Die häufigsten Vogel-Krankheiten & -Parasiten

Hannah
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Ich interessiere mich besonders für die animalischen Gartenbesucher und habe daher meinen Master mit dem Schwerpunkt "Tierökologie" gemacht. Ich bin davon überzeugt, dass tierische Nützlinge eine nachhaltige und effektive Alternative zu vielen herkömmlichen Produkten darstellen. Außerdem bin ich leidenschaftliche Hobby-Ornithologin und gehe selten ohne mein Fernglas spazieren.

Lieblingsobst: Kiwi, Apfel und Rote Johannisbeere
Lieblingsgemüse: Tomaten und Grüne Bohnen

Woran erkennt man einen kranken Vogel? Was sind die häufigsten Vogelkrankheiten und was sollte man tun, wenn man kranke Vögel in seinem Garten findet? Diese und weitere Fragen beantworten wir Ihnen hier.

Vogel mit Krankheit
Kranke Vögel zu erkennen ist nicht immer einfach [Foto: tuthelens/ Shutterstock.com]

Wie wir Menschen auch, werden Vögel von einer Vielzahl an Krankheiten und Parasiten heimgesucht. Manche davon treten immer wieder vereinzelt auf und haben im Allgemeinen keine größeren Auswirkungen auf den Bestand. Andere breiten sich schlagartig aus und können tausende von Wildvögeln das Leben kosten – wie zum Beispiel das Usutu-Virus, das 2011 für ein massenhaftes Amselsterben gesorgt hat, oder das Bakterium Suttonella ornithocola, welches erst vor Kurzem zu vielen toten Blaumeisen geführt hat. Was die häufigsten Vogelkrankheiten sind, woran Sie diese erkennen und was Sie gegen die Ausbreitung von Vogelkrankheiten unternehmen können, möchten wir Ihnen hier in unserem Infoartikel vorstellen.

Vogel-Krankheiten: Welche sind am häufigsten?

Vogelkrankheiten sind sehr vielfältig und können eine ganze Reihe von Symptomen verursachen. Es ist deshalb nicht immer einfach, sie überhaupt zu erkennen, und noch schwerer, eine genaue Diagnose zu stellen. Die häufigsten Krankheiten und ihre Symptome möchten wir Ihnen trotzdem einmal vorstellen:

  • Das Usutu-Virus wurde 2011 bekannt, weil es in kurzer Zeit zu einem massenhaften Amselsterben geführt hat. 2016 gab es eine zweite große Infektionswelle. Das Virus wird durch Stechmücken übertragen und führt innerhalb weniger Tage zum Tod. Die meisten betroffenen Tiere zeigen keine Symptome, manche wirken jedoch apathisch und orientierungslos.
kranker Vogel
Durch massenhaft tote Amseln hat sich das Usutu-Virus bei uns bemerkbar gemacht [Foto: Paulpixs/ Shutterstock.com]
  • 2020 hat das Blaumeisen-Sterben für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Der Erreger, der hierzu geführt hat, war Suttonella ornithocola. Dabei handelt es sich um ein Bakterium, das eine schwere Lungenentzündung in den infizierten Tieren ausgelöst hat. Die Vögel schienen teilnahmslos, waren stark aufgeplustert, hatten teilweise gelblich verkrustete Schnäbel und starke Atemnot.
  • Auch die Zahl der mit Vogelpocken befallenen Wildvögel nimmt seit einigen Jahren verstärkt zu. Die ebenfalls durch ein Virus ausgelöste Krankheit tritt bei einer Vielzahl an Vogelarten auf und wird bei uns häufig an Meisen beobachtet. Vogelpocken sind leicht zu erkennen und machen sich durch haselnussgroße Wucherungen bemerkbar.

Wenn Sie in Ihrem Garten kranke oder tote Vögel beobachten, sollten Sie zunächst alle Futter- und Wasserstellen gründlich reinigen, um eine Ausbreitung der Krankheit zu verhindern. Wenn sich die Fälle häufen, sollte man die Fütterung ganz einstellen und die Funde umgehend beim NABU oder bei der Wildvogelhilfe melden.

Vögel an Futterstelle
Bei kranken Vögeln im Garten sollte die Fütterung eingestellt werden [Foto: Vishnevskiy Vasily/ Shutterstock.com]

Wenn Sie außerdem einen kranken Vogel im Garten finden, der geschwächt oder apathisch wirkt, offensichtliche Symptome zeigt und Sie sich dem Tier nähern können, sollten Sie es einfangen und in einen Karton mit Luftlöchern setzen. Greifen Sie den Vogel dabei um die Körpermitte, damit er sich nicht durch hektisches Flügelschlagen verletzen kann. Dabei sollten auf jeden Fall Handschuhe getragen werden, um sich vor Schnäbeln und Krallen zu schützen. Stellen Sie den Karton anschließend an einen ruhigen, dunklen Ort und kontaktieren Sie einen Tierarzt oder eine geeignete Pflegestelle, wie zum Beispiel eine der NABU-Wildvogelpflegestationen. In der Facebook-Gruppe „Wildvogelhilfe-Notfälle“ können ebenfalls verletzte Wildvögel gemeldet werden – dort werden Ihnen fachkundige Erste-Hilfe-Maßnahmen sowie Pflegestellen in Ihrer Nähe genannt.

Pflege von krankem Vogel
Kranke Vögel brauchen professionelle Hilfe [Foto: kai foret/ Shutterstock.com]

Hinweis: Als Laie sollten Sie nicht versuchen, den Vogel selbst gesund zu pflegen. Geben Sie ihm auch kein Wasser und kein Futter, da die Tiere sich verschlucken können. Wildvogelpflege benötigt viel Erfahrung und Wissen und geht daher meist schief, wenn sie nicht von Experten durchgeführt wird. Das gleiche gilt übrigens auch, wenn Sie einen verletzten Vogel gefunden haben.

Die häufigsten Vogel-Parasiten

Auch Parasiten sind ein Problem für Wildvögel. Manche kann man mit dem bloßen Auge erkennen, andere sind so klein, dass man sich an den Symptomen der Vögel orientieren muss. Die häufigsten Parasiten bei Wildvögeln stellen wir Ihnen im Folgenden vor:

  • Federlinge sind kleine Gefiederparasiten, die ihre Eier in das Gefieder von Vögeln legen und sich dort von Hautschuppen und Federbestandteilen ernähren. Die Vögel erfahren dadurch einen starken Juckreiz und kratzen sich viel. Als Folge sehen die Vögel meist ungepflegt aus und haben teilweise starke Gefiederschäden. Zudem wirken sie oft geschwächt, weil sie durch das ständige Jucken an Schlafmangel leiden.
Parasiten von Vögeln
Federläuse sind oft mikroskopisch klein [Foto: Pavel Krasensky/ Shutterstock.com]
  • Die Lausfliege ist im Gegensatz zu den kleinen Federlingen mehrere Millimeter groß und deshalb auch mit dem bloßen Auge gut zu erkennen. Der Parasit setzt sich ebenfalls im Gefieder von Vögeln fest, verbeißt sich jedoch in der Haut und ernährt sich vom Blut der Tiere. Lausfliegen sind oft auf bestimmte Vogelarten spezialisiert. Einer der häufigsten Vertreter ist die Schwalbenlausfliege, die zum Beispiel Mehlschwalben und Rauchschwalben befällt.
Lausfliege
Lausfliegen verbeißen sich in der Haut der Vögel [Foto: Pavel Krasensky/ Shutterstock.com]
  • Trichomonaden sind einzellige Organismen, die sich durch direkten Kontakt zwischen Vögeln ausbreiten und in kurzer Zeit viele Tiere befallen können. Der Erreger Trichomonas gallinae hat im Sommer 2009 erstmals zu einem Massensterben unter Grünfinken geführt. Die betroffenen Vögel zeigen schaumigen Speichel, großen Durst und eine stark verminderte Fluchtreaktion.
  • Räudemilben sind Grabmilben, die Gesicht, Beine oder die Kloake von Vögeln befallen. Erkennen kann man die Parasiten an weißlichen, schorfigen Ablagerungen, die sie in den betroffenen Regionen verursachen. Auch hier kratzen sich die Vögel und reisen sich mitunter sogar Federn aus.

Wie auch bei den oben genannten Krankheiten ist die Behandlung von Vogelparasiten für Laien nahezu unmöglich. Lausfliegen könnte man noch mit einer Pinzette absammeln und zerdrücken wie eine Zecke, aber wenn der Vogel erst so geschwächt ist, dass er sich einfangen lässt, braucht er trotzdem professionelle Hilfe und es gelten daher die gleichen Anweisungen wie zuvor.

Ist das Aufplustern von Vögeln ein Krankheits-Symptom?

Ein aufgeplustertes Federkleid dient hauptsächlich dem Schutz vor Wärmeverlust. Die zusätzliche Luft, die sich zwischen den aufgeplusterten Federn staut, wirkt isolierend und erschwert die Wärmeabgabe des Körpers an die Umgebung. Im Winter ist das durchaus normal und nicht unbedingt ein Grund zur Sorge. Im Sommer und bei warmen Temperaturen kann ein aufgeplustertes Gefieder jedoch sehr wohl ein Anzeichen für eine Krankheit sein, denn kranke Vögel haben oft Untertemperatur und frieren. Häufig zeigen kranke Vögel jedoch noch zusätzliche Symptome. Sie ziehen den Kopf eng an den Körper, schließen die Augen leicht und fliehen oft nur spät oder gar nicht, wenn man sich ihnen nähert.

aufgeplusterter Vogel
Dieser Buchfink ist krankhaft aufgeplustert [Foto: Lillian Tveit/ Shutterstock.com]

Wie kann man Vögel gegen Krankheiten und Parasiten unterstützen?

Im Sand baden um sauber zu werden klingt für uns erst einmal merkwürdig, aber für Vögel ist es ein wichtiger Bestandteil der Gefiederpflege. Mit viel Schütteln und Flügelschlagen werden auf diese Weise Parasiten entfernt. Ein Sandbad im Garten kann deshalb von großem Nutzen sein und ist ganz leicht selbst gemacht: Sie können einfach einen Topfuntersetzer oder eine Schale mit Sand füllen und an einem möglichst sonnigen und vor Katzen sicheren Ort aufstellen.

Vogel beim Sandbad
Ein Haussperling beim Sandbaden [Foto: Vishnevskiy Vasily/ Shutterstock.com]

Hinweis: Eine weitere bizarre Praxis der Gefiederpflege bei Vögeln ist das sogenannte Einemsen. Dabei streichen die Vögel sich lebende Insekten – hauptsächlich Ameisen – durch das Gefieder. Die dadurch abgegebenen Sekrete, wie zum Beispiel die Ameisensäure, wirken dort gegen Bakterien, Pilze und andere schädliche Organismen.

Weitere Hygienemaßnahmen, die Sie selbst durchführen sollten, sind außerdem regelmäßige Reinigungen Ihrer Vogeltränken und Futterstellen. Gerade an heißen Tagen können sich diese sonst schnell in Brutstätten für Parasiten und Krankheitserreger entwickeln. Da dort viele Vögel zusammenkommen, können sich in kurzer Zeit zahlreiche Tiere infizieren.

Neben Krankheiten und Parasiten haben Vögel im Garten oft noch ganz andere Probleme. Hauskatzen zum Beispiel stellen eine echte Gefahr dar, die häufig unterschätzt wird. Wie sich Katze und Vogel gleichzeitig im Garten wohlfühlen und auf was man als Katzenbesitzer und Vogelfreund achten sollte, erfahren Sie in unserem Spezialartikel.

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