Urbane Landwirtschaft: Definition & Beispiele in Deutschland

Leo
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Ich habe Geographie studiert und bin außerdem Hobbybotaniker. Deshalb stecke ich viel Zeit in meinen eigenen Nutzgarten, in dem ich mit viel Erfolg verschiedene Gemüsesorten anbaue. Dabei ist mir ein nachhaltiger und ökologischer Anbau im Einklang mit dem Naturschutz sehr wichtig.

Lieblingsobst: Feigen
Lieblingsgemüse: Aubergine und verschiedene Kohlsorten

Urbane Landwirtschaft (engl. urban farming) ist momentan in aller Munde. Wir zeigen, was sich hinter dem Begriff verbirgt und stellen Beispielprojekte vor.

urbane Landwirtschaft
Flachdächer sind beliebte Nutzflächen für urbane Landwirtschaft [Foto: YuRi Photolife/ Shutterstock.com]

Die Landwirtschaft erhält wieder Einzug in unsere Städte – das kann man erleben, wenn man sich die vielen Projekte und Initiativen in Deutschland und anderen Ländern anschaut. Die urbane Landwirtschaft ist jedoch keine neue Erfindung: Bis ins 19. Jahrhundert war der Anbau von Feldfrüchten innerhalb der Städte üblich, bis die menschliche Arbeit durch Maschinen ersetzt wurde und die Landwirtschaft wieder aus den Städten verschwand. Auch Schrebergärten, die es seit dem 19. Jahrhundert in Deutschland gibt, weisen auf ein menschliches Bedürfnis nach Natur auch innerhalb von urbanen Räumen hin. Doch was bedeutet der Begriff „Urbane Landwirtschaft“ eigentlich? Und wo ist der Unterschied zum „Urban Gardening“?

Urbane Landwirtschaft = Urban Gardening? – Einige Begriffsdefinitionen

Von urbaner Landwirtschaft (engl. urban farming) wird geredet, wenn freie Flächen innerhalb von Städten zum Anbau von Nutz- oder Zierpflanzen verwendet werden. Dies beinhaltet Gemüse-, Obst-, Blumen- oder Kräutergärten, deren Produkte überwiegend innerhalb der Stadt verwendet (oder je nach Bestreben vermarktet) werden. Der Begriff des „Urban Gardening“ wirkt zunächst verwirrend, da er häufig als englisches Synonym der urbanen Landwirtschaft verwendet wird. In der Tat gibt es keine klare Definitionsabgrenzung der beiden Begriffe, trotzdem weist das „Urban Gardening“ tendenziell auf den Anbau von Gemüse für den Eigenbedarf hin.

Urban Gardening
Beim Urban gardening wird die Stadt mit Zier- oder Nutzpflanzen bereichert [Foto: All Is Amazing/ Shutterstock.com]

Warum „Urban Farming“?

Es gibt unterschiedliche Gründe und Motivationen, welche die Menschen zum „Urban Farming“ bewegen: Dazu zählen ökologische Gründe wie die Ablehnung von Pestiziden an Gemüse und Obst oder das Bedürfnis, seine Lebensmittel selbst zu erzeugen. Auch der Wunsch, den städtischen Raum schöner zu gestalten oder der wirtschaftliche Gewinn durch den Verkauf von Lebensmitteln können Beweggründe sein. Eines lässt sich jedoch sicher beobachten: Die urbane Landwirtschaft liegt durch das zunehmende Bewusstsein für gesunde Ernährung, die Umwelt und Nachhaltigkeit momentan besonders im Trend.

Landwirtschaft in der Stadt
Die Gemüseernte ist auch in der Stadt möglich [Foto: vaivirga/ Shutterstock.com]

Beispiele für urbane Landwirtschaft

Das Spektrum an Arten des „Urban Farming“ ist breit gefächert und zeigt immer neue Formen. Ist für viele das Gärtnern auf den eigenen Balkon beschränkt, verändert sich das gesamte Stadtbild durch die Kreativität anderer: Auf alten Industriebrachen werden Nutzpflanzen kultiviert, Dächer werden zu Gärten, die Aufzucht von Fischen und der Anbau von Kulturpflanzen werden in der sogenannten „Aquaponik“ verbunden. Oft entsteht aus Platzmangel eine vertikale Landwirtschaft: Bei diesem Konzept werden die Pflanzen an Gebäuden oder Vorrichtungen vertikal (zum Beispiel an Hausfassaden) nach oben gepflanzt. Ein weiteres interessantes Konzept ist das sogenannte „Guerilla Gardening“. Dabei handelt es sich um Aktionen, bei denen auf öffentlichen Flächen kleine Gärten ohne Erlaubnis der Stadt gepflanzt werden.

Pflanzen an Wänden
Es gibt viele Möglichkeiten, die Stadt grüner zu gestalten [Foto: woraatep suppavas/ Shutterstock.com]

Die folgenden Projekte zeigen, wie und wo die urbane Landwirtschaft in Deutschland bereits erfolgreich umgesetzt wurde:

Urban Farming in Berlin

Der Berliner Prinzessinnengarten verdeutlicht den starken gemeinschaftlichen Charakter des „Urban Farming“: Auf einer Fläche von knapp 6000 Quadratmetern wurde im Berliner Stadtteil Kreuzberg-Friedrichshain eine stillgelegte Brachfläche rekultiviert und dient seit 2009 als öffentlicher Garten. Angebaut werden die Pflanzen in Kisten, da sie so leichter transportiert werden können. Beim Prinzessinnengarten kann jeder mitmachen. Es gibt keine privaten Beete und jeder begeisterte Mitgärtner ist willkommen, um das Projekt zu unterstützen. Angebaut werden die unterschiedlichsten Gemüsesorten, davon viele alte und seltene Sorten. Zum Gelände gehört ebenfalls eine eigene Imkerei.

Urban Gardening im Prinzessinengarten
Der Prinzessinengarten in Berlin ist eine Anlaufstelle für ambitionierte Gärtner [Foto: Stephanie Braconnier/ Shutterstock.com]

„Essbare Stadt“ Andernach

Die rheinland-pfälzische Gemeinde Andernach unterstützt durch ihr öffentliches Ernteprojekt den Wiedereinzug von Nutzpflanzen auf öffentlichem Gelände. Schon seit mehreren Jahren haben Bürger die Möglichkeit, Gemüse, Obst und Kräuter an mehreren Stellen in der Stadt anzupflanzen. Das Motto lautet: „Pflücken erlaubt“ statt „betreten verboten“. Die Idee dahinter ist, öffentliche Flächen attraktiver zu machen und den Bezug zur Natur und zu saisonalen Produkten zu stärken. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Schutz von regionalen und seltenen Pflanzen.

Gemeinschaftsgarten in der Stadt
Gemeinschaftsgärten sind Rückzugsorte für Mensch und Tier [Foto: Jon Bilous/ Shutterstock.com]

Aquaponik in der Hauptstadt

Bei der Aquaponik handelt es sich um ein Konzept, bei dem in Städten die Fischzucht im Teich und der Anbau von Kulturpflanzen im Gewächshaus sinnvoll verbunden werden. Ein Unternehmen in Berlin-Schönefeld liefert ein interessantes Beispiel für die erfolgreiche Umsetzung. In Teichen werden Barsche gezüchtet. Das nährstoffreiche Wasser aus den Teichen wird dabei aber noch als Dünger für die Nutzpflanzen verwendet und vermeidet so den Einsatz von weiteren Rohstoffen zur Versorgung der Pflanzen. Angebaut werden beispielsweise Kräuter, Salate oder Tomaten. Sowohl die Fische als auch das Gemüse werden regional vermarktet.

Düngung durch Auquponik
Aquaponik: Das Abwasser der Fische versorgt das Gemüse mit Nährstoffen [Foto: Monalisa Mukhopadhyay/ Shutterstock.com]

All diese Beispiele von erfolgreichen Projekten der urbanen Landwirtschaft verdeutlichen das Potential, dass in diesem Trend steckt. Bleibt zu hoffen, dass sich in den nächsten Jahren weitere Initiativen gründen, die das Gärtnern in die Herzen unserer Großstädte bringen.

Urbane Landwirtschaft im kleinen Stil kann man auch auf dem Balkon betreiben. In diesem Artikel erfahren Sie, welche Pflanzen für Ihren Selbstversorger-Balkon geeignet sind.

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