Wirsing: die wertvolle und beinahe vergessene Kohlart

Steffi
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Ich habe im schönen Weihenstephan Agrarwissenschaften studiert. Neben dem Gärtnern (ich baue vor allem Gemüse und Kräuter an) schlägt mein Herz auch besonders für die Tierwelt. Egal, ob Hund, Meerschwein, Igel oder Biene – alle sollen sich in meinem Garten wohlfühlen.

Lieblingsobst: Wassermelonen und Himbeeren
Lieblingsgemüse: Kartoffeln

Wirsing: durch den hohen Vitamin- und Mineralstoffgehalt kann er einen wichtigen Beitrag zu einer gesunden und bewussten Ernährung leisten.

Wirsing-Anbau
Typisch für den Wirsing sind die weichen, gekräuselten Blätter [Foto: Onyx9/ Shutterstock.com]

Der Wirsing (Brassica oleracea convar. capitata var. sabauda) gehört zu der Familie des Kohls und ist besonders eng mit dem Weißkohl verwandt. Ein spezielles Detail des Wirsings ist wohl die kraus-gewellte Textur seiner Blätter, welche seine Entdecker wohl auch ins Grübeln gebracht haben. Daher ist es also nicht verwunderlich, warum so viele Bezeichnungen für die Kohlart existieren und synonym verwendet werden, wie zum Beispiel: Wirsching, Welschkraut, Börschkohl, Butterkohl und Savoyer Kohl, Milaneser Kohl, Dauerwirsing, Wirz (CH), chou de Milan (FR) und savoy cabbage (engl.). Wirsing ist das ganze Jahr über erhältlich. Im Frühjahr sind die Köpfe hellgrün (sog. Frühwirsing), spätere Sorten hingegen sind meistens dunkelgrün gefärbt. Auf Grund der guten Lagerfähigkeit der späten Sorten hat sich für diese auch der etwas uncharmante Begriff Dauerwirsing etabliert.

Die bereits erwähnte charakteristische Wellung der Blätter ist auf schnelle Wachstumsphasen zurückzuführen. Das Blattgewebe wächst, während die Blattadern im Wachstum zurückbleiben. Die Wellung erklärt beim Wirsing auch die lockere Packung des Krautkopfes.

Wirsing: ein dankbarer Begleiter für den Hobbygärtner

Wirsing kann im eigenen Garten angebaut werden und beschert im Spätherbst und Winter, wenn Tomate, Paprika und Co. bereits abgeerntet sind, ein schmackhaftes Gemüse. Wirsing wächst generell etwas schneller als andere Kohlarten und kann später gepflanzt oder eben früher geerntet werden. Auch in der Kultur erweist er sich gegenüber seinen Verwandten als etwas robuster. Somit ist er ein idealer Einstieg für den Hobbygärtner in Sachen Kohlanbau. Für detaillierte Informationen verweisen wir auf unsere Schritt-für-Schritt-Anleitung: Wirsing anbauen: Aussaat, Pflege und Erntezeit.

Wirsing in Mischkultur
Wirsing kann auch gut neben anderen Kohl-Arten angebaut werden [Foto: Digihelion/ Shutterstock.com]

Wirsing wird in früh-, mittel- und spätreife Sorten unterteilt

Eine umfangreiche Sortenübersicht finden Sie hier: Wirsing: die richtigen Sorten zum Anbauen wählen.

  • Alaska (F1): späte Wirsingsorte mit feingekrausten und fest gepackten Krautköpfen; ideal zum Einlagern und Überwintern im Freiland.
  • Goldvital: Sorte mit mittlerer Reifezeit; feingekräuselte und frischgrüne Blätter von zarter Konsistenz und intensivem Geschmack. Syn: Butterkohl.
  • Marner Grüfewi: robuste Wirsingsorte mit dunkelgrünen Blättern und feingekrausten Krautköpfen; besonders gut lagerbar; übersteht auch in rauen Regionen den Winter im Freien.
  • Samantha (F1): Neuzüchtung von Wirsing und Spitzkohl; Wirsing Samantha ist besonders wegen des feinen und milden Geschmacks beliebt; die spitz geformten Köpfe können zwischen Ende August und Ende November geerntet werden.
  • Smaragd: wüchsige und mittelkurz-strunkige Sorte mit tiefgrünem und stark gekraustem Blatt; gut lagerfähig jedoch in hiesigen Breiten nicht für eine Überwinterung im Freien geeignet.
  • Vertus: späte Sorte mit dunkelgrünen und feingekrausten Blättern sowie festen Krautköpfen.
  • Vorbote 3: sehr frühe Sorte mit hoher Kältetoleranz; vorgetriebene Pflanzen können früh ausgepflanzt werden. Trotz der festen Köpfe eignet sich diese Sorte nicht zur Einlagerung.

Krankheiten und Schädlinge

Wirsing wird von den üblichen Schädlingen geplagt, die beinahe alle Kohlarten heimsuchen. Hierzu zählen die Kohlfliege, der Kohlweißling sowie die gefürchtete Kohlhernie. Jungpflanzen können auch Nacktschnecken zusetzen.

Ernte und Lagerung

Zwar ist Wirsing nicht so lange haltbar wie Rot- und Weißkohl, jedoch können späte Lagersorten auch etliche Wochen gelagert werden. Einige Sorten sind besonders widerstandsfähig gegen Frost und können den Winter im Freien verbringen. Die Köpfe können nach und nach geerntet und verbraucht werden. Nach einer langen Lagerzeit sollten die äußeren Umblätter jedoch besser entfernt werden, da diese meistens etwas labbrig und daher nicht mehr verwertbar sind.

winterfeste Wirsingsorte
Winterfeste Sorten halten Frost aus [Foto: JurateBuiviene/ Shutterstock.com]

Inhaltsstoffe und Verwendung

Kauft man Wirsing sollte man darauf achten, dass noch möglichst viele der dunkelgrünen Umblätter vorhanden sind. Frischen Wirsing erkennt man daran, dass er beim ruckartigen Schütteln rasselartige Geräusche macht. Er wird besonders auf Grund seines sehr hohen Vitamin-C, Vitamin-B6 und Mineralgehalt geschätzt. Mit circa 30 Kilokalorien pro 100g Frischgewicht ist er auch sehr kalorienarm. Die enthaltenen Senfölglycoside haben noch dazu eine gesundheitsfördernde Wirkung. Man sagt ihnen nach, dass sie hemmend auf Bakterien, Viren und Pilze im Körper wirken.

Doch nicht nur gesundheitlich kann der Wirsing überzeugen: Die gekrausten Blätter sind auch geschmacklich im Vergleich zu anderen Kohlarten besonders zart. Kurz angebraten kann er als Beilage für Deftiges oder für Eintöpfe verwendet werden. Die Blätter sind auch beliebt als Grundlage für Krautwickel.

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