Mispel: Alles zu Sorten, Pflanzen & Pflege

Anika
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Ich habe Agrarwissenschaften studiert und verbringe meine Freizeit am liebsten draußen. Neben meiner Begeisterung für das Gärtnern und die Landwirtschaft fotografiere ich sehr gerne und gehe nur selten ohne meine Kamera aus dem Haus. Ob Landschaften, Blüten oder Wildtiere - irgendein Motiv gibt es immer, mit dem man die Schönheit der Natur festhalten kann.

Lieblingsobst: Erdbeeren, Heidelbeeren, Zwetschgen
Lieblingsgemüse: Radieschen, Tomaten, Kürbis

Die Mispel ist heutzutage in unseren Gärten eher selten anzutreffen. Wir stellen Ihnen die besten Mispel-Sorten vor und liefern Tipps und Tricks zum Pflanzen und Pflegen von Mispeln.

Mispelbaum mit Früchten
Die in Vergessenheit geratene Echte Mispel bildet essbare, sehr aromatische Früchte [Foto:sonsart/ Shutterstock.com]

Die Mispel (Mespilus germanica), auch Echte beziehungsweise Gemeine Mispel oder Steinapfel genannt, war im Mittelalter in Europa weit verbreitet. In den letzten Jahrhunderten ist sie jedoch zunehmend in Vergessenheit geraten und nur noch selten in unseren Gärten anzutreffen. Auf Streuobstwiesen oder an Feld- und Straßenrändern findet man das Wildobst noch häufiger.

Mispel: Blüte, Herkunft und Eigenschaften

Die Mispel zählt zur Pflanzensippe der Kernobstgewächse (Pyrinae) in der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Anders als ihr lateinischer Name vermuten lässt, stammt sie ursprünglich nicht aus Europa, sondern aus Westasien und dem Kaukasus. Von dort aus gelangte sie durch die Römer nach Mittel- und Südeuropa. Während das winterharte Fruchtgehölz im Mittelalter sehr verbreitet und beliebt war, ist es heute kaum noch jemandem bekannt. Dabei hat die Mispel einen hohen Zierwert und bildet sehr aromatische, apfelähnliche Früchte aus, die zu schmackhaften Produkten wie Marmeladen, Gelees oder Chutneys verarbeitet werden können.

Nicht zu verwechseln ist die Echte Mispel mit der Japanischen Wollmispel, einem immergrünen, nicht winterharten Baum mit gelben, säuerlich schmeckenden Früchten, oder mit der Mistel, einem Baumparasit, dessen Zweige als weihnachtliche Dekoration verwendet werden.
Auch die Zwergmispel (Cotoneaster) ist nicht mit Mespilus germanica zu verwechseln. Sie gehört zwar auch zu den Kernobstgewächsen, hat mit der Echten Mispel aber kaum Ähnlichkeit und ist darüber hinaus giftig.

Mispel Blüte
Mit ihren großen weißen Blüten über dunkelgrünem Laub hat die Mispel einen hohen Zierwert [Foto:nnattalli/ Shutterstock.com]

Die Mispel ist ein robustes und pflegeleichtes Obstgehölz und wächst als Großstrauch oder Kleinbaum. Dabei erreicht sie Höhen zwischen 3 und 6 Metern. Ihr hellgrauer Stamm wächst leicht verdreht und ist unregelmäßig geformt. Die jungen Zweige sind grau und wollig behaart. Mit den Jahren bilden die zahlreichen Triebe eine ausladende, stark verzweigte, nahezu runde Krone. Dadurch erscheint die Mispel meist breiter als hoch. Ihre Wurzel ist ebenfalls stark verzweigt und flach. Die elliptischen, leicht zugespitzten Laubblätter sind fein gezahnt und filzig behaart. Ihre Oberseite ist dunkelgrün, von unten sind sie etwas heller.

Nach dem Laubaustrieb im Frühjahr erblühen zwischen Mai und Juni an den Spitzen der Kurztriebe weiße bis rosafarbene Blüten, die große Ähnlichkeit mit Apfelblüten haben. Mit einem Durchmesser von 3 bis 5 Zentimetern sind sie jedoch wesentlich größer. Die Mispel ist selbstbefruchtend. Über den Sommer bilden sich aus den Blüten runde, harte Früchte mit einem Durchmesser von circa 4 Zentimetern. Die vertrockneten Kelchblätter stehen am Fruchtende wie eine Krone zusammen. Die Fruchtschale ist rau und goldbraun gefärbt. Passend dazu verfärben sich im Herbst die dekorativen Laubblätter goldgelb bis orange. Im Inneren der Früchte befinden sich fünf Kerne und das helle Fruchtfleisch, das erst nach Frosteinwirkung dunkler, mürbe und süß wird. In diesem überreifen Zustand sind die Früchte bereit für die Ernte.

Es bleibt noch die Frage: Sind Mispeln giftig? Die Früchte von Mespilus germanica sind essbar und ungiftig. Im unreifen Zustand sind die Früchte jedoch hart und schmecken bitter. Sie sollten deswegen erst im überreifen Zustand verspeist werden. Die Kerne der Mispel enthalten wie die Kerne einiger anderer Rosengewächse Blausäure und sollten nicht in großen Mengen verzehrt werden.

Tipp: Die Mispel wird neben anderen Bäumen als Klimabaum bezeichnet. Was es damit auf sich hat, erfahren Sie in unserem Spezialartikel.

Die beliebtesten Mispel-Sorten

Neben der Wildform von Mespilus germanica gibt es eine Reihe von Kultursorten, die sich in der Wuchsstärke und der Größe der Früchte unterscheiden.

  • Zu den beliebtesten Mispel-Sorten gehört die ’Holländische Großfruchtige’. Dabei handelt es sich um eine sehr alte, ertragreiche und großfruchtige Sorte mit besonders großen und schweren kreiselförmigen Früchten. Sie ist sehr wuchsstark und an ihren charakteristischen lorbeerähnlichen Blättern zu erkennen.
  • Besonders großfruchtig ist auch die Sorte ’Macrocarpa’. Sie erreicht eine Wuchshöhe von 1,5 bis 4 Metern. Auch die ertragreiche Sorte ’Krim’, die 1870 erstmals auf der Krim angebaut wurde, hat sehr große Früchte mit einem süß-säuerlichen Geschmack. Diese reifen Ende September.
  • Etwas kleinere Früchte bildet die Sorte ’Royal’. Die Früchte sind länglich-rund und haben einen guten Geschmack. Der Wuchs der Pflanze ist eher mittelstark und strauchartig. 
  • Bei der neueren Sorte ’Kurpfalzmispel’ handelt es sich um einen Zufallssämling aus Heidelberg, der in den 1960er Jahren entdeckt wurde und besonders süße Früchte bildet. Sie enthalten weniger Gerbstoffe und sind daher schon „frisch“, also vor dem ersten Frost genießbar.
reife Mispeln
Wenn die Mispeln erntereif sind, hat der Mispelbaum die meisten Blätter schon verloren [Foto: Alika Obraz/ Shutterstock.com]

Mispel pflanzen

Die Mispel bevorzugt einen windgeschützten, sonnigen Standort. Doch auch im Halbschatten fühlt sie sich wohl. Der Boden sollte durchlässig und leicht sauer sein, der Kalkgehalt eher niedrig. Wurzelnackte Bäume sollten bereits im Spätherbst oder Winter gepflanzt werden, damit sie bis zum nächsten Frühjahr viele kräftige Wurzeln bilden und gut anwachsen können. Mispeln im Pflanzcontainer können Sie hingegen auch zu einem anderen Zeitpunkt, etwa im Frühling oder Sommer, pflanzen. Wenn Sie gleich mehrere Mispeln pflanzen möchten, um eine Hecke anzulegen, sollten Sie einen Pflanzabstand von 1 m einhalten. Der Vorteil einer Hecke ist, dass sich die Pflanzen gegenseitig Halt geben und dadurch weniger empfindlich gegenüber Wind sind. Einem einzelnen jungen Mispelbaum können Sie Halt geben, indem Sie ihn an einem in den Boden geschlagenen Holzpfahl befestigen. Als Kübelpflanze ist die Mispel nur bedingt geeignet. Damit sich die Wurzeln gut entwickeln können, braucht die Pflanze viel Platz und darf nur in einen entsprechend großen Topf gepflanzt werden. Als Substrat eignet sich in diesem Fall eine torffreie, nährstoffreiche Pflanzerde, wie zum Beispiel unsere Plantura Bio-Universalerde.

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Mispel-Pflege: Darauf sollten Sie achten

Die Mispel ist ein äußerst robustes und pflegeleichtes Obst- und Ziergehölz. Fühlt sie sich auf ihrem Standort wohl, gedeiht sie sehr gut und wird viele Jahrzehnte alt.

Mispel düngen und gießen

Nach der Pflanzung muss die Mispel regelmäßig gegossen werden. Der Boden sollte bei neu gepflanzten Bäumen beziehungsweise Sträuchern nie vollständig austrocknen. Um den jungen Pflanzen ein gesundes, kraftvolles Wachstum zu ermöglichen, sollte etwa 2 bis 3 Monate nach der Pflanzung eine kleine Düngergabe erfolgen. Hierzu eignet sich beispielsweise unser vornehmlich organischer Plantura Bio-Universaldünger mit Langzeitwirkung. Alternativ können auch Hornspäne oder Ähnliches eingesetzt werden. Ältere Bäume, die sich an ihrem Standort etabliert haben, haben einen geringen Nährstoffbedarf und benötigen in der Regel keinen Dünger. Sie müssen auch nicht mehr regelmäßig gegossen werden. Bei längeren Dürreperioden sollte man der Mispel jedoch gelegentlich ein wenig Wasser spendieren.

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Mispel schneiden

Nach dem Erziehungsschnitt zur Erzeugung einer schönen Wuchsform mit Stamm und gleichmäßiger Krone muss kein regelmäßiger Rückschnitt des Mispelbaumes vorgenommen werden. Lediglich stark herabhängende und überstehende Zweige sollten in den Wintermonaten etwas zurückgeschnitten werden. Die im Handel angebotenen Mispeln sind meist auf einer wüchsigen Unterlage (zum Beispiel Quitte oder Weißdorn) veredelt. Manchmal kommt es vor, dass die Unterlage austreibt. In diesem Fall sollten die Triebe entfernt werden.

Auch junge Mispelbäume tragen sehr schnell viele Früchte. Damit die energieintensive Fruchtbildung nicht zu Lasten der Entwicklung der Jungpflanze geht, sollten Sie in den ersten Standjahren die kleinen Früchte im Sommer abknipsen.

Mispel-Früchte am Baum
Schon junge Mispelbäume tragen zahlreiche Früchte [Foto: Branko Jovanovic/ Shutterstock.com]

Ist die Mispel winterhart?

Die Mispel gedeiht bei den in Mitteleuropa vorherrschenden Temperaturverhältnissen sehr gut. Sie ist winterhart und frostresistent. Junge Mispeln sind jedoch noch empfindlich und sollten in den ersten Jahren zu Beginn des Winters mit spezieller weißer Kalkfarbe angestrichen werden. Das Weiß reflektiert die Sonneneinstrahlung und verhindert Risse in der Baumrinde. Denn ohne Anstrich bewirkt die auf Nachtfröste folgende Morgensonne meist eine zu schnelle Erwärmung der Rinde an der sonnenexponierten Seite, während die sonnenabgewandte Seite noch gefroren ist. Dies führt häufig zu Stammverletzungen.

Mispel vermehren

Die Mispel kann auf verschiedene Arten vermehrt werden. Zum einen können ihre Samen ausgesät werden. Nachdem Sie die Kerne aus der Frucht herausgelöst und vom Fruchtfleisch befreit haben, können Sie sie entweder direkt ins Freiland aussäen oder im Haus in Anzuchtgefäßen bei Temperaturen zwischen 15 und 20 °C vorziehen. Da die Mispel ein Kaltkeimer ist, benötigen die Samen einen Kältereiz, um zur Keimung angeregt zu werden (Stratifikation). Hierfür können die Samen für einige Tage bei circa 5 °C in den Kühlschrank gelegt werden, um sie zu stratifizieren. Füllen Sie die Gefäße anschließend mit Substrat und legen Sie die Samen in circa 2 cm Tiefe ab. Als Substrat eignet sich zum Beispiel unsere torffreie Plantura Bio-Kräuter- & Aussaaterde sehr gut. Halten Sie die Erde stets feucht.

Der Prozess bis zur Entwicklung der ersten Früchte ist sehr langwierig. Schneller und sicherer als die generative Vermehrung ist die vegetative Vermehrung über Stecklinge. Schneiden Sie hierzu circa 10-15 cm lange, einjährige und noch wenig verholzte Triebe von der Mispel ab und entfernen Sie die Blätter im unteren Bereich bis auf das obere Blattpaar. Die Stecklinge werden schräg angeschnitten, damit die Fläche, an der sich neue Wurzeln bilden sollen, möglichst groß ist, und in Gefäße mit Aussaaterde gestochen. Halten Sie die Erde feucht und stellen Sie die Gefäße an einen hellen, aber vor direkter Sonneneinstrahlung geschützten Ort. Wenn sich die Stecklinge neu bewurzelt haben, können Sie sie in größere Töpfe oder im Frühjahr ins Freiland pflanzen. Da die im Handel angebotenen Kulturformen meist auf wüchsigen Unterlagen veredelt sind, kann es sein, dass die durch Samen oder Stecklinge vermehrten Pflanzen kleinere Früchte ausbilden.

Tipp: Die vegetative Vermehrung der Mispel über Stecklinge ist zuverlässiger und schneller als die Vermehrung über Samen.

Mispel: Ernte und Verwendung

Die Früchte des Mispelbaumes enthalten neben Vitamin C und anderen Inhaltsstoffen viele Gerbstoffe, die für einen bitteren Geschmack der unreifen Mispeln verantwortlich sind. Durch die ersten Fröste im Spätherbst werden die Mispeln ähnlich wie Schlehen weich und süß. Nun können sie geerntet werden. Alternativ können Sie die Früchte jedoch auch unreif ernten und für einen Tag in den Gefrierschrank legen. So wird der Reifeprozess ebenfalls ausgelöst.

Die überreifen, mürben Mispeln können zu leckeren Gelees, Marmeladen und Säften verarbeitet werden. Auch ein aromatisches Fruchtleder lässt sich aus den Mispeln herstellen. Darüber hinaus können Kuchen, Knödel und andere Süßspeisen mit Mispelkompott verfeinert werden. Wenn Ihnen Vögel am Herzen liegen, sollten Sie bei der Mispelernte jedoch immer daran denken, einige Früchte für Ihre gefiederten Gartenbewohner übrig zu lassen. Doch nicht nur Vögeln bietet die Mispel Nahrung. Ihre Blüten bilden eine wertvolle Nahrungsquelle für Bienen und andere Insekten.

Tipp: Sind Mispeln genussreif, dann geht es auch ans Schlehen ernten und übrigens auch ans Ernten von Hagebutten. Allen diesen Früchten ist gemein, dass sie nach der Einwirkung von Frost durch die Zerstörung der Zellwände von der Fruchtreife direkt in eine Fermentierung übergehen – hierbei wird ihre Süße stark gesteigert, es macht die Früchte aber auch sehr anfällig fürs Verderben.

Mispel Früchte
Die Mispeln werden überreif bzw. nach dem ersten Frost im Spätherbst geerntet [Foto:Nedim Bajramovic / Shutterstock.com]

Wenn Sie erfahren möchten, welche weiteren Pflanzen Sie in Ihren Garten pflanzen sollten, um Vögeln geeignete Nahrungsquellen zu bieten, empfehlen wir Ihnen unseren Spezialartikel zum Thema Vogelfreundlicher Garten: Die 10 besten Pflanzen für Singvögel.

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