Lavendel: Giftig oder essbar?

Sabine
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Ich habe Agrar- und Ernährungswirtschaft an der BOKU in Wien studiert. Das Gärtnern macht mir unheimlich viel Spaß und nimmt sicherlich den größten Teil meiner Freizeit in Anspruch. Vor einigen Jahren wurde außerdem mein Interesse für Kräuter geweckt, weshalb ich 2018 die Ausbildung zur zertifizierten Kräuterpädagogin abgeschlossen habe.

Lieblingsobst: Äpfel, Kirschen
Lieblingsgemüse: Erdäpfel/Kartoffeln, Fenchel

Die Frage, ob der intensiv duftende Lavendel nun essbar oder doch giftig für Katzen, Hunde oder den Menschen ist, beschäftigt viele. Wir klären auf.

Katze schläft neben Lavendel im Topf
In der Regel interessieren sich Katzen kaum für die Lavendelpflanzen [Foto: Xseon/ Shutterstock.com]

Lavendel (Lavandula) ist ein wunderbar riechendes Kraut mit vielseitigen Einsatzmöglichkeiten. Und viele Hobbygärtner hätten sicherlich nur zu gern einen eigenen Lavendelstrauch für den Garten oder Balkon. Meist kommen aber rasch Bedenken auf, ob der Lavendel für Kinder und Tiere nicht vielleicht giftig sein könnte. Schließlich kann es schon mal passieren, dass in einem unbeobachteten Moment an den Pflanzen genascht wird.

Es sei daher schon einmal vorweggenommen, dass es natürlich einen Unterschied macht, ob die Lavendelblätter und -blüten oder konzentriertes Lavendelöl eingenommen werden. Darüber hinaus gibt es auch Unterschiede hinsichtlich der verschiedenen Lavendelarten. Schopflavendel (Lavandula stoechas) und Speiklavendel (Lavandula latifolia) enthalten beispielsweise sehr hohe Konzentrationen an ätherischen Ölen. Als Duft- und Würzpflanze eignet sich daher der mildere Echte Lavendel (Lavandula angustifolia) meist besser.

Ist Lavendel giftig für Erwachsene und Kinder?

Lavendelpflanzen an sich sind für Kinder nicht giftig und können daher ohne große Bedenken in den Familiengarten integriert werden. Es passiert nichts, wenn sich die Kleinen mal einzelne Pflanzenteile in den Mund stecken. Der Duft eines Schlaf-Kräuterkissens gefüllt mit getrockneten Lavendelblüten kann bei quengeligen Babys sogar wahre Wunder wirken.

Lediglich bei der Anwendung von Lavendelöl ist Vorsicht geboten. Kleinkinder unter zwei Jahren sollten generell nicht mit ätherischen Ölen jeglicher Art behandelt werden. Lavendelöl darf von kleinen Kindern weder inhaliert noch auf die Haut aufgetragen oder zur Beduftung des Kinderbettes verwendet werden. Dies kann im schlimmsten Fall sogar zum Atemstillstand des Kindes führen. Für ältere Kinder sind die hohen Konzentrationen an ätherischem Öl kein Problem, allerdings sollten sie eine deutlich geringe Dosierung als für Erwachsene verwenden.

Kinderhand an Lavendel
Lavendelpflanzen sind für Kinder unbedenklich, mit Lavendelölen sollten sie allerdings nicht in Kontakt kommen [Foto: Iryna Mandryka/ Shutterstock.com]

Das ätherische Öl des Lavendels wird durch Wasserdampfdestillation gewonnen. Es gehört dabei zu den wenigen ätherischen Ölen, die direkt auf die Haut aufgetragen werden können. Doch natürlich reagiert jede Person anders und es kann mitunter auch schon einmal zu Hautreizungen und Ausschlägen kommen. Schleimhäute sollten aufgrund der leicht ätzenden Wirkung am besten gar nicht mit dem Lavendelöl in Kontakt kommen. Innerlich darf das Öl des Echten Lavendels von Erwachsenen nur in geringsten Mengen eingenommen werden, denn eine zu hohe Dosierung kann zu Reizerscheinungen des Magens führen. Speik- und Schopflavendelöl kann in hoher Dosierung sogar giftig sein.

Empfindliche Menschen reagieren schon mit Kopfschmerzen, wenn Lavendelöl in einer Duftlampe abgebrannt wird. Ist eine Überempfindlichkeit gegenüber Lavendel bekannt, sollte auf die Verwendung von Lavendel in jeglicher Form verzichtet werden. Für Schwangere und Stillende wird zwar eine Vielzahl an Produkten mit Lavendelöl im Handel angeboten, ob die äußere Anwendung Nebenwirkungen verursacht, wurde bisher allerdings noch nicht abschließend geprüft. Gänzlich abgeraten wird jedoch in dieser Zeit von der Verwendung von Schopf- oder Speiklavendel. Generell raten wir Ihnen: Bei Erkrankungen und ernsthaften Beschwerden – egal, ob Sie zu einer Risikogruppe zählen oder nicht – sollten Sie die Anwendung von Lavendel unbedingt mit einem Arzt absprechen.

Ist Lavendel giftig für Katzen, Hunde und Co?

Die Meinung, dass die wunderbar duftenden Lavendelsträucher für Haustiere giftig seien, ist weit verbreitet. Zumindest für Katzen und Hunde sind aber alle Pflanzenteile des Lavendel unbedenklich. Sollten Ihre Lieblinge ab und zu einmal daran knabbern, besteht also keine Gefahr einer Vergiftung. Im Gegensatz dazu können Kaninchen und Meerschweinchen sehr wohl an einer Lavendelvergiftung leiden. Gleiches gilt für andere Kleinnager wie beispielsweise Mäuse und Hamster. Sie vertragen die hohen Konzentrationen ätherischer Öle nicht und können im schlimmsten Fall sogar daran sterben.

Lavendel giftig für Katzen

Lavendel gehört für Katzenliebhaber zu den unbedenklichen Pflanzen für Balkon und Garten. Regelmäßig sollte er aufgrund der enthaltenen ätherischen Öle von unseren vierbeinigen Freunden allerdings nicht verzehrt werden. Viele Katzen meiden zwar Lavendel ohnehin instinktiv – allerdings nicht, weil er für sie giftig ist, sondern weil die Samtpfoten den starken Geruch der Pflanze nicht ausstehen können.

Tiere reagieren sehr sensibel auf Gerüche. Setzen Sie daher Duftlampen mit ätherischem Lavendelöl drinnen nur mit Bedacht ein. Als Katzenbesitzer sollten Sie Ihrem Tier zudem die Möglichkeit einräumen, den Raum zu verlassen, um dem starken Lavendelduft auszuweichen. Von der innerlichen Anwendung von Lavendelöl bei unruhigen Katzen wird gänzlich abgeraten.

Essbarer Lavendel: Einsatz in der Küche

Lavendel ist grundsätzlich in kleineren Mengen essbar. In der Küche sollten Sie allerdings nur den Echten Lavendel verwenden. Aufgrund seines intensiven Geschmacks spielt Lavendel als Würzkraut meist ohnehin nur eine untermalende Rolle. Größere Mengen können im schlimmsten Fall aber zu Magen- und Darmbeschwerden führen. Kinder, Schwangere und stillende Frauen sollten am besten keinen Lavendel oder wenn nur in sehr geringen Mengen zu sich nehmen. Schopf- und Speiklavendel kommen aufgrund ihrer Inhaltsstoffe nur bei sehr erfahrenen Köchen und dann auch nur in äußerst geringen Mengen als Würzkraut in der Küche zum Einsatz.

Lavendel selbst trocknen

Um länger etwas von den duftenden Blüten zu haben, können Sie die Blüten des Echten Lavendels trocknen. Die Erntezeit ist während der Hochblüte von Juni bis August. Schneiden Sie die Zweige etwa 10 cm unterhalb des Blütenansatzes ab und breiten Sie sie auf einem Tuch aus. Nach einigen Tagen können Sie den Lavendel dann büschelweise aufhängen. Nach dem Entfernen der Stiele können Sie die lila Blüten schließlich in Gläsern oder Dosen dunkel lagern. So bleiben die Farbe und das Aroma über einen längeren Zeitraum erhalten. Nähere Informationen zur Trocknung von Lavendel finden Sie auch in unserem Spezialartikel.

Getrockneter Lavendel in Lavendelsäckchen
Beliebt sind Duftsäckchen, die mit getrockneten Lavendelblüten gefüllt werden [Foto: Chamille White/ Shutterstock.com]

Lavendel als Heilmittel: Inhalt- und Wirkstoffe von Lavendel

Lavendel enthält neben Gerbstoffen und weiteren sekundären Pflanzenstoffen einen hohen Anteil an ätherischen Ölen. Die Zusammensetzung des Lavendelöls ist allerdings äußerst komplex. Die Hauptbestandteile Linalool und Linalylacetat machen zusammen etwa 75 % aus. Doch auch andere Bestandteile – wie zum Beispiel Cineol, Borneol und Campher – leisten einen wichtigen Beitrag zum Gesamtaroma.

Das ätherische Öl hat eine desinfizierende Wirkung und wird daher gerne in der Naturkosmetik eingesetzt. Bei der Herstellung von selbstgemachten Cremes und Körperölen sollten Sie es mit der Menge an ätherischem Lavendelöl allerdings auch nicht übertreiben. Tasten Sie sich vorsichtig an die richtige Menge heran, denn einige wenige Tropfen reichen meist völlig aus.

Für den Hausgebrauch können Sie aus den Lavendelblüten einen Ölauszug herstellen. Hierfür sollten Sie die Pflanzenteile in ein Glas geben und vollständig mit nativem Pflanzenöl – wie zum Beispiel Olivenöl – bedecken. Nach etwa zwei Wochen ist das selbstgemachte Lavendelöl fertig und kann abgeseiht werden. Sie können es beispielsweise zur Wundheilung bei Verbrennungen und kleinen Verletzungen einsetzen. Sie können es aber auch als Massageöl für verspannte Muskeln verwenden oder im Sommer auf unbekleidete Körperstellen auftragen, um Mücken fernzuhalten.

Lavendelöl in einem Fläschchen
Selbst hergestelltes Lavendelöl kann vielseitig eingesetzt werden [Foto: Madeleine Steinbach/ Shutterstock.com]

In aufregenden Zeiten sorgt Lavendelduft bei vielen Menschen für Ruhe und Ausgleich. In Duftkissen gefüllt helfen die getrockneten Blüten beim Einschlafen. Gleichzeitig wirkt das Kraut auch stimmungsaufhellend. Lavendel ist ein klassisches Nervenberuhigungsmittel, das entspannend wirkt, ohne uns müde zu machen. Bei Kopfschmerzen kann das mediterrane Kraut ebenfalls für Entspannung sorgen. Neben der Verwendung des (ätherischen) Lavendelöls können Sie die getrockneten Blüten auch als Tee trinken oder als Zusatz in das Badewasser geben.

Die Vielfalt an Lavendelarten und -sorten ist schier überwältigend. Wir haben für Sie einige der beliebtesten zusammengestellt.

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