Bacillus thuringiensis: Nützliche Bakterien im biologischen Pflanzenschutz

Kati
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Ich bin gelernte Gärtnerin und studierte Gartenbauwissenschaftlerin und liebe alles was wächst und grünt! Egal ob Strauch, Baum, Nutzpflanze oder vermeintliches Unkraut: Für mich ist jede Pflanze ein kleines Wunder.
Im Garten versorge ich meine 13 Hühner, baue Obst & Gemüse an und beobachte ansonsten, wie sich die Natur selbst verwaltet und gestaltet.

Lieblingsobst: Heidelbeere, Apfel
Lieblingsgemüse: Schmorgurke, Grünkohl, grüne Paprika

Bacillus thuringiensis als Wunderwaffe gegen Mücken, Buchsbaumzünsler und gegen Kartoffelkäfer – und das biologisch? Hier erfahren Sie alles Wissenswerte.

Sprühmittel mit Bacillus thuringiensis
Optisch nicht zu unterscheiden: Bt-Präparate und konventionelle Spritzmittel [Foto: Fotokostic/ Shutterstock.com]

Das Bakterium Bacillus thuringiensis ist sowohl im Ökolandbau als auch unter Hobbygärtnern beliebt, denn es bildet den Wirkstoff sehr umweltverträglicher Insektizide. Weil sein Name nicht besonders vertrauenserweckend ist und man sich von Bazillen lieber fernhält, klären wir Sie in diesem Artikel umfassend auf.

Bacillus thuringiensis

Wir erklären, was das Bacillus thuringiensis genau ist, wie es wirkt und in welchen Präparaten es enthalten ist. Anschließend gehen wir auf die für viele Hobbygärtner bedeutende Verwendung gegen den Buchsbaumzünsler ein und klären, ob das Bakterium auch andere Organismen oder gar den Menschen schädigen kann.

Was genau ist Bacillus thuringiensis?

Das Bakterium mit dem Namen Bacillus thuringiensis (Bt) ist ein luftatmendes Bodenbakterium, das ubiquitär, also weltweit allgegenwärtig ist. Als es im Jahre 1901 von einem japanischen Wissenschaftler im Inneren eine Seidenraupe entdeckt wurde, nannte dieser es Bacillus sotto. Im Jahre 1911 isolierte ein deutscher Wissenschaftler ebenfalls ein solches Bakterium aus der kranken Raupe einer Mehlmotte. Weil diese Raupe aus einer Mühle in Thüringen stammte, nannte er seine Entdeckung Bacillus thuringiensis – ein Name, der bis heute Bestand hat. Seitdem wurden diverse Unterarten und Stämme auf der ganzen Welt beschrieben und erforscht. Einige Unterarten besitzen eine für den Menschen sehr nützliche Eigenschaft: Sie parasitieren und töten Insektenlarven.

Wie wirkt Bacillus thuringiensis?

  1. Das Bakterium wird von einer fressenden Insektenlarve über die Mundöffnung aufgenommen.
  2. Im Darm der Larve bildet es Sporen, um sich zu vermehren. Dabei werden zugleich kristalline Toxine gebildet, die in ihrer anfänglichen Form keinen Effekt haben.
  3. Herrscht im Darm der Insektenlarve ein passender pH-Wert, werden die Toxine gelöst. Anschließend werden sie durch Verdauungsenzyme der Larve gespalten und so aktiviert.
  4. Das Toxin bindet sich nun an passende Rezeptoren an der Darmwand der Larve. Dabei wird diese geöffnet und zerstört.
  5. Die Larve stirbt zugleich an der Zerstörung ihres Darmtrakts und an einer Blutvergiftung, die durch Stoffwechselgifte der auskeimenden Bakteriensporen in der Leibeshöhle verursacht wird.

Man kann sich also gut vorstellen, dass Bacillus thuringiensis in Insektiziden und Bioziden verwendet werden kann.

Hinweis zu Bt-Mais und Bt-Soja: Hinter der Betitelung als Bt-Mais oder Bt-Soja steckt eine Modifizierung der pflanzlichen Gene. Diesen Mais- und Sojasorten wurde ein Bakterien-Gen hinzugefügt, mit dessen Hilfe die Pflanze selbst das kristalline Toxin herstellt und in seine Blätter einlagert. Frisst eine passende Schadraupe an den Bt-Pflanzen, wird sie also abgetötet.

Maispflanzen auf Feld
Transgener Bt-Mais ist gegen den Maiszünsler geschützt – er produziert Toxine [Foto: Ljubomir Trigubishyn/ Shutterstock.com]

Bacillus thuringiensis-Präparate

Vier Unterarten von Bacillus thuringiensis sind bisher in Deutschland in Pflanzenschutzmitteln zugelassen.

Bakterien-UnterartBetroffene Insekten
B.t. kurstaki (B.t.k.)Bestimmte Schmetterlinge (Ordnung Lepidoptera, ohne Noctuidae)
B.t. aizawai (B.t.a.)Bestimmte Schmetterlinge (Ordnungen Lepidoptera, auch Noctuidae)
B.t. israelensis (B.t.i.)Zweiflügler, u.a. Mücken und Moskitos
B.t. tenebionis (B.t.t.)Blattkäfer, z.B. Kartoffelkäfer

Vorteile von Bt-Präparaten

Pflanzenschutzmittel, die als Wirkstoff Bacillus thuringiensis verwenden, sind vor allem im Ökolandbau sehr beliebt und dürfen dort auch vielfach eingesetzt werden. Auch für die Verwendung im Hobbygarten sind einige Präparate zugelassen, so wie unser Plantura Zünslerfrei XenTari®. Die Vorteile von Bt-Präparaten sind die folgenden:

  • Sie dürfen (anders als synthetische Pflanzenschutzmittel) häufig angewendet werden
  • Sie bergen kaum Gefahren für den Anwender – nur in Einzelfällen kommt es zu allergischen Reaktionen von Haut und/oder Augen
  • Auf Seite der Zielorganismen werden auch bei häufiger Anwendung kaum Resistenzen beobachtet
  • Organismen, die keine Zielorganismen sind, sind gar nicht oder nur marginal betroffen

Hinweis: Bt-Produkte müssen tendenziell öfter ausgebracht werden, da ihre Wirkung durch UV-Strahlung und Niederschläge mit der Zeit abnimmt. Auch wenn eine neue Generation an Schädlingen heranwächst, ist eine erneute Ausbringung nötig.

Bauchsbaumzünsler-Raupe sitzt auf Blatt
Buchsbaumzünsler entwickeln kaum Resistenzen gegen Bt-Präparate [Foto: encierro/ Shutterstock.com]

Anwendung von Bacillus thuringiensis

Bacillus thuringiensis wird als trockenes Pulver verkauft, das inaktive Überdauerungsformen enthält. Mit Wasser vermischt werden die Bakterien wieder lebendig. Sie können dann mit einem üblichen Spritzgerät ausgebracht werden oder – im Falle von B.t. israelensis gegen Stechmücken – in Regentonnen oder Teiche gegossen werden. Die wirksame, sichere sowie umweltgerechte Anwendung und Dosierung ist im Einzelfall dem Beipackzettel des Produktes zu entnehmen. Wichtig ist, dass Bt-Präparate nur bei Temperaturen über 15 °C eine gute Wirkung zeigen. Nur dann nämlich sind Käfer-, Schmetterlings- und Mückenlarven ausreichend aktiv und nehmen das Bakterium in ausreichenden Mengen über Fraß auf. Bei der Lagerung gilt es zu beachten, dass Bt-Präparate nur zwei bis drei Jahre haltbar sind. Angebrochene Packungen sind nur noch wenige Monate verwendbar, daher lohnt es sich, Produkte mit Portionsbeuteln zu kaufen wie unser Plantura Zünslerfrei XenTari®.

Bacillus thuringiensis gegen den Buchsbaumzünsler

Bacillus thuringiensis aizawai ist wirksam gegen freifressende Schmetterlingsraupen wie zum Beispiel dem Buchsbaumzünsler (Cydalima perspectalis), Frostspanner (Operophtera brumata), Kohlweißling (Pieris brassicae; P. rapae), Kohlzünsler (Evergestis forficalis) und den Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea). Die Unterart des Bakteriums ist Grundlage unseres Plantura Zünslerfrei XenTari®. Damit können Sie den Buchsbaumzünsler biologisch bekämpfen – ganz ohne Chemie – und müssen nicht auf Mittel zurückgreifen, die unspezifisch diverse Insekten in unserer Umwelt schädigen können. Wie die Anwendung gelingt, wann und wie oft unser Plantura Zünslerfrei XenTari® gespritzt werden kann und darf, erfahren Sie in unserem zugehörigen Spezial-Artikel. Allgemeine Hinweise zur Bekämpfung des Buchsbaumzünslers finden Sie außerdem hier.

Tabelle zu Zünslerfrei XenTari
Bt-Produkte bergen kaum Gefahren für den Anwender

Tipp: Falls Sie sich nicht sicher sind, ob Ihr Buchsbaum (Buxus) vom Buchsbaumzünsler befallen ist, können Sie hier erfahren, wie Sie den Zünsler erkennen.

Bacillus thuringiensis: Effekte auf andere Organismen

Bei den vom Menschen genutzten Unterarten handelt es sich um hochspezialisierte Organismen, die gerade deshalb gezielt zur Bekämpfung von Schädlingen eingesetzt werden können. Nur wenn das Bakterium von der passenden Insektenlarve aufgenommen wird, passen die kristallinen Toxine mit den Verdauungsenzymen und Rezeptoren des Wirtes zusammen. Auf alle anderen Organismen, welche Bacillus thuringiensis aufnehmen, haben dessen Toxine keinen oder einen verschwindend geringen Effekt. Aus diesem Grund ist auch keine Gefährdung für Bienen oder andere Bestäuberinsekten gegeben. Generell ist mit allen Bt-Präparaten aber natürlich ebenso sorgsam umzugehen wie mit jedem anderen Pflanzenschutzmittel.

Kann Bacillus thuringiensis dem Menschen schaden?

Auch wenn Menschen und Insektenlarven nicht allzu viel gemeinsam haben, Bacillus thuringiensis ohnehin überall in unserer Umwelt vorkommt und die als Pflanzenschutzmittel verwendeten Unterarten nur etwas mit den Larven ganz bestimmter Insektengruppen anfangen können, wurde der Effekt von Bt-Präparaten auf den Menschen in Studien überprüft. Das Ergebnis war, dass die allermeisten Testpersonen keinerlei Reaktion zeigten, wenn sie Bacillus thuringiensis massiv ausgesetzt waren.

Wenn Sie sich nun dazu entschieden haben, ein Präparat mit Bacillus thuringiensis gegen Schädlinge wie den Buchsbaumzünsler anzuwenden, finden Sie hier alle Informationen zu unserem Plantura Zünslerfrei XenTari®.

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