Wege zum Hobbyimker: Anleitung & Tipps vom Profi

Christina
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Ich bin begeisterte Hobby-Gärtnerin und Landschaftsplanerin. Der Garten fasziniert mich als Kunstnatur mit seinen Formen und Möglichkeiten im Spannungsfeld zwischen Zivilisation und Wildnis. Mein eigener kleiner Garten ist mein naturnahes Experimentierfeld, meine Freude und mein Ort zur Erholung. Als gelernte Imkerin gehört meine besondere Liebe den Insekten. Deren Beobachtung und das morgendliche Himbeerpflücken mit meiner Tochter zählen für mich zu den schönsten Tätigkeiten im Garten.

Lieblingsobst: Apfel, Marille
Lieblingsgemüse: Gurke, Sellerie, Pastinake

Bienen im Garten oder auf dem Balkon liegen seit einiger Zeit im Trend. Aber was muss man beachten, um ein erfolgreicher Hobbyimker zu werden?

Ein Imker hält Bienenwaben in der Hand. Um ihn herum fliegen Bienen
Als Hobbyimker engagiert man sich privat für das Fortbestehen der Bienen [Foto: santypan/ Shutterstock.com]

Spielen Sie mit dem Gedanken, sich ein neues Haustier anzuschaffen? Dürfen es auch ein paar mehr sein, so an die 60.000? So viele Honigbienen leben nämlich während des Sommers in einem Bienenstock. Wenn Ihr Abenteuergeist bei dieser Vorstellung zu summen beginnt und Sie mit dem Imkern beginnen wollen, helfen wir Ihnen, in aller Kürze Antworten auf die wichtigsten Fragen zu finden. Theoretisch ist das Imkern keine komplizierte Sache, doch ohne Vorwissen kann es einem schon mal wie eine Wissenschaft für sich vorkommen. Wir informieren Sie auf Ihrem Weg zum Hobbyimker über die wichtigsten Punkte.

Das gilt es beim Imkern zu beachten

Wie bei jeder Art der Nutztierhaltung übernehmen Sie auch in der Imkerei Verantwortung für Lebewesen. Das geht nicht ohne gewisse Investitionen und ein regelmäßiges Arbeitspensum. Bevor die Entscheidung zum Imkern fällt, sollten Sie sich daher folgende Punkte vergegenwärtigen:

  • Bei anfänglich drei Bienenvölkern muss man bei der Minimalvariante mit um die 1.500 Euro Investitionskosten für Material, Bienen und Kurs rechnen.
  • Denken Sie auch an die körperlichen Voraussetzungen. Imkern bedeutet, oft schwere Lasten zu heben. Es bedeutet auch, dass Sie Stiche vertragen müssen. Denn selbst der umsichtigste Imker mit den sanftmütigsten Bienen wird hin und wieder gestochen. Sind Sie allergisch oder gibt es Bienenallergien in Ihrer Familie? Darüber Bescheid zu wissen, kann Leben retten. Da Allergien sich auch unbemerkt im Laufe der Zeit entwickeln können, sollten Sie sich bewusst sein, dass ein gewisses Risiko bleibt, selbst wenn momentan in Ihrer Familie niemand allergisch ist. Es gilt, Schutzvorkehrungen zu treffen, besonders wenn Besucher Ihren Bienenstand besichtigen.
  • Rechnen Sie genügend Arbeitszeit ein. Zumindest alle zwei Wochen müssen Arbeiten oder Kontrollen am Bienenstand eingeplant werden, in der Hauptsaison von April bis August auch öfter. Da man die Bienenstöcke nur tagsüber und bei Schönwetter öffnet, kann dadurch schon mal ein Familienausflug vereitelt werden. Vor der letzten Honigernte und Varroabehandlung der Insekten ist ein längerer Urlaub nicht möglich. Vergessen Sie nicht die Arbeitszeit für die Materialvorbereitung und die Verarbeitung und Vermarktung der Bienenprodukte einzuberechnen. Hierfür ist eine pauschale Schätzung schwierig. Der Aufwand wird von Anfängern aber tendenziell unterschätzt.
Imker fährt mit dem Finger über Honigwaben
Der Umgang mit Bienen erfordert Zeit und Sorgfalt [Foto: grafvision/ Shutterstock.com]
  • Nutztierhaltung bedeutet Verantwortung. Das Vorkommen von gefürchteten und meldepflichtigen Krankheiten verlangt ein hohes Maß an Gewissenhaftigkeit. Seuchenvermeidung muss oberste Priorität bei allen Entscheidungen haben, denn bei einem staatenbildenden Insekt verbreiten sich Krankheiten sehr schnell. Der Imker hat außerdem für die Sicherheit der Menschen, die den wehrhaften Insekten begegnen werden, Sorge zu tragen. Sanftmut muss gerade im Stadtgebiet das oberste Zuchtziel sein. In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig zu erwähnen, dass die Bienenhaltung nicht vegetarisch ist. Wenn die Bienen zu aggressiv sind, muss die Königin weg, auch wenn es weh tut. Im Kampf gegen die Varroamilbe töten Imker hunderte Drohnenlarven. Nichts für schwache Nerven. Nicht zuletzt übernimmt der Imker Verantwortung für die Produkte, die er vertreibt: Die Produktion von Lebensmitteln setzt zudem die Kenntnis und Umsetzung der gesetzlichen Hygienebestimmungen voraus.
  • Frustrationstoleranz: Sie werden es schon vermutet haben – Imkern ist gar nicht so einfach. Sowohl Fachwissen als auch Erfahrung sind notwendig, um gesunde Bienen zu halten. Viele weitere Herausforderungen sind in den letzten Jahrzehnten hinzugekommen. Die Medien sind voll von Berichten über das „Bienensterben“ und das nicht grundlos. Pestizide, Krankheiten und die Varroamilbe setzen den Insekten massiv zu. Imkern bedeutet leider eben nicht, am Lebensabend mit einer frisch gestopften Pfeife auf einem Bänklein zu sitzen und das Flugloch zu beobachten. Warum sich die Mühe trotzdem lohnt, können Sie hier lesen.

Hobbyimker werden: Anleitung und Checkliste

Sie sind zum Schluss gekommen, dass Bienen im Garten sinnvoll sind und unterstützt werden sollten und haben sich über Ihre Eignung zum Bienenzüchter Gedanken gemacht. Wenn Sie von Varroa und Co. nicht abgeschreckt sind und trotz mannigfaltiger Widrigkeiten mit dem Imkern loslegen wollen, empfehlen wir folgende Vorgangsweise:

1. Imkerkurs: Es ist nicht nötig, gleich eine Facharbeiterausbildung zu machen, nur weil man ein paar Bienen halten will. Allerdings kann Neulingen bei der Fülle an Informationen, die unweigerlich auf einen zukommen, ganz schön der Kopf schwirren. Einer der ersten Sätze, die man im Verein hört, ist: „Frag drei Imker und du bekommst fünf Meinungen.“ Ein guter Anfängerkurs bietet da wertvolle Orientierung. Er sollte praxisorientiert sein und so konzipiert, dass die Jungimker die Bienen durch das ganze Bienenjahr begleiten. Bei manchen Anbietern stellen die Kursteilnehmerinnen gleich ihre eigenen Jungvölker her und vergleichen deren Entwicklung mit den Wirtschaftsvölkern.

2. Imkerverein: Ein Treffen des örtlichen Imkervereines besuchen und am besten Mitglied werden, ist eine gute Idee. Eine Mitgliedschaft ist nicht verpflichtend, hat aber große Vorteile: Der Verein besitzt meist Geräte, die gemeinschaftlich genutzt werden und die man nicht gleich anzuschaffen braucht. Eine Honigschleuder ist da ein gutes Beispiel. Viele Vereine haben sich der Förderung des Nachwuchses verschrieben und stellen Neulingen einen Bienenpaten zur Seite, der bei den wichtigen Entscheidungen hilft und in den ersten Wochen am Bienenstand dabei sein kann. Außerdem ist in der Mitgliedschaft gleich eine Versicherung enthalten, in manchen Fällen öffnet sie auch die Türen zu einer finanziellen Förderung.

3. Standort: Ein geeigneter Bienenstand ist die halbe Miete. Jeder Imker braucht einen Heimbienenstand, an dem die Bienen das ganze Jahr stehen können. Dieser muss einige Voraussetzungen erfüllen: Er sollte möglichst sonnig, warm und windgeschützt sein. Das Flugloch sollte nach Süden, noch besser nach Südwesten ausgerichtet sein. Der Abstand vom Flugloch zur Grundstücksgrenze muss einem gesetzlichen Mindestwert entsprechen, der in den jeweiligen Ländergesetzen geregelt ist. Außerdem dürfen sich keine stark frequentierten Gartenwege, Spielwiesen oder Beete direkt vor dem Flugloch befinden: Dort sitzen die Wächterbienen, und die sind selbst beim sanftmütigsten Volk auf Angriff programmiert. In der Umgebung sollte es außerdem natürlich eine möglichst lückenlose Versorgung mit Nektar und Pollen geben.

Bienenstöcke in verschiedenen Farben im Garten
Der Standort ist einer der wichtigsten Faktoren für ein erfolgreiches Imkern [Foto: imagedream/ Shutterstock.com]

Des Weiteren sollte der Bienenstand leicht mit dem PKW oder zumindest mit einer Schubkarre zugänglich sein, denn es werden häufig sperrige und schwere Lasten zu transportieren sein. Wenn die Stöcke Platz auf einem Dach oder Balkon finden sollen, ist ein Fahrstuhl Gold wert. Im Großstadtdschungel ist Wasser ein limitierender Faktor. Bienen brauchen unbedingt eine gute Wasserquelle in unmittelbarer Nähe, erstens um ihren eigenen Flüssigkeitsbedarf zu decken und zweitens, um den Stock zu temperieren. Gerade auf heißen Flachdächern ohne Beschattung besteht sonst die Gefahr der Überhitzung. Auch Schutz vor der Witterung ist an exponierten Standorten wichtig: An windgeschützten Orten reicht meist ein einfacher Ziegelstein zum Beschweren des Deckels, aber auf einem Dach muss man schon eine sturmsichere Befestigung einplanen. Letztlich gilt aber: Ausprobieren. Manchmal entpuppt sich ein nach formalen Kriterien perfekter Standort als doch gar nicht so gut, an vermeintlich weniger guten gedeihen dafür die Völker.

Tipp: Auch wenn Sie kein Hobbyimker werden, können Sie die Bienen in Ihrem Garten unterstützen. Säen Sie einfach eine bienenfreundliche Saatgutmischung wie unsere Plantura Bienenweide im Beet oder einem Topf aus und beobachten Sie schon bald das wilde Brummen.

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4. Hausbesitzer/Grundeigentümer um Zustimmung fragen: Hat man einen geeigneten Standort gefunden, der sich aber nicht auf Eigengrund befindet, ist der nächste Schritt die Genehmigung durch den Eigentümer. In Kleingartensiedlungen, Genossenschaften oder gemeinschaftlichen Wohnprojekten bestimmt die jeweilige Gartenordnung darüber, ob Bienen gehalten werden dürfen und ob die Nachbarn ein Mitbestimmungsrecht haben. Doch egal, ob sie gefragt werden müssen oder nicht: Es empfiehlt sich in jedem Fall, sich vorab zu informieren und etwaige Ängste zu zerstreuen. Eine freundliche Einladung zum Bienenstand und das eine oder andere Gläschen Honig (bzw. Honigwein) können oft Wunder bewirken.

5. Beutensystem finden: Die Sache mit der Kiste – je nachdem, in welcher Region Sie imkern wollen, werden Sie auf unterschiedliche historische Formate mit klingenden Namen wie „Dadant“ oder „Zander“ stoßen. Sie werden Leute von Baumbeuten und Trogbeuten erzählen hören, von Wildbau, von Styroporkisten, nepalesischen und afrikanischen Systemen. Lassen Sie sich nicht zu sehr verwirren. Für welches Format Sie sich entscheiden, ist letztlich nicht so wichtig. Wichtig ist, dass die Sachen neu sind, um Krankheiten keine Chance zu geben. Denken Sie auch an Ihren Rücken: Sie sollen in der Lage sein, eine prall mit Honig gefüllte Zarge (stapelbare Einheit einer Beute) selbständig zu heben. Denn auch die leichtesten Zargen kommen gefüllt auf 15 bis 20 kg.

6. Zeitpunkt für den Start planen: Prinzipiell kann man den ganzen Frühling und Sommer über mit dem Imkern beginnen. Übernimmt man keine voll entwickelten Wirtschaftsvölker, sondern bekommt ein Jungvolk, empfiehlt es sich, im Frühjahr zu beginnen. Das Volk hat dann größere Chancen, bis zum Hochsommer stark genug zu werden, um den Winter heil zu überstehen.

7. Bienen beim Züchter bestellen: Je früher der Züchter die Bestellung erhält, desto besser. So können neue Zuchtköniginnen nur im Frühling und Frühsommer gezogen werden. Von der Bestellung bis zur Lieferung der befruchteten Königin vergehen etwa 40 Tage. Es wird empfohlen, mit drei Völkern zu starten, um nach Winterverlusten im Folgejahr die Chance zu haben, selbständig Völker nachzuziehen.

Arbeiterbienen auf Honigwaben
Die Bienenvölker müssen im Voraus bei einem Züchter bestellt werden [Foto: Kostiantyn Kravchenko/ Shutterstock.com]

8. Material bestellen/kaufen/vorbereiten/basteln: Jetzt geht es richtig an die Arbeit. Ungefähr einen Monat, bevor die Bienen in ihr neues Zuhause einziehen können, müssen die Beuten beim Jungimker gelandet sein, so sie aus Holz sind. Denn sie sollten zweimal mit einer ungiftigen Holzlasur eingelassen werden und danach noch zwei Wochen Zeit haben, „auszudampfen“. Je nach System müssen Holzrähmchen gebaut, gedrahtet und Mittelwände aus Wachs gegossen und eingelötet werden. Der Bienenstand braucht ein Podest für die Beuten. Wasser muss zur Verfügung gestellt werden, wenn es keine natürliche Quelle gibt. Das Wachs für die Mittelwände muss unbedingt frei von Pestizidrückständen sein. Verlangen Sie ein Zertifikat! Sie brauchen noch Schutzkleidung und allerhand Kleingerät, welches Sie auf unserer Checkliste am Ende des Artikels finden. Halten Sie Zuckersirup fürs Einfüttern bereit. Sie brauchen auch leere Waben aus vertrauenswürdiger Hand, in die die Königin in den ersten Tagen ihre Eier ablegen kann.

9. Bienenumzug: Der große Tag ist da, die Beuten sind vorbereitet, die Bienen können einziehen. Schnappen Sie sich Ihren Bienenpaten und machen Sie sich an die Arbeit. Die Arbeiterinnen haben drei Tage in einer geschlossenen Kiste gefastet, bis mögliche Krankheitskeime aus dem Verdauungstrakt ausgeschieden sind. Nun werden sie gemeinsam mit ihrer neuen Königin in die neue Beute samt Rähmchen „eingeschlagen“ und gefüttert. Die Königin ist in einem kleinen Käfig geschützt, der mit Futterteig verschlossen ist, die Arbeiterinnen gewöhnen sich langsam an sie. Nach etwa drei Tagen haben sich die Arbeiterinnen zur Königin durchgefressen und sie befreit. Sie macht sich sofort auf zu den fertigen Waben, um mit der Eiablage zu beginnen. Ein Bienenvolk ist geboren. Herzlichen Glückwunsch und Willkommen im Reigen der Imkerinnen und Imker!

Hobbyimker-Checkliste: Alles Wichtige auf einen Blick

So unterschiedlich die Betriebsweisen sind, so unterschiedlich wird auch das benötigte Zubehör sein. Im Fachhandel gibt es eine kaum überschaubare Vielfalt an nützlichen und weniger nützlichen Artikeln, die hier zu besprechen den Rahmen sprengen würde. Wir beschränken uns deshalb bei der nachfolgenden Checkliste auf die für den Anfang absolut unverzichtbare Grundausstattung. Die Imkerei mit modernen Magazinbeuten als häufigste Betriebsweise dient dabei als Richtschnur.

Checkliste für drei BienenvölkerMenge
Reinzuchtkönigin3
Kunstschwarm3
Beuten (Böden, Deckel, Futterzargen)3
Holzlasur2 l
Zargen15
Absperrgitter3
Rähmchen100
Bio-Mittelwände100
Invertasezuckersirup150 l
Futterschale3
Stockmeißel1
Abkehrbesen Naturborste1
Smoker1
Lederhandschuhe1
Imkerschutzbekleidung1
Varroadiagnosegitter3
Ameisensäure 85 %1 l
Universalverdunster3
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