Schöllkraut: Wirkung, Verwechslung & Giftigkeit von Chelidonium

Regina
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Ich habe Gartenbauwissenschaften am WZW in Freising studiert und pflanze in meiner Freizeit auf einem Stück Acker alles an, was Wurzeln hat. Das Thema Selbstversorgung und saisonale Ernährung liegt mir dabei besonders am Herzen.

Lieblingsobst: Quitte, Kornelkirsche und Heidelbeere
Lieblingsgemüse: Erbsen, Tomaten und Knoblauch

Das Schöllkraut ist vielerorts als Wildpflanze zu finden, doch nur wenige wissen um seine medizinische Wirkung. Wir stellen die altertümliche Heilpflanze vor und geben Tipps zu Anbau, Pflege und Anwendung von Schöllkraut.

Schöllkraut im Wald
Das Große Schöllkraut ist in unseren Breiten eine weit verbreitete Wildpflanze [Foto: Juver/ Shutterstock.com]

Das Schöllkraut (Chelidonium) ist eine bei uns heimische und weit verbreitete Wildpflanze. Seine besonderen Inhaltsstoffe und die Heilwirkung des Schöllkrauts werden schon seit Jahrhunderten in der Pflanzenheilkunde genutzt. Wir stellen das Schöllkraut im Steckbrief vor und geben Tipps zu Kultur und Verwendung.

Schöllkraut: Herkunft und Eigenschaften

In der Gattung der Schöllkräuter gibt es lediglich zwei bekannte Arten. In unseren Breiten ist nur das Gemeine Schöllkraut (Chelidonium majus) heimisch, in Asien findet man hingegen das Asiatische Schöllkraut (Chelidonium asiaticum). Das außerdem als Goldwurz oder Warzenkraut bekannte Schöllkraut wächst oft an trockenen Standorten, an Wegrändern, in Mauerspalten und auf steinigen Flächen. Mancherorts gilt Schöllkraut als Unkraut, auch weil es sich an passenden Standorten ausbreitet und durch sein Überdauerungsorgan schwerer entfernen lässt als andere Wildkräuter.

Schöllkraut gehört zur Familie der Mohngewächse (Papaveraceae) und bildet typischerweise einen Milchsaft aus, der aber im Gegensatz zu vielen anderen Mohngewächsen nicht weiß, sondern hellorange gefärbt ist. Die 30 bis 70 cm hohen, krautigen und mehrjährigen Pflanzen bilden unterirdisch ein verzweigtes Rhizom aus. Am Grunde stehen die gefiederten und am Blattrand gelappten Blätter des Schöllkrauts zunächst in einer Rosette zusammen. An den mit giftigem Milchsaft gefüllten, behaarten und aufrechten Stängeln sind die Blätter dann wechselständig angeordnet. Typischerweise sind die Blätter an der Unterseite blaugrün gefärbt.

Gelbe Schöllkrautblüten
Die Blüten des Schöllkrauts sitzen zu mehreren in Dolden zusammen

Wann hat Schöllkraut Blütezeit?

Die Blütezeit des Schöllkrauts dauert von Mai bis September an. Es entstehen doldenartige Blütenstände mit 2 bis 6 goldgelben, vierzähligen Einzelblüten. Sie bieten emsigen Bestäubern monatelang Pollen, jedoch keinen Nektar. Nach der Blüte des Schöllkrauts bilden sich längliche, dünne Kapselfrüchte aus, in deren Inneren die schwarzen, eiförmigen Samen heranreifen. Sie besitzen ein nahrhaftes Anhängsel, was sie für Ameisen anziehend macht. Diese tragen die Schöllkraut-Samen einige Meter weit und sorgen so für die Verbreitung.

Verwechslung von Schöllkraut

Auf den ersten Blick sehen dem Schöllkraut das Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum) und andere Johanniskraut-Arten ähnlich. Darüber hinaus ist das Schöllkraut bei genauerem Hinsehen nicht leicht mit anderen Gewächsen zu verwechseln. Wer an der Pflanze zupft, kann nämlich schnell feststellen, ob oranger Milchsaft austritt oder nicht.

Johanniskraut-Blüten
Auf den ersten Blick ähneln sich besonders die Blüten von Schöllkraut und Johanniskraut [Foto: aga7ta/ Shutterstock.com]

Chelidonium pflanzen und pflegen

Schöllkraut bevorzugt Standorte im Halbschatten mit guter Wasserführung. Es stellt kaum Ansprüche an die Bodenart, gilt jedoch als Zeigerpflanze für Stickstoff. Es kann im Frühjahr direkt an Ort und Stelle gesät werden, allerdings ist eine Voranzucht im Haus ebenfalls möglich. Eine nährstoffarme Aussaaterde wie unsere Plantura Bio-Kräuter- & Aussaaterde eignet sich dank der lockeren, luftdurchlässigen, aber gleichzeitig wasserspeichernden Struktur ideal für die Vorkultur von Kräutern und Arzneipflanzen. Die Samen werden bei der Aussaat kaum mit Erde bedeckt, sondern lediglich angedrückt und gewässert. Die Keimung erfolgt bei kühlen Temperaturen von 10 bis 15 °C innerhalb von etwa 2 bis 3 Wochen.

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Alternativ können Sie im Frühjahr eine wilde Schöllkraut-Pflanze ausgraben und zu sich in den Garten an einen passenden Standort setzen. Achten Sie darauf, das Rhizom möglichst nicht zu verletzen. Der Pflanzabstand sollte etwa 40 cm betragen.

Die Pflege von Schöllkraut ist denkbar einfach, da es eigentlich nur bei Bedarf gewässert werden muss. In der Jungpflanzenphase sollten unerwünschte Beikräuter entfernt werden, um dem Schöllkraut mehr Platz und Nährstoffe zur Verfügung zu stellen. Auf stickstoffarmen Böden und bei Schöllkraut im Topf unterstützt eine Düngergabe im Frühjahr das Wachstum. Dafür eignet sich ein vorwiegend organischer Langzeitdünger wie unser Plantura Bio-Universaldünger bestens. Das Granulat wird rund um den Pflanzenbestand herum verteilt, leicht eingeharkt und anschließend gut gewässert. Im Laufe mehrere Wochen setzen dann Bodenorganismen die enthaltenen Nährstoffe frei und versorgen das Schöllkraut damit.

Schöllkraut-Saft wird auf Hand aufgetragen
Der orange Milchsaft des Schöllkrauts wirkt gegen Warzen [Foto: mrs.Mazorchuk/ Shutterstock.com]

Ernte, Wirkung und Verwendung von Warzenkraut

In der Pflanzenheilkunde wird das Kraut mitsamt Blüten zur Blütezeit geschnitten und schonend getrocknet. Das getrocknete Kraut verliert innerhalb weniger Wochen schnell an Wirksamkeit, daher wird Schöllkraut öfter als Kapsel, Dragee oder Tropfen eingenommen. Darin enthalten sind zahlreiche verschiedene Alkaloide wie Coptisin und Chelidonin. Sie werden in einer Schöllkraut-Tinktur, Salbe oder Creme für die äußere Anwendung auf der Haut genutzt. Den Beinamen Warzenkraut bekam das Schöllkraut, weil sein frischer, oranger Milchsaft gegen Warzen, Hornhaut und Hühneraugen auf die Haut getupft wurde. Diese Wirkung von Chelidonium wird in der Naturkosmetik heutzutage noch genutzt.

Schöllkraut ist jedoch vor allem eine wichtige Leberheilpflanze. Die enthaltenen Alkaloide wirken krampflösend und lassen sich daher gut bei Bauchkrämpfen einsetzen. Als Tee wird Schöllkraut zur Unterstützung der Leberfunktion in Kombination mit anderen Arzneipflanzen wie Mariendistel (Silybum marianum) oder Artischocke (Cynara cardunculus) verabreicht. In der Homöopathie werden Schöllkraut-Extrakte ebenfalls bei Leberbeschwerden eingesetzt. Bei Leber- und Gallenentzündungen sollte Schöllkraut allerdings nicht verwendet werden. Eine Nebenwirkung von Schöllkraut ist bei starker Überdosierung von Präparaten eine arzneimittelbedingte Gelbsucht.

Tasse mit Schöllkraut-Tee
Schöllkraut-Tee kann die Leberfunktion unterstützen [Foto: New Africa/ Shutterstock.com]

Ist das Schöllkraut giftig?

Das Schöllkraut ist giftig, da sein Milchsaft zahlreiche Alkaloide enthält. Bei Verzehr größerer Mengen an Pflanzenteilen kann es deshalb zu Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen kommen. Bei noch deutlich höherer Dosis ist auch ein Kreislaufversagen möglich. Der unangenehme, bittere Geschmack und der ähnliche Geruch des Milchsafts halten Tiere und Menschen aber in der Regel davon ab, sich überhaupt an der Pflanze zu bedienen. Weder Tier noch Mensch sind daher durch ein Schöllkraut im Garten akut gefährdet. Der Milchsaft kann jedoch Augen und Haut reizen, der Kontakt sollte daher gemieden werden.

Auch der Augentrost (Euphrasia officinalis) ist eine alte, fast vergessene Heilpflanze, die bei uns heimisch ist. Wir stellen die zierliche, einjährige Pflanze im Steckbrief vor und geben Tipps zur Kultur und Verwendung.

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