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Eschentriebsterben: Eine verhängnisvolle Bedrohung

Kathi
Kathi
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Ich studiere Phytomedizin in Wien und bin auf einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen. Die Vielfalt der Natur begleitet mich also schon mein ganzes Leben: Angefangen im großen Gemüsegarten bis hin zu unseren Weideflächen. Besonders haben es mir Themen rund um den Pflanzenschutz angetan.

Lieblingsobst: Erdbeere
Lieblingsgemüse: Tomate

Das Eschentriebsterben ist auf dem Vormarsch und bedroht die Esche in ihrer Existenz. Wir klären über die Krankheit auf und zeigen, was dagegen zu tun ist.

Esche mit beginnendem Triebsterben auf einer Wiese mit blauem Himmel
Das Triebsterben ist in ganz Europa zu beobachten [Foto: Bildagentur Zoonar GmbH/ Shutterstock.com]

Seit dem Jahr 2000 ist bei den Eschen (Fraxinus) ein Triebsterben zu beobachten. Zu Beginn rätselte man darüber, was das Triebsterben bei den Eschen auslöst. Nun ist man sich sicher, dass es von einem Pilz verursacht wird, der die Eschenbestände nicht nur in Deutschland sondern in ganz Europa bedroht.

Eschentriebsterben: Vorkommen und Ursachen

Falsches Weißes Stengelbecherchen (Hymenoscyphus fraxineus) nennt sich der Schadpilz, der das Eschentriebsterben verursacht. Ein Synonym für diesen Schadpilz ist auch Hymenoscyphus pseudoalbidus. Die Nebenfruchtform des Pilzes nennt sich Chalara fraxinea.

Dieser Pilz verursacht das schwerwiegende Triebsterben an der Eschen und tritt an allen Altersklassen der Bäume auf. Der Pilz dringt über die Blattnarben oder abgestorbenen Seitenäste in die Triebe der Eschen ein. Normalerweise führt das Eschentriebsterben zum Absterben jüngerer Bäume, inzwischen sind aber auch ältere Bäume davon betroffen. Die Krankheit kann sogar schon an einjährigen Sämlingen und Pflanzen aus der Baumschule beobachtet werden. Für das besogrniserregende Eschentriebsterben ist allerdings ein anderer Pilz, der sogenannte Hymenoscyphus fraxineus, verantwortlich.

Es wird vermutet, dass dieser Pilz durch infizierte Pflanzen aus dem Nordosten Asiens nach Europa eingeschleppt wurde. Diese Vermutung kommt daher, dass man 2012 den Pilz an der Mandschurischen Esche (Fraxinus mandschurica) und der Schnabel- Esche (Fraxinus rynchophylla) in Japan und China nachweisen konnte. Dort ist er ein harmloser Pilz, der an den Eschenblättern keine Krnakheitserscheinungen verursacht

Schon im Jahr 1992 trat das Eschentriebsterben in Polen auf, 1996 konnten auch Fälle in Litauen beobachtet werden. Von dort aus verbreitete sich die Krankheit dann rasend schnell über Europa. 2005 wurde das Eschentriebsterben zum ersten Mal in Österreich nachgewiesen. Im Jahr 2015 waren bereits 29 europäische Länderdavon betroffen, von Norwegen, über Irland und Kroatien bis nach Russland.

Fraxinus excelsior mit samen
Die Gemeine Esche ist besonders anfällig für das Triebsterben [Foto: Martin Fowler/ Shutterstock.com]

Vor allem die Europäische oder Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) und die Schmalblättrige Esche (Fraxinus angustifolia) sind hochanfällig für das Eschentriebsterben. Die Blätter der Blumenesche (Fraxinus ornus) werden auch befallen, jedoch wurde noch kein Triebsterben beobachtet. Eine höhere Widerstandskraft zeigt die Pennsylvanische Esche (Fraxinus pennsylvanica), doch letztlich ist auch sie vom Triebsterben betroffen.

Eschentriebsterben: Biologie des Erregers

Hymenoscyphus fraxineus gehört zu den Schlauchpilzen, die auch Ascomycota genannt werden. Besonders im Sommer kann man diesen Pilz oft im Boden finden. Dort bilden sich 2 bis 7 mm große, becherförmige, weiße Fruchtkörper am verrottenden Laub aus dem Vorjahr. Genauer gesagt bilden sich diese Becherchen an den Eschenblattstielen, an den verholzten Teilen kann man Fruchtkörper nur selten finden. In diesen Fruchtkörpern bilden sich die Sporen, die dann freigesetzt werden und sich in der Luft durch den Wind verbreiten.

Wenn diese Sporen auf Eschenblättern landen, keimen die Sporen aus und infizieren so die nächste Esche. Der Pilz wächst dann von den Blättern ausgehend in die Triebe und Zweige hinein und verursacht dadurch das Absterben der Rinde und des Holzes. Prinzipiell dringt der Pilz über die Blattnarben oder über die abgestorbenen Seitenäste ein, zeigen sich jedoch auch am Stammfuß Symptome (Rindennekrosen, Verfärbungen), ist der Pilz wahrscheinlich über die unverletzte Rinde eingedrungen. Es wird sogar vermutet, dass der Pilz auch die Wurzeln befallen kann.

Eschentriebsterben: Schadsymptome

Die auffälligsten Symptome des Eschentriebsterbens sind natürlich die absterbenden Triebe, Zweige und Äste. Die Krankheit verursacht jedoch ungewöhnlich viele verschiedene Symptome, die sich an unseren Eschen an der Rinde, im Holz, an den Trieben und den Blättern zeigen können. Normalerweise beginnen die Blätter zuerst zu welken und braun zu werden, während die jungen, grünen Triebe erst nach und nach welken, sich dann zimtbraun verfärben und schließlich absterben. Dabei können Bäume aller Altersklassen betroffen sein.

Von Eschentriebssterben betroffenen Blätter
Die Symptome des Eschentriebsterbens zeigen sich auch an den Blättern [Foto: IanRedding/ Shutterstock.com]

Wenn man die Eschen genauer unter die Lupe nimmt, sollte man bei betroffenen Bäumen Nekrosen an der Rinde erkennen (abgestorbene Rindenteile) können. Diese sind länglich, abgegrenzt, manchmal eingesenkt und verfärben sich braun. Diese Nekrosen haben oft eine Zungenform und weiten sich aus. Oft befindet sich in der Mitte der Nekrose auch ein abgestorbener Seitenast. Die Bäume versuchen nämlich, die Nekrosen zu überwallen und die Ausbreitung so abzugrenzen.

Bei älteren Eschen sind die schütteren Kronen natürlich am auffälligsten, die durch den frühzeitigen Blattabfall und das Absterben der Triebe entstehen. Die Kronen sterben dabei von außen nach innen immer weiter ab. Die Blätter werden braun bis schwarz , vertrocknen und bleiben noch lange am Baum hängen.

Esche mit lichter Krone
Bei älteren Eschen sind die schütteren Kronen am auffälligsten [Foto: jelloyd/ Shutterstock.com]

Da ältere Bäume einen großen Stammdurchmesser haben, dauert es länger, bis die Nekrosen den gesamten Stamm umfassen. Dadurch haben die Eschen mehr Zeit, neu auszutreiben und es entsteht eine büschelweise Belaubung. Durch die Infektion mit dem Eschentriebsterben sind die Bäume außerdem geschwächt und anfällig, von anderen Schaderregern wie sekundären Rindenpilzen oder Holzfäule- Erregern befallen zu werden.

Bei jungen Bäume kommt es deshalb leicht zum Absterben, weil die Rindennekrosen schnell den ganzen Stamm umfassen. Wenn der Leittrieb befallen wird, versuchen die jungen Eschen noch einmal auszutreiben – diese Triebe sterben jedoch meistens im nächsten Jahr ebenfalls ab. Durch diesen Neuaustrieb bilden sich sogenannte Verzwieselungen, die Triebe teilen sich verstärkt, sodass aus einem Trieb einer Astgabelung zwei Triebe werden.

Triebe einer Esche
Bei jungen infizierten Bäumen teilen sich die Triebe verstärkt [Foto: Rattasak Pinkaew/ Shutterstock.com]

Das Holz der Eschen zeigt unter den Nekrosen ebenfalls Symptome: Es treten diffuse grau-braune Verfärbungen auf, die sich nicht an den Verlauf der Jahrringe halten. Die Verfärbungen erstrecken sich in Längsrichtung weit über den Bereich der Nekrosen hinaus aus, selbst im Querschnitt ist die Verfärbung des Holzes erkennbar.

Das Eschentriebsterben verursacht folgende Symptome:

  • Absterben des Baumes
  • Absterben von Trieben, Ästen, Zweigen
  • Grau-braune Verfärbungen des Holzes
  • Frühzeitiges Abwerfen der Blätter
  • Rindennekrosen
  • Schüttere Baumkronen mit büschelweiser Belaubung
  • Welke
Rindennekrose am Stamm
Eine Rindennekrose kann schnell den ganzen Stamm umfassen [Foto: PJ photography/ Shutterstock.com]

Eschentriebsterben: Was kann helfen?

Eine große Gefahr bei der Verbreitung des Eschentriebsterbens sind befallene Baumschulpflanzen. Achten Sie daher beim Kauf darauf, dass Ihre Baumpflanzen gesund sind und keine abgestorbenen Triebe aufweisen.

Leider gibt es im Moment noch keine Erfahrungen mit kurativen Maßnahmen gegen das Eschentriebsterben. Da die Infektion vom abgefallenen Laub ausgeht, sollte man versuchen, den Infektionsdruck mit den folgenden Maßnahmen zu senken:

  • Laub verbrennen, vergraben oder weit von Eschen entfernt lagern
  • Blattreste im Boden einarbeiten oder mit Erde bedecken

In der Forstwirtschaft wird im Moment generell abgeraten, neue Eschen zu pflanzen, jedoch konnten in befallenen Regionen einzelne Eschen beobachtet werden, die resistent oder wenigsten tolerant gegenüber dem Eschentriebsterben sind. Daher gibt es Projekte um resistente Esche aufzuspüren und Samenplantagen anzulegen – damit könnten wir in geschätzten 20 Jahren erstes Saatgut für Eschen mit einer höheren Krankheitstoleranz haben. Alle Hoffnung liegt auf dieser Resistenzzüchtung.

Solche Forschungen in Bezug auf resistente Eschen gibt es zum Beispiel vom Bundesforschungszentrum für Wald und der Universität für Bodenkultur Wien. Dazu wurde das Projekt „Esche in Not“ ins Leben gerufen, um Eschen-Individuen mit einer höheren Krankheitsresistenz zu finden und in Samenplantagen zusammenzubringen. In solchen Plantagen werden die resistenten Eschen gepflanzt, sodass dann Saatgut von diesen Bäumen gewonnen werden kann.

Eschentriebsterben: Nicht verwechseln

Es gibt immer wieder Symptome an Pflanzen, die sich sehr ähneln, aber durch Verschiedenes ausgelöst werden.

Fruchtende Esche
Das Blühen der weiblichen Esche kann an das Eschentriebsterben erinnern [Foto: Ole Schoener/ Shutterstock.com]

Wenn weibliche Eschen zu blühen beginnen, was nicht jedes Jahr stattfindet, kann der Anblick an das Eschentriebsterben erinnern. Und auch wenn Eschen stark fruchten, kann es zu Kronenverlichtungen kommen. Jedoch treten dabei keine Nekrosen an der Rinde auf und es sind nur die weiblichen Eschen betroffen.

Der Mehrjährige Baumkrebs (Nectria galligena) verursacht offene Wunden an den Eschen und es kommt zur Verformung des Stammes. An den Rändern der Krebswunden kann man rote Fruchtkörper erkennen, die circa die Größe eines Stecknadelkopfes haben.

Baumkrebs am baum
Der Mehrjährige Baumkrebs verursacht offene Wunden am Baum [Foto:/ Shutterstock.com]

Wenn die Esche vom Bakterienkrebs (Pseudomonas syringae subsp. savastanoi pv. fraxini) befallen wird, treten zuerst Schwellungen an den Zweigen und am Stamm auf, die dann in Längsrichtung aufplatzen. Aus diesen Wunden wachsen dann unregelmäßige dunkle Wucherungen heraus.

Bei Spätfrösten im Frühjahr kann es ebenfalls zu welkenden Blättern und abgestorbenen Trieben kommen, jedoch fehlen die Rindennekrosen und die Verfärbungen im Holz.

Zudem sind abiotische Ursachen wie Trockenheit oder Schäden durch Streusalz möglich, die sich oft durch Kronenverlichtungen zeigen, jedoch fehlen dabei die Rindennekrosen und die Holzverfärbungen.

Verwechslungsmöglichkeiten mit dem Eschentriebsterben:

  • Kronenverlichtungen bei blühenden weiblichen Eschen; starkes Fruchten
  • Mehrjähriger Baumkrebs (Nectria galligena)
  • Bakterienkrebs der Esche (Pseudomonas syringae savastanoi pv. fraxini)
  • Welkende und abgestorbene Blätter und Triebe durch Spätfrost
  • Abiotische Ursachen (Trockenheit, Salzschaden)