Gärtnern mit Kindern im Haus: Regrowing & andere Inspirationen

Christina
Christina
Christina
Christina

Ich bin begeisterte Hobby-Gärtnerin und Landschaftsplanerin. Der Garten fasziniert mich als Kunstnatur mit seinen Formen und Möglichkeiten im Spannungsfeld zwischen Zivilisation und Wildnis. Mein eigener kleiner Garten ist mein naturnahes Experimentierfeld, meine Freude und mein Ort zur Erholung. Als gelernte Imkerin gehört meine besondere Liebe den Insekten. Deren Beobachtung und das morgendliche Himbeerpflücken mit meiner Tochter zählen für mich zu den schönsten Tätigkeiten im Garten.

Lieblingsobst: Apfel, Marille
Lieblingsgemüse: Gurke, Sellerie, Pastinake

Kinder haben großen Spaß am Gärtnern. Doch was tun, wenn man keinen Garten hat oder das Wetter es nicht erlaubt rauszugehen? Wir geben wertvolle Tipps.

Mutter und Tochter gärtnern im Haus
Auch ohne Garten oder bei schlechtem Wetter gibt es Möglichkeiten, mit Kindern zu gärtnern [Foto: Yuganov Konstantin/ Shutterstock.com]

Auch wenn Ihnen kein Garten zur regelmäßigen Verfügung steht, müssen Sie nicht verzagen. Es gibt tolle Möglichkeiten, Kinder für das Gärtnern zu begeistern – und das einfach in der Wohnung auf der Fensterbank & Co. Die besten Methoden haben wir nachfolgend für Sie zusammengetragen.

Regrowing für Kinder

Wer keinen Garten oder Balkon hat, kann trotzdem faszinierende Anbauprojekte starten. Kennen Sie schon den neuen Trend aus den USA, der sich „Regrowing“ nennt? Er ist ein gutes Beispiel dafür, dass man Nachhaltigkeit immer noch ein Stückchen weiterdenken kann. Aus Salatstrünken, vertrockneten Ingwerresten und Rübenabschnitten können ganze, neue Pflanzen wachsen – und dafür braucht es oft nicht mehr als ein bisschen Erde, Licht, Wasser und Geduld.

Dieses kleine Naturwunder mitzuerleben, macht garantiert nicht nur Kindern Spaß. Ganz nebenbei verdeutlicht das Nachwachsenlassen von Gemüse auf eindrucksvolle Weise, wie wir ressourcenschonend leben können, Müll vermeiden und Kosten sparen.

Das Grundprinzip des Regrowings basiert auf der vegetativen Regenerationsfähigkeit eines bestimmten Gewebeteiles der jeweiligen Pflanze. Dieser Teil wird erst in ein Wasserbad gesetzt, bis man einen zarten Wuchs und Wurzelbildung erkennen kann. Nun bekommt das Pflänzchen einen Topf mit frischer Erde und wenn die Bedingungen stimmen, kann schon nach einigen Wochen geerntet werden. Die sichersten Erfolge stellen sich mit Romanasalat, Lauchzwiebeln und Lauch ein, doch mit etwas Übung und Geduld gelingt auch die Wiederanzucht von exotischen Pflanzen wie Ananas oder Avocado.

Regrowing Salat
Regrowing ist ein Trend, der nicht nur Spaß macht, sondern auch nachhaltig und ressourcenschonend ist [Foto: On SET/ Shutterstock.com]

Tipp: Genaue Anleitungen zum Regrowing finden Sie im Buch „Regrow your Veggies“ von unseren Plantura Mitgründern Melissa Raupach und Felix Lill.

Buch Regrow your Veggies: Gemüsereste endlos nachwachsen lassen
Buch Regrow your Veggies: Gemüsereste endlos nachwachsen lassen
star-placeholder star-placeholder star-placeholder star-placeholder star-placeholder
star-rating star-rating star-rating star-rating star-rating
(4.7/5)
  • SPIEGEL-Bestseller mit leicht verständlichen & liebevollen Illustrationen
  • Über 20 vermeintliche Küchenabfälle einfach nachwachsen lassen
  • Ideales Geschenk für alle, die die Welt etwas grüner machen wollen
9,95 €

Lieblingspflanzen auf dem Fensterbrett für Kinder

Neben den faszinierenden Regrowing-Pflänchzen können auch verschiedene Kräuter, Keimlinge und Zierpflanzen den Kleinen viel Freude bereiten.

  • Kräuter für Kinder: Sie gehören zur Grundausstattung aller Nachwuchsgärtner und -gärtnerinnen. Der große Vorteil bei den Standardkräutern Schnittlauch, Petersilie und Basilikum im Topf besteht darin, dass man sie leicht vom Garten oder Balkon ins warme Haus holen kann, wenn der Winter kommt.
  • Keimlinge: Die meisten von uns kennen den Kressekopf, bei dem Kressesamen aus einer mit Substrat gefüllten alten Strumpfhose in Form eines Kopfes keimen und es aussieht, als würden dem Kressemann „Haare“ wachsen. Aber nicht nur Kresse lässt sich mit ein wenig Hilfe durch die Erwachsenen sehr schnell und spontan (und damit kinderfreundlich) anbauen, auch viele andere Saaten eignen sich zur Keimung. Sprossen aus Roten Rüben, Radieschen oder Alfalfa stellen eine nahrhafte und wohlschmeckende Ergänzung des Speiseplans dar. Bei der Kultur der Keimlinge sollten Sie großes Augenmerk auf eine ausreichende Durchlüftung legen, um einem Schimmelbefall keine Chance zu geben.
Kresse keimt in Schale
Ein Klassiker unter den Keimlingen ist die Kresse [Foto: Valentina_G/ Shutterstock.com]
  • Kurioses für Kinder: Wie viele Erwachsene erliegen auch Kinder der Faszination des Exotischen und Besonderen. Das Brutblatt (Bryophyllum sp.) vereint beides: Das pflegeleichte Dickblattgewächs bekommt „Babys“ und ist eine Heilpflanze gegen einfach alles. Sogar „Sommersprossen“ kann man als Indikation finden. Die afrikanische Pflanze vermehrt sich vegetativ über viele kleine „Kindel“, die an den Blatträndern heranwachsen, dann abfallen und die umliegende Topflandschaft besiedeln. Eine Pflanze, die sozusagen das Regrowing ganz von selbst übernimmt. Goethe liebte diese Pflanze angeblich ähnlich wie seine Teltower Rübchen. Ein durchlässiges Substrat, viel Sonne, wenig Wasser und eine etwas kühlere Überwinterung – das ist alles, was man bei der Pflege des Brutblattes beachten sollte. Dies macht die Exotin zu einer idealen Zimmerpflanze für Kinder.

Kinder verarbeiten die Ernte weiter

Es erfüllt Kinder mit Freude und Stolz, daheim die eigene Ernte selbst zu Marmelade, Blüten- oder Kräutersalz zu verarbeiten. Dabei sehen sie direkt, dass sich die regelmäßige und andauernde Pflege der Pflanzen auszahlt. Die eigene Ernte vernaschen zu können, ist sicherlich ein Motivator auch für die kommende Saison. Doch selbst wenn Sie über keinen eigenen Garten verfügen: Einige Produkte lassen sich ganz leicht gemeinsam mit den Kleinen aus Wildsammlungen herstellen, etwa der ebenso vitaminreiche wie schmackhafte „Dirndlhonig“ (Kornelkirsche, Cornus mas), der zartduftende Holunderblütensirup (Sambucus nigra) oder das intensiv grüne Bärlauchsalz (Allium ursinum). Die selbst verarbeiteten Produkte können hübsch verpackt und dann als kleine Präsente von den Kleinen verschenkt werden. Nachfolgend finden Sie ein Lieblingsrezept, das zudem noch einfach ist.

Vater und Tochter kochen
Es erfüllt Kinder mit Freude und Stolz, daheim die eigene Ernte selbst zu verarbeiten [Foto: Jack Frog/ Shutterstock.com]

Bärlauchsalz: Wenn im März die zarten Bärlauchblätter durch die trockene Laubschicht stoßen, ist es Zeit, mit den Kleinen einen Waldspaziergang zu unternehmen und mit dem Sammeln zu beginnen. Die sattgrüne Farbe lässt sich auf beeindruckende Weise für einige Monate konservieren, wenn das Kraut im frischen Zustand mit dem Salz zu einem feinen Pulver zermörsert wird. Lassen Sie das Salz vor dem Abfüllen ein paar Tage unter mehrmaligem Wenden nachtrocknen. Besonders auf dem Butterbrot wird es von Groß und Klein geliebt. Alternativ passen die Kräuter vom Fensterbrett und auch Wildkräuter wie Vogelmiere, Gundelrebe, Schafgarbe, Brennnessel, Taubnessel, Ackerschachtelhalm und so weiter in die Mischung.

Kindern alte Gartenbräuche näherbringen

Kinder sind offen für alles Magische. Lassen Sie sie wissen, dass die Garten- und Pflanzenwelt magisch und voller Wunder ist, indem sie Ihnen alte Bräuche und Geschichten rund um den Garten näherbringen. Kinder lieben Geschichten – und es gibt so viele schöne Klassiker, die sich um geheimnisvolle Gärten ranken und auch an einem kalten Wintertag den Garten ins Haus holen können. Erzählen Sie zum Beispiel die Geschichte „Die Blumen der kleinen Ida“, in der die Hauptfigur heimlich beobachtet, wie die Blumen sich nachts beim Tanze wiegen. Oder lesen Sie Oscar Wildes Märchen „Der selbstsüchtige Riese“, in dem ein Riese lernen darf, dass der ewige Winter erst aus seinem Garten weicht, wenn er die verbannten Kinder wieder in ihm willkommen heißt.

Junge mit Blumenstrauß
Bräuche wie der Traumstrauß bringen etwas Magie in das Leben der Kinder [Foto: Zaitsava Olga/ Shutterstock.com]

Vermitteln Sie Ihrem Nachwuchs alte Gartenbräuche. Das Wissen darüber kann zu eigenen kreativen Interpretationen inspirieren. In Schweden gibt es beispielsweise den schönen Brauch des Traumstraußes: Zur Sommersonnwende soll man über neun Weidezäune zu klettern, um neun verschiedene Blumen zu pflücken. Dieses Sträußchen unter dem Kopfpolster lässt die Pflückerin in dieser Nacht von ihrem zukünftigen Ehemann träumen. Oder kennen Sie die vielen Spiele, die man allein mit den Blütenständen des Wegerichs (Plantago sp.) spielen kann? Oder wissen Sie, dass der Lindwurm unter der Linde (Tilia sp.) wohnt?

Eine weitere Idee ist es, gemeinsam die Zauberwirkung alter Hexenkräuter und Hausmittel nachzuschlagen. Die echte Hauswurz etwa wurde zum Bepflanzen der mit Torf gedeckten Dächer verwendet, um vor Blitzschlag zu schützen, und auch als Glücksbringer für den Hof.

Basteln und Malen mit Pflanzen

Mit Blüten und Pflanzenteilen können Sie direkt auf Papier malen. In einem solchen „Florell“ ergeben sich manchmal überraschende Effekte, so lässt sich etwa mit den gelben Blüten des Johanniskrauts (Hypericum sp.) eine rote Farbe auf dem Papier erzielen. Einen eigenen Garten braucht man dafür nicht: Viele färbende Wildpflanzen – wie Goldrute (Solidago sp. – gelb) oder die Beeren des Holunderstrauches (Sambucus nigra – dunkelviolett) lassen sich bei Spaziergängen in der (Stadt)-Natur sammeln. Andere Pflanzen sind beispielsweise der Gemeine Hornklee (Lotus corniculatus – gelb), Glockenblumen (Campanula sp. – blau) oder schlicht Gras (grün). Viele gebräuchliche und leicht zu kultivierende Gartenpflanzen eignen sich auch gut zum Färben von Eiern oder Textilien. Hier sind die Studentenblume (Tagetes – orange) und der Hibiskus (Hibiscus syriacus – lila) als Beispiele zu nennen.

Eier färben mit Pflanzen
Mit manchen Pflanzen lassen sich beispielsweise Ostereier färben [Foto: Arina P Habich/ Shutterstock.com]

Kreative Gartengestaltung mit Kindern

Wenn ein Garten oder Balkon zur Verfügung steht, aber der Frühling noch auf sich warten lässt, können Bastelprojekte zur Verschönerung des „Kinder-Gartens“ die Wartezeit verkürzen:

Glatte Steine können selbst bemalt und lackiert werden, um später als Beeteinfassung zu dienen. Die Kleinen können Namensschilder aus Ton formen, bunte Windräder und Girlanden basteln, Stützäste mit bunten Wollresten umwickeln, aus alten Marmeladegläsern Teelichterhalter herstellen. Für die größeren unter den jungen Gärtnern ist vielleicht der Bau einer Sitzgelegenheit aus alten Europaletten interessant. Solche einfachen Mittel sind identitätsstiftend und helfen, das Interesse am Garten Jahr für Jahr aufrechtzuerhalten.

Gartenbank aus Paletten
Eine selbstgemachte Sitzgelegenheit aus Europaletten bietet sich als gemeinsames Gartenprojekt an [Foto: swissdrone/ Shutterstock.com]

Tipp: Lustvolles Gestalten lässt sich auch ganz einfach mit Tierschutz verbinden und schärft das Bewusstsein der Kinder für ökologische Zusammenhänge. Die Kleinen sind mit Begeisterung dabei, wenn es darum geht, ein Insektenhotel zu bauen, Laubhaufen aufzuschütten um Igel im Herbst zu unterstützen (unbedingt auch größere Äste unter das Laub schichten) oder Futterhäuschen und Nistkästen für Vögel zu bauen.

Die besten Pflanzen zum Gärtnern mit Kindern haben wir hier in einem Spezial-Artikel für Sie zusammengefasst.

Und weitere tolle Tipps zum Stadtgärtnern mit Kindern finden Sie hier.

Jetzt zur Plantura Garten-Post anmelden