Ölrettich: Aussaat als Zwischenfrucht, Pflege & Ernte

Regina
Regina
Regina
Regina

Ich habe Gartenbauwissenschaften am WZW in Freising studiert und pflanze in meiner Freizeit auf einem Stück Acker alles an, was Wurzeln hat. Das Thema Selbstversorgung und saisonale Ernährung liegt mir dabei besonders am Herzen.

Lieblingsobst: Quitte, Kornelkirsche und Heidelbeere
Lieblingsgemüse: Erbsen, Tomaten und Knoblauch

Der Ölrettich ist eine alte Nutzpflanze, die als Ölpflanze und zur Gründüngung angepflanzt wird. Wir geben Ihnen Tipps zum Anbau von Ölrettich im Garten.

Meliorationsrettich
Der Ölrettich ist eine vielfältige Nutzpflanze und kann unter anderem zur Ölgewinnung und als Gründüngung angebaut werden [Foto: S.O.E/ Shutterstock.com]

Ölrettich gilt als schnellwachsende und tiefwurzelnde Pflanze mit hohem Blattmasseanteil. Die Samen der Ölpflanze können geerntet werden. Aber auch die tiefen Pfahlwurzeln stellen einen echten Mehrwert für die Bodenfruchtbarkeit im Garten dar. In diesem Artikel erfahren Sie alles zu Anbau, Pflege und Verwendung von Ölrettich.

Ölrettich: Blüte, Herkunft und Eigenschaften

Der Ölrettich (Raphanus sativus var. oleiformis) gehört zur Familie der Kohlgewächse (Brassicaceae) und kommt ursprünglich aus wärmeren Gefilden. Die ältesten Aufzeichnungen über die Ölpflanze stammen aus Ägypten, die genaue Entstehung oder Herkunft ist jedoch unklar. An langen, eher dünnen Stängeln bildet der Ölrettich wechselständig länglich-oval gefiederte und radieschenartige Blätter aus. Die einjährige Pflanze ist nicht winterhart und bildet zwischen Mai und Juni eine für Bienen attraktive Blüte. Diese weist den für Kreuzblütler markanten Bau aus vier kreuzständigen Blütenblättern auf. Das Farbspektrum der Blüte reicht von Gelb über Weiß bis Lila. Die auch als Meliorationsrettich bezeichnete Pflanze erreicht eine Wuchshöhe von 50 – 100 cm. Eine tiefe Pfahlwurzel verankert den Rettich unterirdisch im Boden. Sie wurde früher, ähnlich wie Raps (Brassica napus), für die Ölgewinnung gezüchtet. Aktuell sind der Anbau und die Nutzung als Ölpflanze stark rückläufig. Lediglich in Japan, China und Mitteleuropa wird die Ölsaat noch angebaut. Stattdessen steht heute die Verwendung des Ölrettichs als Gründüngung im Vordergrund.

Ölrettich-Pflanze
Die Blüte des Ölrettichs erscheint bei früher Aussaat zwischen Mai und Juni [Foto: Wolfen/ Shutterstock.com]

Die besten Ölrettich-Sorten

Ölrettich-Sorten unterscheiden sich in ihrer Blütenfarbe, der Rettichbildung der Wurzel, der Fruchtbarkeit der Blüten und in Resistenzen gegenüber verschiedenen Krankheiten. Gegenüber schädlichen Fadenwürmern (Nematoden) resistente Ölrettich-Sorten verringern deren Befallsdruck für nachfolgende Kulturen. Besonders Kartoffeln (Solanum tuberosum) profitieren auch davon, da Pflanzennematoden Viren übertragen und Kartoffelkrankheiten wie die Eisenfleckigkeit auslösen können. Es gibt folgende Ölrettich-Sorten zur Auswahl:

  • ‘Contra‘ eignet sich gezielt für den Einsatz als Gründüngung. Die Sorte zeichnet sich durch eine Multiresistenz gegenüber verschiedenen Krankheiten sowie Nematoden aus. Ein ungewolltes Aussäen der Pflanze wird durch eine geringe Blühneigung vermindert.
  • ‘Litinia‘ zeigt eine attraktive violett-weiße Blüte und überzeugt durch ihren raschen Wuchs und die tiefen Pfahlwurzeln auf nematodenfreiem Boden.
  • ‘Radetzky‘ besitzt eine gute Nematodenresistenz und verhindert aufgrund seines schnellen Blattwachstums jeglichen Unkrautaufwuchs. Die schnellwachsende Sorte eignet sich für fast jeden Standort.
  • ’Romesa‘ ist eine Ölrettich-Sorte für nematodenfreie Flächen. Sie ist als Vorkultur und als Grünfutterpflanze für Tiere gut geeignet. Bei einer langen Standzeit beginnt ‘Romesa‘ Samen auszubilden, die Vögeln als Nahrungsquelle dienen, aber eventuell im Folgejahr zu unerwünschtem Aufwuchs führen.
  • ‘Rufus‘ ist eine weitere robuste Sorte gegenüber Nematoden. Die Pflanze beschattet bereits im Jungstadium den Boden gut und zeichnet sich durch einen hohen Wurzelmasseertrag aus. Hierbei spricht man von der sogenannten Rettichbildung.
Ölrettich
Ölrettich kann dank seiner hohen Biomasseproduktion auch als Grünfutter oder Mulchschicht dienen [Foto: Geshas/ Shutterstock.com]

Tipp: Auch eine Übersicht weiterer Rettich-Sorten finden Sie bei uns.

Aussaat von Ölrettich: Schritt für Schritt

Der Ölrettich ist in der Kulturführung einfach. Spezielle Ansprüche an den Standort stellt der Ölrettich nicht. Er wächst nahezu auf allen Böden. Eine sonnige Lage fördert die Ausreifung und Trocknung der Samen. Ein tiefgründiger Boden ist für eine ausgeprägte Wurzelentwicklung jedoch hilfreich. Die Aussaat beginnt je nach Sorte schon im März und ist bis in den Herbst hinein möglich. Grundsätzlich gilt, dass zur Samengewinnung zwischen März und Mai gesät werden sollte. Wird der Ölrettich als abfrierende Winterbegrünung verwendet, erfolgt die Aussaat zwischen Anfang Juli und Mitte September. Das Ausbringen des Saatguts erfolgt entweder breitwürfig oder in Reihen. Bei der Reihensaat sollt der Abstand zwischen den Reihen etwa 20 – 40 cm betragen. Hinsichtlich der Aussaattiefe sind 2 und 4 cm ideal. Je Quadratmeter rechnet man mit etwa 3 Gramm Saatgut. Die Keimung erfolgt bei Temperaturen über 2 °C und dauert etwa zwei Wochen. Durch die niedrige Keimtemperatur ist ein Ausbringen der Samen noch im Herbst möglich.

Ölrettich-Samen
Die Aussaat von Ölrettich erfolgt zwischen März und Oktober [Foto: Elenfantasia/ Shutterstock.com]

Die richtige Pflege

Die Pflege des Ölrettichs gestaltet sich sehr einfach. Während der Kulturdauer sind keine besonderen Pflegemaßnahmen vonnöten. In heißen und trockenen Perioden während der Keimlingsphase sollten die Ölrettiche gewässert werden. Sind die langen Pfahlwurzeln erst einmal ausgebildet, zeigt sich der Kreuzblättler als trockentolerant. Eine Düngung ist auf den meisten Böden nicht notwendig. Ölrettich kann sich bei frühzeitiger Anzucht selbst aussäen. Man verhindert dies, indem man die Blütenstiele nach der Blüte zurückschneidet. Bei Aussaat im Spätsommer und Herbst kommt der Ölrettich hingegen nicht zur Samenreife. Ölrettich zeigt sich weitestgehend robust gegenüber der Kohlhernie und gilt als selbstverträglich.

Ist Ölrettich winterhart? Der Ölrettich ist in den meisten Gebieten nicht winterhart und friert den Winter über bei Temperaturen von unter – 10 °C vollständig ab.

Ölrettich als Zwischenfrucht und zur Gründüngung

Unter Gründüngung versteht man vereinfacht gesagt das Aussäen von Pflanzen mit dem Ziel, die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern und den Humusgehalt zu erhöhen. Ölrettich eignet sich aufgrund seiner großen Biomasse und der tiefreichenden Wurzeln vor allem als Gründüngung für leicht verdichtete, schlecht drainierende und humusarme Böden. Auch erosionsgefährdete Flächen an Hängen und Böschungen profitieren von einer Gründüngung mit Ölrettich. Andere Kohlgewächse sollten nicht direkt als Vor- oder Nachkultur auf demselben Beet angepflanzt werden.

In kalten Wintern friert der Ölrettich zuverlässig ab und der Aufwuchs verbleibt als Mulchschicht auf dem Beet zurück. Im Frühjahr kann das Beet umgegraben und die organische Substanz so den Mikroorganismen zugeführt werden. Unser Plantura Bio-Bodenaktivator unterstützt mithilfe der enthaltenen Nährstoffe die Arbeit der Bodenorganismen und bringt nebenbei pflanzenfördernde Mykorrhiza-Pilze mit in den Boden. Zum Ende der Kulturzeit kann der Aufwuchs alternativ auch im Herbst vor den ersten Frösten zerkleinert und in den Boden eingearbeitet werden. Hier erfolgt die Mineralisierung der Nährstoffe vergleichsweise rascher und die Folgekultur profitiert schneller von der Gründüngung. Der Boden verbleibt allerdings weniger geschützt vor Wind- und Wassererosion.

Bio-Bodenaktivator 10,5 kg (Sack)
Bio-Bodenaktivator 10,5 kg (Sack)
star-placeholder star-placeholder star-placeholder star-placeholder star-placeholder
star-rating star-rating star-rating star-rating star-rating
(4.8/5)
  • Fördert die Humusbildung und aktiviert den Boden in Beeten und im Rasen
  • Mit lebenden Mykorrhiza-Pilzen für optimale Bodenfruchtbarkeit
  • Tierfreier Bodenaktivator - unbedenklich für Haus- & Gartentiere
39,99 €
Grundpreis: 3,81 €/kg

Ist Ölrettich essbar?

Wie alle Kohlarten bildet auch der Ölrettich antibakterielle Senföle, die bei der Zerstörung von Zellen, beispielsweise beim Schneiden oder Kochen, einen scharfen, kohligen Geschmack und Geruch ausbilden. Grundsätzlich ist der gesamte Ölrettich essbar. Junge Blätter können wie bei anderen Kohlarten in der Küche verwendet werden. Mit zunehmendem Alter schmeckt das Blattwerk vermehrt bitter und scharf, weshalb viele Tiere den Ölrettich nur in Mischungen mit anderen Futterpflanzen gern annehmen. Die Blüten können als scharf schmeckende, essbare Dekoration auf Salate und andere Speisen gegeben werden. Junge und zarte Schoten lassen sich außerdem als grünes Gemüse in der Pfanne zubereiten. Die Wurzel des Ölrettichs ist ebenfalls genießbar, jedoch verholzt sie recht zügig im Jungpflanzenstadium. Im kommerziellen Anbau finden nur die Schoten der Pflanze Verwendung. Diese werden nach der vollständigen Abreife im Herbst gedroschen und das in den Ölrettich-Samen enthaltene Öl abgepresst.

Der Senf (Sinapis) ist ein Verwandter des Ölrettichs und kann ebenso als Gründüngung oder zur Samengewinnung angepflanzt werden. In unserem Spezialartikel erfahren Sie alles rund um das Thema Senfpflanze.

Jetzt zur Plantura Garten-Post anmelden