Klette: Pflanzen, Wirkung & Verwendung heimischer Kletten-Arten

Verena
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Aufgewachsen bin ich auf einem kleinen, biologischen Nebenerwerbshof und nach meinem FSJ auf einer Ranch in Amerika habe ich angefangen, in Hohenheim Agrarwissenschaften zu studieren. Am meisten interessieren mich hier die Bereiche Boden, ökologische Landwirtschaft und Pflanzenwissenschaften. Zuhause verbringe ich viel Zeit in unserem Garten und wenn ich dort nicht zu finden bin, trifft man mich oft in der Küche, wo ich unser Obst und Gemüse zum Kochen und Backen verwerte.

Lieblingsobst: Auch wenn sie langweilig sind – Äpfel
Lieblingsgemüse: Paprika, Rote Bete, Zucchini, Weißkraut

Kletten sind heimische, bienenfreundliche Pflanzen, die zudem essbar sind und heilend wirken können.

Kletten-Frucht
Die heimische Klette weist schöne Blüten und nützliche Eigenschaften auf [Foto: KatMoy/ Shutterstock.com]

Hundebesitzer können ein Lied von der mühseligen Arbeit singen, die es bereitet, nach einem ausgedehnten Spaziergang die Blütenstände und Samen von Kletten (Actrium) aus dem Fell des geliebten Vierbeiners zu pulen. Diese Klebereste dienten übrigens als Vorbild für den Klettverschluss. Auch der Rest der Pflanze überzeugt mit seinen Eigenschaften. In diesem Artikel finden Sie einen Steckbrief zu Kletten, eine Anleitung zum Anpflanzen im eigenen Garten und einige Informationen zur Verwendung und Wirkung von Klettenwurzeln und anderen Pflanzenteilen.

Klette: Herkunft und Eigenschaften

Zur Gattung der Kletten (Arctium), die in die Familie der Korbblütler (Asteraceae) eingegliedert ist, gehören nur zehn bis vierzehn Arten. Davon sind die meisten in Eurasien und Nordafrika heimisch und natürlicherweise anzutreffen, wobei Kletten mittlerweile auf der ganzen Welt verbreitet sind. Der lateinische Gattungsname Arctium leitet sich wohl vom altgriechischen Wort für Bär ab, da die Blüten an deren filziges Fell erinnern sollen.

Klette
Die Widerhaken, mit denen Kletten in Tierfellen haften bleiben, waren Vorbild für Klettverschlüsse [Foto: Nehris/ Shutterstock.com]

Kletten sind meist zweijährig. Das bedeutet sie keimen zum Beispiel im Frühjahr, bilden aber im ersten Jahr nur eine Blattrosette, die den Winter überdauert. Im zweiten Jahr erst entwickelt sich der Blütenstand mit Blütenköpfchen. Mit der Samenreife schließt die Klette ihre Entwicklung ab und die Pflanze stirbt ab. Wächst die Klette aber an einem besonders günstigen Standort oder wird sie am Blühen gehindert, kann eine Pflanze auch mehr als zwei Jahre alt werden.
Je nach Art können Kletten Wuchshöhen von 50 bis 300 cm erreichen. Sie zeichnen sich vor allem durch ihre fast kugeligen, rosafarbenen Blütenstände aus, die aus vielen einzelnen Röhrenblüten zusammengesetzt sind und die man meist von Juli bis September bewundern kann. Bekannt sind auch ihre charakteristischen Fruchtstände, die gern an Kleidung oder in Hundefellen haften bleiben. Ebenso charakteristisch, wenn auch nicht sichtbar, ist die kräftige, bis zu einem Meter in den Boden reichende Pfahlwurzel von Kletten. Sie wird schon seit langer Zeit vor allem ihrer Heilwirkung wegen geerntet.

Kletten zählen zu den einheimischen bienenfreundlichen Pflanzen. Hier treffen sich zur Bestäubungszeit viele verschiedene Insekten, wie Hummeln, (Wild-)Bienen und Schmetterlinge. Falls Sie auf der Suche nach weiteren bienenfreundlichen Pflanzen für Ihren Garten sind, finden Sie in unserem Artikel zu bienenfreundlichen Stauden weitere Beispiele.

Kletten-Blüten
Die Blüten von Kletten sind wichtige Nektar- und Pollenlieferanten für viele Insekten [Foto: Thijs de Graaf/ Shutterstock.com]

Wie verbreitet sich die Klette? Kletten vermehren sich über Samen. Diese können im Herbst entweder direkt an Ort und Stelle auf den Boden fallen, wo sie im nächsten Frühjahr keimen. Alternativ bleiben die Fruchtstände der Klette, die aus mehreren Samen bestehenden Köpfchen, mit ihren kleinen Häkchen im Fell vorbeilaufender Tiere haften. So werden sie an einen neuen Standort transportiert.

Heimische Kletten-Arten

Die Gattung der Kletten umfasst insgesamt zwischen zehn und vierzehn Arten. Wir stellen Ihnen hier vier Arten vor, die bei uns mit am häufigsten zu finden sind.

Kleine Klette (Arctium minus)

Entgegen ihrem Namen kann die Kleine Klette Wuchshöhen von 1,5 bis 2 m erreichen. Auch die Blätter der Kleinen Klette sind nicht wirklich klein. Zum Beispiel können die Grundblätter der Rosette bis zu 60 cm lang werden. Im Gegensatz zu den meisten anderen Kletten-Arten bevorzugt die Kleine Klette kalkarme bis -freie Böden. Ein Unterscheidungsmerkmal zur Großen Klette sind die Blattstiele. Diese sind bei der Arctium minus hohl, wohingegen sie bei Arctium lappa mit Mark gefüllt sind. Die jungen Pflanzenteile der Kleinen Klette sind essbar und sollen gekocht ähnlich wie Artischocken schmecken.

Kleine Klette
Auch Kleine Kletten können sehr groß werden [Foto: Milla V Krivdina/ Shutterstock.com]

Große Klette (Arctium lappa)

Die Große Klette, die auch unter dem Namen Butzenklette bekannt ist, ist wohl eine der bekanntesten Arten und wird mit 80 bis 100 cm relativ hoch. Die bis zu 50 cm langen Rosettenblätter der Großen Klette bieten schattigen Schutz für viele Käfer und andere Insektenarten und auch die Blüten der Großen Klette sind für Bienen, Hummeln und Co. sehr anziehend. Dasselbe gilt auch für die anderen hier vorgestellten Kletten-Arten. Beim Anbau von Großen Kletten wird meist eine Sorte der Unterart Arctium lappa var. sativa verwendet, um die Wurzel zu ernten. Diese zeichnet sich durch besonders lange, unverzweigte Wurzeln aus.

Große Klette
Im zweiten Jahr beginnen die Stängel der Großen Klette sich zu strecken und wachsen in die Höhe [Foto: simona pavan/ Shutterstock.com]

Filz-Klette (Arctium tomentosum)

Die Filz-Klette wird zwischen 60 und 120 cm hoch und ihre ei-herzförmigen Blätter sind auf der Unterseite meist grau-weiß behaart. Die auch filzige Klette genannte Pflanze lässt sich von den anderen Arten der Gattung sofort anhand der Blütenstände unterscheiden. Sie sind bei der Filz-Klette dem Namen entsprechend von einem grau-weißen, wolligen Filz überzogen. Auch Filz-Kletten sind essbar und können genauso wie Große Kletten verwendet werden.

Filz-Klette
Die Knospen der Filz-Klette sind von einem spinnwebenartigen, wolligen Filz überzogen [Foto: zprecech/ Shutterstock.com]

Hainklette (Arctium nemorosum)

Die Hainklette ist der Kleinen Klette sehr ähnlich und eine Unterscheidung ist nur schwer möglich. Die Zweige des Blütenstands, die bei Arctium nemorosum eher nach außen gebogen sind, stehen bei der Kleinen Klette zum Beispiel steif aufrecht. An guten Standorten kann die Hainklette bis zu 250 cm hoch und damit noch deutlich höher als die Kleine Klette werden. Unterschiede gibt es auch bei den Standortansprüchen, denn Hainkletten vertragen Schatten besser und bevorzugen kalkreiche Böden.

Hainklette
Auch die Früchte von Hainkletten besitzen die typischen Widerhaken [Foto: Gabriela Beres/ Shutterstock.com]

Kletten im Garten pflanzen und pflegen

Der Anbau von Kletten im eigenen Garten ist nicht schwer und hilft, Insekten Nahrung und Heimstatt zu bieten. Am wohlsten fühlen sich Kletten an sonnigen bis halbschattigen Standorten mit frischem, nährstoffreichem Boden. Wichtig ist vor allem, dass er tiefgründig, humos und durchlässig ist. Kletten können gut direkt ins Freiland gesät werden. Das kann entweder noch im Herbst direkt nach der Samenreife oder im Frühjahr von April bis Juni geschehen. Bei früher Aussaat im Herbst kann es vorkommen, dass die Klette direkt keimt und den Winter als Blattrosette überdauert. Dann ist es möglich, dass sie unmittelbar in die Streckung des Stängels und die Blüte übergeht.

Kletten-Pflanzen
Man kann Kletten auch auf Dämmen mit circa 60 cm Abstand anbauen [Foto: NayaDadara/ Shutterstock.com]

Kletten pflanzen: Vorgehen

  • Bereiten Sie den Boden gut vor, indem Sie ihn von Unkraut befreien und ein feinkrümeliges Saatbett herstellen. Sandige Böden können zum Beispiel mit unserer torffreien Plantura Bio-Universalerde oder etwas reifem, nährstoffarmem Kompost aufgewertet werden.
  • Es bietet sich an, das Substrat schon vor der Aussaat gut zu befeuchten.
  • Die Kletten-Samen werden mit ungefähr 30 cm Abstand zueinander circa 1 cm tief ausgesät.
  • Das Saatgut wird im Anschluss dünn mit Erde bedeckt, etwas festgedrückt und leicht angegossen.
  • Bis zur Keimung vergehen 3 bis 4 Wochen. Während dieser Zeit sollte das Saatgut nie austrocknen.
  • Die gekeimten Pflanzen können auf einen Abstand von 20 bis 25 cm in der Reihe vereinzelt werden.
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Wenn der Standort stimmt, brauchen Kletten-Pflanzen kaum Pflege. Nur während langer Trockenperioden sollte man Kletten immer wieder gießen. Wer Kletten anbaut, um die Wurzel zu ernten, sollte für höhere Erträge auf eine konstant gute Wasserversorgung achten. Eine Düngung zum Wachstumsbeginn, also ungefähr im März, und eine Sommerdüngung im Juni genügen, sofern ein fester Dünger verwendet wird. Das kann zum Beispiel im mit unserem Plantura Bio-Universaldünger mit Langzeitwirkung geschehen. Er ist komplett tierfrei und hat einen hohen Anteil organischer Bestandteile, der sich positiv auf Bodenstruktur und -leben auswirkt. Somit hat die Klette die Möglichkeit, sich optimal zu entwickeln.

Tipp: Die Härchen der Früchte können Juckreiz auslösen. Daher ist es ratsam, bei der Arbeit mit reifen Pflanzen Handschuhe zu tragen.

Verwendung und Wirkung von Kletten

Kletten ernten

Geerntet wird vor allem die Wurzel von Kletten. Dies geschieht bevor die Klette blüht, im Herbst des ersten Anbaujahres (ungefähr im November). Alternativ kann erst im folgenden Frühjahr geerntet werden. Durch die frühe Ernte verhindert man außerdem, dass die Pflanze hochwächst und zu viel Platz einnimmt oder sich von selbst verbreitet. Gleichzeitig kommen so aber die Vorteile der Bienenfreundlichkeit nicht zum Tragen. Wer beides haben will, erntet nur einen Teil der Wurzel, indem er sie neben der Pflanze mit dem Spaten aussticht. Kletten-Samen können im Herbst geerntet werden, indem man die Köpfchen öffnet, die Samen herauslöst und von den Haken befreit.

essbare Klettenwurzel
Die Wurzel sollte man ernten, solange die Pflanze noch nicht in die Höhe gewachsen ist [Foto: Yevhenii Slivin/ Shutterstock.com]

Große Klette und andere Kletten verwenden

Grundsätzlich wird keine der genannten Kletten-Arten als giftig eingestuft. Früher wurden Klettenwurzeln ähnlich wie Schwarzwurzeln als Gemüse verzehrt. Japaner essen Klettenwurzeln immer noch sehr häufig, sodass sie dort zu den beliebtesten Wurzelgemüsen zählen. Auch die Blattstiele und junge Blätter von Kletten sind essbar und werden in der Küche wie Spinat verwendet. Ältere Blätter schmecken sehr bitter, weshalb sich der Verzehr nicht empfiehlt. Bei uns sind Kletten weniger als Gemüse zu finden und wenn doch, baut man Kletten der Heilwirkung wegen an. So kann man zum Beispiel einen Klettenwurzeltee zubereiten. Dafür wird ein gehäufter Teelöffel getrocknete Klettenwurzel mit 250 ml kaltem Wasser übergossen. Nach fünf Stunden Ziehzeit wird der Tee für eine Minute zum Sieden gebracht und dann abgeseiht.

Tipp: Die Samen der Großen Klette können gut gesäubert in Brot, Müsli oder Suppen verwendet werden.

Im asiatischen Raum sind Klettenwurzeln ein beliebtes Gemüse [Foto: Koarakko/ Shutterstock.com]

Klettenwurzel-Wirkung

Studien zufolge soll die die Wirkung von Kletten unter anderem entzündungshemmend, anti-kanzerogen, anti-mikrobiell sowie harn- und schweißtreibend sein und hypoglykämische Prozesse regulieren. Mit letzterer Wirkung kann Klettenwurzeltee zum Beispiel bei Diabetes angewendet werden. Heutzutage finden Klettenwurzeln Anwendung als Haaröl gegen Haarausfall, falls dieser durch schlechte Durchblutung bedingt ist. Neben all den positiven Wirkungen der Klette sollte man auch potenzielle Nebenwirkungen und Risiken wie Ausschläge nicht außer Acht lassen.

Klette: Ernte und Verwendung auf einen Blick

  • Erntezeitpunkt Klettenwurzel: Im Herbst des ersten Anbaujahrs oder im folgenden Frühjahr.
  • Blattstiele und junge Blätter: Verwendung als Gemüse mit einem Geschmack, der an Artischocken erinnern soll.
  • Klettenwurzeln: Verwendung als Gemüse, Basis für Suppen, für Klettenwurzeltee oder Tinkturen, Öle und Salben.
  • Mögliche Wirkungen: Entzündungshemmend, harn- und schweißtreibend, anti-kanzerogen, anti-mikrobiell.
Kletten-Tee
Die Wirkung von Klettenwurzeltee soll leberunterstützend und harntreibend sein [Foto: kai keisuke/ Shutterstock.com]

Ein anderes Kraut, das bei uns oft natürlicherweise auf Wiesen zu finden ist, aber auch im Garten seine Berechtigung hat, ist Sauerampfer. In einem weiteren Artikel finden Sie daher alles Wichtige zum Anpflanzen, Pflegen und Vermehren von Sauerampfer.

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