Kann man fleischfressende Pflanzen im Garten halten?

Frederike
Frederike
Frederike
Frederike

Ich habe Agrarwissenschaften studiert und bin ein richtiges Dorfkind. Zuhause habe ich einen kleinen Gemüsegarten, den ich hege und pflege, und verbringe die Zeit am liebsten draußen. Wenn ich nicht gerade im Freien bin, schreibe ich leidenschaftlich gerne. Meine Liebe gilt aber nicht nur Pflanzen und dem Schreiben, sondern auch ganz besonders der Tierwelt.

Lieblingsobst: Johannis- und Himbeeren.
Lieblingsgemüse: Schwarzwurzeln, Wirsing und Kartoffeln.

Karnivoren sind als exotische Zimmerpflanzen sehr beliebt. Doch wussten Sie, dass man fleischfressende Pflanzen auch draußen kultivieren kann? Wir klären alle Fragen rund um den Anbau von Karnivoren im Garten.

Rote Schlauchpflanze im Garten
Fleischfressende Pflanzen können auch im Garten gedeihen [Foto: Julie Beynon Burnett/ Shutterstock.com]

Ob Mücken, Fliegen oder Ameisen – fleischfressende Pflanzen, auch Karnivoren oder Insektivoren genannt, faszinieren die Menschen seit jeher mit ihrem ungewöhnlichen Speiseplan. Im Gegensatz zu anderen Pflanzen setzen sie nämlich nicht nur auf Nährstoffe aus dem Boden, sondern holen sich ihre Extraportion Futter durch das Fangen kleiner Insekten. Besonders als Zimmerpflanzen sind die exotischen Karnivoren sehr beliebt, denn sie haben ihren ganz eigenen, extravaganten Charme und sind auch noch spannend zu beobachten. Doch wussten Sie, dass man fleischfressende Pflanzen ebenfalls im Garten kultivieren kann? Welche Arten sich für ein Leben im Garten eignen und was man dabei beachten muss, verraten wir Ihnen hier.

Welche fleischfressenden Pflanzen eignen sich für draußen?

Wenn man an die Heimat von insektenfressenden Pflanzen denkt, kommt den meisten sicherlich das Bild eines tropischen Regenwalds in den Kopf. Tatsächlich sind fleischfressende Pflanzen aber in vielen Regionen der Welt anzutreffen, sogar in Deutschland gibt es heimische Arten. Hier findet man in Moorgebieten zum Beispiel den Rundblättrigen Sonnentau (Drosera rotundifolia), den Langblättrigen Sonnentau (Drosera anglica) und den Mittleren Sonnentau (Drosera intermedia), die an ihren beweglichen Tentakeln ein klebriges Fangsekret absondern, an dem dann Insekten haften bleiben. Die wildwachsenden Pflanzen stehen auf der Roten Liste und dürfen daher nicht aus der Natur entnommen werden. Meist findet man sie aber problemlos im Fachhandel. Da der Sonnentau natürlicherweise bei uns vorkommt, ist die fleischfressende Pflanze winterhart und kann ohne Probleme hierzulande gehalten werden. Doch Vorsicht: Es gibt auch tropische Sonnentau-Arten, welche den deutschen Winter nicht vertragen.

Rundblättriger Sonnentau im Garten
Der Rundblättrige Sonnentau ist auch in Deutschland heimisch [Foto: seapl/ Shutterstock.com]

Neben einigen Sonnentau-Arten eignen sich auch manche Schlauchpflanzen (Sarracenia) für den Anbau im Garten. Ursprünglich stammt die Gattung aus den südöstlichen und östlichen Teilen der USA, weshalb sie an eine mäßig temperierte Umgebung gewöhnt sind. Mithilfe von Duftstoffen und einer auffälligen Färbung locken die Schlauchpflanzen Insekten zu ihren langen Schlauchblättern, in welche die Tiere stürzen und sich nicht wieder befreien können. Für unseren Garten eignet sich besonders die Rote Schlauchpflanze (Sarracenia purpurea), deren Habitat sich von Nordamerika bis nach Kanada erstreckt, da sie als sehr winterhart gilt und sich ohne größeren Pflegeaufwand im Garten kultivieren lässt. Tatsächlich fühlt sich die Rote Schlauchpflanze in Deutschland so wohl, dass sie hier auch in manchen Moorgebieten gedeiht und mittlerweile als Neophyt auf der Schwarzen Liste invasiver Arten aufgeführt wird.

Standort und Erde für fleischfressende Pflanzen im Garten

Der passende Standort ist das A und O, wenn man fleischfressende Pflanzen im Garten kultivieren möchte. Da beide der oben genannten Arten natürlicherweise in nährstoffarmen Moorgebieten vorkommen, sind sie mit normaler Blumenerde unzufrieden, denn diese erfüllt ihre Ansprüche nicht. Tatsächlich ist eine nährstoffreiche Blumenerde für sie nicht förderlich und führt im schlimmsten Fall zu einer Überversorgung oder wirkt sogar toxisch. Zusätzlich bevorzugen die Karnivoren im Garten ein saures Substrat sowie eine gute Wasserspeicherkapazität im Boden. Alternativ kann man die fleischfressenden Pflanzen draußen auch in ein bereits vorhandenes Moorbeet setzen. Allerdings ist hier stets darauf zu achten, dass das Substrat auch im Laufe der Zeit dauerhaft sauer und nährstoffarm bleibt. Als Standort im Garten ist ein sonniger Platz perfekt, der idealerweise auch etwas Schutz vor der Witterung bietet.

Karnivoren draußen pflanzen

Fleischfressende Pflanzen im Garten zu kultivieren ist gar nicht so schwer, wenn man ein paar Kniffe kennt. Allerdings ist das Einpflanzen ein entscheidender Moment, der über das Gelingen des Projektes entscheidet – da die fleischfressenden Pflanzen sehr wählerisch bei ihrem Substrat sind, sollten sie nicht einfach ins Beet gepflanzt werden. Stattdessen wird an geeigneter Stelle ein etwa 80 Zentimeter tiefes Loch ausgehoben und mit Teichfolie ausgekleidet. Alternativ kann man auch ein passendes wasserdichtes Pflanzgefäß in den Boden einlassen. Einige umgedrehte Plastikblumentöpfe werden auf dem Boden verteilt – das spart nicht nur Volumen bei der Erde, sondern dient gleichzeitig als natürliches Wasserreservoir, falls es zu einer längeren Trockenphase kommt. Nun wird das Loch mit der Karnivorenerde ausgefüllt. Dann können die Karnivoren auch schon an ihren neuen Platz ziehen. Dabei sollten Sie darauf Acht geben, dass kleinere Arten vorne angeordnet werden, damit auch sie genügend Sonnenlicht erhalten. Nach dem Einpflanzen ist es ratsam, das Beet einmal gründlich zu wässern.

Loch in der Erde mit einem Schubkarren im Garten
Fleischfressende Pflanzen können nicht einfach ins Beet gesetzt werden – sie brauchen einen separaten Bereich [Foto: photowind/ Shutterstock.com]

Fleischfressende Pflanzen im Garten pflegen

Auch wenn man bei insektenfressenden Pflanzen im Garten an pflegeaufwendige Exoten denkt, benötigen die Karnivoren tatsächlich relativ wenig Aufmerksamkeit. Während längerer Trockenzeiten sollten sie regelmäßig gegossen werden, damit sie nicht austrocknen. Dabei sollte man nach Möglichkeit kalkarmes Wasser verwenden, um den pH-Wert der Erde nicht herabzusetzen – aufgefangenes Regenwasser eignet sich für diesen Zweck ideal. Dünger ist bei Karnivoren dagegen tabu, da sich die fleischfressenden Pflanzen in einer nährstoffarmen Umgebung am wohlsten fühlen. Auch wenn der Sonnentau und die Rote Schlauchpflanze in der Regel winterhart sind, können Tannenzweige bei Minustemperaturen ohne Schneefall als Witterungsschutz auf dem Beet nicht schaden. Da Sonnentau stark blüht, sollte man die verblühten Blütenstände regelmäßig entfernen: Auf diese Weise wird die Bildung neuer Blütenstände gefördert.

Eine Alternative zu fleischfressenden Pflanzen draußen im Garten ist ein sogenannter Flaschengarten. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie einen Flaschengarten anlegen und richtig bepflanzen.

Jetzt zur Plantura Garten-Post anmelden