Spitzwegerich: Die Heilpflanze aus dem eigenen Garten
Sarah
Studiengang Biologische Landwirtschaft
Sarah
Studiengang Biologische Landwirtschaft
Auch wenn Pflanzen sich kaum bewegen, gehören sie für mich zu den spannendsten Lebewesen. Sie haben faszinierende Fähigkeiten und unglaublich viel Potential. Deshalb habe ich Biologische Landwirtschaft in Wien studiert. Da in der Stadt Pflanzen allerdings eher dünn gesät sind, zieht es mich am Wochenende zum Wandern häufig in die nahe liegende Berge. In Zukunft möchte ich gern selbst einen landwirtschaftlichen Betrieb führen.
Spitzwegerich kennt man von Spaziergängen auf wilden Wiesen. Wir zeigen, dass das vermeintliche Unkraut auch als Heilpflanze angewendet werden kann.
Der Spitzwegerich wächst beinahe überall und ist mitnichten ein Unkraut
Vieles, was als Unkraut scheint, ist eigentlich überaus nützlich. Spitzwegerich (Plantago lanceolata) wird sogar von so manch einem Landwirt gezielt angebaut. Aber warum ist ausgerechnet diese Pflanze einen solchen Aufwand wert? Der Spitzwegerich ist ein ständiger Begleiter auf fast allen unseren Wiesen und im Grünland, wenn man nur einmal genauer hinschaut. Die Pflanze ist nicht nur eine vielversprechende Heilpflanze, sondern hat auch in der Küche so einiges zu bieten. Doch lesen Sie selbst.
Spitzwegerich stammt vom eurasischen Kontinent und seine Heimat liegt auch hier in Deutschland. Von diesem Kontinent aus hat er seinen Siegeszug angetreten und die ganze Erde erobert, sodass er heute beinahe überall vorkommt. Die Blätter des heimischen Wildkrauts sind mit parallel zueinander verlaufenden Blattadern versehen, deren Form lang, spitz und lanzettlich ist. Sie sind in einer Rosette angeordnet, aus deren Mitte häufig auch ein langer, kahler Stängel mit einem kurzen Blütenstand am Ende herausragt.
Spitzwegerich kaufen
Das Kraut des Spitzwegerichs wird in der Landwirtschaft
großflächig angebaut. Ab und an kann man deshalb frischen Spitzwegerich im
Laden erwerben. Aber auch als Topfkraut gibt es ihn des Öfteren sogar im
Supermarkt. Wer allerdings einen Garten mit einer Wiese sein Eigen nennt, hat in
der Regel genug Spitzwegerich im eigenen Garten, um davon Jungpflanzen
auszugraben oder die Samen zu ernten. Spitzwegerich-Exemplare aus der Natur
sind ohnehin widerstandsfähiger und besser angepasst an die lokalen
Gegebenheiten als gekaufte Pflanzen.
Spitzwegerich anbauen
Spitzwegerich ist ein Sonne und Wärme
liebendes Gewächs. Auf frischem und humosem Boden fühlt er sich wohl, besonders
wenn dieser leicht sauer ist. Sie können die Samen vor dem Winter im August
oder September oder im neuen Jahr zwischen März und April aussäen. Bedecken Sie
die Samen nach der Aussaat mit Erde, so dass sie circa 1,5 bis 2 Zentimeter tief
liegen. Nach ungefähr 14 Tagen werden Sie das erste Grün entdecken können.
Geerntet werden kann, sobald die Pflanzen groß genug sind. Pflücken Sie hin und
wieder einige Blätter. Für die Verwendung größerer Mengen zum Beispiel für die
Küche können Sie im Sommer sogar ganze Büschel abschneiden. Der Spitzwegerich
treibt nach dem Rückschnitt mit jungen Blättern wieder frisch aus.
Spitzwegerich vermehren
Auf der Wiese und am Wegesrand vermehrt sich
der Spitzwegerich ganz von allein. Untersuchen Sie nur einmal einen
Quadratmeter einer Wiese und Sie werden erstaunt sein, wie viele Spitzwegerich-Pflanzen
Sie entdecken werden. Sie vermehren sich, indem sie neue Blattrosetten bilden,
die nach und nach selbstständig werden. Und irgendwann sind sie dann ganz
unabhängig von der Mutterpflanze. Auch angepflanzte Spitzwegeriche zeigen
dieses Verhalten. Geht Ihnen das allerdings nicht schnell genug, können Sie
einfach die Samen gewinnen, indem Sie sie von den reifen Ähren einer Pflanze
abstreichen und dann an gewünschter Stelle aussäen.
Bei genauerem Hinsehen wächst Spitzwegerich auf so ziemlich jeder Wiese, nicht selten sogar massenhaft
Spitzwegerich pflegen
Am einfachsten ist es natürlich, Sie ernten Ihren Spitzwegerich als Wildkraut direkt von der Wiese. Das macht die Pflege überflüssig. Wer allerdings in der Stadt wohnt oder allenfalls Hundewiesen in der näheren Umgebung hat, baut den Spitzwegerich vielleicht doch lieber im Beet, Topf oder Balkonkasten an. Doch auch in diesem Fall ist der Spitzwegerich ziemlich unkompliziert. Ausgepflanzt im Beet genügen das Regenwasser und im Frühjahr ein wenig frischer Kompost oder Mist. Im Topf sollten Sie die Pflanzen zusätzlich regelmäßig gießen, so dass die Erde nie austrocknet. Staunässe allerdings mag der Spitzwegerich überhaupt nicht.
Spitzwegerich ernten und lagern
Der Spitzwegerich treibt nach einem Rückschnitt wieder
frisch aus. In seiner dicken Wurzel hat er ausreichend Ressourcen gespeichert,
um mit viel Energie einen Neustart zu wagen. Kein Wunder, denn Spitzwegerich
ist häufig auf Weiden zu finden, auf denen er regelmäßig von Kühen, Schafen
oder Pferde komplett abgenagt wird.
Die Blätter der Pflanze sollten Sie ernten, solange sie noch
jung sind. Ältere Blätter werden zäh und die schön parallel zueinander
angeordneten Blattnerven werden rasch zu hartnäckigen Fäden zwischen den
Zähnen. Jung und zart schmecken die Blätter also am besten. Wollen Sie die
Blätter nicht direkt verwenden, bewahren Sie sie am besten kühl und luftdicht
auf. In einer Papiertüte oder noch besser einem Plastikbeutel bleiben die
Blätter länger knackig als an der frischen Luft.
Geht es um mehr als ein paar Tage, sollten Sie natürlich
andere Mittel der Lagerung wählen. Eine Option stellt das Trocknen der Blätter
für die Verwendung als Tee dar. Sie können diese aber auch zu Pesto verarbeiten
oder sogar einfrieren, zum Beispiel falls Sie im Winter das Bedürfnis nach
frischem Spitzwegerich-Spinat verspüren.
Spitzwegerich: Verwendung als Heilpflanze
Schon lange ist die heilsame Wirkung des Spitzwegerichs
bekannt. Das Gute ist, dass diese unglaublich nützliche Pflanze so ziemlich
überall wächst. Schon bei so manchem schmerzhaftem Wespen- oder Bienenstich am
Badesee konnte mithilfe dieses wunderbaren Gewächses direkt Abhilfe geschaffen
werden. Meist wächst der nächste Spitzwegerich gleich nebenan. Ein bis zwei
Blätter reichen schon und sollten leicht zerkaut werden. Die Masse muss dann
direkt auf den Stich aufgetragen werden und dort ein paar Minuten verbleiben.
Und dann entfaltet sich die schmerzlindernde und heilende Wirkung des
Spitzwegerichs. Ebenso können Sie auch bei Wunden und Entzündungen verfahren.
Verantwortlich dafür ist Aucubin, ein Inhaltsstoff des Spitzwegerichs, der Entzündungen
hemmt und Reize mildert.
Abhilfe schafft der Spitzwegerich auch bei Husten. Die in
den Blättern enthaltenen Schleimstoffe legen sich über die angegriffenen Schleimhäute
und schützen und beruhigen diese. Brühen Sie sich aus sechs bis sieben frischen
Blättern oder zwei Esslöffeln getrockneten Blättern auf einen Liter Wasser einen
frischen Hustentee und lassen Sie diesen zehn Minuten ziehen. Der Tee hilft übrigens
nicht nur gegen Husten, sondern soll auch blutreinigend sein. Nach dem Abkühlen
kann er sogar zum Auswaschen gereizter Augen verwendet werden.
Der Spitzwegerich ist eine vielfältige Heilpflanze, die meist in unmittelbarer Nähe zu finden ist [Foto: HETIZIA/ Shutterstock.com]
Sehr lecker und gesund ist Spitzwegerich-Honig. Legen Sie
junge Blätter des Spitzwegerichs für drei Monate in Honig ein. Sie werden nach dem
Herausnehmen der Blätter einen wunderbaren Brotaufstrich erhalten, der noch
dazu das Immunsystem stärkt.
Spitzwegerich ist deutlich wüchsiger als der nahe Verwandte Breitwegerich. Dadurch sind seine gesunden Blätter zum Verzehr prädestiniert. Natürlich können Sie aber auch die Samen und Wurzeln wie im Artikel zum Breitwegerich beschrieben in der Küche nutzen. Die Blätter des Spitzwegerichs können auf vielfältige Art und Weise verarbeitet werden. Naheliegend ist natürlich würziges Pesto aus jungen Blättern, wie man es von Bärlauch, Petersilie und Basilikum kennt. Probieren Sie doch einmal etwas Neues und verwenden Sie einfach Spitzwegerich.
Sehr gut schmeckt Spitzwegerich zudem auch eingemischt in Salat.
Wollen Sie es noch etwas intensiver, gibt es da natürlich auch noch die
Reinform: Spitzwegerich-Spinat. Einfach verkocht zu purem Spinat oder mit etwas
Rahm schmeckt dieses Gericht zu Kartoffeln und Rührei wunderbar.
Mehr zum engen Verwandten des Spitzwegerichs, dem Breitwegerich, haben wir außerdem in diesem Artikel für Sie vorbereitet.