Ur-Gemüse und Ur-Obst im Wandel der Zeit

Steffi
Steffi
Steffi
Steffi

Ich habe im schönen Weihenstephan Agrarwissenschaften studiert. Neben dem Gärtnern (ich baue vor allem Gemüse und Kräuter an) schlägt mein Herz auch besonders für die Tierwelt. Egal, ob Hund, Meerschwein, Igel oder Biene – alle sollen sich in meinem Garten wohlfühlen.

Lieblingsobst: Wassermelonen und Himbeeren
Lieblingsgemüse: Kartoffeln

Was auf den ersten Blick nicht besonders essbar erscheint, hat es heute durch vielerlei Veränderungen fest auf unsere Teller geschafft.

Dinge ändern sich, nichts ist von Ewigkeit – das trifft auf alle Lebewesen unseres Planeten zu. Auch Nutzpflanzen haben sich im Laufe der Jahrtausende gewandelt. Neben evolutionsbiologischen Veränderungen hat aber auch der Mensch Einfluss auf die sogenannten Urformen von Obst- und Gemüsepflanzen genommen, um sie ertragreicher und geschmackvoller für uns zu machen.

Die meisten Urformen vieler Obst- und Gemüsesorten unterscheiden sich derart von ihrer heutigen Erscheinung, dass wir sie im Obst- und Gemüseregal einander nicht zuordnen könnten. Dünne, weiße Wurzeln mit einem derben Geschmack – nicht gerade die gängige Beschreibung für eine Karotte, oder? Doch das, was wir heute unter der schmackhaften Rübe kennen, hat mit der Ur-Karotte weder in Form noch Farbe oder Geschmack sonderlich viel Ähnlichkeit. Doch nicht nur die Karotte hat sich im Laufe der Zeit gewandelt, auch Kohl, Auberginen, Mais, Bananen, Wassermelonen und Äpfel haben tiefgreifende Veränderung erlebt. Wir entführen Sie in die eine ferne Vergangenheit und stellen die Ur-Typen ihrem modernen Ich gegenüber.

Banane

Ur-Banane und heutige Banane im Vergleich

Heute bei Groß und Klein gleichermaßen beliebt: Die Banane. Während die heutige Banane einheitlich gelb gefärbt ist, ein zartes Fruchtfleisch hat und eine stattliche Größe aufweist, war die Urform klein, grün und extrem kernig. Die Kerne der Ur-Banane kann man etwa mit den Kernen der Kaktusfeige (Opuntia) vergleichen. Klar: Der Weg zum heutigen Bananengenuss war lang. Wissenschaftler vermuten, dass bereits vor 7000 Jahren in Papua-Neuguinea mit der Domestizierung der Banane begonnen wurde. Wer glaubt, dass die Entwicklung der Banane abgeschlossen ist, der irrt sich jedoch. Internationale Züchter arbeiten bereits seit Jahren unter Hochdruck, neue Sorten zu züchten, die gegen die weitverbreitete Pilzerkrankung „Yellow Sikatoga“ resistent ist. Lesen Sie hier mehr darüber: Die Geschichte der in Not geratenen Cavendish Banane.

Aubergine

Aubergine und Ur-Aubergine im Vergleich
Ursprünglich kommt die Wasabi aus Asien

Ursprünglich stammt die Aubergine aus Asien. Bevor das beliebte Gemüse domestiziert wurde, waren die Früchte sehr klein und grünlich bis violett. Den Anstrengungen fleißiger Züchter haben wir es zu verdanken, dass die Aubergine heute nicht nur quasi kernlos ist, sondern auch etwa fünfzigfach so groß wie früher. Im Gegensatz zu den meisten anderen Urformen werden Ur-Auberginen in Asien immer noch angebaut. Die Einheimischen schätzen nämlich vor allem das angeblich hervorragende Aroma.

Sorten der Aubergine
Auberginen in verschiedenen Farben und Formen [Foto: Elena Veselova/ Shutterstock.com]

Mais

Urmais und heutiger Mais im Vergleich

Wilder Mais hat mit dem heutigen Mais nur noch wenig zu tun. Die Wildform erinnert viel mehr an Getreide und auch die Körner waren recht hart und extrem trocken. Vermutlich begannen die ersten Bemühungen der Züchter vor etwa 7000 v. Chr. Betrachtet man den heutigen Mais, hat sich der Aufwand unserer Meinung nach definitiv gelohnt.

Maissorten aus Südamerika
Südamerikanische Maissorten [Foto: Akarawut/ Shutterstock.com]

Karotte

Ur-Karotte und heutige Karotte im Vergleich

Beim Anblick der Ur-Karotte vergeht einem vermutlich der Appetit auf Rohkost. Bei der Urform handelt es sich um nicht viel mehr als dünne Wurzeln (innen weiß bis violett) mit einem derben Geschmack. Während der Ursprung der weißen Ur-Karotten im Mittelmeerraum vermutet wird, wird die Herkunft der gelben und violetten Sorten im Nahen Osten vermutet. Erste Belege für die Möhre findet man bereits in früh römischer Literatur.

Sorten der Karotte
So vielfältig ist die Karotte [Foto: margouillat photo/ Shutterstock.com]

Wassermelone

Vergleich Ur-Melone und heutige Melone

Als Tsamma-Melone bezeichnet man die Urform der Wassermelone, die ihren Ursprung in Afrika hat. Das Fruchtfleisch der Tsamma-Melone ist überwiegend weißlich. Einige Naturformen hatten bereits eine leichte Rosafärbung, welche später durch die menschliche Züchtung seit dem 15. Jahrhundert gezielt weiterentwickelt wurde. Mittlerweile sind Wassermelonen nicht nur tiefrot, sondern zuckersüß und teilweise auch kernlos. Ohne die endlosen Anstrengungen diverser Züchter, wäre dies undenkbar.

Apfel

Urapfel

Die Suche nach dem Ur-Apfel führt nach Zentralasien, wo der asiatische Wildapfel (Malus sieversii) in einigen wenigen Gegenden auch heute noch gedeiht. Zwar ähnelt der Wildapfel bereits heutigen Äpfeln, während der Baum mit bis zu 30m sehr hoch wird, haben die Früchte jedoch eine überschaubarere Größe. Geschmacklich sind nur wenige natürliche Sorten des Wildapfels halbwegs genießbar. Erst jahrhundertlange Kreuzung brachte schmackhafte Erfolge.

Kohl

Züchtung des Palmkohls

Der Urkohl ähnelt dem heutigen Raps und hat seinen Ursprung im Mittelmeerraum. Nur wenige Gemüse- und Obstarten sind so wandlungsfähig wie der Wildkohl. Gezielte Selektion der Blätter führte zu dem heutigen Weiß– und, Blaukraut, Wirsing und Palmkohl. Die Züchtung von Blüten bescherte uns den Blumenkohl und den Brokkoli. Beim Kohlrabi handelt es sich um eine Verdickung des Stamms. Mehr Wissenswertes zur Züchtung des Kohls finden Sie hier: Urkohl: Wie wir die Gene verändert haben.

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