Kamillen-Arten, -Sorten & Verwechslungsgefahr

Katja
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Ich habe Landschaftsökologie studiert und habe durch mein Studium die Liebe zu Pflanzen entdeckt. Pflanzen sind nicht nur schön, sondern faszinieren mich auch durch ihre unterschiedlichen Überlebensstrategien. Um mir etwas Natur in die Wohnung zu holen, hege und pflege ich meine Zimmerpflanzen und Kräuter auf jeder verfügbaren Fensterbank.

Lieblingsobst: Rhabarber und alle Arten von Beeren
Lieblingsgemüse: Zwiebeln und Knoblauch

Kamillen-Sorten unterscheiden sich in der Zusammensetzung ihrer Inhaltsstoffe. Doch es besteht auch Verwechslungsgefahr mit giftigen Kamillen-Arten.

Echte Kamille
Kamille findet man auch oft beim Spazierengehen am Wegrand [Foto: TunedIn by Westend61/ Shutterstock.com]

Mit den Kamillen-Arten und -Sorten verhält es sich gar nicht so leicht. Es gibt einige Pflanzenarten, die den deutschen Namen Kamille tragen, jedoch zu einer anderen Pflanzengattung gehören als die Echte Kamille (Matricaria chamomilla). Einige besitzen dennoch ähnliche Inhaltsstoffe und werden ebenso in der Heilkunde verwendet.

Kamillen-Arten und -Sorten

Die Gattung der Kamillen (Matricaria) zählt etwa 25 Arten, von denen zwei bei uns heimisch sind, nämlich die Echte Kamille und die Strahlenlose Kamille (Matricaria discoidea). Die eng verwandte Gattung der Strandkamillen (Tripleurospermum) wird aus etwa 40 Arten gebildet, wovon zwei natürlich in Deutschland vorkommen. Dabei handelt es sich um die seltene Küsten-Strandkamille (Tripleurospermum maritimum) und die Geruchlose Strandkamille (Tripleurospermum inodorum). Hinzu kommen weitere Kamillen-Arten aus anderen Gattungen, die der Echten Kamille sehr ähnlich sehen und vielfältige Verwendungsmöglichkeiten bieten.

Blüten der Färberkamille
Einige Kamillen-Arten, wie hier die Färberkamille, lassen sich leicht unterscheiden [Foto: Andrew Swarga/ Shutterstock.com]

Echte Kamille

Die Echte Kamille (Matricaria chamomilla) ist nicht zuletzt durch den begehrten Kamillentee fast überall bekannt. Sie wird aus diesem Grund kommerziell angebaut, ist aber in Deutschland auch noch wildwachsend zu finden. An der Echten Kamille wird zudem Züchtungsarbeit betrieben. Ziel ist es, die Zusammensetzung der wertvollen Inhaltsstoffe zu variieren. Aber auch ein einheitlicher Wuchs wird für den kommerziellen Anbau der Kamille als Zuchtziel verfolgt. Wichtige Sorten sind zum Beispiel:

  • ‘Bodegold‘: Aromatische und großblütige Sorte
  • ‘Gosal‘: Viel Bisabolol ist im Kamillenöl enthalten
  • ‘Zloty Lan‘: Im ätherischen Öl ist ein hoher Anteil des blaufärbenden Chamazulen enthalten

Bei der Ernte von Kamille am Wegesrand oder auf Feld und Wiese besteht nicht nur Verwechslungsgefahr mit weniger wirksamen Doppelgängern, sondern auch mit giftigen Kamillen-Arten wie den Arten der Hundskamille (Anthemis). Deshalb gilt es, die prägnanten Charakteristika des beliebten Heilkrautes zu kennen:

  • Rundlich aufgewölbter Blütenboden, auf dem viele gelbe Röhrenblüten sitzen.
  • Wenn man die Blüten durch einen Querschnitt halbiert, ist der Blütenboden von innen hohl.
  • Die Echte Kamille erreicht eine Größe von bis zu 50 cm.
  • Alle Pflanzenteile fallen beim Zerreiben in den Händen durch einen ausgeprägten Kamillengeruch auf.
Echte Kamille-Blumen
Der Blütenboden der Echten Kamille ist innen hohl [Foto: Bjoern Wylezich/ Shutterstock.com]

Strahlenlose Kamille

Die Strahlenlose Kamille (Matricaria discoidea) gehört zur gleichen Gattung wie die Echte Kamille. Sie fällt dadurch auf, dass sie keine weißen Zungenblüten besitzt, sondern sich das Blütenkörbchen nur aus den gelben Röhrenblüten in der Mitte zusammensetzt. Die fehlenden Zungenblüten dienen als offensichtliches, jedoch sehr wichtiges Unterscheidungsmerkmal zwischen Echter Kamille und Strahlenloser Kamille. Beide haben nämlich den hohlen Blütenboden und den intensiven Kamillenduft gemeinsam. In Sachen Inhaltsstoffe ist die Strahlenlose Kamille jedoch weniger gut ausgestattet als die Echte Kamille. Man kann sie zwar ähnlich als Heilpflanze verwenden, die Wirkung ist aber weniger stark ausgeprägt.

Strahlenlose Kamille
Mit der Strahlenlosen Kamille besteht kaum Verwechselungsgefahr [Foto: meiningi/ Shutterstock.com]

Römische Kamille

Die Römische Kamille (Chamaemelum nobile) gehört zwar zu einer anderen Gattung, gleicht der Echten Kamille jedoch in Aussehen und Wirkung fast vollständig. Im Gegensatz zur Echten Kamille ist sie jedoch ein mehrjähriges Kraut. Mit einer Größe von 15 bis 30 cm ist es zwar wesentlich kleiner als das verwandte Heilkraut, steht diesem in ihrer wohltuenden Wirkung aufgrund ähnlicher enthaltener Inhaltstoffe aber in nichts nach. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal sind die Laubblätter, die bei der Römischen Kamille etwas feiner gefiedert erscheinen. Außerdem ist der Köpfchenboden beim Aufschneiden mit Mark gefüllt und nicht hohl wie bei der Echten Kamille.

römische Kamille
Die Römische Kamille sieht der Echten Kamille sehr ähnlich [Foto: areeya_ann/ Shutterstock.com]

Geruchlose Kamille

Die Geruchlose Kamille (Tripleurospermum inodorum) zählt zur Gattung der Strand-Kamillen (Tripleurospermum). Sie kommt in ganz Deutschland häufig vor. Der Geruchlosen Kamille fehlt nicht nur der charakteristische Kamillenduft, wie der Name bereits vermuten lässt. Sie enthält auch keine Inhaltsstoffe, die für Heilzwecke verwendet werden könnten. Äußerlich sieht sie der Echten Kamille jedoch sehr ähnlich. Ein sicheres Unterscheidungsmerkmal ist wie so oft der markige Körbchenboden, der bei der Echten Kamille hohl ist. Erkennbar wird das durch einen Querschnitt durch die Korbblüte.

Geruchlose Kamille
Die Geruchlose Kamille hat einen etwas flacheren Blütenboden als die Echte Kamille [Foto: Martin Fowler/ Shutterstock.com]

Hundskamille

Auch die Hundskamillen (Anthemis) bilden eine eigene Gattung. Dazu gehören etwa 160 verschiedene Arten, von denen vier in Mitteleuropa vorkommen. Hundskamillen verströmen teilweise nur einen schwachen Kamillenduft oder riechen sogar unangenehm. Sie sind deshalb auch als Falsche oder Unechte Kamille bekannt. Einige Arten werden ebenfalls zu Heilzwecken eingesetzt, andere besitzen keine Wirkung oder können Hautreizungen oder allergische Reaktionen hervorrufen. Abgesehen von der unten aufgeführten Färber-Hundskamille gibt es in Deutschland noch folgende Arten:

  • Russische Hundskamille (Anthemis ruthenica): Nicht heimische, aber nach Deutschland eingeschleppte Art mit zottig behaarten Blättern.
  • Österreichische Hundskamille (Anthemis austriaca): Laubblätter auf der Unterseite filzig behaart.
  • Stinkende Hundskamille (Anthemis cotula): Verströmt einen unangenehmen Geruch und kann zu Schleimhautreizungen führen, wenn sie als Tee eingenommen wird.
  • Acker-Hundskamille (Anthemis arvensis): Diese Art duftet nur schwach nach Kamille und wird teilweise in der Heilkunde verwendet.
Hundskamille
Die Hundskamillen lassen sich leider nicht auf den ersten Blick von der Echten Kamille unterscheiden [Foto: Flower_Garden/ Shutterstock.com]

Auf einen Blick: Unterschied zwischen Hundskamille und Echter Kamille

  • Blütenboden bei Echter Kamille hohl, bei Hundskamillen markig
  • Laubblätter bei Echter Kamille unbehaart, bei Hundskamillen behaart
  • Echte Kamille mit typischem Duft, Hundskamille eher unangenehm oder schwach riechend

Färberkamille

Keine Verwechslungsgefahr besteht außerdem mit der Färberkamille (Anthemis tinctoria), die auch Färber-Hundskamille genannt wird. Ihre Blüten sind vollständig gelb – das heißt, auch die Zungenblüten am Rand sind gelb gefärbt. Die schöne Farbe dieser gelben Kamille haben sich Menschen bereits zu Nutze gemacht. So wird die Färberkamille zum Färben von Wolle und Stoffen verwendet, die danach in den verschiedensten Gelbtönen erstrahlen.

Färberkamille
Leinen und Wolle wurden früher mit den Blütenköpfen der Färberkamille gelb gefärbt [Foto: weha/ Shutterstock.com]

Verwechslung der Echten Kamille: Ähnliche Pflanzen unterscheiden

Auf den ersten Blick hat die Echte Kamille so einige Doppelgänger. Den starken Duft nach Kamille und das typische Aussehen mit den weiß-gelben Korbblüten teilt sie sich jedoch nur mit der Römischen Kamille, die ihr in Sachen Wirksamkeit in nichts nachsteht. Ein zuverlässiges Merkmal, an dem Sie die Echte Kamille erkennen können, ist der hohle Körbchenboden. Diesen besitzt sonst nur die Strahlenlose Kamille, die sich jedoch auf den ersten Blick von der Echten Kamille unterscheiden lässt. Haben Sie also am besten immer ein Messer zur Hand, wenn Sie Kamille in der Natur sammeln. Durch einen Querschnitt durch die Blüte lässt sich die Echte Kamille sicher erkennen. Pflanzen, bei denen es zur Verwechslung mit der Echten Kamille kommen könnte, sind:

  • Römische Kamille (markiger Körbchenboden)
  • Hundskamillen (markiger Körbchenboden)
  • Geruchlose Kamille (markiger Körbchenboden)
  • Strahlenlose Kamille (fehlende weiße Zungenblüten)
Kamillen-Blüten
Um sagen zu können, um welche Kamillen-Art es sich handelt, hilft nur ein Querschnitt durch die Blüte [Foto: CrispyPork/ Shutterstock.com]

Nun sind Sie für die Ernte der Kamille gewappnet, sodass kein wenig wirksamer oder giftiger Verwandter der Echten Kamille bei der nächsten Erkältung in den Teebeutel wandern dürfte. Vielleicht bekommen Sie es in Zukunft sogar wissentlich mit der ähnlich wirksamen Römischen Kamille zu tun.

Die Anwendungsmöglichkeiten der Kamille scheinen schier unendlich. In unserem Spezialartikel haben wir alles Wissenswerte zu den Inhaltstoffen und Anwendungen von Kamille zusammengefasst.

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