Amaryllis: Aus Samen ziehen und selbst vermehren

David
David
David
David

Ich habe einen Master-Abschluss in Gartenbauwissenschaften und bin zudem gelernter Zierpflanzengärtner. Das Thema Anbau lässt mich seit meiner Kindheit einfach nicht los: Egal, ob auf der kleinen Stadtfensterbank oder im großzügigen Garten - Gärtnern muss ich auch in meiner Freizeit immer und überall.

Lieblingsobst: Himbeeren
Lieblingsgemüse: Brokkoli

Im Winter erfreut die Amaryllis mit ihren prachtvollen und farbenfrohen Blüten. Mehr zur Vermehrung und dem Ziehen aus Samen gibt es hier.

Samen der Amaryllis
Mit etwas Geduld bilden sich Samen an der Amaryllis [Foto: Twinschoice/ Shutterstock.com]

Von Dezember bis Februar erfreut die Amaryllis (Hippeastrum) mit imposanten Blüten in Weiß, Rosa oder Rot. Manchen ist das Amaryllisgewächs (Amaryllidaceae), welches eine Zwiebel ausbildet, vielleicht besser als Ritterstern bekannt. Dabei passt diese deutsche Bezeichnung auch besser als die aus der Vergangenheit stammende Bezeichnung „Amaryllis“. Einst zählten die mehr als 70 Arten nämlich zur Gattung Amaryllis, mittlerweile wurden sie jedoch der eigenen Gattung Hippeastrum zugeordnet. Der Name Amaryllis ist für den Winterblüher jedoch auch in der gartenbaulichen Fachwelt geblieben.

Einmal eine Amaryllis gekauft, kann die Zwiebel mit etwas Pflege und der richtigen Zuwendung zur richtige Zeit ein blühender Begleiter über mehrere Jahre hinweg werden. Ebenso kann man die Anzahl der Amaryllis, die auf der heimischen Fensterbank ab Dezember ihre Blüten entfalten durch eigene Vermehrung erhöhen. Dabei kann die Amaryllis nicht nur durch Samen vermehrt werden. Wir nehmen die verschiedenen Vermehrungsmöglichkeiten für die Amaryllis genauer unter die Lupe.

Amaryllis aus Samen ziehen

Die Vermehrung über die Samen der Amaryllis ist möglich, für den Hobby-Gärtner jedoch auch sehr aufwendig. Noch dazu können die Eigenschaften der Nachkommen anders sein als die der Mutterpflanze, aufgrund der genetischen Aufspaltung bestimmter Merkmale. Die Bestäubung muss händisch vorgenommen werden. Die pollenreichen Staubbeutel werden an der Narbe abgerieben. Dabei kann man die Narbe der gleichen Blüte (Selbstbefruchtung) oder die Narbe einer anderen Amaryllis-Pflanze (Fremdbefruchtung) mit dem Pollen bestäuben.

Bestäubung der Amaryllis
Die Bestäubung der Amaryllis muss händisch erfolgen [Foto: hjochen/ Shutterstock.com]

Den besten Befruchtungserfolg durch die manuelle Bestäubung erzielt man, wenn lediglich die ersten beiden Blüten einer Blüte bestäubt und alle weitern Blüten entfernt werden. Circa acht Wochen nach der Bestäubung sind die Samen reif und können geerntet werden. Sie sollten umgehend ausgesät werden, da die Keimfähigkeit schnell abnimmt. Nach ungefähr vier Wochen zeigen sich die ersten Keimlinge. Die Sämlinge werden pikiert und zunächst für 2,5 Jahre kultiviert, bis sie im zweiten Herbst für die Treiberei der Blüte vorbereitet werden können. Mehr zur Pflege der Amaryllis nach der Blüte erfahren Sie in unserem Artikel. Hier finden Sie den Ablauf, falls Sie Amaryllis aus Samen ziehen möchten:

  • Handbestäubung erforderlich
  • Am besten die ersten zwei Blüten einer Zwiebel bestäuben, die übrigen Blüten entfernen
  • Selbst- oder Fremdbestäubung möglich
  • Saatgut kann nach ungefähr 8 Wochen geerntet werden
  • Am besten direkt aussäen, da mit zunehmender Lagerungsdauer schnellerer Abbau der Keimrate
  • Keimung erfolgt nach circa 4 Wochen
  • Sämlinge pikieren, topfen und für 2,5 Jahre kultivieren
  • Im zweiten Herbst die Sämlinge auf die Treiberei und Blütenbildung vorbereiten
Bio-Blumenerde 40 L
Bio-Blumenerde 40 L
star-placeholder star-placeholder star-placeholder star-placeholder star-placeholder
star-rating star-rating star-rating star-rating star-rating
(4.8/5)
  • Ideal für alle Blühpflanzen im Beet & im Topf geeignet
  • Sorgt für eine üppige & langanhaltende Blütenpracht
  • Torffrei & klimafreundlich: CO2-reduzierte Bio-Erde hergestellt in Deutschland
16,99 €
Grundpreis: 0,42 €/l

Amaryllis vegetativ vermehren

Amaryllis können auch vegetativ vermehrt werden. Das bedeutet, dass von einer Pflanze Organe entnommen und aus diesen eine neue Pflanze herangezogen werden. Dabei handelt es sich um einen Klon der Mutterpflanze, sodass die Nachkommen exakt die gleichen Eigenschaften wie die Mutter aufweisen – ein klarer Vorteil also im Vergleich zur generativen Vermehrung über Samen. Außerdem sind die Prozesse der vegetativen Vermehrung manchmal deutlich weniger aufwendig und führen schneller zur Blüte. Wir schauen, welche möglichen vegetativen Vermehrungsformen sich im Falle der Amaryllis anbieten.

Blüte der Amaryllis
Auch eine vegetative Vermehrung ist bei der Amaryllis möglich [Foto: Eksapedia Gallery/ Shutterstock.com]

Amaryllis durch Brutzwiebeln vermehren

Werden die Amaryllis nach einer erfolgreich überstandenen Sommerzeit in Vorbereitung auf die Blühphase umgetopft, kann es sein, dass man kleine Brutzwiebeln an der Mutterpflanze entdeckt. Diese können vorsichtig von der Hauptzwiebel entnommen werden und für die Vermehrung der Amaryllis genutzt werden. Die kleinen Brutzwiebeln werden zunächst bei Temperaturen um 15 °C gelagert. Ab Januar werden die Brutzwiebeln dann eingepflanzt. Genau wie bei den Sämlingen sollten auch die herangezogenen Brutzwiebeln erst im zweiten Herbst auf die Treiberei und Blütenbildung vorbereitet werden.

Mutterzwiebel mit Brutzwiebeln der Amaryllis
An der Mutterzwiebel der Amaryllis hängen die Brutzwiebeln [Foto: Sarycheva Olesia/ Shutterstock.com]

Tipp: Erhöhen Sie die Wahrscheinlichkeit, dass sich Brutzwiebeln bilden, indem Sie den Zwiebelboden der Mutterpflanze mit mehreren Schnitten einschneiden. Hier finden Sie den Ablauf, falls Sie Amaryllis durch Brutzwiebeln vermehren möchten:

  • Mit Schnitten in den Boden der Mutterzwiebel Bildungswahrscheinlichkeit von Brutzwiebeln erhöhen
  • Brutzwiebeln beim Umtopfen im November von der Mutterzwiebel entnehmen
  • Brutzwiebeln zunächst bei 15 °C lagern und ab Januar einpflanzen
  • Im zweiten Herbst Vorbereitungen auf die Blüte der Amaryllis vornehmen

Amaryllis durch Zwiebelschalenstecklinge vermehren

Die Amaryllis kann auch durch sogenannte Zwiebelschalenstecklinge vermehrt werden. Dazu werden die zu vermehrenden Zwiebeln nicht im Winter angetrieben und in die Blüte gebracht, sondern weiter bei verhältnismäßig geringen Temperaturen gelagert. Optimal ist es, mit der Vermehrung ab Januar zu beginnen. Die Zwiebel der Amaryllis wird am unteren Ende leicht angeschnitten, um so die Wurzeln zu entfernen. Senkrecht wird nun die Zwiebel halbiert und weiterhin in senkrechter Richtung zerteilt.

Zwiebeln der Amaryllis
Für Zwiebelschalenstecklinge muss die Zwiebel zerschnitten werden [Foto: Bernhard Richter/ Shutterstock.com]

Je nach Größe der Amarylliszwiebel können ohne Probleme 12 bis 16 gleichgroße Einzelstücke aus einer Zwiebel geschnitten werden. Die Zwiebelspalten können jeweils nochmals senkrecht in zwei bis drei gleich große Stücke gegliedert werden. So erhält man längliche, schmale Zwiebelstücke, die jeweils einen Teil des Zwiebelbodens enthalten. In Wuchsrichtung werden diese dann in Sand gesteckt. Bei Temperaturen über 20 °C bilden sich schnell neue Wurzeln und nach einem Vierteljahr sind kleine Zwiebeln zu entdecken, aus denen sich Blätter ausbilden. Nach dem Umpflanzen im Sommer/Herbst sollten die neu gewonnenen Zwiebeln noch ein weiteres Jahr stehen gelassen werden und ebenfalls erst im zweiten Herbst für die Blütentreiberei verwendet werden. Hier finden Sie den Ablauf, falls Sie Amaryllis durch Zwiebelschalenstecklinge vermehren möchten:

  • Amarylliszwiebeln nicht treiben, sondern weiter bei eher geringeren Temperaturen bis Januar lagern
  • Wurzeln entfernen und Zwiebelboden leicht anschneiden
  • Zwiebel in senkrechter Richtung in 12 bis 16 gleichgroße Zwiebelspalten schneiden
  • Zwiebelspalten nochmals halbieren oder dritteln, ebenfalls in senkrechter Richtung
  • Zwiebelstückchen in Wuchsrichtung in Sand stecken
  • Optimale Temperatur 20 – 25 °C
  • Wurzelbildung nach wenigen Wochen, Zwiebelbildung nach einem Vierteljahr
  • Umpflanzen und im zweiten Herbst roden und für die Blüte verwenden

Es stehen mehrere erfolgversprechende Methoden zur Verfügung, um die Amaryllis selbst zu vermehren. Im Vergleich zu anderen Kulturen sind jedoch alle relativ aufwendig. Aber auch die relativ lange Zeit und der Fleiß, die beide aufgebracht werden müssen, um eine Blüte an selbst vermehrten Amaryllis zu erzeugen, werden sich am Ende in prachtvollen Blüten auszahlen!

Um eine möglichst prächtige Amaryllis ihr Eigen nennen zu können, sollten Sie die Amaryllis-Pflege nicht vernachlässigen. Was es dabei zu beachten gilt, erfahren Sie hier.

Jetzt zur Plantura Garten-Post anmelden