Schlehen ernten: Erntezeitpunkt, Vorgehen & Verarbeitung der Früchte

Lea
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Ich habe ökologische Landwirtschaft studiert und erprobe gemeinsam mit Freunden neue Anbaumethoden und andere gärtnerische Experimente in einem Gemeinschaftsgarten. Mir liegt vor allem ein ressourcenschonender und rücksichtsvoller Umgang mit der Natur am Herzen. Die biologische Landwirtschaft ist deshalb meine große Leidenschaft und auch für Zierpflanzen kann ich mich begeistern.

Lieblingsobst: Erdbeere, Mango, Guave
Lieblingsgemüse: Artischocke, Tomate, Rucola

Nicht nur Vögel lassen sich die Beeren der Schlehe gern schmecken, auch wir Menschen können von den Früchten profitieren. Wir verraten, wann und wie man bei der Ernte vorgeht und wie man Schlehen am besten verarbeitet.

Schwarzdornbeeren in Schale neben Likörglass
Schlehen lassen sich zu vielen Köstlichkeiten verarbeiten. Dafür müssen sie zunächst aber geerntet werden [Foto: Bozhena Melnyk/ Shutterstock.com]

Schlehen (Prunus spinosa) wachsen oft wild und sind an vielen Wegrändern, Hängen oder Hecken zu finden. Vögel lieben die schwarz-blauen Beeren und finden im Herbst an den Sträuchern reichlich Futter. Aber auch Menschen können die gesunden Beeren der Schlehe nutzen und verarbeiten. Wann man Schlehen am besten erntet, wie man dabei vorgeht und was sich aus Schlehen Köstliches zubereiten lässt, verraten wir Ihnen in diesem Artikel.

Der richtige Erntezeitpunkt bei Schlehen

Wann kann man Schlehen ernten? Schlehen sind dann reif, wenn die Schale bis zum Stielansatz kräftig blauschwarz ist. Das bedeutet, dass man schon im Herbst die ersten reifen Schlehen pflücken kann. Ein Vorteil, Schlehen bereits früh zu ernten, liegt darin, dass die Chance dann am größten ist, dass noch nicht alle Früchte von Vögeln geräubert wurden. Denn Vögel lieben die Früchte der Schlehe. Allerdings enthalten die Beeren im Herbst noch viele Gerb- und Bitterstoffe, welche die Früchte nicht gerade köstlich schmecken lassen. Das ändert sich aber nach dem ersten Frost. Denn sind die Früchte einmal durchgefroren, werden ihre Zellwände durchlässiger und die Stärke wird in Zucker umgewandelt. Gleichzeitig sinkt der Gerbstoffgehalt. Das hat zur Folge, dass die Früchte milder schmecken. Schlehen sollten also am besten zwischen Ende November und Mitte Dezember geerntet werden.

Tipp: Wer seine Schlehen nicht mit Vögeln teilen möchte, kann die Früchte auch im Herbst ernten und sie dann in die Tiefkühltruhe legen. So haben die Früchte einen künstlichen ersten Frost erlebt und schmecken ebenfalls milder.

Vom Frost überzogene Beeren des Schlehdorns
Schlehen werden am besten nach dem ersten Frost geerntet [Foto: Bogdan Vacarciuc/ Shutterstock.com]

Schlehen ernten: So geht man beim Pflücken vor

Schlehen werden nicht umsonst auch Schlehendorn genannt: Die Äste sind sehr stachelig und mit vielen Dornen besetzt. Schlehen pflücken ist daher gar nicht so einfach. Deshalb ist es ratsam, bei der Ernte Handschuhe und langärmlige Kleidung zu tragen. Die Beeren werden dann einzeln vom Zweig gepflückt.

Kann man Schlehen roh essen?

Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass Schlehen roh giftig seien und man sie deshalb nicht frisch verzehren könne. Das stimmt allerdings nur bedingt, denn Schlehen lassen sich sehr wohl roh genießen – allerdings nur in Maßen. In den Kernen der Schlehe ist Amygdalin enthalten. Dieser Stoff wird nach dem Verzehr von unserem Körper in Blausäure umgewandelt. Diese ist sehr giftig für Menschen. Allerdings ist der Gehalt in den kleinen Kernen der Schlehenbeeren nur gering, sodass man riesige Mengen an Schlehen essen müsste, um sich zu vergiften.

Achtung: Für Kinder ist der rohe Verzehr von Schlehen jedoch gefährlich. Sie sind nicht in der Lage, die Blausäure auszuscheiden. Deshalb kann der Verzehr von rohen Schlehen bei Kindern zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall führen und sollte auf jeden Fall vermieden werden.

Ganz abgesehen davon, dass rohe Schlehen von Erwachsenen ohne Bedenken in kleinen Mengen verzehrt werden können, schmecken vielen rohe Schlehen nicht, denn sie sind bitter und adstringierend. Das ist allerdings hauptsächlich der Fall, wenn die Früchte noch keinen Frost abbekommen haben. Es lohnt sich jedoch, einmal die rohen Früchte zu kosten, sollen sie doch antioxidativ, entzündungshemmend, magenberuhigend sowie verdauungsfördernd wirken und daher sehr gesund sein.

Vogel in Schlehenstrauch
Vögel lassen sich Schlehen-Beeren gerne schmecken [Foto: Alan Tunnicliffe/ Shutterstock.com]

Schlehen trocknen und einfrieren

Schlehen sind frisch nur einige Tage haltbar. Deshalb bietet es sich an, Schlehen bald zu verarbeiten. Eine einfache Methode, Schlehen haltbar zu machen, ist durch Trocknen oder Einfrieren. Schlehen trocknen Sie am besten im Backofen oder im Dörrautomaten. Die getrockneten Früchte können Sie dann als Snack, zum Backen oder auch im Müsli genießen. Um Schlehen einzufrieren, waschen und trocknen Sie die Früchte und füllen diese dann in Gefrierbeutel. Auf diese Weise halten sich die Früchte mehrere Monate in der Tiefkühltruhe.

Schlehen verarbeiten: Das kann man aus den Früchten machen

Schlehen sind äußerst vielseitig und bereits seit Jahrhunderten gibt es zahlreiche Rezepte mit Schlehen. Der Klassiker ist natürlich der Schlehenlikör, aber auch Marmelade oder Saft aus Schlehen schmecken köstlich und sind gesund.

Schlehensaft und -sirup

Schlehensaft lässt sich einfach aus Schlehen, Wasser, Zucker und Zitronensaft kochen. Der Saft enthält reichlich Vitamin C, Flavonoide sowie Gerb- und Bitterstoffe. Gerade Letztere sind sehr gesund und wirken harntreibend, appetitanregend und helfen bei Blasenentzündungen. Schlehensirup hat ähnliche Eigenschaften und lässt sich aus Schlehen mit Wasser, Zucker und Zitronensaft einkochen.

Schlehenwein, -schnaps und -likör

Wer es gerne etwas alkoholisch oder sogar hochprozentig mag, findet sicher Gefallen an Schlehenwein oder Schlehenlikör. Schlehenwein wird mit Wasser, Zucker und Gärhefe in einem Weinballon angesetzt und kann entweder herb und ähnlich wie Rotwein oder auch süß wie ein Dessertwein vergoren werden. Um Schlehenschnaps herzustellen, benötigt man eine Destillieranlage und ein paar Kenntnisse über die Schnapsherstellung. Einfacher ist es jedoch, selbst Schlehenlikör anzusetzen. Schlehenlikör wird auch Schlehenfeuer oder Sloe Gin genannt und mit Zucker und Gin, Rum, Wodka oder Korn angesetzt. Wer mag, kann das Ganze noch mit Zimt, Nelken oder Sternanis würzen.

Likör aus Beeren des Schwarzdorns
Ein Klassiker unter den Rezepten mit Schlehen ist der Schlehenlikör [Foto: Oksana_Schmidt/ Shutterstock.com]

Schlehenmarmelade

Schlehenmarmelade schmeckt köstlich und ist eine gute Methode, die Früchte haltbar zu machen. Die Zubereitung ist denkbar simpel: Es werden lediglich Schlehen im Verhältnis eins zu eins mit Gelierzucker eingekocht.

Alles über den Anbau von Schlehen im eigenen Garten können Sie in unserem Spezialartikel nachlesen.

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