Leuchtpilze: Infos, Bilder & Anbau-Anleitung

Virginia
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Ich habe Pflanzenbiotechnologie studiert und habe mich im Studium häufig mit den schwerwiegenden Folgen konfrontiert gesehen, die Unwissenheit und Fehlinformationen für die Natur haben können. Deshalb liegt es mir besonders am Herzen, Mensch und Natur wieder näher zusammenzubringen.

Lieblingsobst: Himbeeren, Erdbeeren und Ananas
Lieblingsgemüse: Zucchini, Brokkoli und Gurken

Leuchtpilze (biolumineszente Pilze) leuchten im Dunkeln. Hier erfahren Sie alles zu den verschiedenen Arten, dem Züchten und Anbauen dieser bizarren Pilze.

grün leuchtende Pilze
Total bizarr und doch wunderschön – leuchtende Pilze [Foto: Petar B photography/ Shutterstock.com]

Pilze, die im Dunkeln leuchten? Das klingt für viele nach einer Traum- oder Märchenwelt. Fakt ist aber, dass die immense Vielfalt der Pilzarten (Schätzungen gehen von rund 100.000 aus) auch mehr als 70 Arten enthält, die in der Nacht zu leuchten beginnen. Der Fachbegriff für das Leuchten im Dunkeln ist Biolumineszenz. Aber was ist das eigentlich genau?

Was ist Biolumineszenz?

Biolumineszenz ist die Fähigkeit eines lebenden Organismus, Licht zu erzeugen und zu emittieren, also auszusenden. Dies ist durch bestimmte chemische Reaktionen möglich, die innerhalb des Organismus ablaufen. Ein Leuchtstoff (Luziferin) wird mithilfe eines Enzyms (Luziferase) zu Oxyluziferin oxidiert (Verbrauch von Sauerstoff und Energie). Beim Zerfall von Oxiluziferin entsteht Energie, die fast verlustfrei in Licht einer bestimmten Wellenlänge (λmax 530 nm) umgewandelt wird. Auf Grund der Wellenlänge nehmen wir das Leuchten als Grün wahr.

Omphalotus Japonicus-Leuchtpilz
Auch bei Omphalotus japonicus ist Biolumineszenz der Grund fürs Leuchten [Foto: Sutorius/ Shutterstock.com]

Wieso leuchten die Pilze?

In der Natur geschieht nichts ohne Grund. So hat auch das außergewöhnliche Erscheinungsbild der Pilze eine biologische Funktion. Das ausgesandte grüne Licht ist für Insekten sichtbar und zieht diese an. Ähnlich dem „Bienchen und Blümchen Prinzip“ landen die Insekten auf den Pilzen und transportieren bei ihrem Weiterflug Sporen, die an ihnen haften geblieben sind. So erhalten die Pilze durch ihr auffälliges Leuchten Vorteile bei der Vermehrung und Verbreitung.

Biolumineszierende Arten: Eine kleine Auswahl

Die Vielfalt der Leuchtpilze (Syn. Lichtpilze) ist sehr groß. In den nächsten Abschnitten gehen wir auf vier Vertreter genauer ein, die in unseren Breitengraden vorkommen. Die ausgewählten Arten gehören zu den Ständerpilzen/ „Hutpilzen“ (Basidiomycota).

  • Honiggelber Hallimasch (Armillaria mellea)

Der Honiggelbe Hallimasch besiedelt vorwiegend Laubholz. Er kommt vor allem außerhalb geschlossener Wälder vor. Die Art ist in Europa und Deutschland weit verbreitet und überall relativ häufig. Der Pilz bildet unter der Borke ein weißliches Fächermyzel, das im Dunkeln bei bestimmter Witterung leuchtet. Die Fruchtkörper erscheinen vorwiegend im Spätsommer und Herbst von Juni bis November. Sie sind essbar, aber geschmacklich nicht wirklich zu genießen. Der Begriff Myzel, von dem gerade die Rede war und welcher weiter im Artikel vorkommen wird, steht für das Geflecht fadenförmig aneinander gereihter Pilzzellen (auch Hyphen genannt), das meist unter der Erde wächst.
Kurios: Kulturen dieser Art wurden in den ersten Kriegs-U-Booten Ende des 19. Jahrhunderts als Beleuchtung für Messgeräte und Uhren verwendet.

Leuchtpilze am Boden
Im Dunkeln leuchten die unteren Lamellen des Pilzes [Foto: N. F. Photography/ Shutterstock.com]
  • Herber Zwergknäueling, Feenfeuer (Panellus stipticus)

Besiedelt werden alte Stämme, Stümpfe und herumliegende Äste von Eichen und Rotbuchen, aber auch andere Laubhölzer. Eher selten findet sich dieser leuchtende Vertreter auf Nadelhölzern. Der Herbe Zwergknäueling ist in Australien, Pakistan, Nordasien, Nordamerika, Nordafrika, den Kanaren und in ganz Europa zu finden. In Skandinavien erstreckt sich sein Verbreitungsgebiet bis zum 65. Breitengrad. Die Art kommt in fast allen Waldtypen, Parks, Gärten, Baumreihen und auch an einzelnstehenden Bäumen vor. Hier leuchten Myzel und Fruchtkörper im Dunkeln. Die Fruchtkörper erscheinen das ganze Jahr über. Sie sind nicht giftig, aber ungenießbar und daher als Speisepilz ungeeignet.

Leuchtpilz Art Panellus Stipticus
Panellus stipticus – eine der bekanntesten Arten unter den leuchtenden Pilzen [Foto: weinkoetz/ Shutterstock.com]

Viele Arten gedeihen im mitteleuropäischen Klima jedoch nicht. Sie ziehen wärmere, feuchtere Klimazonen vor. Hierzugehören beispielsweise:

  • Dunkler Ölbaumtrichterling (Omphalotus olearius)

Der wärmeliebende Dunkle Ölbaumtrichterling ist im Mittelmeerraum weit verbreitet; in Mitteleuropa ist er sehr selten vorzufinden. Das bevorzugte Habitat dieses leuchtenden Vertreters sind Laubbäume. Er wächst meist büschelig an Ölbäumen, manchmal auch an Eichen oder Edelkastanien. Der Pilz erscheint von Juli bis Oktober und ist giftig, wenn auch nicht tödlich. Bei dieser Art leuchten das Myzel und die Lamellen.

  • „Flor de coco“ (Kokosblume) (Neonothopanus gardneri)

Dieser Pilz ist einer der am stärksten leuchtenden und ist (wie der Name vermuten lässt) vorwiegend in brasilianischen Kokoswäldern zu finden. Hier wächst er zu Füßen der Kokospalmen. Leider kann man weder Sporen noch Myzel kaufen, um diese besonders schöne Art zu Hause anzubauen.

Leuchtpilze züchten

Ein paar der beschriebenen Arten sind frei erhältlich und können zu Hause einfach gezüchtet werden oder um bei der richtigen Wortwahl zu bleiben: Sie können angebaut werden.
Möchte man die leuchtenden Pilze zu Hause anbauen, kann entweder auf Sporen der gewünschten Art zurückgegriffen werden oder aber auf Myzel. Besonders für Anfänger, aber auch für erfahrene Pilzfreunde, empfiehlt sich die Verwendung von Myzel.
Sporen sind sehr anfällig gegen Kontaminationen – es muss daher steril gearbeitet werden. Dies ist in den meisten Haushalten jedoch schwierig durchzuführen. Das Myzel ist in verschiedenen Formen im Internet oder in speziellen Shops erhältlich. Es gibt Myzelspritzen, Impfdübel, Holzstämme, Reinkulturen in Petrischalen und fertige Kits/ Glaskulturen. Als besonders unempfindlich und vielseitig einsetzbar haben sich Impfdübel erwiesen. Impfdübel sind kleine Dübel aus Holz, die von Myzel durchwachsen sind. Beispielsweise können sie für die Anzucht auf Holzstämmen oder in Weckgläsern genutzt werden. Die Anzucht auf Holzstämmen eignet sich besonders gut für Arten, deren Fruchtkörper leuchten. Arten mit leuchtendem Myzel machen sich besonders gut in Weckgläsern.

Anzucht von Leuchtpilzen
Leuchtpilze können wie auch essbare Pilze zuhause gezüchtet werden [Foto: Miriam Doerr Martin Frommherz/ Shutterstock.com]

Leuchtpilze auf Baumstämmen züchten

Zusätzlich zu den Impfdübeln wird lediglich ein Holzstamm benötigt. Am besten eignet sich abgestorbenes Holz. Je nach Art ist zu beachten, welche Holzsorten als Substrat bevorzugt werden. Mit einem handelsüblichen Bohrer werden passende Löcher in den Stamm gebohrt und die Impfdübel, wenn nötig mit Hilfe eines Hammers, eingesetzt. Die Löcher können dann mit Wachs, Folie oder Klebeband versiegelt werden. Danach heißt es abwarten. Mit klimaverträglichen Arten wie Armillaria mellea lassen sich so im Garten alte Baumstümpfe beimpfen. Nachts verwandelt sich der eigene Garten dann in ein schimmerndes Wunderland. Besonders schön machen sich mit Panellus stipticus durchwachsene Wurzeln als Blickfang in Terrarien.

Panellus Stipticus-Leuchtpilz
Panellus stipticus wächst besonders gut an einem abgestorbenen Stamm [Foto: bogdan ionescu/ Shutterstock.com]

Leuchtpilze in Weckgläsern züchten

Die Anzucht im Weckglas ist im Vergleich zur Baumstammmethode etwas komplizierter. Doch der Aufwand wird belohnt..

Benötigte Materialien:

  • Schnellkochtopf
  • Substratbehälter (Weckglas)
  • Substrat und Rohstoffe (für ca. 2 Kg Holzsubstrat) :
    • Holzchips 320 g
    • Weizenkleie 170 g
    • Sägemehl 650 g
    • Gips 25 g
    • Wasser 820 g
Panellus Stipticus am Tag
Tagsüber ist Panellus stipticus unscheinbar [Foto: Pandur/ Shutterstock.com]

Die Holzchips werden vollständig mit kaltem Wasser bedeckt und über Nacht eingeweicht. Anschließend lässt man die Holzchips über einem Sieb für 15 Minuten abtropfen. Auch hier muss darauf geachtet werden, dass eine als Substrat geeignete Holzsorte verwendet wird. Nun werden Weizenkleie, Sägemehl und Gips abgewogen, vermengt und zu den feuchten Holzchips gegeben. Zuletzt kommt die angegebene Menge Wasser hinzu und alles wird ordentlich durchgemischt. Das Substrat wird nun in die vorher gründlich gesäuberten Weckgläser gefüllt. Die Gläser werden verschlossen und in einen Schnellkochtopf gestellt. Dieser ist mit so viel Wasser gefüllt, dass die Gläser bis zur Hälfte bedeckt sind. Zum Sterilisieren des Substrats wird das Ganze für mindestens eine Stunde gekocht.
Wenn die Gläser mit dem Substrat abgekühlt sind (Raumtemperatur), können ein oder auch mehrere Impfdübel zugegeben werden. Danach wird das Glas wieder verschlossen. Bis das ganze schön durchwachsen ist, dauert es rund 3 bis 6 Wochen. Je mehr Impfdübel verwendet werden, desto schneller geht das Ganze. Solche leuchtenden Gläser sind ganz besondere Geschenke für Freunde oder Bekannte. Ein Glas mit dem Myzel einer Art wie Panellus stipticus löst besonders bei Kindern großes Staunen aus und ist eine schöne und natürliche Alternative zum Nachtlicht im Kinderzimmer. In dieser Form leuchtet Panellus stipticus für ca. 3 bis 6 Monate.

Tipp: Wenn die Impfdübel ins Glas kommen, besteht Kontaminationsgefahr. Daher sollte man an einem möglichst sauberen Ort arbeiten. Am besten eignet sich dafür der Bereich unterhalb einer Abzugshaube. Dafür den Abzug auf volle Leistung stellen, Hände desinfizieren, Deckel auf und möglichst schnell rein ins Glas mit den Dübeln.

Lagerung des Myzels

Das Myzel und/oder die Sporen können bei kühlen Temperaturen und im Dunkeln zum Beispiel im Kühlschrank gelagert werden. Sporen können ihre Keimfähigkeit so über Monate bewahren. Das Myzel kann, je nachdem wie viel Substrat und Sauerstoff zur Verfügung stehen, mehrere Wochen bis Monate gelagert werden.

Neugierig auf die Pilzzucht geworden? In diesem Artikel erklären wir Ihnen, wie Sie Pilze auf Kaffeesatz züchten können.

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