Brennnesseln sammeln, trocknen & einfrieren

Emile
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Ich habe Gartenbauwissenschaften im Bachelor studiert und spezialisiere mich in meinem Master auf Prozess- und Qualitätsmanagement in Landwirtschaft und Gartenbau. Ganz besonders interessiere ich mich für moderne und nachhaltige Ansätze beim Anbau von Obst und Gemüse. Meine Faszination für Obst und Gemüse stammt von meiner Leidenschaft fürs Kochen. In meiner Freizeit bin ich am liebsten draußen, egal ob zu Hause oder auf Reisen. Besuche in Parks und botanischen Gärten sowie Naturspaziergänge auf dem Land sind für mich ein wahrer Genuss.

Lieblingsobst: Erdbeere, Pfirsich und Nektarine
Lieblingsgemüse: Tomate, Pak Choi und grüner Spargel

Brennnesseln sammeln kann eine juckende Angelegenheit sein. Trotzdem lohnt es sich, Brennnesseln zu pflücken – und es geht auch ohne Schmerzen.

Brennnessel-Pflanze mit ihren Samen
Auch die Samen der Brennnessel lassen sich gut beim Kochen einsetzen [Foto: nada54/ Shutterstock.com]

Die große Brennnessel (Urtica dioica) und die kleine Brennnessel (Urtica urens) kann man in unseren Breiten beide leicht finden. Lange wurden sie als Unkraut betrachtet, doch heute werden sie von Vielen für ihre gesundheitlichen Wirkungen und kulinarischen Anwendungen geschätzt. Wie und wann man Brennnesseln sammeln sollte und wie man sie gut trocknen und einfrieren kann, erklären wir hier.

Brennnesseln sammeln: Wann und wie?

Die Blätter können bereits ab März geerntet werden, bevor sich die Brennnessel-Blüten entfalten. Direkt nach dem Austrieb – von März bis Mai – lassen sich frische, zarte Blätter pflücken. Größere Blätter können ab Mai gesammelt werden. Der beste Zeitpunkt, um Brennnesseln zu sammeln, liegt an einem trockenen und sonnigen Tag.
Die Ernte kann bis in den November verlängert werden, allerdings investiert die Pflanze nach der Blüte mehr Energie in die Blüte als in neue Blätter. Auch die Wurzeln der Brennnessel lassen sich von Oktober bis November ernten. Mit ihnen können Tees oder Haarwasser hergestellt werden. Dafür gräbt man die Wurzeln vorsichtig aus und wäscht sie anschließend mit kaltem Wasser ab.

Brennnessel-Ernte mit Handschuhen
Brennnesseln sollten am besten an einem trockenen Tag geerntet werden [Foto: Slatan/ Shutterstock.com]

Um Brennnesselsamen zu ernten, empfiehlt sich der Zeitraum nach der Blüte der weiblichen Pflanzen. Diese lassen sich an den nach unten hängenden grünen Samen erkennen. Männliche Pflanzen bilden hingegen kugelförmige, weiße Pollen und die Blütenstände stehen eher waagerecht ab. Üblicherweise eignet sich ein Termin zwischen Juli und Oktober, um die Samen der weiblichen Pflanze zu ernten.

Beim Sammeln sollte man darauf achten, sich möglichst von Äckern oder Straßen fern zu halten, um eine Kontamination durch Düngemittel, Pflanzenschutzmittel oder Abgase zu verhindern. Sichere Orte zum Pflücken von Brennnesseln sind der eigene Garten, Waldränder, Wiesen oder Wanderwege. Brennnesseln gedeihen dort vorwiegend an halbschattigen Standorten.

Brennnesseln ernten
Grund für das Jucken, das Brennnesselblätter verursachen können, ist die in ihnen enthaltene Kieselsäure [Foto: encierro/ Shutterstock.com]

Brennnesseln schmerzlos pflücken

Beim Sammeln von Brennnesseln ist es ratsam, lange Ärmel und eine lange Hose zu tragen. Gartenhandschuhe bieten zusätzlichen Schutz vor den feinen Härchen der Brennnessel, die Kieselsäure enthalten und das Jucken auf der Haut verursachen können. Die Verwendung einer Gartenschere erleichtert das Ernten außerdem erheblich. Mit dieser können ganze Stängel anstatt nur einzelne Brennnessel-Blätter geerntet werden. Ideal ist es, die Triebspitze mit etwa vier Blättern zu ernten. So kann der Rest der Pflanze beispielsweise noch von Insekten zur Eiablage verwendet werden.

Ein nützlicher Trick, um Stiche zu vermeiden, ist es, von unten nach oben über Stiel und Blätter zu streifen und die gesamte Pflanze in einem Durchgang zu erfassen. Dies verhindert, dass die Brennhaare in die Haut eindringen und bricht sie ab. Es erfordert jedoch ein wenig Übung, bis diese Methode vollständig stichfrei funktioniert. Für ein geringeres Stichrisiko kann man auch im Schatten Brennnesseln sammeln. Dort entwickeln sie weniger Härchen, wodurch es oft möglich ist, Brennnesseln zu pflücken, ohne gestochen zu werden.

Brennnesselsamen ernten

Beim Ernten von Brennnesselsamen spielt der Zeitpunkt eine entscheidende Rolle. Dieser beeinflusst nämlich die Reife und den Nährstoffgehalt der Samen. Grüne Samen gelten als unreif und eignen sich am besten für die frische Verwendung. Eine braune Farbe der Samen hingegen signalisiert ihre Reife. Diese Samen sind ideal für das Trocknen und die langfristige Aufbewahrung geeignet.

Brennnesselsamen zu sammeln, wird durch die Verwendung einer Gartenschere erheblich erleichtert. Während die Blütenstände abgeschnitten werden, bleibt der Rest der Pflanze intakt. Es genügt, die Samenstränge abzuschneiden und die Samenstände in eine Tüte oder ein Gefäß fallen zu lassen. Unreife grüne Samen bleiben dabei fest am Stiel der Pflanze haften. Im Gegensatz dazu lösen sich braune, reife Samen leichter von den Samenständen. Daher ist besondere Sorgfalt geboten, um die reifen Samen aufzufangen.

Brennnesselsamen frisch und getrocknet
An der Farbe der Samen lässt sich erkennen, ob diese bereits reif sind [Foto: fujilovers/ Shutterstock.com]

Lagerung

Frische Brennnesseln lassen sich nicht lange lagern, da die Pflanzen schnell verderben. Es ist daher ratsam, sie entweder frisch zu verwenden oder sofort haltbar zu machen. Will man die Blätter direkt nutzen, sollte man sie aber zuerst „entschärfen“. Dafür kann man die Blätter beispielsweise mit einer Teigrolle wälzen, in einem Mixer zerkleinern oder für wenige Sekunden in kochendem Wasser blanchieren. Alternativ besteht die Möglichkeit, die Brennnesseln für etwa eine Woche im Kühlschrank aufzubewahren. Dazu sollten sie gründlich mit kaltem Wasser abgewaschen und sorgfältig ausgeschüttelt werden. Anschließend wickelt man die Brennnesseln in ein angefeuchtetes Tuch, um ein Austrocknen zu verhindern, bevor man sie in den Kühlschrank legt.

Brennnesseln haltbar machen

Um die Pflanze länger haltbar zu machen, bietet es sich an, die Brennnesseln zu trocknen oder einzufrieren.

Brennnesseln trocknen

Vor dem Trocknen sollten die Brennnesseln gründlich abgewaschen werden, um eventuellen Schmutz zu entfernen. Anschließend werden mehrere einzelne Stängel gebündelt und an einen schattigen, luftigen Ort gestellt. Dabei ist darauf zu achten, dass keine direkte Sonneneinstrahlung auf die Blätter fällt. Bei Zimmertemperatur dauert es etwa zwei Wochen, bis die Brennnesseln vollständig getrocknet sind. Alternativ können die Blätter auch in einem Dörrautomaten getrocknet werden. Die Temperatur sollte hierbei allerdings nicht 40 °C überschreiten. Getrocknet lassen sich die Blätter dann mühelos mit den Fingern zerbröseln. An einem dunklen und trockenen Ort kann man sie etwa zwei Jahre aufbewahren. Mit den getrockneten Blättern kann beispielsweise ein selbstgemachter Brennnesseltee hergestellt werden.

Getrocknete Brennnesseln
Brennnesselblätter lassen sich sehr gut trocknen [Foto: Cora Mueller/ Shutterstock.com]

Brennnesseln einfrieren

Auch durch Einfrieren kann man Brennnesseln länger haltbar machen. Dafür werden die abgewaschenen Blätter der Pflanze klein gehackt und in einer Tüte in der Tiefkühltruhe platziert. Alternativ kann man ganze Blätter kurz in Salzwasser blanchieren, bevor man sie in einem Beutel einfriert. Allerdings lassen sich die eingefrorenen Blätter aufgrund der veränderten Konsistenz eher nur zum Kochen oder in Smoothies verwenden.

Abgesehen vom Verzehr lässt sich die Brennnessel auch für andere Zwecke gut verwenden – beispielsweise als Bekämpfungsmittel gegen Pflanzenschädlinge oder als biologischer Dünger. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Spezialartikel zu Brennnesseljauche.

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