Mehlbeere: Standort, Sorten & Giftigkeit von Sorbus aria

Regina
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Ich habe Gartenbauwissenschaften am WZW in Freising studiert und pflanze in meiner Freizeit auf einem Stück Acker alles an, was Wurzeln hat. Das Thema Selbstversorgung und saisonale Ernährung liegt mir dabei besonders am Herzen.

Lieblingsobst: Quitte, Kornelkirsche und Heidelbeere
Lieblingsgemüse: Erbsen, Tomaten und Knoblauch

Die Mehlbeere war in früheren Zeiten besonders in Hungerjahren eine wichtige Nahrungsquelle – auch für den Menschen. Bei uns erfahren Sie alles zu Eigenschaften, Sorten und Kultur des Mehlbeerbaums.

Mehlbeerenbaum
Der Mehlbeerbaum gehört zur Familie der Rosengewächse [Foto: APugach/ Shutterstock.com]

Die Echte oder Gewöhnliche Mehlbeere (Sorbus aria) ist ein insekten- und vogelfreundliches Gehölz. Wir stellen die Mehlbeere im Steckbrief vor und geben Tipps zur Sortenwahl, Pflanzung und Pflege.

Mehlbeere: Herkunft und Eigenschaften

Mehlbeeren (Sorbus) gehören zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Bekannte Vertreter sind neben der Echten Mehlbeere die Eberesche (Sorbus aucuparia), Elsbeere (Sorbus torminalis) und der Speierling (Sorbus domestica). Die Echte Mehlbeere ist in Mittel- und Südeuropa weit verbreitet, man trifft sie vor allem in lichten Laubwäldern, am Waldrand und auf steinigen, sonnigen Kalkhängen bis in 2000 m Höhe an. Die kleinen bis mittelgroßen Bäume erreichen im Schnitt eine Wuchshöhe von 6 bis 18 m. Ihr Kronendurchmesser im Alter beträgt etwa 4 bis 7 m. Mehlbeeren sind gut wüchsig und legen in jungen Jahren etwa 35 cm an Höhe und 25 cm Breite zu. Die ausladenden Bäume können 200 Jahre alt werden.

Mehlbeeren-Blätter
Typisch für die Mehlbeere sind die weich behaarten jungen Blätter [Foto: kristof lauwers/ Shutterstock.com]

Das Blatt der Mehlbeere ist am Blattrand gezähnt, breit elliptisch bis eiförmig und dabei bis 12 cm lang. Auffällig ist die weißfilzige Behaarung der jungen Triebblätter, die sich später – bei starker Sonneneinstrahlung – olivgrün bis rötlich verfärben. Das Laub färbt sich im Herbst gelblich und bleibt lange am Mehlbeerbaum haften. Die etwas streng riechende Blüte der Mehlbeere erscheint zwischen Mai und Juni in großen, breiten Schirmrispen. Hier sitzen unzählige, weiße, fünfzählige Blüten zusammen und bieten hungrigen Insekten Nektar und Pollen.

Nach der Bestäubung bilden sich im Laufe des Sommers kugelige Früchte mit winzigem Kernhaus aus. Sie reifen im Oktober, werden dann weich und verfärben sich orange bis rot. Die Samen der Mehlbeere sind apfelkernartig und hellbraun gefärbt.

Mehlbeeren-Blüten
Die Blüten des Mehlbeerbaums verströmen einen teils strengen Geruch [Foto: APugach/ Shutterstock.com]

Die schönsten Arten und Sorten

Zwischen der Echten Mehlbeere und der eng verwandten Eberesche sind im Laufe der Jahre mehrere natürliche Kreuzungen aufgetreten. Die entstandenen Arten sind allesamt selbstfruchtbar und können genetisch stabil – das bedeutet, aus den eigenen Samen – vermehrt werden.

Echte Mehlbeere (Sorbus aria)

  • Gigantea‘: Diese Mehlbeere mit besonders großem Laub hat den stärksten Wuchs im Vergleich zu den anderen Mehlbeer-Sorten. Sie kann 8 – 12 m hoch werden und ist ein beliebter Parkbaum.
  • Lutescens‘: Sie wird auch als Gelbfilzige Mehlbeere beschrieben, da ihre Blattoberseite cremefarben behaart ist. Die Sorte erreicht eine Wuchshöhe von 8 – 12 m.
  • Magnifica‘: Diese Mehlbeere erreicht eine Wuchshöhe zwischen 6 und 12 m. Die Sorbus aria ‘Magnifica‘ bildet eine kegelförmige Krone und eiförmige, orangerote Früchte aus.
  • Majestica‘: Jene Mehlbeeren-Sorte hat dieselbe Wuchshöhe wie die Wildform, bildet aber größere, blutrote und oval-runde Früchte. Die Blattunterseiten leuchten silbrigweiß.
Früchte der Mehlbeere
Die Früchte der Mehlbeere ‘Magnifica‘ sind orangerot gefärbt [Foto: APugach/ Shutterstock.com]

Finnland-Mehlbeere (Sorbus hybrida)

Sie wird auch als Sorbus fennica oder Sorbus finlandskaya bezeichnet und wächst zu einem kleinen Baum zwischen 5 und 7 m heran. Die Finnland-Mehlbeere ist sehr schwachwüchsig und legt nur 10 bis 15 cm im Jahr an Höhe zu. Die Krone ist aufgrund der steil abgehenden Triebe sehr dicht und geschlossen. Im Mai erscheint die weiße Blüte mit einem leicht strengen Geruch. Bekannt ist vor allem die Sorte ‘Gibbsii‘ mit großen, rot-orangen Früchten, die im August reifen.

Finnland-Mehlbeere
Die Finnland-Mehlbeere unterscheidet sich vor allem in der Wuchsstärke von Sorbus aria [Foto: Wirestock Creators/ Shutterstock.com]

Schwedische Mehlbeere (Sorbus intermedia)

Die Schwedische Mehlbeere, auch Oxelbeere genannt, ist ebenso unter dem botanischen Begriff Sorbus suecica bekannt. Diese natürliche Hybride kommt in Skandinavien und im Baltikum vor. Die Schwedische Mehlbeere erreicht eine Wuchshöhe von 10 bis 12 m. Ihre eiförmigen bis fiederartig gelappten Blätter unterscheiden sie deutlich von Sorbus aria. Obwohl ihre ziegelroten Früchte einen guten, süß-säuerliche Geschmack aufweisen, wird die Oxelbeere vorwiegend als Zierbaum in den Städten gepflanzt. Die einzige bekannte Sorte ist ‘Brouwers‘, die sich besonders durch ihre Resistenz gegenüber Feuerbrand (Erwinia amylovora) auszeichnet.

Schwedischer Mehlbeeren-Baum
Die Schwedische Mehlbeere wird gern als Park- und Alleebaum genutzt [Foto: mcajan/ Shutterstock.com]

Thüringische Mehlbeere (Sorbus x thuringiaca)

Dieser kleine bis mittelgroße Baum mit lockerer Krone hat fiederförmig gelappte Blätter mit kleinen Nebenblättchen an der Basis. Die bis 1,5 cm großen Früchte der Arthybride schmecken süß mit leichter Säure. Sie lassen sich gut verarbeiten, werden zur Reife aber auch bereits gern von Vögeln gefressen. Weitere Details zur Thüringischen Mehlbeeren und anderen Sorbus-Hybriden finden Sie in unserem Artikel zu Ebereschen-Sorten.

Zwerg-Mehlbeere
Die Zwerg-Mehlbeere ist eine enge Verwandte der Echten Mehlbeere [Foto: Igor Grochev/ Shutterstock.com]

Tipp: Wer keinen Platz für eine Echte Mehlbeere hat, kann sich die Zwerg-Mehlbeere (Sorbus chamaemespilus) in den Garten holen. Das strauchige Gehölz erreicht eine Wuchshöhe von 1 bis 2 m und bildet im Mai rosarote Blütenstände. Die Zweg-Mehlbeere eignet sich gut für die Kultur im Topf.

Mehlbeere pflanzen und pflegen

Mehlbeeren wachsen zu ausladenden Bäumen heran und sind nur etwas für größere Gärten. Sie werden meist als Mehlbeer-Hochstamm, seltener auch als verzweigte Strauchform für Wildhecken, angeboten. Der optimale Standort für Mehlbeeren liegt warm und sonnig bis halbschattig auf schwach sauren bis stark kalkhaltigen, durchlässigen Böden mit guter Wasserführung. Schwere Böden, die zur Staunässe neigen, sind nicht geeignet, können aber durch die Beimengung von hochwertiger Pflanzerde, wie unserer Plantura Bio-Universalerde, aufgebessert werden. Der hohe Kompostgehalt fördert das Bodenleben und verbessert Bodenstruktur und Humusgehalt. Insgesamt ist die Mehlbeere jedoch wenig wählerisch und kommt mit den meisten Standorten gut zurecht. Sie ist auch trockenheitsverträglich und äußerst windresistent.

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Mehlbeere pflanzen

Der beste Zeitpunkt für die Pflanzung von Bäumen liegt im Spätherbst, wenn das Laub bereits abgestorben ist. Da Mehlbeeren bis unter – 20 °C winterhart sind, benötigen die Bäume im Normalfall keinerlei Winterschutz. So gehen Sie bei der Pflanzung einer Mehlbeere vor:

  • Bodenbearbeitung: Wildkräuter entfernen, großflächig lockern, bei Bedarf organische Substanz einarbeiten
  • Pflanzabstand zu allen Seiten 2,5 – 4 m
  • Großzügiges Pflanzloch ausheben und Wurzelballen hineinsetzen
  • Mit Substrat auffüllen, leicht festtreten
  • Mit Stricken an Pflöcken in Windrichtung anbinden
  • Gießrand formen und wässern
  • Mulch auf Baumscheibe ausbringen oder bodendeckende Stauden als Unterpflanzung einsetzen
Großer Mehlbeerbaum
Mehlbeeren benötigen nur wenig Pflege [Foto: Kennerth Kullman/ Shutterstock.com]

Pflege der Mehlbeere

Die Echte Mehlbeere ist pflegeleicht und benötigt kaum Aufmerksamkeit. Frisch gepflanzte Bäume sollten bei langanhaltender Trockenheit ab und an gewässert werden, um das Anwachsen zu beschleunigen. Wird der Mehlbeerbaum blühfaul oder treibt nur spärlich aus, kann eine Kompostgabe oder Düngung mit einem Langzeitdünger im Frühjahr das Wachstum verbessern. Auch bei sehr mageren Böden ist eine Düngung sinnvoll, um die Nährstoffversorgung sicherzustellen. Wir empfehlen unseren Plantura Bio-Universaldünger, denn er enthält die wichtigsten Nährstoffe in einer staubarmen Granulatform. Diese wird erst durch Bodenorganismen aufgelöst, was Auswaschung oder Überdosierung der Nährstoffe effektiv verhindert.

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Mehlbeeren sind zwar sehr schnittverträglich, müssen aber außer in Wildhecken eigentlich nicht geschnitten werden. Ein starker Rückschnitt, um die Mehlbeere klein zu halten, wird normalerweise gut vertragen. Totholz und kranke oder beschädigte Triebe sollten regelmäßig aus der Krone herausgenommen werden.

Die Vermehrung von Mehlbeeren kann über Samen, Stecklinge oder Augenveredlung erfolgen.

Krankheiten der Mehlbeere

Die Mehlbeere ist relativ robust, es können jedoch folgende Krankheiten und Schädlinge auftreten:

  • Bakterieller Feuerbrand: Übertragen durch Blattläuse (Aphidoideae), meldepflichtig
  • Apfelbaumkrebs (Neonectria ditissima)
  • Rostpilz (Ochropsora ariae)
  • Grünrüssler (Phyllobius)
  • Wildverbiss durch Kaninchen, Rehwild oder Damwild
Mehlbeeren-Baum mit Früchten und Herbstlaub
Die Früchte sind erst nach den ersten Frösten genussreif [Foto: APugach/ Shutterstock.com]

Ist die Echte Mehlbeere giftig oder essbar?

Die Mehlbeere ist essbar und stellt keinerlei Risiko für Mensch oder Tier dar. Im Gegensatz zu Vogelbeeren ist sie roh genießbar, da sie keine Parasorbinsäure enthält. Vögel und Kleinsäuger fressen die rot-orangen Apfelfrüchte den Herbst und Winter über jedoch gerne und tragen so zu ihrer Verbreitung bei. Nach den ersten Frösten schmecken Mehlbeeren süß und können zu Kompott, Gelee, Saft oder Mus gekocht werden. Ihr gelbes, eher trockenes Fruchtfleisch wurde früher als Mehlersatz genutzt – daraus hat man das sogenannte „Hutzelbrot“ gebacken.

Die Mehlbeere zählt zu den hitze- und trockenheitsverträglichen Bäumen, die in Zukunft eine wohl immer größere Rolle bei der Pflanzenwahl einnehmen werden. Weitere Klimabäume für heiße Sommer und unbeständige Witterung stellen wir Ihnen in unserem Spezialartikel vor.

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