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Bauernregeln: Die alten Wetterregeln für den eigenen Garten nutzen

Laura
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Meine Faszination für die Pflanzenwelt hat mich dazu gebracht, Gartenbau an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf zu studieren. Seien es Nutzpflanzen oder Ziergewächse, in den Tropen vorkommend oder bei uns heimisch – jede Pflanze birgt ihre eigene Besonderheit.
In botanischen Gärten lasse ich mich gerne von der unglaublichen Vielfalt inspirieren und versuche, möglichst viel Natur in meine Wohnung und auf meinen Balkon zu bringen.

Lieblingsobst: Mango, Banane
Lieblingsgemüse: Knoblauch, Aubergine

Auch wenn sie heute eher als ein netter Aberglaube angesehen werden, waren Bauernregeln früher eine wichtige Methode, das Wetter durch lange Beobachtungen einzuschätzen und vorherzusagen.

Rapsfeld unter Wolkenhimmel
Lange vor Wettervorhersagen wussten sich die Menschen anders zu helfen [Foto: gluuker/ Shutterstock.com]

Die Eisheiligen gehören wohl zu den bekanntesten Bauernregeln, an denen sich heute noch die Gärtner und Gärtnerinnen orientieren. Doch nicht nur in Deutschland bedient man sich an den alten Wettervorhersagen – in Großbritannien zum Beispiel heißt es: ”A rainbow in the morning is the Shepherd’s warning. A rainbow in the night is the Shepherd’s delight.” In Frankreich haben sich die Winzer mit ihren “Proverbes vignerons” (dt.: Sprichwörter der Winzer) Bauernregeln erschaffen.

Was sind Bauernregeln?

Für Landwirte waren und sind Wettervorhersagen von großer Bedeutung – gewisse Arbeiten können nur unter bestimmten Klimabedingungen verrichtet werden und natürlich entscheidet das Wetter über den Erfolg der Ernte und damit die Existenz der Landwirte. Bauernregeln sind also mehrmalige Beobachtungen des Wetters, meist zu einem Stichtag, auch als Lostag bezeichnet, oder Zeitraum, die dann als Orientierung für die kommenden Jahre dienten. Diese Beobachtungen und Einschätzungen wurden dann von Generation zu Generation weitergegeben und haben es teilweise zumindest bis zu uns geschafft.

Zeit für die Aussaat
Die Witterung spielt eine bedeutende Rolle bei Gartenarbeiten [Foto: Ecaterina Glazcova/ Shutterstock.com]

Wann und wer die ersten Bauernregeln und damit Wetterregeln aufgestellt hat, ist nicht mehr zu sagen, es heißt jedoch, dass bereits im Altertum Bauernregeln Anwendung fanden. Das Buch “Wetterbüchlein” von 1505 ist die älteste deutsche Überlieferung, in der die Erfahrungen über die Wetterbedingungen niedergeschrieben wurden.

Tipp: Erst im 18. Jahrhundert war es möglich, Wetterphänomene systematisch zu beobachten und vorherzusagen. Es wurden die ersten Beobachtungsstationen errichtet, die von Grönland bis nach Russland reichten.

Als wissenschaftlich haltbar kann man Bauernregeln nicht bezeichnen. Betrachtet man jedoch das Beispiel des Sieberschläfertages: “So wie das Wetter am Siebenschläfer (27.06.) ist, so wird es sieben Wochen sein”, steht zwar fest, dass die Witterung nicht von einem Tag abhängig sein kann – betrachtet man jedoch die Witterung Ende Juni/Anfang Juli, so heißt es, dass sich beispielsweise in Süddeutschland in bis zu 70% der Fälle diese Witterung bis Anfang August fortsetzt. Man kann also durchaus sagen, dass an manchen Bauernregeln also etwas Wahres dran ist, vor allem wenn man diese lokal betrachtet. Bauernregeln aus Frankreich haben natürlich in Norddeutschland wenig Bedeutung.

Bewölkter Himmel
Kälteeinbrüche, Spätfröste wurden durch Beobachtungen vorhergesehen [Foto: Pictureguy/ Shutterstock.com]

Tipp: Die Einführung des Gregorianischen Kalenders im 16. Jahrhundert hatte zur Folge, dass sich die Tage verschoben haben – auf Donnerstag, den 4. Oktober 1582 folgte Freitag, der 15. Oktober. Alte Bauernregeln, die für einen bestimmten Tag galten, fielen also nach dem neuen Kalender auf einen anderen Tag. Ein Beispiel ist der Siebenschläfertag, der eigentlich auf den 27. Juni datiert wurde. Nach dem neuen Kalender müsste dieser jedoch auf den 07. Juli fallen.

Die wichtigsten Bauernregeln

Auf der Suche nach Bauernregeln, kann man feststellen, dass es eine Vielzahl an Leitsprüchen zu verschiedenen Monaten, Jahreszeiten oder bestimmten Tagen gibt. Schon im Altertum wurden bestimmte Stichtage verwendet, um eine jährliche Prognose zu erstellen. Diese Lostage wurden dann von den Christen übernommen und werden daher meist mit Heiligen in Verbindung gebracht. Eine Auswahl an bekannten und vielleicht noch nie gehörten Bauernregeln, haben wir hier zusammengestellt:

  • 06. Januar (Heilige Drei Könige): „Ist bis Dreikönig kein Winter, so kommt keiner mehr dahinter.”
  • 02. Februar (Mariä Lichtmess): „Wenn’s an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit, ist es aber klar und hell, kommt der Lenz noch nicht so schnell.”
  • 20. März (Frühlingsanfang): „Wie das Wetter um den Frühlingsanfang, so hält es sich meist den Sommer lang.”
  • 30. April (Walpurgisnacht): „In der Walpurgisnacht Regen bringt uns reichen Erntesegen.”
  • 15. Mai (Kalte Sophie, Eisheilige): „Gehen die Eisheiligen ohne Frost vorbei, schreien die Bauern und Winzer Juchei.”
Kiste voller Gemüse
Die Eisheiligen hat jeder Gärtner im Kopf – viele Pflanzen dürfen erst danach ins Freiland [Foto: PeopleImages.com – Yuri A/ Shutterstock.com]
  • 24. Juni (Johannistag): „Bis Johanni nicht vergessen: sieben Wochen Spargel essen.“
  • 27. Juni (Siebenschläfertag): „Wie das Wetter sich am Siebenschläfer verhält, ist es sieben Wochen lang bestellt.”
  • 10. Juli (Siebenbrüder): „An Siebenbrüder Regen, der bringt dem Bauern keinen Segen.“
  • 15. August (Maria Himmelfahrt): „Scheint die Sonne hell und zart an Mariä Himmelfahrt, wird es schönen Herbst bedeuten. Sagt das Sprüchlein allen Leuten.“

Bauernregeln: Von Januar bis Dezember

Neben Bauernregeln, die sich speziell auf einen Lostag beziehen, gibt es auch einige, die einen ganzen Monat beschreiben:

Januar: Für Landwirte ist bereits die erste Nacht des Jahres ein entscheidender Hinweis auf die kommenden Monate und insbesondere auf die Erntezeit von Juli bis September. Dies spiegelt sich auch in den traditionellen Bauernregeln wider, die schon im Januar Voraussagen für den Herbst und die erwartete Erntemenge treffen: “Januar muss vor Kälte knacken, wenn die Ernte soll gut sacken.”

Schneebedeckte Pflanzenhalme
Laut Bauernregeln, darf man sich über einen kalten Januar freuen [Foto: Olga Gavrilova/ Shutterstock.com]

Februar: In den traditionellen Bauernregeln wird der Februar oft herangezogen, um die Niederschlagsmengen der kommenden Zeit vorherzusagen. Statistische Erhebungen bestätigen, dass ein feuchter Februar in der Regel von einer erhöhten Anzahl an Regentagen in den folgenden Wochen gefolgt wird, während ein trockener Februar meist weniger Niederschlag nach sich zieht: “Ein nasser Februar bringt ein fruchtbar Jahr.”

März: Die Bauernregeln im März dienten den Bauern traditionell dazu, die Wetterentwicklung für den Rest des Jahres einzuschätzen. Insbesondere die letzten drei Tage des Monats – der 29., 30. und 31. März – galten als Prädiktoren für das Wetter im Frühling, Sommer und Herbst.

April: Der April ist bekannt für sein launisches Wetter, was wir aus dem Sprichwort „April, April, der macht was er will“ kennen. In der Wachstumsphase der Pflanzen ist natürlich Wasser und damit Regen wichtig, weshalb sich viele Bauernregeln auf diesen beziehen: “Regen im April, jeder Bauer will.”

Mai: Der Mai bringt einen besonderen Zauber in die Natur. Nach den oft noch grauen und unberechenbaren Tagen des Aprils erblüht die Landschaft im Mai in voller Pracht. Doch dieser frühlingshafte Aufschwung kann manchmal trügerisch sein, das besagen auch die Bauernregeln für den März. Die Eisheiligen, die Mitte Mai auftreten, können Spätfröste bringen und somit für Gärtner eine Herausforderung sein.

Wärmeliebende Tomatenpflanze
Wärmeliebende Pflanzen kommen erst nach den Eisheiligen ins Freiland [Foto: Tokariev Dmytro/ Shutterstock.com]

Juni: Im Juni richten sich die Augen der Landwirte besonders auf zwei Tage: den Siebenschläfertag am 27. Juni (eigentlich Anfang Juli) und das Fest Peter und Paul am 29. Juni. Gärtner und Bauern hoffen im Juni auf eine ausgeglichene Wetterlage mit einer guten Mischung aus Sonnenschein und Regen, denn die wachsenden Früchte benötigen zu dieser Zeit eine ausreichende Wasserversorgung, aber auch Wärme, um sich optimal zu entwickeln. Zugleich ist die sogenannte Schafskälte, eine Kälteperiode Anfang bis Mitte Juni, eine gefürchtete Wetterphase, da sie die Ernte bedrohen kann.

Juli: Die Hundstage, die vom 23. Juli bis zum 23. August andauern, gelten als bedeutender Lostag und sollen einen wesentlichen Indikator für die Wetterentwicklung des restlichen Jahres darstellen:

  • Im Juli muss vor Hitze braten, was im August soll geraten.
  • Trübe Aussicht an den Hundstagen, trübe Aussicht das restliche Jahr.

August bis Dezember: Ab August beziehen sich viele der Bauernregeln auf den bevorstehenden Winter “Ist´s in der ersten Augustwoche heiß, bleibt der Winter lange weiß.” oder auf das kommende Jahr – “September warm und klar, verheißt ein gutes nächstes Jahr.”, “Warmer Oktober bringt fürwahr, stets einen kalten Februar.”, “November hell und klar, ist übel fürs nächste Jahr.”, “So kalt wie im Dezember, so heiß wird’s im Juni.”

Schneebedeckter Wald
Ob der Winter weiß und kalt wird, sollen die Monate August bis Dezember vorhersehen [Foto: Christian L Sweden/ Shutterstock.com]

In unserem Gartenkalender fürs ganze Jahr kannst du dich für jeden Monat einzeln informieren. Wir haben dir die wichtigsten Gartenarbeiten zusammengefasst.