Renekloden: Sorten, Schneiden & Ernte der Edel-Pflaume

Verena
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Aufgewachsen bin ich auf einem kleinen, biologischen Nebenerwerbshof und nach meinem FSJ auf einer Ranch in Amerika habe ich angefangen, in Hohenheim Agrarwissenschaften zu studieren. Am meisten interessieren mich hier die Bereiche Boden, ökologische Landwirtschaft und Pflanzenwissenschaften. Zuhause verbringe ich viel Zeit in unserem Garten und wenn ich dort nicht zu finden bin, trifft man mich oft in der Küche, wo ich unser Obst und Gemüse zum Kochen und Backen verwerte.

Lieblingsobst: Auch wenn sie langweilig sind – Äpfel
Lieblingsgemüse: Paprika, Rote Bete, Zucchini, Weißkraut

Renekloden, auch Reineclauden genannt, bieten sich als besonderes Obst in eher warmen Gegenden an. Sie überzeugen vor allem mit ihren vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten.

Edelplaumen
Die auch Edelpflaume genannte Reneklode besticht durch ihre schmackhaften Früchte [Foto: NazarPro/ Shutterstock.com]

Noch um das Jahr 1900 gehörten 41 % aller deutschen Obstbäume zur Art der Pflaumen und Zwetschgen. Dazu zählten auch Renekloden (Prunus domestica ssp. italica), die im 16. Jahrhundert von Frankreich aus nach Deutschland kamen. Mittlerweile ist der Pflaumenanteil deutlich gesunken. Dennoch lohnt sich der Anbau von Renekloden besonders im heimischen Garten, da die Früchte frisch am besten schmecken. Im Folgenden können Sie sich einen guten Überblick über den Anbau der Edel-Pflaume verschaffen. Zudem finden Sie hilfreiche Tipps zu Renekloden-Sorten sowie zum Verarbeiten und Schneiden von Renekloden.

Renekloden: Herkunft und Eigenschaften

Die Reneklode hat über 100 verschiedene Namen, dazu zählen unter anderem Edelpflaume, im Bairischen Ringlo, Zuckerpflaume oder Ringelotte. Eines der viele Synonyme deutet zugleich auf die Herkunft der Pflaumenunterart hin, denn die Reneklode kam im 16. Jahrhundert aus Frankreich nach Deutschland. Der Name Reineclaude geht auf die französische Königin Klaudia („Reine Claude“), Gemahlin von König Franz I., zurück. Nach Frankreich kam sie wohl ursprünglich aus dem vorderasiatischen Raum.
Renekloden gehören zur Art der europäischen Pflaumen (Prunus domestica), die wiederum der Familie der Rosengewächse (Rosaceae) angehört. Pflaumen sind genetisch sehr vielfältig, weshalb die weitere Untergliederung schwierig und umstritten ist. Renekloden werden zur Subspezies der Rundpflaumen (italica) gezählt. Sie entwickeln sich innerhalb der ersten Wuchsjahre meist zu kleinen Bäumen, die 4 bis 8 m hoch werden können und erst im späten Frühjahr ihre weißen Blüten zeigen. Wuchs und Höhe hängen aber auch stark von der verwendeten Unterlage ab, also davon, welche Pflanze als Veredelungsgrundlage für die Reneklode dient.

Die kugelrunden Früchte der Reneklode werden ungefähr 3 bis 5 cm groß und können ab Ende August geerntet werden. Oft wirken sie zunächst unreif, da sie auch als reife Frucht meistens noch grün bis gelbgrün sind und nur manchmal rot besprenkelt. Das weißliche Fruchtfleisch schmeckt angenehm süß und fruchtig, lässt sich aber nicht immer leicht vom Stein entfernen.

Blüten von Renekloden
Die auch Edelpflaume genannte Reneklode besticht durch ihre schmackhaften Früchte [Foto: Mario Saccomano/ Shutterstock.com]

Tipp: Oft sind die Früchte der Renekloden von einer weißlich schimmernden Wachsschicht ummantelt. Diese sogenannte Beduftung schützt die Renekloden vor Austrocknung und Verletzungen. Um die Schutzschicht nicht zu zerstören, ist es ratsam, Renekloden erst kurz vor dem Verzehr zu waschen.

Was ist der Unterschied zwischen Mirabellen und Renekloden? Auf den ersten Blick könnten die zwei Pflaumenunterarten verwechselt werden, da beide meist gelb-grün und rund sind. Renekloden sind aber in der Regel größer und ihr Fruchtfleisch haftet stärker am Kern. Auch an der Steinform können Renekloden und Mirabellen unterschieden werden. Bei Mirabellen sind die Steine meist schmaler und länglich oval, wohingegen sie bei Renekloden breit und fast rundlich sind.

Die leckersten Renekloden-Sorten

Wir wollen Ihnen drei der meistverbreiteten Renekloden-Sorten vorstellen, die sich schon lange im Anbau bewährt haben. Dabei handelt es sich auch um diejenigen Sorten, die vor allem im Handel zu finden sind. Da sich Pflaumen aber leicht selbst kreuzen und nahezu auf der ganzen Welt verbreitet sind, gibt es eine Vielzahl weiterer Renekloden-Sorten.

Grüne Renekloden
Die Vielfalt an Reneklodensorten ist groß. So kann auch die Fruchtfarbe stark variieren [Foto: martin.dlugo/ Shutterstock.com]
  • Große Grüne Reneklode (Prunus domestica ‘Große Grüne Reneklode’): Eine der ältesten Sorten, die wahrscheinlich aus Südeuropa stammt und seit etwa 1670 in ganz Europa verbreitet ist. Die ‘Große Grüne Reneklode’ ist nicht selbstbefruchtend. Das bedeutet, dass ein anderer Pflaumenbaum (jedoch nicht zwingend eine Reneklode) in der näheren Umgebung stehen sollte.
  • Graf Althans Reneklode (Prunus domestica ‘Graf Althans Reneklode’): Sie wurde ungefähr 1850 in Böhmen angezogen und ist mittlerweile ebenfalls in ganz Europa verbreitet. Die ‘Graf Althans Reneklode’ zählt zu den robusten, gut frostharten und alten Renekloden-Sorten, ist jedoch ebenfalls nicht selbstbefruchtend. Die in reifem Zustand violett angehauchten Früchte zeichnen die ‘Graf Althans Reneklode’ aus. Das Fruchtfleisch lässt sich gut vom Stein lösen.
Rötliche Renekloden
Bei manchen Sorten verfärben sich die Früchte zur Reife hin lila bis rötlich, manche bleiben grün [Foto: RussieseO/ Shutterstock.com]
  • Oullins Reneklode (Prunus domestica ‘Oullins Reneklode’): Diese Reneklodensorte ist nach ihrem französischen Ursprungsort Oullins in der Nähe von Lyon benannt, wo sie im frühen 19. Jahrhundert gezüchtet wurde. Die Sorte ist selbstbefruchtend, liefert hohe, aber nicht immer regelmäßige Erträge und ist tolerant gegenüber dem Scharka-Virus, weshalb sie im Anbau sehr beliebt ist.
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Reneklodenbaum pflanzen: Standort und Vorgehen

Wie für die meisten Bäume ist der optimale Pflanzzeitpunkt für Renekloden im Herbst. Da Renekloden ursprünglich wohl aus der Region um Vorderasien stammen, bevorzugen sie einen warmen, sonnigen und windgeschützten Standort. Sie mögen es etwas wärmer als die bei uns typischen Pflaumenarten. Da es jedoch große Unterschiede in der Frosttoleranz der Renekloden-Sorten gibt, können Sie auch in etwas kälteren Regionen den Anbau wagen. Beziehen Sie Bäume dann am besten von einer Baumschule in Ihrer Nähe. Dort finden Sie am ehesten Renekloden-Sorten, die an das bei Ihnen herrschende Klima angepasst sind.
Zudem freuen sich Renekloden über durchlässige, nährstoffreiche Böden und eine konstante Wasserversorgung.

Das weitere Vorgehen zum Anpflanzen von Renekloden entspricht dem aller Pflaumenarten und ist genauer in unserem Artikel Pflaumenbaum pflanzen beschrieben.

Tipp: Falls Sie eine selbststerile Reneklode pflanzen wollen, müssen Sie bei der Standortwahl unbedingt auch darauf achten, dass eine passende Befruchtersorte in der näheren Umgebung wächst. Denn Steinobst besitzt eine starke Selbst-Inkompatibilität, es kann sich also kaum selbst befruchten.

Reneklodenbaum wird gepflanzt
Der beste Zeitpunkt zum Pflanzen von Renekloden ist im Herbst [Foto: azem/ Shutterstock.com]

Pflege von Renekloden: Schneiden, gießen und Co.

Wie alle Pflaumenbäume sollten auch Renekloden möglichst jährlich geschnitten werden – entweder im Winter oder im Sommer. Ein Winterschnitt fördert das Wachstum und den Neuaustrieb, wohingegen ein Sommerschnitt meist verträglicher für den Baum ist und weniger neue Triebe zur Folge hat. Durch jährliches Schneiden wird vermieden, dass nach einigen Jahren dicke, kräftige Äste entfernt werden müssen, was große Wunden hinterlässt und den Baum stark schwächt. Ziel des Schnitts ist eine luftige Krone mit gut verteilten, kräftigen Leitästen. Um das zu erreichen, gehen Sie am besten wie in unserem Artikel zum Pflaumenbaum schneiden beschrieben vor. Dabei ist wichtig zu wissen, dass Renekloden ihre Früchte an den Seitenknospen von einjährigen Kurz- und Langtrieben ansetzen – man sollte es daher also vermeiden, diese vollständig wegzuschneiden.

Für gutes Wachstum ist eine konstante Wasserversorgung wichtig, weshalb die zunehmenden Dürreperioden ein zusätzliches Gießen erfordern können. Vor allem bei jungen Bäumen, deren Wurzelsystem noch nicht komplett ausgebildet ist, sollte ein Austrocknen des Bodens vermieden werden.

Eine Düngung der Renekloden ist nicht zwingend nötig, kann aber erfolgen, um Mangelerscheinungen vorzubeugen. Unser Plantura Bio-Beeren- & Obstbaumdünger ist durch seine Nährstoffzusammensetzung ideal für Steinobst abgestimmt. Er verhilft der Pflanze nicht nur zu einem gesunden und kräftigen Wuchs, sondern trägt auch zu einer üppigen Fruchtbildung und Ernte bei.

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Häufige Renekloden-Krankheiten

  • Scharka-Krankheit: Mache Renekloden-Sorten sind anfällig für die von Viren übertragene Scharka-Krankheit. Sie führt dazu, dass die Früchte der Renekloden verbräunen, verkrüppeln und schon vor der Ernte abfallen. Scharkatolerante Sorten sind zum Beispiel die ‘Oullins Reneklode’ oder die ‘Graf Althans Reneklode’.
  • Monilia: Die Krankheit Monilia wird von pilzlichen Erregern ausgelöst, die über Verletzungen ins Fruchtfleisch eindringen und dieses zum Faulen bringen. Umliegende Früchte werden meist ebenfalls angesteckt und bilden nach einigen Wochen an ihrer Oberfläche stark auffällige, graue Sporenlager. In der Folge schrumpeln die Früchte ein und bleiben meist als Fruchtmumien an den Bäumen hängen.
  • Häufige Schädlinge: Auch einige Schädlinge können es auf Renekloden abgesehen haben. Dazu zählen zum Beispiel Wespen, die die reifen Früchte anfressen, Blattläuse oder Pflaumenwickler.
Reneklode mit Monilia-Befall
Werden Pflaumenbäume von Monilia befallen kann man große Teile der Ernte verlieren [Foto: Adam Radosavljevic/ Shutterstock.com]

Vermehrung

Renekloden werden am besten über Veredelung vermehrt.
Dabei wird ein Ast der ausgewählten Reneklode, das sogenannte Edelreis, auf eine Unterlage aufgesetzt, so dass die beiden verwachsen. Mögliche Veredelungsmethoden bei Prunus-Arten sind im Sommer die Okulation, im Winter die Handveredelung und im Frühjahr die Kopulation oder das Geißfußpfropfen. Da die Vermehrung über Veredelung etwas komplexer ist, wird im Artikel Apfelbaum veredeln auf mehrere Möglichkeiten genauer eingegangen. Bei Pflaumenarten verwachsen Pfropfwunden allerdings schlechter, weshalb dieses Verfahren, das bei Äpfeln oft verwendet wird, für Renekloden weniger geeignet ist.

Tipp: Grundsätzlich können Renekloden auch über Samen vermehrt werden. Da die meisten Sorten aber selbststeril sind und zur Befruchtung Pollen von einem anderen Pflaumenbaum brauchen, enthält eine aus Samen gezogene Pflanze immer auch fremdes Erbgut. Daher lassen sich die Eigenschaften eines solchen neuen Reneklodenbaumes nicht voraussagen. Zudem dauert es einige Jahre, bis der neue Baum die ersten Früchte ansetzt.

Vermehrung von Renekloden
Bei der Veredelung werden Reneklodenäste auf einen anderen Baum gepfropft [Foto: ATTILA Barsan/ Shutterstock.com]

Renekloden ernten: Zeitpunkt und Vorgehen

Je nach Sorte können Renekloden zwischen August und September geerntet werden. Den richtigen Erntezeitpunkt für Renekloden kann man daran erkennen, dass die Schale ihre sortentypische Farbe erreicht hat und glänzt. Die meisten Renekloden-Sorten bleiben allerdings grün, was das Erkennen des Erntezeitpunkts etwas erschweren kann. Spätestens jedoch, wenn Sie in eine der Früchte beißen, werden Sie am noch sauren oder schon süßen und angenehmen Geschmack erkennen, ob Sie mit der Ernte beginnen können. Da die meisten Renekloden-Sorten nur begrenzt lager- und transportfähig sind, sollten Sie bei der Ernte vorsichtig vorgehen. Am schonendsten ist die Ernte von Hand mit einer Leiter. Werden die Früchte jedoch nur zum Herstellen von Kompott oder Reneklodenmarmelade gebraucht und sollen direkt verarbeitet werden, kann man auch eine Plane unter dem Baum ausbreiten und die Früchte herabschütteln.

Reife Renekloden
Oft wirken reife Renekloden aufgrund der grünen Farbe, als ob sie noch nicht so weit wären [Foto: thodonal88/ Shutterstock.com]

Renekloden verarbeiten und haltbar machen

Es gibt eine Vielzahl an Rezepten für Renekloden und unzählige Möglichkeiten, Renekloden zu verarbeiten. Mit ihrem süßen, saftigen und würzigen Fruchtfleisch eignen sie sich hervorragend zum Herstellen von Reneklodenmarmelade, Reneklodenkuchen oder Reneklodenkompott. Auch zu Schnaps und Likör können Renekloden verarbeitet werden.

Reneklodenkuchen
Im Herbst ist ein selbstgemachter Reneklodenkuchen eine besondere Delikatesse [Foto: across/ Shutterstock.com]

Wie gesund sind Renekloden? Renekloden schmecken nicht nur gut, sie sind zudem auch sehr gesund. Renekloden sind kleine Vitaminbomben, zeichnen sich durch einen hohen Ballaststoffgehalt aus und enthalten viele Mineralien, vor allem Eisen, Kalium, Kalzium und Magnesium. Außerdem haben Renekloden nur 63 Kalorien pro 100 g.

Falls Sie noch nicht genug von Pflaumen haben, können Sie sich überlegen, Mirabellen in Ihren Garten zu holen. Mirabellen sehen aus wie kleine Schwestern der Renekloden und einige Sorten eignen sich zudem als Befruchtungsbaum für Renekloden-Sorten.

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