse von Mineralisierung und Humifizierung genauer kennenlernen wollen, dann können Sie hier weitere Informationen finden.

Die Humuswirtschaft beschäftigt sich nun mit dem Ausgleichen des Verhältnisses von Humusbildung und Nährstoff-Freisetzung. Dieses Verhältnis wird von vielen Faktoren beeinflusst, die wir Ihnen nachfolgend etwas genauer erklären. Maßgeblich sind immer Bodenorganismen beteiligt, ob humifiziert oder mineralisiert wird, hängt entscheidend von ihrer Aktivität ab.

Humuswirtschaft: Anleitung

Durch die Beachtung der im Folgenden aufgelisteten und detailliert beschriebenen Faktoren können Sie die Humusbildung Ihres Bodens aktiv beeinflussen und steigern.

1. Boden pH-Wert

Die meisten Bodenbewohner lieben eine neutralen pH-Wert, folglich kann das Ausbringen von Kalk, der den pH-Wert leicht anhebt, die Aktivität von Bodenorganismen steigern. Das kann dann zu einer verstärkten Mineralisierung führen und eventuell sogar zu Humusabbau. Andersherum senkt ein niedriger pH-Wert die Aktivität von Mikroorganismen, manchmal sogar so weit, dass das organische Material nur noch von einigen Pilzen zersetzt wird. Sehr saure Böden sind deshalb häufig humusreich, aber nährstoffarm, denn das organische Material kann nicht mineralisiert werden. Diesen Umstand kann man zum Beispiel in den Tropen oder auf sauren Waldböden beobachten, wo sich dicke Auflagen von nur leicht zersetztem organischen Material und sogenanntem Rohhumus finden lassen.

Will man den pH-Wert beeinflussen, ist es sinnvoll, vorher festzustellen, welchen pH-Wert der eigene Boden hat. Hierzu kann man entweder Bodenproben in ein Labor einschicken (zum Beispiel beim Raiffeisen-Laborservice), den Boden selbst testen (zum Beispiel mit pH-Indikatorstäbchen oder einem pH-Messgerät) oder man findet Zeigerpflanzen im eigenen Garten, die anzeigen, wie sauer der Boden ungefähr ist.

Die Tabelle zeigt Zeigerpflanzen für saure und alkalische Böden
Hasenklee auf saurem Boden
Hasenklee ist ein Indikator für einen sauren Boden [Foto: Ole Schoener/ Shutterstock.com]

Da der pH-Wert des gesamten Bodens kaum beeinflussbar ist, sollte folgendermaßen mit der Information umgegangen werden:

Böden, die bereits alkalisch sind, sollten auf keinen Fall noch gekalkt werden. Die Mikroorganismen werden durch den hohen pH-Wert bereits gefördert. Falls Calcium als Pflanzennährstoff ausgebracht wird, dann sollte er in einer langsam abbaubaren Form wie Hüttenkalk ausgebracht werden. Ist der Boden sauer (pH unter 7), darf bedenkenlos gekalkt werden, um Calcium als Pflanzennährstoff zu düngen oder die Mineralisation anzuregen.

Trotzdem sollte man auch in diesem Fall darauf verzichten, direkt nach einer organischen Düngung (zum Beispiel mit Kompost oder Pferdeäpfeln) zu kalken, da das Bodenleben sonst so schnell mineralisiert, sodass viel Humus verloren geht. Besser ist es, mindestens ein Jahr mit der Kalkung zu warten, nachdem man in großen Mengen organisch gedüngt hat.

Auch einige Düngemittel beeinflussen den pH-Wert des Bodens: Stickstoff in Form von Ammonium macht den Boden saurer, während Stickstoff in Form von Nitrat ihn alkalischer werden lässt. Wenn man diese Arten von Stickstoffdünger verwendet, sollte man also darüber nachdenken, die Form der Stickstoffgabe abzuwechseln, wenn der pH-Wert des Bodens sich nicht ändern soll.

2. Bodenbelüftung

Die meisten Organismen, die sich mit der organischen Substanz im Boden befassen sind aerob (von griechisch „Aer“ = Luft) , das heißt, dass sie Sauerstoff benötigen um zu überleben. Je mehr Sauerstoff im Boden vorhanden ist, umso aktiver sind sie. Ein verdichteter oder vernässter Boden enthält nur noch sehr wenig Sauerstoff, sodass eine große Menge der Mikroorganismen abstirbt und weniger organisches Material umgesetzt wird. Um das zu verstehen, muss man sich nur ein Moor vorstellen: Der Torf kann nur deswegen in so dicken Schichten entstehen, weil der Abbau durch Mikroorganismen durch den Mangel an Sauerstoff gehemmt ist.

Werkzeug für Humusboden
Flache, schonende Bodenbearbeitung kann die Fruchtbarkeit von Böden steigern [Foto: Tobias Arhelger/ Shutterstock.com]

Es gibt viele Studien, die belegen, dass der Humusgehalt von Böden sinkt, wenn sie bewirtschaftet werden. Das liegt unter anderem an der intensiven Bearbeitung. Durch das ständige Wenden, Grubbern, Pflügen und Umgraben gelangt viel mehr Sauerstoff in den Boden, sodass das aerobe Bodenleben zur Höchstform aufläuft und viel Humus umgesetzt wird. Zwar werden so auch viele Nährstoffe frei, doch der Humusgehalt sinkt. Einige Landwirte nutzen daher inzwischen statt der „wendenden Bodenbearbeitung“, bei der der Boden umgewendet wird, eine schonendere Bearbeitung, bei der weniger mit Pflug oder Fräse gewendet und eher oberflächlich gelockert wird, die sogenannte „konservierende Bodenbearbeitung“.

Wer seinen Humus erhalten will, der verzichtet also auf allzu häufiges Fräsen oder andere Arbeiten, bei denen der Boden zu stark belüftet wird und gräbt besser nur einmal im Jahr mit einer Grabegabel das Beet um, um den Boden zu lockern. Die oberflächliche Lockerung vor der Aussaat, beim Einarbeiten von Dünger oder das Hacken gegen Unkraut und Wasserverlust ist natürlich jederzeit erlaubt.

Bearbeitung von Humusboden
Tiefes Mischen und Wenden kann zum Verlust von Humus führen [Foto: rodimov/ Shutterstock.com]

3. Nährstoffgehalt des Bodens und des Substrates

Als „Substrat“ wird der Lebensraum und zugleich die Nahrung der Organismen bezeichnet. Das organische Material, das zersetzt wird, besteht nicht nur aus Nährstoffen, den größten Mengenanteil macht der Kohlenstoff aus. Das Verhältnis, in dem der Kohlenstoff (C) und der Stickstoff (N) zueinander stehen wird als C/N-Verhältnis bezeichnet. Der Stickstoff ist die Nahrungsgrundlage vieler Bodenorganismen, der Kohlenstoff das „Gerüst“, aus dem alles Organische aufgebaut ist, zum Beispiel Zucker, Stärke oder Zellulose in Pflanzenzellen.
Ist das C/N-Verhältnis des Substrates sehr groß (also viel Kohlenstoff, wenig Stickstoff), haben die Bodenorganismen viel Umsetzungsarbeit vor sich – doch wenig Stickstoff als Energiequelle zur Bewältigung dieser Arbeit. Folglich wird dieses Material also nicht so schnell mineralisiert, sodass in diesem Fall eher Humus entsteht.
Ist das C/N-Verhältnis des Substrates aber klein (also viel Stickstoff, wenig Kohlenstoff), haben die Bodenorganismen genug Nahrung in Form von Stickstoff, um sofort viel Material zu mineralisieren – es entsteht also weniger Humus. Stattdessen werden viele Nährstoffe frei. Das Kohlenstoff-Gerüst des umgesetzten Materials wird dabei als Kohlenstoffdioxid (CO2) entlassen und verlässt den Boden. Allgemein lässt sich sagen, dass holziges Pflanzenmaterial eher ein hohes C/N-Verhältnis hat, während grünes, weiches Pflanzenmaterial ein kleines C/N-Verhältnis hat.

Tabelle 2 organische substanz
Das Verhältnis, in dem der Kohlenstoff (C) und der Stickstoff (N) zueinander stehen wird als C/N-Verhältnis bezeichnet

Tipp: Ab einem C/N – Verhältnis von über 25 : 1 ist der Abbau gehemmt, sodass eher Humus entsteht. Bei C/N – Verhältnissen unter 20 : 1 wird der organisch gebundene Stickstoff schnell frei.

Wenn Sie Ihren Boden düngen, sollten Sie also auf das C/N-Verhältnis achten: Wenn Sie viel Stickstoff einbringen, steigern Sie die Aktivität der Bodenorganismen. Um zu verhindern, dass sie infolgedessen Ihren Humus abbauen, ist es sehr wichtig, ihnen neuen Kohlenstoff in Form von schwer abbaubarem organischen Material anzubieten. Gleichzeitiges Einarbeiten von klein gehäckselten Gartenabfällen, Holzhackschnitzeln, Rindenmulch oder Stroh wäre zum Beispiel möglich. Sie können diese Gartenabfälle auch einer Verrottung unterziehen: Durch den Verrottungsprozess (zum Beispiel auf einem Komposthaufen) wird das C/N-Verhältnis ein klein wenig in Richtung N verschoben, lässt sich durch die weichere Struktur so besser in Ihren Boden einarbeiten und wird schneller zu Humus umgesetzt.

Organisches Material mit sehr kleinem C/N-Verhältnis wird durch den hohen Stickstoffgehalt schnell mineralisiert, es sollte eher wie eine Art Dünger behandelt werden. Materialien mit kleinem C/N-Verhältnis sind zum Beispiel Gemüseabfälle aus der Küche, Gülle oder Mist und frischer Rasenschnitt.

Wenn möglich, sollten Sie organisch düngen – Kompost, Pferdemist mit Stroh und auch organische Handelsdünger besitzen ein C/N-Verhältnis, das die Humusbildung fördert.

4. Bodentemperatur

Bodenlebewesen mögen es recht warm. Die Aktivität des Bodenlebens steigt mit der Temperatur, vorausgesetzt, es ist auch ausreichend feucht im Boden. Eigentlich ist es sehr positiv, wenn sich ein Boden leicht erwärmt. Pflanzen wachsen dann früher im Jahr und auch schneller auf ihm, die Bodenorganismen liefern ihnen dabei Nährstoffe. Problematisch ist es jedoch, wenn ein Boden ohne Bewuchs sich erwärmt und die Bodenorganismen fleißig Nährstoffe liefern, die keine Pflanze aufnimmt.

In diesem Fall kann es dazu kommen, dass Nährstoffe mit dem Regen- oder Gießwasser nach unten ausgewaschen werden, wo die Pflanzen sie nicht mehr nutzen können und sie im schlimmsten Fall das Grundwasser beeinträchtigen. Gleichzeitig entweicht dem Boden der Humus in Form von Kohlenstoffdioxid in die Luft. Wenn anschließend keine Pflanzenteile auf den Boden gelangen, die den verschwundenen Kohlenstoff ersetzen können, dann sinkt natürlich der Humusgehalt des Bodens. Aus diesem Grund sollte man es vermeiden, dass ein Boden völlig unbewachsen bleibt, im Zweifel kann man eine Gründüngung aussäen. Die Pflanzen nehmen einerseits Nährstoffe auf, andererseits fixieren sie den Kohlenstoff aus der Luft, sodass er wieder in den Boden gelangt, wenn man die Gründüngung später einarbeitet. Durch ihr Laub beschatten sie zudem auch den Boden, sodass er kühler bleibt. Wer keine Gründüngung ausbringen kann oder will, der sollte darüber nachdenken, die Fläche mit einer Mulchschicht abzudecken.

Mulch im Beet
In diesem Beet wurde Mulch ausgebracht. Dieser liefert für den Boden Humus und Nährstoffe nach, vermindert den Wasserverlust durch Verdunstung und hält ihn im Sommer kühl und im Winter warm. [Foto: Ozgur Coskun/ Shutterstock.com]

5. Wasser

Wie alle Lebewesen benötigen auch die Bodenbewohner Wasser, nicht nur, weil es ein Bestandteil ihrer Körper ist, sondern auch, weil sie sich im feuchten Boden besser fortbewegen können. Außerdem können viele wichtige chemische Prozesse nur ablaufen, wenn es feucht genug ist. In zu trockenen Böden wird also auch kein oder wenig organisches Material umgesetzt. Zu viel Wasser wiederum lässt den Bodenbewohnern den Sauerstoff knapp werden, was ebenfalls zu einer gehemmten Umsetzung führt. Wie viel Wasser auf einem Boden ausgebracht wird, hängt natürlich vor allem von den Pflanzen ab, die darauf wachsen. Sich bei diesem Faktor an den Bodenorganismen zu orientieren, wäre nicht optimal. Gegossen werden darf also immer nach Bedarf.

Humuswirtschaft: Unser Fazit

Wer Humus aufbauen will, sollte sparsam kalken, um den pH-Wert seines Bodens nicht zu stark zu erhöhen. Um zu starke Belüftung zu vermeiden, sollte möglichst wenig wendend und mischend sondern nur lockernd bearbeitet werden. Es ist sehr wichtig, bei jeder Düngung auf die gleichmäßige Zufuhr von schwer abbaubarem organischen Material zu achten. Boden sollte außerdem möglichst nie brachliegen und unbeschattet sein.

Tipp: Wenn Sie das Bodenleben anregen möchten, können Sie auch einen sogenannten Bodenaktivator verwenden. Unser Plantura Bio-Bodenaktivator enthält lebende Mykorrhiza-Pilze, die die Aktivität im Boden anregen und somit langfristig für einen gesunden und fruchtbaren Untergrund sorgen.

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