Pilze auf Baumstämmen anbauen: Anleitung & Experten-Tipps

Regina
Regina
Regina
Regina

Ich habe Gartenbauwissenschaften am WZW in Freising studiert und pflanze in meiner Freizeit auf einem Stück Acker alles an, was Wurzeln hat. Das Thema Selbstversorgung und saisonale Ernährung liegt mir dabei besonders am Herzen.

Lieblingsobst: Quitte, Kornelkirsche und Heidelbeere
Lieblingsgemüse: Erbsen, Tomaten und Knoblauch

Schattige Orte im Garten sind ideale Standorte für die Pilzzucht auf Baumstämmen. Hier erfahren Sie, wie Sie leckere Speisepilze naturnah anbauen können.

Austernpilz am Baumstumpf
Mit der Schnittimpfmethode lassen sich sehr gut Austernpilze anbauen [Foto: 8th.creator/ Shutterstock.com]

Wer einen Garten sein Eigen nennt und hin und wieder einen Baum beseitigen muss, weiß oft nicht wohin mit dem Holz. Mit dem Anbau von Speisepilzen auf Baumstämmen wird der Baum ideal und pflegeleicht verwertet. Hier erfahren Sie, wie man ohne viel Aufwand und über mehrere Jahre hinweg direkt vor der Haustür frische Pilze anbauen kann.

Pilze auf Baumstämmen anbauen

Der Anbau von Speisepilzen auf Holz ist die ursprünglichste und natürlichste Form der Pilzzucht und wurde vor Tausenden von Jahren in Südostasien – besonders in Japan und China – entwickelt. Als exklusives Genussmittel überbrachte man Shiitake-Pilze (Lentinula edodes) als Geschenk den Königen und Kaisern des Landes. In der traditionellen chinesischen Medizin spielt die Verwendung von Pilzen bis heute eine wichtige Rolle und so kultivierte man schon früh auch Heilpilze auf Baumstämmen. Wie Sie in Ihrem eigenen Garten Pilze mit Holz kultivieren können, haben wir hier für Sie zusammengetragen.

Das richtige Holz für den Pilzanbau

Die meisten Pilze wachsen mit Vorliebe auf Laubhölzern wie Buche, Eiche und Birke sowie auf allen Obsthölzern. Sie ernähren sich überwiegend von Zellulose und Lignin, den Stoffen, die Holz so hart und robust machen. Mit der Zeit zersetzen sie so auch die dicksten Stämme und recyceln das Totholz zu organischer Substanz. Nadelbäume besitzen jedoch zähflüssige klebrige Harze, auf die die meisten Speisepilze lieber verzichten. Die Ausnahme bildet der Rauchblättrige Schwefelkopf (Hypholoma capnoides), der besonders gerne Fichten und seltener auch Kiefern und Weißtannen besiedelt.

Das Holz für die Pilzstämme sollte möglichst frisch geschlagen und anschließend mindestens zwei, aber nicht länger als vier Monate lagern. Der Stammdurchmesser des Holzes sollte etwa 20 bis 30 Zentimeter, und die Länge etwa 50 bis 100 Zentimeter betragen, sonst trocknet der Stamm zu schnell aus. Für Shiitake genügt auch schon ein Stämmchen mit 10 bis 15 Zentimeter Durchmesser. Die Rinde sollte möglichst unbeschadet sein, denn sie hält später die Feuchtigkeit besser im Holz. Der Stamm wird nun zwei bis drei Tage gewässert, dabei sollte er vollständig mit Wasser bedeckt sein.

Welche Pilz-Arten eignen sich?

Pilze bilden ein äußerst vielfältiges Reich der Lebewesen. Sie ernähren sich von Lebensmitteln, reifem Kompost oder auch umgestürzten Baumriesen. Für die eigene Pilzzucht im Garten wählt man natürlich diejenigen Speisepilze, die mit Vorliebe Holz zersetzen. Hier haben wir für Sie die wichtigsten Arten aufgelistet.

Austernseitling (Pleurotus ostreatus): Einer der bekanntesten baumbewohnenden Speisepilze, der herabgedrückte Hüte bildet, die im jungen Zustand an den Rändern eingerollt sind. Es gibt ihn in den Farben Taubenblau, Grau, Weiß und Hellbraun. Sein Geschmack ist sehr fein und mild und eignet sich daher sehr gut für Suppen, Soßen und Fleischgerichte.

Enoki/Samtfußrübling (Flammulina velutipes): In Japan äußerst beliebter Speisepilz mit glänzenden honigfarbenen, zur Mitte hin dunkleren Schirmen. Bildet ohne Licht und in Gefäßen kultiviert langgezogene, farblose Fruchtkörper und ist meist nur so im Handel erhältlich. Wunderbar süßlich und mild im Geschmack.

Rosenseitling (Pleurotus djamor): Wegen seiner zartrosa Farbe auch Flamingo-Seitling genannt. Der Pilz ist verwandt mit den Austernseitlingen und besitzt einen fächerartig mit Lamellen überzogenen Fruchtkörper mit samtiger Oberfläche und feinem Pilzgeschmack.

Rosenseitling am Baum
Der Rosenseitling ist ein besonderer Blickfang [Foto: Cora Mueller/ Shutterstock.com]

Limonenseitling/Zitronengelber Seitling (Pleurotus citrinopileatus): Hellgelber Speisepilz, der eng verwandt mit den Austernseitlingen ist, was man auch an der Form der Fruchtkörper sieht. Der Geschmack erinnert an Zitrone, was ihn als Beilage zu Fisch oder Salaten sehr interessant macht.

Rauchblättiger Schwefelkopf (Hypholoma capnoides): Als einziger Speisepilz besiedelt er vorwiegend Nadelbäume wie Fichten und Kiefern. Die gelb-bräunlichen Fruchtkörper besitzen einen nussig-würzigen Geschmack. Allerdings droht Verwechslungsgefahr mit anderen, giftigen Schwefelkopf-Arten, denn diese besiedeln dieselben Hölzer wie der Speisepilz.

Shiitake (Lentinula edodes): Ein rehbrauner Speisepilz mit hellen Flocken auf dem runden Hut und hellbraun-weißlichem Stiel, der in der asiatischen Küche durch seinen Umami-Geschmack sehr beliebt ist. Muss als Luftkultur ohne Erde kultiviert werden.

Impfbrut für Baumstämme: Empfehlenswerte Bezugsquellen

Fertiges Pilzmyzel wird oftmals als sogenannte Körner- oder Getreidebrut angeboten. Hierbei durchwächst der Pilz Roggen, Weizen oder anderes Getreide bis sich das Myzel flächendeckend ausgebreitet hat. Die Körnerbrut ist besonders einfach zu dosieren und besiedelt das Holz recht schnell. Bei Impfdübelnhandelt es sich um unbehandelte Holzdübel, auf denen die jeweilige Pilzart kultiviert wurde. Auch hier hat das Pilzgeflecht beim Kauf sichtbar das ganze Holz durchwachsen. Für die Kultur auf Baumstämmen eignen sich beide Varianten.

Besonders im Internet – aber mittlerweile auch in Baumärkten und Gartencentern – wird fertige Pilzbrut auch speziell für die Zucht auf Baumstämmen angeboten. Hier stellen wir Ihnen einige deutsche Bezugsquellen vor.

Pilzpaket verschickt seit einigen Jahren von Nürnberg aus verschiedene Seitlingsarten als Körnerbrut. Zusätzlich können die Myzelien lokal in der Stadt erworben werden.

Mushrooms & Equipment Shop mit Sitz im Münsterland bietet seit 2013 verschiedenste Arten für Hobbyanbauer und den kommerziellen Anbau an. Impfdübel und Getreidebrut sind hier erhältlich.

Myzel
Das Pilzmyzel lässt sich bei verschiedenen Anbietern erwerben [Foto: Kichigin/ Shutterstock.com]

Pilzmännchen aus Sachsen produzieren Körnerbrut und Impfdübel in Bio-Qualität. Mittlerweile sind Anzuchtpakete auch im Dehner Gartencenter erhältlich.

PilzWald – Die Pilzmanufaktur mit Sitz in Köln bietet in ihrem Online-Shop zahlreiche Pilzarten für den Anbau auf Baumstämmen beimpfte Holzdübel an.

Beimpfen des Holzes

Für das Beimpfen des Baumstammes benötigen Sie, je nach Art der Beimpfung, folgende Materialien:

  • Eine Motorsäge
  • Einen Holzbohrer
  • Eine Bohrmaschine oder einen Akkuschrauber
  • Einen Hammer
  • Folie oder Klebeband
  • Die jeweilige Pilzbrut

Für die sogenannte Dübelbeimpfung mit durchwachsenen Pilzdübeln werden in den vorbereiteten Stamm mit dem Bohrer ringsum Löcher mit etwa acht Millimeter Durchmesser in den Stamm gebohrt. Sie sollten allerdings nicht tiefer als die Impfdübel lang sein. Mit einem Hammer werden die Dübel dann vorsichtig in das Loch eingeschlagen.

Bei der Bohrlochmethode benötigt man einen Holzbohrer mit etwa 20 Millimeter Bohrdurchmesser und Getreidebrut. Der Vorteil ist, dass sich diese Art von Pilzbrut schneller und sicherer im Stamm ausbreitet als die Pilzdübel-Brut. Nach dem Bohren der Löcher füllt man die Pilzbrut mit einem Stößel hinein und verdichtet sie dabei leicht – fertig ist der zukünftige Pilzstamm.

Die Schnittimpfmethode verlangt längere Stämme um einen Meter. Hier wird der Stamm mit der Motorsäge auf der ganzen Länge zwei- bis dreimal von unten oder oben angesägt. Anschließend umwickelt man die komplette Stelle mit Klebeband. Für besseren Halt kann man das Band zusätzlich noch festtackern. Zum Einfüllen der Körnerbrut schneidet man nun ein kleines Fenster in das Klebeband, füllt vorsichtig die Getreidebrut hinein und verdichtet sie ein wenig.

Austernpilz am Baumstumpf
Mit der Schnittimpfmethode lassen sich sehr gut Austernpilze anbauen [Foto: 8th.creator/ Shutterstock.com]

Zuletzt wird der beimpfte Stamm mit Klarsichtfolie umwickelt und diese anschließend mit einem Nagel oder Ähnlichem großzügig durchlöchert. Dieser Schritt ist wichtig, damit der Stamm genügend Feuchtigkeit für den Pilz behält und gleichzeitig mit Sauerstoff versorgt wird. Alternativ können die Stämme auch unter einer Plastikplane gelagert werden, hier muss die Feuchtigkeit allerdings öfter kontrolliert werden.

Baumstämme einlagern

Frisch beimpftes Holz ist noch nicht winterhart, solange der Pilz den Stamm nicht komplett durchwachsen konnte. Bei 10 bis 25 °C dauert es je nach Pilzart zwei bis sechs Monate bis der Pilz seinen neuen Wohnraum besiedelt hat. In dieser Zeit wird der Stamm am besten im Dunkeln gelagert und hin und wieder auf Feuchtigkeit kontrolliert. Wächst oberflächlich auf dem Holz Schimmel, ist der Stamm zu nass oder die Durchlüftung reicht nicht aus. Stellt man den Stamm an einen luftigeren Ort, wird der unerwünschte Pilzbefall verschwinden.

Baumstämme im Garten aufstellen

Ist das Holz komplett durchwachsen, kann man das Myzel des Pilzes um die Impfstelle herum bereits austreten sehen. Nun ist der ideale Zeitpunkt, die Folie oder das Klebeband zu entfernen und die Hölzer im Garten aufzustellen. Alle genannten Arten bis auf den Shiitake benötigen Kontakt zur Erde, um Fruchtkörper zu bilden. Dazu werden die Stämme an einem schattigen Plätzchen ein Drittel bis zur Hälfte in den Boden eingegraben. Diese Art des Anbaus nennt man auch Erdkultur.

Shiitake-Kulturen hingegen benötigt kein Substrat zum Wachsen: Ihre Stämme lehnt man aufrecht gegen einen Zaun oder eine Wand – das wird auch Luftkultur genannt. Shiitake müssen aktiviert werden, damit sie ordentlich Fruchtkörper bilden. Zunächst wird der gesamte Stamm für 24 Stunden in kaltes Wasser eingelegt. Anschließend stößt man ihn drei- bis viermal auf den Boden auf, das fördert die Fruchtkörperbildung. Nun ist Geduld gefragt, denn für gewöhnlich brauchen die Stämme nun keine weitere Pflege, dafür aber viel Zeit. An heißen und trockenen Tagen freuen sich die Pilze jedoch über etwas Wasser um und auf dem Stamm. Nun heißt es, Geduld beweisen und auf die ersten Fruchtkörper warten. Denn je nach Pilzart dauert es nun ganze 6 bis 24 Monate, bis man zum ersten Mal ernten kann. Komplett durchwachsene Baumstämme sind übrigens winterhart und liefern dafür über mehrere Jahre hinweg immer wieder frische Pilze.

Shiitake am Baum
Baumstämme mit Shiitake-Pilzen müssen nicht eingegraben werden [Foto: homi/ Shutterstock.com]

Pilze richtig ernten

Zeigen sich nun endlich die ersten Fruchtkörper auf den Baumstämmen, ist es bald Zeit zum Ernten. Spätestens wenn die Ränder der Pilzhüte einreißen und sich nach oben wölben oder sich die bereits abgefallenen Sporen am Holz sammeln, sollten die Fruchtkörper in die Küche wandern. Hierfür schneidet man die Pilze entweder mit einem scharfen Messer am Stiel ab oder dreht sie mit einer leichten Bewegung ab. Nun steht dem kulinarischen Genuss aus dem eigenen Garten nichts mehr im Wege. Gebraten, als Risotto oder auch frisch bereichern die Waldbewohner auf vielfältige Weise unseren Speiseplan.

Wenn Sie wissen wollen, wie man auf Kaffeesatz Pilze anbauen kann, schauen Sie hier in unserem Spezialartikel vorbei.

Jetzt zur Plantura Garten-Post anmelden