Kalkanstrich: Schutzanstrich für Bäume und Obstbäume selbst herstellen

Lukas
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Ich habe mit voller Überzeugung Agrarwissenschaften studiert – für mich eine naheliegende Wahl, da ich auf dem landwirtschaftlichen Betrieb meiner Eltern groß geworden bin und früh gelernt habe, fürsorglich mit Pflanzen und Tieren umzugehen.

Lieblingsobst: Weintrauben, Mango und Bananen
Lieblingsgemüse: Rosenkohl, Spinat und Kartoffeln

Junge Bäume werden im Winter häufig weiß angestrichen. Der sog. Kalkanstrich hilft nicht nur Frostschäden vorzubeugen, sondern schützt auch vor Wildverbiss.

Kalkanstrich an jungen Obstbäumen
Vorallem junge Obstbäume profitieren vom Kalkanstrich [Foto: Photo_mts/ Shutterstock.com]

Mit einem Kalkanstrich können Sie Ihre Obstbäume im Winter schützen. Worauf sie dabei achten müssen, welche Mittel Sie verwenden sollten und wie Sie sogar selbst Kalkanstriche herstellen können, erklären wir Ihnen in diesem Artikel.

Kalkanstrich: Viele positive Wirkungen

Kalkanstrich gegen Schimmel und Co.

Kalk ist ein natürliches Produkt. Seine von Natur aus strahlend weiße Farbe wird oftmals als Pigment in Farben verwendet. Für den Anstrich von Obstbäumen eignet er sich deshalb gut, weil sein helles Weiß die Sonnenstrahlen optimal reflektiert.

Außerdem wirkt Kalk durch seinen hohen pH-Wert stark alkalisch und somit antibakteriell. Ein Kalkanstrich kann also nicht nur vor Frostschäden schützen, sondern wirkt auch präventiv gegen Infektionen, die durch Risse in der Rinde eindringen können. Einige auf dem Markt erhältliche Präparate enthalten sogar kleine Mengen an Fungiziden, die unsere Obstbäume vor Infektion mit Pilzkrankheiten schützen.

Des Weiteren kann Kalk in begrenztem Ausmaß positiven Einfluss auf die Bodenbeschaffenheiten nehmen. Aufgrund von Regen und Tau wird die Kalkfarbe nach und nach abgespült und durch das versickernde Wasser dem Boden zugeführt. Bei zu sauren Böden kann der abgewaschene Kalk zumindest im wurzelnahen Milieu für einen höheren pH-Wert und somit bessere Wachstumsbedingungen sorgen.

Baum wird mit Kalk angestrichen
Die Kalkfarbe schützt vor Krankheiten, die durch Risse eindringen [Foto: AnkaFed/ Shutterstock.com]

Kalkanstrich als Frostschutz

Im Winter herrschen trotz strahlendem Sonnenschein oftmals eisige Temperaturen. Durch dieses Zusammenspiel kann es dazu kommen, dass sich in der Rinde unserer Obstbäume Spannungsrisse bilden. Dies geschieht, wenn sich die Rinde auf der sonnengewandten Seite erwärmt und sich ausdehnt, während die im Schatten liegende Rinde starr bleibt. Vor allem junge Bäume sind von diesem Problem betroffen, weil ihre Rinde noch sehr dünn und anfällig für Verletzungen ist.

Durch einen Kalkanstrich können Sie Ihre Obstbäume vor Frostverletzungen schützen. Die weiße Farbe des Anstrichs reflektiert die Sonnenstrahlen und verhindert so eine schnelle Erwärmung und Ausdehnung der Rinde. Es entstehen keine Risse und Ihr Obstbaum ist vor der Austrocknung und dem Eindringen von Krankheitserregern geschützt.

Des Weiteren verlangsamt ein Kalkanstrich durch die geringere Wärmebildung das Wachstum in den Wintermonaten. Dadurch kann das Austreiben der Blütenknospen von Obstbäumen verzögert werden. Das Risiko, dass die verletzlichen Knospen durch einen Spätfrost verletzt und somit Ertragseinbußen verzeichnet werden, ist somit geringer.

Junger Baum wird mit Kalk angestrichen
Dünne Äste werden durch den Anstrich gut vor Frost geschützt [Foto: Konstanttin/ Shutterstock.com]

Kalkanstrich gegen Wildverbiss

Im Winter ist dem Wild die Futtersuche erschwert. Die weiche Rinde junger Bäume erweist sich immer wieder als schmackhafte Abwechslung in der kargen Winterernährung der Tiere. Ein Kalkanstrich lässt die Rinde bitter schmecken und wirkt so appetitmindernd auf das Wild. Da die Leitgefäße in der außen sitzenden Rinde bei Bäumen vorzufinden sind, kann bei Bissschäden der Transport von Wasser und Nährstoffen zu den Blättern vollkommen zerstört und unterbunden werden. Folglich wird der Baum im schlimmsten Falle sterben.

Kalkanstrich: Wann und wie auftragen?

Vor dem Auftragen des Kalkanstrichs sollte man einige Dinge beachten. Junge Bäume haben oft noch eine glatte Rinde. Hier kann der Kalkanstrich direkt, ohne weitere Vorbereitungen erfolgen. Ältere Bäume besitzen meist eine raue und brüchige Rinde. Vor dem Auftragen des Kalkanstrichs sollten die lockeren Rindenanteile mit einem Spachtel oder einer stumpfen Klinge entfernt werden. Falls die Rinde mit Flechten besetzt ist, können diese mit einer Drahtbürste entfernt werden. Jedoch werden Flechten nach einigen Wochen durch den Kalkanstrich verdrängt.

Zum Auftragen des Kalkanstrichs kann ein einfacher Pinsel verwendet werden. Es sollten vor allem die senkrecht stehenden Pflanzenteile mit einer dünnen Schicht des Kalkanstrichs versehen werden, hier ist die ungleichmäßige Einstrahlung am stärksten.

Der Kalkanstrich kann prinzipiell ganzjährig erfolgen. Der Kalkanstrich lohnt sich bereits direkt nach der Pflanzung, denn insbesondere junge Bäume sind für Frostschäden anfällig. Damit der Anstrich im Winter auch noch eine möglichst effektive Schutzwirkung aufweist, sollte die Farbe vor dem ersten Frost aufgetragen werden. So ist die Farbe während der kritischen kalten Jahreszeit minimal abgetragen. Damit die Farbe nach dem Auftragen nicht gleich abgespült wird, ist ein sonniger und trockener Tag am besten, um sie auf den Baumstamm aufzutragen. Ist der Anstrich jedoch zu verblasst, kann man in natürlich auch jederzeit erneut auftragen.

Obstbäume mit Kalkanstrich
Ein Kalkanstrich bringt viele positive Eigenschaften für Bäume [Foto: Bilanol/ Shutterstock.com]

Folgende Dinge sind für das Auftragen des Kalkanstriches zu beachten:

  • Ältere Bäume mit brüchiger Rinde aufbereiten und lösbare Stücke vorsichtig abtragen
  • Kalkanstrich ganzjährig durchführbar
  • Für effektive Schutzwirkung Auftragen im Herbst vor den ersten Frösten ideal
  • Möglichst trockenen und leicht sonnigen Tag für das Auftragen des Kalkanstriches auswählen – so trocknet die Farbe am besten
  • In verblasster Kalkanstrich kann jederzeit aufgebessert werden

Kalkanstrich für Bäume selbst herstellen

Kalkanstriche sind mittlerweile in vielen Varianten auf dem Markt erhältlich. Wer lieber selbst bestimmen möchte, welchen Anstrich seine wertvollen Obstbäume bekommen sollen oder auf größere, kostengünstigere Mengen angewiesen ist, kann auf einige altbewährte Rezepte zurückgreifen.

Der bekannteste Kalkanstrich ist die Kalkmilch. Zur Herstellung benötigt man Wasser, Branntkalk und Kleister aus dem Baumarkt im Gewichtsverhältnis 8:2:1 Das Gemisch sollte so lange verrührt werden, bis es einer cremigen Emulsion gleicht. Nach dem Rühren sollten Sie den Kalkanstrich noch mindestens zwei Stunden quellen lassen, um die Haftung an der Rinde zu gewährleisten.

Hinweis: Die Farbe des selbst hergestellten Kalkanstrichs ist eventuell nicht so strahlend weiß, wie die der handelsüblichen Pendants.

Damit Ihre Obstbäume nach dem Winter schön blühen und reichlich Früchte tragen, können Sie mit einer Düngung nachhelfen. In unserem Artikel zum Düngen von Obstbäumen finden Sie Informationen zu Zeitpunkt und Vorgehen.

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