Phytophthora infestans: Den Pilz erkennen & bekämpfen

Kathi
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Ich studiere Phytomedizin in Wien und bin auf einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen. Die Vielfalt der Natur begleitet mich also schon mein ganzes Leben: Angefangen im großen Gemüsegarten bis hin zu unseren Weideflächen. Besonders haben es mir Themen rund um den Pflanzenschutz angetan.

Lieblingsobst: Erdbeere
Lieblingsgemüse: Tomate

Phytophthora infestans gehört zu den am meisten gefürchteten pilzlichen Schaderregern. Hier erfahren Sie, wie Sie den Befall erkennen und bekämpfen können.

Phytophthora infestans Tomate Blatt
Phytophthora infestans gehört zu den am meisten gefürchteten pilzlichen Schaderregern [Foto: Elena Masiutkina/ Shutterstock.com]

Plötzlich beginnen Ihre Pflanzen zu welken, obwohl auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches zu erkennen ist? An den Blättern bilden sich seltsame Flecken und bei der Ernte finden sich nur verfaulte Knollen? Die Ursache dafür könnte ein Vertreter aus der Gattung Phytophthora sein.

Phytophthora: Eigenschaften und Herkunft

Der Eipilz Phytophthora infestans stammt ursprünglich aus Mittelamerika und hat im 19. Jahrhundert schon Epidemien in Europa ausgelöst. Ein bekanntes Beispiel für die verheerenden Schäden dieses Pilzes ist die Große Hungersnot in Irland zwischen 1845 und 1852. Damals war die Kartoffel eines der Hauptnahrungsmittel und in Irland wurden zu dieser Zeit nur zwei Kartoffelsorten angebaut, die sehr anfällig für diesen Eipilz waren. Gepaart mit dem feuchten Klima in Irland fand Phytophthora infestans optimale Bedingungen vor und die dadurch ausgelösten Ernteausfälle kosteten rund eine Millionen Menschen das Leben. Dies beweist wohl, was dieser Eipilz für große Schäden anrichten kann – insbesondere bei feuchter Witterung. Übrigens handelt es sich bei den Eipilzen nicht um „echte“ Pilze, sondern um eine eigene Organismusgruppe, die beispielsweise enger mit Algen als mit Pilzen verwandt ist.

Tomatenpflanzen entfernen phytophthora infestans 2
Phytophthora infestans kann zu massiven Ernteausfällen führen [Foto: Alina Demidenko/ Shutterstock.com]

Temperaturen von 15 bis 23 °C und eine hohe Luftfeuchte sind ideal für den Eipilz, um sein Wachstum zu beginnen. Diese Bedingungen finden wir im Freien meistens im Juni. Wenn der Eipilz, der auf Ernterückständen überwintert hat, durchgehend zehn Stunden Feuchtigkeit hat, beginnen die Dauersporen zu wachsen und zu keimen. Die Sporen können durch den Wind verbreitet werden oder auch durch das Prasseln des Regens auf Ihre Pflanzen seinen Weg in Ihren Garten finden. Wenn die Sporen auf der Pflanze auftreffen, brauchen sie Feuchtigkeit, um auszukeimen und in die Pflanze einzudringen. Dort bilden sie Sporen und infizieren von dort aus die gesamte Pflanze. Kartoffelknollen werden entweder so mit der Fäule infiziert oder durch Sporen, die sich schon im Boden befunden haben.

Phytophthora ist überaus anpassungsfähig und kann sogar längere Trockenperioden ohne Probleme überstehen. Auch kann er sich an Bekämpfungsmethoden schnell anpassen, wodurch in Windeseile Resistenzen gegen bestimmte, immer wieder verwendete Pflanzenschutzmittel entstehen.

Phytophthora: Wirtspezifische Arten

Die Phytophthora-Pilze sind eine sehr große Gruppe von Pilzen. Die meisten Arten sind spezialisiert auf bestimmte Pflanzen beziehungsweise Pflanzenfamilien. Die Eipilze befallen nicht nur unsere Gemüsekulturen im Garten, sondern auch Bäume und Sträucher.

Dazu einige Bespiele:

  • Phytophthora infestans: Die Kraut- und Knollenfäule an Kartoffeln; Kraut- und Braunfäule an Tomaten
  • Phytophthora cactorum: Lederbeerenkrankheit an Erdbeeren; Zweigsterben an Rhododendron; Kragenfäule an Apfel
  • Phytophthora cinnamomi: Erikasterben
  • Phytophthora fragariae: Rote Wurzelfäule an Erdbeeren
  • Phytophthora sojae: Kronen- und Sprossfäule an Spargel
  • Phytophthora ramorum: Triebsterben an Rhododendron; . Eichensterben
  • Phytophthora syringae: Fliederwelke
  • Phytophthora rubi: Wurzelsterben der Himbeeren

Phytophthora infestans: Die Kraut- und Knollenfäule

Diese Art des Eipilzes hat einen engen Wirtspflanzenkreis: Er befällt nämlich nur Nachtschattengewächse (Solanaceae). Der Befall bewirkt normalerweise Ertragseinbußen von 8 bis 10 %. In niederschlagsreichen Jahren kann sich der Pilz wie eine Epidemie ausbreiten und bis zu 70 % Ihrer Ernte vernichten.

Kraut- und Knollenfäule an Kartoffeln

Bei Kartoffeln (Solanum tuberosum), die mit der Kraut- und Knollenfäule infiziert sind, kann man braunwerdende Blattstiele und Stängel erkennen. Außerdem kann es zu gelbgrünen bis später braunen Flecken an den Blättern kommen. Diese Flecken wirken wasserdurchsogen und beginnen an den Blatträndern. Bei hoher Luftfeuchte bildet sich auch ein weißer Pilzbelag an der Unterseite der Kartoffelblätter. Schlussendlich vertrocknen die Blätter und verfaulen. Die Symptome an den Knollen sind oberflächlich eingesunkene, graue Flecken und braune Verfärbungen im Inneren der Knollen, die sich nicht scharf vom gesunden Gewebe abgrenzen. Auch die Knollen verbräunen und verfaulen zum Schluss.

Phytophthora infestans Kartoffeln verfault
An Kraut- und Knollenfäule erkrankte Kartoffeln verfaulen [Foto: Thy/ Shutterstock.com]

Kraut- und Braunfäule an Tomaten

Wenn Ihre Tomaten (Solanum lycopersicum) mit der Kraut- und Braunfäule befallen sind, kann es leicht sein, dass die Infektion in einem befallenen Kartoffelbeet ihren Anfang genommen hat. Der Eipilz wächst meistens zuerst an den Kartoffeln und die Sporen infizieren dann oft auch Ihre Tomaten. Erste Anzeichen sind welkende Blätter, die sich grau-grün verfärben und absterben. Auch kann man einen weißen Pilzbelag an den Blättern erkennen. Die Stängel können dunkle Flecken zeigen, aber oft erkennt man den Eipilz erst an den reifen Tomaten. Die Tomatenfrüchte werden matt und es bilden sich harte Stellen, die zu schrumpeln beginnen. Die Tomaten faulen danach und sind ungenießbar.

Phytophthora Infestans Tomaten verfault
Die verfaulten Tomaten sind ungenießbar [Foto: IgorGolovniov/ Shutterstock.com]

Phytophthora erkennen

Wenn Sie die oben genannten Symptome an Ihren Pflanzen erkennen, können Sie davon ausgehen, dass sich Phytophthora in Ihrem Garten befindet. Jedoch gibt es auch Verwechslungsmöglichkeiten:

  • Wenn Ihre Kartoffelknollen faulen, kann das auch die Dürrfleckenkrankheit verursachen. Jedoch sind dabei die fauligen Stellen an den Knollen klar vom gesunden Gewebe abgegrenzt und weisen Ringe auf. Bei Phytophthora ist das faule Gewebe nicht klar abgegrenzt vom gesunden Gewebe. An den Blättern zeigen sich Sprühflecken und diese können ausfallen.
  • Bei Tomaten kann man Phytophthora mit der Blütenendfäule verwechseln. Diese Fäule entsteht durch einen Mangel an Calcium und geht immer von der Stelle aus, an der sich der Blütenkelch vom Fruchtknoten gelöst hat. Es entsteht nur eine große, bräunlich verfärbte, eingesunkene Faulstelle an den Früchten.

Phytophthora erfolgreich vorbeugen

Das Wichtigste bei der Vorbeugung von Phytophthora ist die Verwendung von gesundem Pflanzgut und weniger anfälligen Sorten. Leider gibt es davon im Moment noch nicht viele Sorten auf dem Markt. Bei Kartoffeln sind festkochende Sorten weniger gefährdet.

Wie schon erwähnt, ist Feuchtigkeit sehr wichtig für den Eipilz. Dadurch sind Pflanzen, die dichte Bestände bilden wie zum Beispiel Buschtomaten, stärker gefährdet. Dichtere Bestände trocknen schlechter ab – das fördert den Pilzbefall.

Wichtig ist auch, eine Fruchtfolge im Garten einzuhalten. Sollte schon einmal Phytophtora in Ihrem Beet aufgetreten sein, ist es ratsam, an dieser Stelle (und in unmittelbarer Nähe) für einige Jahre keine Nachtschattengewächse (Solanaceae) mehr anzubauen.

Phytophthora Infestans Tomatenpflanzen
Nach Ausbruch, sollten einige Jahre keine Nachtschattengewächse mehr an diesem Standort wachsen [Foto: Radovan1/ Shutterstock.com]

Da sich die Sporen durch Regen und Spritzwasser verbreiten, ist darauf zu achten, die Pflanzen vorsichtig zu gießen. Wenn Sie mit einer Bewässerung arbeiten (zum Beispiel in Ihrem Gewächshaus) sollte Sie auf eine Tröpfchenbewässerung setzen statt auf eine Beregnung. Da Feuchtigkeit und Spritzwasser das größte Problem in der Behandlung des Eipilzes sind, empfiehlt es sich, eine kleine Überdachung für Ihre Tomaten anzubringen oder die Pflanzen an einer regengeschützten, sonnigen Stelle aufzustellen. Dafür eignet sich eine Terrasse oder die Wand eines Gebäudes, um die Tomaten geschützt aufzuziehen.

Weitere Tipps zur Vorbeugung von Phytophthora:

  • Nicht mit dem Dünger übertreiben:
    Verwenden Sie nicht zu viel Stickstoffdünger, eine Überdüngung kann den Eipilz noch im Wachstum bestärken. Ein kaliumbetonter Langzeitdünger wie unser Plantura Bio-Tomatendünger stellt eine sehr gute Wahl zur Vorbeugung dar.
  • Staunässe vermeiden:
    Drainieren Sie Ihren Garten oder arbeiten Sie etwas Kies oder Sand ein, um den Boden aufzulockern. Das begünstigt das Abfließen von Wasser und verbessert den Wasser- und Lufthaushalt in Ihrem Garten.
  • Vorsicht bei der Ernte:
    Achten Sie darauf, beim Ernten nichts zu beschädigen und kontrollieren Sie auch Ihre eingelagerten Knollen auf Befall.
  • Ernteabfälle entsorgen:
    Da der Eipilz in infizierten Pflanzenteilen überwintert, sollten solche Ernteabfälle und Pflanzenteile zur Sicherheit entfernt werden, um einem Befall im nächsten Jahr vorzubeugen.
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Phytophthora effizient bekämpfen

Ist es nun trotz aller Vorsicht dazu gekommen, dass Phytophtora bei Ihnen auftritt, ist es wichtig, die befallenen, kranken Pflanzen zu entfernen. Entsorgen Sie befallene Pflanzen bloß nicht auf Ihrem Kompost – diese kranken Pflanzen gehören in den Hausmüll, wo sie keine anderen Pflanzen mehr anstecken können. Da dieser Eipilz auf den Ernteabfällen überwintert, sollten diese Teile nicht auf dem Kompost landen oder im Garten belassen werden.

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Befallene Pflanzen sollten umgehend entfernt werden [Foto: Alina Demidenko/ Shutterstock.com]

Reinigen und desinfizieren Sie auch alle Geräte gründlich, die mit den kranken Pflanzen in Berührung gekommen sind. Sollte der Befall sehr stark sein, können Sie auch die kontaminierte Erde mit frischer austauschen. Achten Sie darauf, die Infektion nicht weiter zu verbreiten.

Eine weitere Möglichkeit der Bekämpfung stellen Fungizide dar. Die meisten dieser Pflanzenschutzmittel wirken jedoch vorbeugend und sollten bei feuchtem Wetter eingesetzt werden.

Bei der Verwendung von Pflanzenschutzmitteln ist ein vorsichtiger Umgang das Wichtigste. Lesen Sie vor der Anwendung immer die Gebrauchsanweisung und halten Sie die Hinweise ein.

Ein weiterer Pilz, der vielen Pflanzen zu schaffen macht, ist der Eipilz Pythium. Wir haben für Sie Informationen zum Erkennen und Bekämpfen von Pythium.

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