Obstbaumkrebs erkennen & behandeln

Kati
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Ich bin gelernte Gärtnerin und studierte Gartenbauwissenschaftlerin und liebe alles was wächst und grünt! Egal ob Strauch, Baum, Nutzpflanze oder vermeintliches Unkraut: Für mich ist jede Pflanze ein kleines Wunder.
Im Garten versorge ich meine 13 Hühner, baue Obst & Gemüse an und beobachte ansonsten, wie sich die Natur selbst verwaltet und gestaltet.

Lieblingsobst: Heidelbeere, Apfel
Lieblingsgemüse: Schmorgurke, Grünkohl, grüne Paprika

Wucherungen an Apfelbäumen und anderen Laubbäumen werden vom Pilz Nectria galligena hervorgerufen. Wir klären auf über Spritzmittel, Vorbeugung und Diagnose von Obstbaumkrebs.

Obstbaumkrebs im frühen Stadium
Obstbaumkrebs beginnt oft unscheinbar

Eine Infektion von Obstbäumen durch den Schlauchpilz Nectria galligena (Nebenfruchtform: Neonectria galligena) wird umgangssprachlich als „Obstbaumkrebs“ bezeichnet, weil sie zu Wucherungen von Wundgewebe führt, die an Geschwüre erinnern. Vor allem Apfelbäume sind betroffen, während Birne, Steinobst und andere Obstgehölze sehr viel seltener befallen werden. Obstbaumkrebs an der Kirsche kommt relativ selten vor. Wir zeigen Ihnen Obstbaumkrebs-Bilder zur eindeutigen Bestimmung und klären darüber auf, wie Sie Obstbaumkrebs behandeln und vorbeugen können, etwa durch Obstbaumkrebs-Spritzmittel.

Obstbaumkrebs-Schadbild: So erkennen Sie die Krankheit

Ein Befall mit Obstbaumkrebs am Apfel oder an anderen Obstbäumen sieht ganz typisch aus: Geschwüre und geschwulstartige Wucherungen treten an mehrjährigen Zweigen auf. Die Geschwüre können offen sein, sodass man den nackten Holzkörper sieht, oder auch geschlossen. Diese Verdickungen sind Wundgewebe des Baumes, der alljährlich wieder versucht, die Infektion mit dem sogenannten Kallus zu überwallen. Bei starken Ästen dauert es häufig viele Jahre, bis sie vollständig durch den Befall mit Nectria galligena absterben. Häufig ist zunächst nur ein von der Befallsstelle ausgehender Streifen (Orthostiche) betroffen, der sich bei manchen Bäumen auch noch dreht, sodass eine längs verlaufende, gewundene, tote Zone am Ast entsteht.

mit Obstbaumkrebs befallener Baum
Ausgehend vom Befallsort stirbt der betroffene Ast über Jahre hinweg zunächst nur teilweise ab

Im Spätsommer und Herbst können an den Rändern der Wucherungen rote, etwa 0,5 mm große Sporenlager beobachtet werden (Perithecien). Im Sommer hingegen sind 1 bis 2 mm große, flache, weiße und rundliche Sporenlager erkennbar (Sporodochium). Die Sporen verbreiten sich durch tropfendes oder fortgeschleudertes Wasser bei Regenfällen. Die im Winter gebildeten Sporen werden aber auch aktiv von den Sporenlagern freigesetzt und verbreiten sich dann über den Wind.

Obstbaumkrebs-Geschwür am Ast
Obstbaumkrebs kann sich auch in Form geschlossener Geschwüre zeigen

An jüngeren Zweigen bilden sich noch keine Wucherungen, sondern die Rinde sinkt am Befallsort ein und der Ast stirbt oberhalb der infizierten Stelle ab. Häufig tritt die erste Infektion an Rindenrissen, Verwundungen oder an aufbrechenden Knospen auf, wo der Pilz besonders leicht eindringen kann.

Neben den an den Zweigen und Ästen sichtbaren Symptomen verursacht der Erreger des Obstbaumkrebses auch Fruchtfäulen: einerseits eine schwarze Fäule an der Kelchgrube im Spätsommer, andererseits eine Lagerfäule, die daran erkennbar ist, dass sich das bräunlich verfärbte Gewebe leicht aus dem gesunden Fruchtfleisch lösen lässt.

Schadbild des Obstbaumkrebses
Gelingt es dem Baum nicht die Infizierte Stelle zu überwallen, entstehen offene Krater

Tipp: Man kennt Obstbaumkrebs vor allem von Apfelbäumen (Malus) und Birnenbäumen (Pyrus), weitere wichtige Wirtspflanzen sind Kirsche, Ahorn, Rosskastanie, Birke, Buche, Esche, Pappel, Linde und Weide.

Obstbaumkrebs behandeln

Obstbaumkrebs zu behandeln ist nicht leicht, denn es gibt zumindest für die Verwendung im Hausgarten keine Obstbaumkrebs-Spritzmittel. Ohnehin befindet sich der pathogene Pilz so tief im Baumgewebe, dass er von Spritzmitteln kaum zu erreichen ist.
Um Krebsinfektionen rechtzeitig zu erkennen, ist eine regelmäßige Kontrolle wichtig, besonders wenn Sie die Erkrankung bereits bei anderen Bäumen in der Nähe beobachtet haben.
Bei kleinen Krebswunden und einzelnen befallenen Ästen werden diese einfach großzügig abgeschnitten. Wunden an starken Ästen des Baumes oder dem Stamm können ausgeschnitten oder ausgefräst werden. Hierzu sollten Sie die Hilfe eines ausgebildeten Fachmannes anfragen. Optimalerweise wird der Schnitt bei trockener, kühler Witterung, also im Zuge des Winterschnittes vorgenommen, um eine direkte Neuinfektion an den entstehenden Schnittwunden zu verhindern. Das Schnittgut sollte sofort in die Restmülltonne entsorgt oder verbrannt werden.

Ast mit Obstbaumkrebs-Geschwür
Bei einer Kontrolle fallen eher unauffällige Befallsstellen wie diese auf

Auch im professionellen, biologischen Obstbau werden genau diese Maßnahmen ergriffen. Ergänzend dürfen Obstbauern Kupfer-Spritzmittel gegen Obstbaumkrebs einsetzen – ein entsprechend fortgebildeter Fachmann kann Ihnen hierzu also weiterhelfen. Sinnvolle Behandlungszeitpunkte sind nach starkem Frost, zum Knospenaufbruch und nach dem Laubfall. Für Privatpersonen ist der Erwerb und die Anwendung der Mittel untersagt, weil sie bei falscher Anwendung stark umwelt- und gesundheitsschädlich sind.

Baum mit Obstbaumkrebs
Stark befallene Bäume sollten bei trockenem, kühlem Wetter von stark befallenen Ästen befreit werden

Zusammenfassung: Obstbaumkrebs behandeln

  • Bäume regelmäßig kontrollieren, besonders wenn Befall in der Nähe bekannt.
  • Befallene Äste großzügig abschneiden; bei trockener, kühler Witterung im Winter.
  • Befallsstellen am Stamm und an starken Ästen ausschneiden oder ausfräsen (lassen).
  • Schnittgut im Restmüll entsorgen oder verbrennen.
  • Ergänzend ist eine Behandlung mit Bio-Kupfer-Spritzmitteln durch aus- und fortgebildete Gärtner möglich.
Ast mit Obstbaumkrebs-Wucherung
Geschlossene Geschwüre wie dieses stellen eine geringere Gefahr für den Baum dar

Obstbaumkrebs vorbeugen

Die Vorbeugung ist sehr viel erfolgversprechender als die Bekämpfung von Obstbaumkrebs. Sie können Obstbaumkrebs am Apfelbaum oder anderen Bäumen vorbeugen, indem Sie nur gesunde, hochwertig produzierte Pflanzen, zum Beispiel aus einer Baumschule oder Obstbaumschule, beziehen. Am entscheidensten ist aber die Wahl der Sorte: Während Birnen insgesamt viel seltener befallen werden, gibt es einige hochanfällige Apfelsorten. Hierzu zählen: Cox Orangerenette‘, ‘Gloster’, ‘Klarapfel’ und ‘Freiherr von Berlepsch‘, ‘Nicoter’, ‘Braeburn’ und ‘Gala’. Hingegen gering oder sehr gering anfällig sind die Apfelsorten ‘Pinova’, ‘Santana’, ‘Boskoop‘, ‘Elstar‘, ‘Jonagold‘ und ‘Topaz‘.

Vor der Pflanzung Ihres Apfelbaumes ist es also sinnvoll, sich nach besonders gesunden Apfelbaumsorten für den Hausgarten umzusehen.
Ebenfalls sehr großen Einfluss auf den Befallsdruck von Obstbaumkrebs hat die Standortwahl. Feuchte Gärten, die den Vormittag über im Schatten liegen, wenig Luftbewegung erfahren und im Winter nur milde kalt werden, sind wie geschaffen für das Auftreten von Obstbaumkrebs. Gerade in diesen Gärten sollte also eine gering anfällige Sorte gewählt werden. An gut belüfteten, sonnigen Orten und auf eher leichten Böden tritt Obstbaumkrebs hingegen fast nie auf.

Baum mit Obstbaumkrebs-Befall
Schnittwunden und andere Verletzungen sind eine Eintrittspforte für die Sporen von Nectria galligena

Zusammenfassung: Obstbaumkrebs vorbeugen

  • Qualitativ hochwertige Pflanzen kaufen, etwa aus der Baumschule.
  • Gering anfällige Sorte wählen.
  • Besonders bei feuchten, milden Orten mit stehender Luft und Schatten am Vormittag auf die Wahl einer nicht anfälligen Sorte achten.

Apfelbäume haben verglichen mit Gemüse einen geringen Nährstoffbedarf. Wann und wie Sie Ihre Apfelbäume düngen, erklären wir Ihnen im passenden Spezialartikel.

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