Tomaten werden nicht rot: Was tun?

Emile
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Ich habe Gartenbauwissenschaften im Bachelor studiert und spezialisiere mich in meinem Master auf Prozess- und Qualitätsmanagement in Landwirtschaft und Gartenbau. Ganz besonders interessiere ich mich für moderne und nachhaltige Ansätze beim Anbau von Obst und Gemüse. Meine Faszination für Obst und Gemüse stammt von meiner Leidenschaft fürs Kochen. In meiner Freizeit bin ich am liebsten draußen, egal ob zu Hause oder auf Reisen. Besuche in Parks und botanischen Gärten sowie Naturspaziergänge auf dem Land sind für mich ein wahrer Genuss.

Lieblingsobst: Erdbeere, Pfirsich und Nektarine
Lieblingsgemüse: Tomate, Pak Choi und grüner Spargel

Tomaten sind bei uns ein absoluter Favorit unter den Gemüsearten. Nur manchmal gibt es ein Problem: Tomaten werden nicht rot. Wir erklären, woran das liegt und was man dagegen unternehmen kann.

Unreife grüne Tomaten am Strauch
Freilandtomaten reifen hierzulande meistens ab Ende August bis Ende September [Foto: Richard Lionheart/ Shutterstock.com]

Viele Hobbygärtner und Hobbygärtnerinnen warten sehnsüchtig auf ihre Tomatenernte, doch manchmal wollen die Früchte einfach nicht rot werden. Auch unter optimalen Bedingungen kann es zwei bis drei Wochen dauern, bis die Tomate (Solanum lycopersicum) ihr knalliges Rot ausbildet. Neben der Farbe ändert sich auch der Geschmack: Die Frucht gewinnt mit der Zeit deutlich an Aroma und Süße.

Warum werden meine Tomaten nicht rot?

Ein entscheidender Faktor für die Entwicklung von grüner zu roter Frucht, ist das Phytohormon Ethylen. Die Pflanze produziert dieses Gas selbst, benötigt dafür jedoch viel Energie, vor allem in Form von Wärme. Und das ist der entscheidende Punkt, wenn kein Rot an der Tomatenpflanze zu finden ist – auch nicht nach langem Warten: Es ist schlichtweg zu kalt. Temperaturen unter 10 bis 12 °C sind zu kalt für das Reifen, die Tomaten bleiben also grün. Um einen guten Reifungsprozess zu gewährleisten, benötigen die Pflanzen Temperaturen zwischen 16 und 25 °C, ideal sind jedoch Temperaturen zwischen 21 und 24 °C.

Reife sowie unreife Tomaten am Strauch
Um gut zu reifen, brauchen Tomatenpflanzen genügend Energie in Form von Wärme [Foto: Sothorn/ Shutterstock.com]

Tomaten werden aber auch nicht rot, wenn die Temperaturen zu hoch sind. Bei Temperaturen ab 30 °C kann der Reifungsprozess sogar völlig gestoppt werden. Dies kann ebenfalls vorkommen, wenn die Früchte der Tomatenpflanze bei sehr warmem Wetter direkter Sonne ausgesetzt sind. Grund hierfür ist, dass die Pflanze bei diesen hohen Temperaturen die Farbstoffe Karotin und Lycopin, welche für die rote Färbung der Früchte sorgen, nicht mehr bilden kann. Die gute Nachricht ist: Die Ernte geht hiervon nicht verloren. Sinken die Temperaturen, so setzt der Reifungsprozess wieder ein.

Auch Temperaturschwankungen können Stress bei Tomatenpflanzen verursachen. Warme Sommertage mit einer starken Absenkung der Temperatur in der Nacht können Stress auslösen, was sich negativ auf die Fruchtreife sowie die Bestäubung der Blüten auswirken kann.

Des Weiteren kann der Aussaatzeitpunkt auch ein Grund sein, wieso Tomaten nicht rot werden. Tomatenpflanzen haben eine lange Kulturdauer. Deshalb kann es bei einer späten Aussaat vorkommen, dass die Pflanzen nicht genug Zeit haben, um alle Früchte zu entwickeln und zur vollen Fruchtreife zu gelangen.

Ebenso kann eine Überdüngung der Pflanzen Probleme beim Reifen bereiten. Erhalten Tomatenpflanzen eine zu hohe Menge an Nährstoffen, so stecken sie ihre Energie in die Blätter anstatt in die Früchte. Deshalb sollte man nur während der Hauptwachstumszeit im Juni und Juli seine Tomaten düngen. Während der Fruchtreife sollte die Zugabe von Düngemitteln etwas reduziert werden.

Zuletzt kann es sich bei der ausgewählten Tomatensorte um eine grüne Tomatensorte handeln. Bei diesen Züchtungen ist bei reifem Zustand auch deren Fruchtfleisch grün.

Grüne Tomaten auf Holzstamm
Eine grünfruchtende Tomaten-Züchtung [Foto: yizhachok/ Shutterstock.com]

Zusammenfassung: Warum werden Tomaten nicht rot

  • Zu niedrige Temperaturen
  • Zu hohe Temperaturen
  • Starke Temperaturschwankungen
  • Zu später Aussaatzeitpunkt
  • Grünfleischige Tomatensorte

Tomaten werden nicht rot: Die besten Tipps

Wir zeigen nachfolgend, welche Alternativen sich bieten, um die grünen Tomatenfrüchte rot werden zu lassen.

Tipp 1: Ethylen-Quellen schaffen

Wusstest du schon, dass ein Apfel (Malus) helfen kann, damit deine Tomaten schneller rot werden? Denn Äpfel stoßen das Phytohormon Ethylen aus, welches das Reifen und Rotwerden der Tomaten fördert. Sind die Tomatenpflanzen in einem Gewächshaus gepflanzt, so kann man vollreife Bananen oder Äpfel in das Haus legen. Diese produzieren Ethylen in großen Mengen. So kann das Reifen der Tomaten etwas beschleunigt werden.

Äpfel und Tomaten nebeneinander in Schalen
Äpfel stoßen viel Ethylen aus, was zur Reife von Früchten beiträgt [Foto: Tarik Kaan Muslu/ Shutterstock.com]

Tipp 2: Trockenheit vortäuschen

Wenn den Pflanzen Dürre vorgetäuscht wird, bekommen sie Panik und investieren die gesamte Energie ins Rotwerden der Früchte. Die Methode sollte jedoch erst zum Herbst hin angewendet werden, denn die Tomatenpflanze wird nicht mehr wirklich wachsen oder neue Blüten und Früchte ausbilden.

Tomaten aufhängen um zu reifen
Wenn man die Tomatenzweige aufhängt, reifen sie auch noch nach [Foto: Gina Power/ Shutterstock.com]

Tipp 3: Weniger Licht anbieten

Licht ist vor allem für das Wachstum und die Blattentwicklung der Pflanze notwendig, beim Reifungsprozess spielt Licht keine wesentliche Rolle mehr. Ähnlich wie bei der Vortäuschung von Trockenheit lässt sich die Tomatenpflanze dazu trainieren, ihre Energie in das Rotwerden der Früchte anstatt in Wachstum zu investieren. Also brauchen Tomaten keine Sonne, um rot zu werden. Diesen Trick sollte man jedoch auch eher zum Herbst anwenden, da es für die weitere Entwicklung neuer Blüten nicht vorteilhaft ist.

Tipp 4: Nebentriebe und Spitzen entfernen

Um zu verhindern, dass Energie in die Entwicklung von neuen Blättern, Blüten und Früchten investiert wird, können Anfang August die Spitzen der Haupttriebe der Pflanzen abgeschnitten werden. Auch Nebentriebe sollten bei Auftreten entfernt werden. So setzt die Tomate ihre ganze Energie in die Entwicklung und Reifung der Früchte ein. Details hierzu haben wir in unserem Artikel über Tomaten ausgeizen erfasst.

Spitzen von Trieben der Tomatenpflanze entfernen
Das Entfernen der Spitzen hindert die Pflanze daran, Energie in neue Blätter, Blüten und Früchte zu investieren [Foto: johan kusuma/ Shutterstock.com]

Tipp 5: Tomaten nachreifen lassen

Zuletzt kann man seine unreifen Tomaten auch im Haus oder im Gewächshaus nachreifen lassen. Ziel dabei ist es, den Tomaten wärmere Temperaturen anzubieten, damit der Reifungsprozess stattfinden kann. Ideal sind hierfür Temperaturen zwischen 18 und 20 °C. Licht spielt dabei keine wichtige Rolle, jedoch kann man Sonnenlicht dazu nutzen, den grünen Tomaten auf der Fensterbank Energie in Form von Wärme zu spenden. Für mehr Informationen dazu haben wir einen Spezialartikel über das Thema Tomaten nachreifen lassen in unserem Magazin bereit.

Was macht Tomaten rot?

Für die rote Färbung der Tomaten ist vor allem der Farbstoff Lycopin zuständig. Das zuvor grüne Chlorophyll in den Tomaten wird beim Reifungsprozess abgebaut und mit Lycopin ersetzt. So werden Tomaten mit der Zeit erst mal gelblich und wandeln langsam über orange zu ihrem roten Zustand. Dasselbe passiert auch bei anderen Früchten, wie beispielsweise Paprika. Die rote Farbe dient den Tomaten einerseits zum Schutz vor extremer Sonne, andererseits sollen aber auch Tiere angelockt werden, die die reife Frucht dann verspeisen. Die Samen werden dann wiederum ausgeschieden und neue Pflanzen keimen im nächsten Jahr aus ihnen. Das Rotwerden der Tomate ist also ein ausgefeilter Mechanismus zur Erhaltung und Ausbreitung der eigenen Spezies.

Reifeprozess von Tomaten
Für die rote Färbung von Tomaten ist vor allem der Farbstoff Lycopin zuständig [Foto: Alena Brozova/ Shutterstock.com]

Im Übrigen sind nicht alle Tomaten rot. Es existieren etwa auch einige schwarze und blaue Tomatensorten, die für einen besonderen Hingucker sorgen.

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