Tomaten überwintern: Experten-Tipps für Tomatenpflanzen im Winter

Regina
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Ich habe Gartenbauwissenschaften am WZW in Freising studiert und pflanze in meiner Freizeit auf einem Stück Acker alles an, was Wurzeln hat. Das Thema Selbstversorgung und saisonale Ernährung liegt mir dabei besonders am Herzen.

Lieblingsobst: Quitte, Kornelkirsche und Heidelbeere
Lieblingsgemüse: Erbsen, Tomaten und Knoblauch

Die in ihrer Heimat mehrjährigen Tomatenpflanzen können mit viel Geschick und etwas Glück überwintert werden. Worauf man beim Überwintern von Tomatenpflanzen achten muss, erfahren Sie hier.

Tomate auf Fensterbrett überwintern
Die Überwinterung von Tomaten ist möglich – aber nur, wenn ein paar wichtige Dinge beachtet werden [Foto: Sofiia Tiuleneva/ Shutterstock.com]

Sobald die kalte Jahreszeit näher rückt, stellt sich für viele Hobbygärtner die Frage, ob man Tomaten überwintern kann. Wir gehen der Thematik auf den Grund und geben Ihnen Tipps, wie das Überwintern von Tomatenpflanzen gelingen kann.

Sind Tomaten mehrjährig?

Die Tomate (Solanum lycopersicum) stammt ursprünglich aus Südamerika und ihre strauchartig wachsenden wilden Verwandten sind in ihrer warmen Heimat auch mehrjährig und außerdem sogar relativ kältetolerant. Bei unserer kultivierten und auf Ertrag gezüchteten Tomate sieht es allerdings etwas anders aus. Sie ist äußerst wärmebedürftig, dabei kaum kältetolerant und wächst langgestreckt statt buschig und holzig. Es gibt keine winterharten Tomatensorten für unsere gemäßigten Breiten und die kalten Winter. Bereits Temperaturen unter 10 °C schaden den Pflanzen, lassen Blätter absterben und führen zu Mangelsymptomen wie zu einer Violettfärbung des Laubes durch Phosphormangel.

Das passende Winterquartier für Tomaten sollte möglichst hell und warm sein, die Pflanzen sollten bei der Einwinterung völlig gesund sein. Nicht ohne Grund werden die sonnenliebenden Pflanzen meist jedes Jahr aufs Neue angesät: Oftmals raffen bis zum Ende der Saison im Oktober und November Tomatenkrankheiten, wie die Kraut- und Braunfäule (Phytophthora infestans), die Pflanzen dahin. Nur gänzlich gesunde und gut genährte Pflanzen können erfolgreich überwintert werden. Zusätzlich ist die Sortenwahl entscheidend bei der Überwinterung von Tomaten. Kleinwüchsige, determinierte Tomaten und Wildtomaten lassen sich gut als ganze Pflanze einwintern. Beim Einzug in das Winterquartier muss, um Verdunstung und Lichtbedarf an die dunkle Jahreszeit anzupassen, etwa die Hälfte der Pflanze zurückgeschnitten werden. Doch keine Sorge: Den Winter über bilden sich zahlreiche neue Seitentriebe, die im nächsten Sommer wiederum Blüten und Früchte tragen.

Hochwachsende Stabtomaten können nicht als ganze Pflanze eingewintert werden, für sie empfiehlt sich das Schneiden von Stecklingen aus den Triebspitzen. Tomaten zu überwintern ist zwar aufwändiger als sie neu auszusäen – wenn Lichtverhältnisse, Wasserversorgung und Temperatur stimmen, kann es dennoch gelingen.

Tomaten überwintern im Topf
Determinierte Tomatensorten lassen sich besser überwintern als die hohen Stabtomaten [Foto: Levranii/ Shutterstock.com]

Zusammenfassung: Kann man Tomaten überwintern?

  • Tomaten sind grundsätzlich mehrjährig und können überwintert werden.
  • Voraussetzung ist, dass die Pflanzen absolut gesund sind.
  • Die Überwinterung gelingt nur an warmen, sehr hellen Standorten und mit passenden Sorten oder durch die Verwendung von Stecklingen.
  • Während der Überwinterung kann die Tomate zwar Blüten bilden, diese sollten aber entfernt werden, da die Früchte die Pflanze zu viel Energie kosten.

Warum kann man im Winter keine Tomaten ernten?
Für unsere Supermärkte werden ganzjährig an warmen Orten in hochtechnisierten, beheizten Gewächshäusern mit starker Zusatzbeleuchtung Tomaten produziert. Denn tatsächlich kennen Tomaten keine Winterruhe – bei passenden Bedingungen blühen und fruchten sie immer weiter. Lohnen tut sich die Produktion aber nur in warmen Ländern mit milden Wintern, denn dort muss eine geringere Temperatur-Differenz zur Außenluft ausgeglichen werden. Unter normalen „Wohnungs-Bedingungen“ im kalten Deutschland sind gute Wachstumsbedingungen für Tomaten kaum zu erreichen – beziehungsweise verschwenden eine unverhältnismäßig große Menge Energie.

Tomaten im Topf überwintern 

Sollen Tomaten erfolgreich überwintert werden, empfehlen sich einerseits robustere Wildtomaten, wie Humboldt-Tomaten (Solanum humboldtii) oder Johannisbeertomaten (Solanum pimpinellifolium). Auch die ohnehin stark verzweigten, kleinwüchsigen und determinierten Buschtomaten wie ˈTiny Timˈ oder ˈVilmaˈ sind dafür geeignet. Um ganze Pflanzen im Topf zu überwintern, sollten diese auch zuvor bereits im Topf kultiviert worden sein – das Umpflanzen aus dem Beet in einen Topf überstehen die Pflanzen nicht. Wildtomaten können vor dem Überwintern um die Hälfte zurückgeschnitten werden, denn sie verzweigen sich im nächsten Frühjahr wieder sehr gut und tragen auch an den vielen Seitentrieben reichlich Früchte. Buschtomaten sollten Sie vor dem Winter gar nicht schneiden.

Die Töpfe mit den Tomatenpflanzen sollten ab Mitte bis Ende Oktober an einem möglichst hellen Ort bei 15 bis 20 °C aufgestellt werden. Um Tomatenpflanzen zu überwintern, müssen sie wohlgenährt und gesund sein. Eine abschließende Düngung noch im August und September vor der Überführung ins Winterquartier sorgt für einen guten Nährstoffhaushalt. Nur sehr helle Standorte sind geeignet, beispielsweise Wintergärten. An Südfenstern kann ein Spiegel hinter den Pflanzen aufgestellt werden, um das Lichtangebot zu verbessern. Optimal sind beheizte Gewächshäuser, denn hier ist die Lichtausbeute maximal – leider ist der Energiebedarf aber extrem hoch, weshalb sie nicht zu empfehlen sind.

gesunde Tomatenpflanze überwintern
Nur mit absolut gesunden Tomaten sollten Sie die Überwinterung wagen [Foto: emmanine/ Shutterstock.com]

Überwinterte Tomatenpflanze bildet lange Triebe: Was ist zu tun?
Durch Vergeilen und das Bilden vieler Seitentriebe versucht die Pflanze, das verminderte Lichtangebot auszugleichen. Diese hellen Triebe sollten daher nicht entfernt werden. Sie sollten sie jedoch regelmäßig auf Schädlinge kontrollieren, da sie dafür anfällig sind.
Bilden sich aber extrem helle, dünne und instabile Triebe, ist das ein Zeichen dafür, dass das Lichtangebot nicht ausreicht. Es sollte also ein anderer Standort gesucht oder zusätzlich belichtet werden. Ein helleres Plätzchen zu suchen ist natürlich immer die günstigste und nachhaltigste Variante. Für die Belichtung eignen sich spezielle Pflanzenlampen, die, im Gegensatz zu normalen Lampen, ein auf Pflanzen abgestimmtes Lichtspektrum bieten. Diese Art der Überwinterung ist allerdings nicht sehr nachhaltig, selbst wenn LEDs zum Einsatz kommen können.

Weniger energieaufwendig ist die Überwinterung von Stecklingen, die wir weiter unten vorstellen. Während der Überwinterung bis zur Auspflanzung im folgenden Mai sollte im Winter sparsam und ab März wieder regelmäßig gegossen werden. Ab dem Frühjahr sollte man auch wieder düngen.

Tipp: Achten Sie während der gesamten Überwinterungsdauer, besonders aber ab Februar und März, auf einen möglichen Schädlings- oder Krankheitsbefall. Schädlinge sollten möglichst rasch und effizient bekämpft und infizierte Pflanzenteile oder ganze Pflanzen zügig entsorgt werden.

Ableger von Tomaten
Das Ziehen von Tomaten-Ablegern ist eine gute Alternative zur Überwinterung ganzer Pflanzen [Foto: Tatiana_Pink/ Shutterstock.com]

Tomatenableger überwintern

Eine gute und platzsparende Alternative zur Überwinterung ganzer Tomatenpflanzen ist die Produktion von Ablegern. Tomatenableger lassen sich leichter überwintern: Sie sind kleiner, somit eher mit einem Fensterplatz zufriedenzustellen und bräuchten im Zweifelsfall auch nur eine kleine Lampe. Hierfür schneiden Sie nur von gesunden und wohlgenährten Pflanzen etwa 10 bis 15 Zentimeter lange Triebspitzen ab und lassen diese im Wasser oder in feuchtem Anzuchtsubstrat, wie unserer Plantura Bio-Kräuter- & Aussaaterde, bei etwa 20 °C bewurzeln. Nach etwa einer Woche zeigen sich die ersten neuen Wurzeln und nach dem Umsetzen in nährstoffreichere Pflanzerde wachsen die Stecklinge meist rasch an. Damit die Pflanzen nicht zu stark wachsen, sollte die Nährstoffversorgung über einen langsam fließend umgesetzten organischen Dünger wie unseren Plantura Bio-Tomatendünger erfolgen. Insgesamt sollte man im Winter nur sparsam düngen.

Auch Tomatenableger müssen natürlich regelmäßig auf Schädlinge kontrolliert werden. Ab Mitte Mai können die Pflänzchen wieder ins Freie wandern, wo sie durch ihren Wachstumsvorsprung besonders zeitig Früchte tragen.

Deutlich einfacher als bei Tomaten gestaltet sich das Überwintern von Physalis. Die essbare Lampionblume kann die kalte Jahreszeit im Winterquartier überstehen und im folgenden Jahr frühzeitig Früchte tragen.

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