Varroamilbe: Den Bienenfeind erfolgreich bekämpfen

Kathi
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Ich studiere Phytomedizin in Wien und bin auf einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen. Die Vielfalt der Natur begleitet mich also schon mein ganzes Leben: Angefangen im großen Gemüsegarten bis hin zu unseren Weideflächen. Besonders haben es mir Themen rund um den Pflanzenschutz angetan.

Lieblingsobst: Erdbeere
Lieblingsgemüse: Tomate

Die Varroamilbe ist zum großen Teil für das Bienensterben verantwortlich. Wir zeigen, was gegen die Varoamilbe hilft und wie man sie bekämpfen kann.

Bienen und Varroamilbe im Bienenstock
Sehr klein, aber trotzdem der schlimmste Feind der Bienen: Die Varroamilbe [Foto: Igor Chus/ Shutterstock.com]

Ganz an der Spitze der Schädlinge, die in einem Bienenvolk auftreten können, steht die Varroamilbe. Die moderne Imkerei hat sich längst an diesen anpassen müssen und sollte rund um die Uhr auf der Hut vor dieser lästigen Milbe sein.

Varroamilbe: Herkunft und Steckbrief

Wenn sich ein Imker mit Schädlingen in seinem Bienenstock auseinandersetzt, wird an der Spitze jeder Schädlingsliste die Varroamilbe (Varroa destructor) stehen. Diese Milbe hat es schließlich geschafft, sich von Asien aus über die ganze Welt zu verbreiten und spätestens seit 1980 ist jeder Imker mit der Varroamilbe konfrontiert worden. Die Milben leben in allen ihren Lebensstadien als Parasit auf den Honigbienen oder im Bienenstock. Die ausgewachsenen Milben haben eine Länge von 1,1 mm und sind rund 1,6 mm breit, wobei die Männchen kleiner sind als die Weibchen – bis zu 80 Prozent der Varroamilben sind jedoch Weibchen.

Diese Milben saugen sich an den Bienen fest und ernähren sich von der Hämolymphe der Bienen. Die Hämolymphe ist die Körperflüssigkeit von Insekten, die den Sauerstoff durch den Körper transportiert – also vergleichbar mit dem Blut bei uns Menschen. Wenn sich die Varroamilben an den Sammelbienen festsaugen, werden sie bequem von einem Ort zum nächsten transportiert. Besonders anziehend wirkt dabei der Geruch der Drohnenlarven (männliche Bienen) auf die Milben. Wenn sich die Milben in den Brutzellen einnisten, ernähren sie sich von den Larven und verursachen damit Missbildungen bei diesen befallenen Bienen.

Varroamilbe
Nahaufnahme einer Varroamilbe unter dem Mikroskop. In der Mitte ist der Stech- und Saugapparat zu erkennen. [Foto: D. Kucharski K. Kucharska/ Shutterstock.com]

Die Varroamilben vermehren sich unheimlich schnell und legen ihre Eier dann in die Zellen ab. Durch diese rasche Vermehrung der Schädlinge entsteht immer größere Unruhe im Bienenstock und die Bienen werden krankheitsanfälliger. Im schlimmsten Fall kann die gesamte Kolonie innerhalb von zwei Jahren zusammenbrechen.

Wenn ein Weibchen sich an einer Biene vollgesaugt hat, dann verlässt es die Arbeiterinnenbiene, während diese gerade eine Brutzelle verdeckelt, und klettert in diese Zelle hinein. Dort saugt die Milbe nun an der Bienenlarve und legt nach ungefähr 50 Stunden ihr erstes Ei ab. Im Abstand von 30 Stunden legt die Milbe weitere Eier ab – in der Summe produziert ein Weibachen fünf oder sechs Eier. Wenn aus diesen Eiern wiederum Milben schlüpfen, ernähren sie sich ebenfalls von der Bienenlarve, paaren sich in der Zelle und die Weibchen verlassen die Wabe, sobald die Biene schlüpft – das geschieht nach ungefähr 12 Tagen.

Warum ist die Varroamilbe so gefährlich?

Die Varroamilbe gilt inzwischen als der bedeutsamste Bienenschädling. In Deutschland ist die Varoose (der Befall eines Bienenstocks mit Varroamilben) weder anzeige- noch meldepflichtig, jedoch ist das nicht überall so. In der Schweiz gilt die Varoose als „zu überwachende Seuche“ und es besteht eine Meldepflicht. In Österreich ist die Varoose als Tierseuche sogar anzeigepflichtig.

Diese gesetzlichen Regelungen zeigen schon die Bedeutung der Varroamilbe für die Imkerei. Die Varroamilbe schwächt durch ihre Saugtätigkeit die Bienen und dadurch verringert sich deren Lernfähigkeit. Sie finden durch die Schwächung oft nicht mehr zurück in den Bienenstock.

Zusätzlich zur Schwächung übertragen die Milben auch noch Viren auf die Biene. Die Varroamilbe schwächt somit das Immunsystem der Bienen, sie werden zudem anfälliger für Viren und andere Krankheitserreger. Das Bienensterben im Herbst und Winter wird großteils von dieser schädlichen Milbe verursacht.

tote Bienen
Die Varroamilbe ist die Hauptverantwortliche des Bienensterbens im Herbst und Winter. [Foto: Evgeni Romanov/ Shutterstock.com]

Varroamilben erkennen

Ob ein Befall mit Varroamilben in Ihrem Bienenstock vorliegt, erkennen Sie an den folgenden typischen Symptomen:

  • Ihre Kolonie stirbt plötzlich im Herbst ab
  • An den Bienenlarven sind kleine rotbraune Punkt zu sehen
  • Frisch geschlüpfte Bienen haben Missbildungen wie einen deformierten Hinterleib oder verformte Flügel
  • Ein massiver Befall zeigt sich durch Milben am Rücken von erwachsenen Bienen

Mit den folgenden Methoden können Sie überprüfen, ob es sich nun um einen Befall mit Varroamilben in Ihrem Bienenstock handelt. Diese Methoden und Techniken sollten Sie regelmäßig anwenden und nicht erst, wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihre Bienen bereits unter einem Varroabefall leiden – Vorsorge macht sich hier bezahlt.

Zu diesen Kontrollmethoden gehören folgende Varianten, die wir Ihnen im Einzelnen kurz vorstellen wollen:

  1. Drohnenbrut untersuchen
  2. Puderzuckermethode
  3. Offener Unterboden
  4. Bienen beobachten

1. Drohnenbrut untersuchen

Da die Varroamilben besonders von der Drohnenbrut angezogen werden, können Sie diese Larven auf einen Befall überprüfen. Zuerst müssen Sie ein Rähmchen mit verdeckelter Drohnenbrut suchen. Diese kann man leicht erkennen, da die Drohnenbrut sehr stark nach außen gewölbt und größer ist als die Arbeiterinnenbrut. Der Durchmesser einer Drohnenbrut beträgt ungefähr 8 mm, der Durchmesser einer Arbeiterinnenbrut liegt bei ungefähr 6 mm. Nehmen Sie den Rahmen aus dem Stock heraus, schütteln Sie alle Bienen ab und bringen Sie den Rahmen an einen ungestörten Arbeitsplatz.

Leider müssen bei dieser Methode einige Ihrer Larven ihr Leben lassen. Das Rähmchen geben Sie am besten in den Tiefkühler. Entdeckeln Sie danach die Zellen mit der Drohnenbrut mit einem Entdeckelungsmesser. Spießen Sie den Zellendeckel mit der Puppe auf.

Eine von Varroamilben befallene Drohnenpuppe
Auf den hellen Puppen der Drohnen sind die Milben leicht zu erkennen [Foto: Mirko Graul/ Shutterstock.com]

Als Nächstes ziehen Sie die Drohnenpuppe aus der Zelle heraus und überprüfen sie auf einen Befall mit Varroamilben. Die dunklen Milben sind leicht auf den hellen Puppen zu erkennen. Wiederholen Sie das ein paar Mal und wenn Sie mehr als zwei Milben an einer Puppe finden, haben Sie schon die Gewissheit, dass ein schwerer Befall vorliegt. Wenn Sie auf 50 Puppen zwei bis drei Milben finden, bedeutet dies, dass Sie einen moderaten Befall haben.

2. Puderzuckermethode

Eine weitere Methode zur Überprüfung auf einen Varroabefall ist die Puderzuckermethode. Dafür nehmen Sie ein leeres Schraubglas, machen ein Loch in den Deckel und setzen dort nun ein enges Insektengitter ein. Entnehmen Sie 200 bis 300 Bienen aus der Brutzarge und geben Sie diese in das Glas – entnehmen Sie dabei aber nicht die Königin.

Geben Sie nun drei bis vier Löffel Puderzucker in das Schraubglas und verschließen Sie es. Halten Sie den Deckel mit der Hand zu und schütteln Sie das Glas für 30 bis 60 Sekunden ordentlich. Durch das Zuhalten kann kein Zucker entweichen. Um Ihre Bienen müssen Sie sich keine Sorgen machen, sie kommen dadurch nicht zu Schaden. Sie sollten in jedem Fall wirklich kräftig schütteln, damit sich die Milben von den Bienen lösen.

Nach dem Schütteln stellen Sie das Glas in die Sonne, damit die Milben abfallen. Schütteln Sie anschließend noch einmal kräftig wie zuvor, drehen Sie das Glas um und lassen Sie den Zucker auf ein weißes Blatt Papier rieseln.

Nach ungefähr 15 Minuten können Sie das Glas öffnen und die Bienen in der Nähe des Einfluglochs absetzen. Wegen des Zuckers können die Bienen noch nicht fliegen, aber Sie werden von ihren Bienenkollegen dann gerne gesäubert. Beachten Sie, dass die Bienen nach der Schüttelei nicht in bester Laune sein werden und kommen Sie ihnen dann nicht zu nahe.

Schütten Sie nun noch den restlichen Zucker aus dem Glas auf das Papier. Dort können Sie nun die Milben leicht erkennen. Wenn Sie mehr als 12 Milben finden, handelt es sich schon um einen fortgeschrittenen Befall.

3. Offener Unterboden

Diese Methode ist für Routinechecks genau die passende, jedoch ist sie nicht so verlässlich wie die beiden zuvor genannten. Ungefähr 10 Prozent der Varroamilben lösen sich von selbst von den Bienen und fallen dann auf den Unterboden des Bienenstocks. Dort warten die Milben nun auf die nächste Biene, die sie befallen können. Nun können Sie aber einen offenen Unterboden mit einem Varroa-Schubfach verwenden. Darin befindet sich eine klebrige Pappschicht (Windel), auf der die Milben dann kleben bleiben. Um die Klebrigkeit zu erhöhen, können Sie zudem diese Oberfläche mit Vaseline oder Speiseöl bestreichen.

Offener Unterboden unter einem Bienenstock
Auf der Klebschicht des Unterbodens bleiben die Milben hängen [Foto: Tina.bossa/ Shutterstock.com]

Ziehen Sie diese klebrige Pappschicht mindestens einmal pro Tag heraus und zählen Sie die Milben darauf. Wenn Sie zum Beispiel im Juli schon fünf bis zehn Milben pro Tag finden, sollten Sie sofort mit einer Behandlung gegen die Schädlinge beginnen. In den Monaten Oktober und November dürfen durchschnittlich nicht mehr als 0,5 Milben pro Tag herunterfallen.

Reinigen Sie diese Oberfläche nach jedem Auszählen und achten Sie darauf, ob Ameisen vielleicht Milben von dem Schubfach entfernt haben könnten. Nach der Reinigung bestreichen Sie die Oberfläche wieder mit etwas Öl, damit die Milben erneut kleben bleiben.

4. Bienen beobachten

Zudem gibt es auch noch eine interessante Beobachtung, die man vornehmen kann, um einen Varroabefall zu erkennen. Dazu gehört das Beobachten der Bienen vor der Flugfront im Gras. Wenn junge Bienen im Gras vor dem Bienenstock herumwandern, kann man davon ausgehen, dass diese Bienen vom Volk verstoßen wurden. Je höher der Varroa-Druck also ist, desto mehr Bienen findet man in der Wiese – diese Bienen kann man dann auch noch auf etwaige Missbildungen untersuchen.

Varroamilben bekämpfen: Mittel und Methoden gegen den Bienenfeind

Hat man nun einen Befall mit Varroamilben festgestellt, geht es an die Bekämpfung. Es gibt glücklicherweise viele unterschiedliche Methoden, die man gegen diese Milben einsetzen kann und die wir Ihnen gerne verraten.

Gitterboden anbringen

Hierbei handelt es sich um eine sehr einfache, aber auch wirksame Methode. Dazu wird als Boden des Bienenstocks ein Metallgitter mit einer Lochgröße von zwei bis drei Millimetern verwendet. Darunter befindet sich eine Schale, die auch als Varroa-Falle bekannt ist. Die Milben fallen durch dieses Gitter und sind dann in dieser Schale gefangen. Durch diese Maßnahme verlangsamt man die Entwicklung der Varroamilben und bremst den Befall ab.

Die Vaseline-Methode

Bei dieser Methode gibt man einfach etwas Vaseline in den Brutraum der Bienen. Und das ist schon alles, was der Imker erledigen muss. Die Bienen werden im Laufe der Zeit über die Vaseline laufen und dann Spuren derselben an ihren Beinen haben. Wenn sich die Bienen dann putzen, gelangt die Vaseline zu den Milben und es können dann unterschiedliche Dinge geschehen. Entweder kann sich die Milbe nicht mehr am Bienenkörper halten und fällt von der Biene ab oder die Vaseline verstopft die Atemöffnungen der Milben und die Varroamilben erstickt daraufhin.

Bestäuben mit Puderzucker

Der Puderzucker kann nicht nur zum Erkennen der Varroamilbe benutzt werden, sondern ist auch zum Bekämpfen geeignet. Dazu wird der Puderzucker einfach mehrmals gesiebt, damit er sehr fein ist und keine groben Teile mehr in ihm sind. Dann füllt man den feinen Zucker am besten in eine Babypuderdose oder etwas Ähnliches und schon kann es losgehen mit der Behandlung.

Eine mit Puderzucker bestäubte Biene
Hat jede Biene einen weißen Zuckerschleier kann eine erfolgreiche Behandlung gewährt werden [Foto: Stephen N Haynes/ Shutterstock.com]

Dazu nimmt man jeden Rahmen mit den Bienenwaben aus dem Stock heraus und bestäubt beide Seiten mit dem Puderzucker. Jede Biene sollte danach einen feinen weißen Schleier haben und der Zucker kann seine Wirkung entfalten. Denn dadurch geschieht Folgendes:

  • Die Saugfüße der Milben verlieren den Halt und dadurch fallen Sie von den Bienen ab
  • Die Bienen beginnen sich zu putzen, um den Puderzucker zu entfernen. Durch dieses Abputzen werden die Milben, die noch an den Bienen hängen, von den Bienen selbst entfernt und fallen ab
  • Der Zucker stört die Milben und kann eventuell auch die Atemöffnungen verstopfen. Auch dadurch lassen die Milben von Bienen ab

Diese Behandlung kann man beliebig oft anwenden, jedoch bereitet dies viel Aufwand und man stört auch das Bienenvolk sehr oft. Um ein optimales Ergebnis mit dieser Methode zu erreichen, müsste man die Puderzuckermethode drei- bis viermal in einem Abstand von ungefähr einer Woche anwenden. Damit würden dann auch die frisch geschlüpften Milben erfasst werden.

Drohnenbrut entfernen

Wie bereits zuvor erwähnt, ist die Drohnenbrut besonders interessant für die Milben. Daher wird diese aus dem Bienenstock entfernt und damit auch viele Varroamilben. Durch dieses Entfernen kann das Milbenwachstums verzögert werden.

Ameisensäure und Oxalsäure anwenden

Die organischen Säuren Ameisensäure und Oxalsäure sind als Bekämpfungsmittel gegen die Varroamilbe sehr beliebt. Die Bienen vertragen diese Säuren gut in geringen Konzentrationen, jedoch können sie auch Schaden aufgrund dieser Behandlung nehmen.

Diese Behandlungen sollte man nach der Honigernte Ende Juli durchführen. Man kann die Säuren hierbei auf unterschiedlichste Weise in den Bienenstock einbringen. Der Vorteil dieser Säuren liegt darin, dass sie auch auf die verdeckelte Brut wirken und alle Stadien der Milben reduzieren. Zum einen kann dabei man die Schwammtuchmethode anwenden oder den Nassenheider-Verdunster. Bei beiden Methoden wird die Säure verdunstet, sodass sie sich im Stock verteilt. Diese Methoden sind auch für Imker, die biologisch produzieren, erlaubt und versprechen den größten Erfolg.

Chemische Methoden zur Bekämpfung der Varroamilbe

Mittlerweile ist es Forschern an der Universität Hohenheim gelungen, ein Mittel gegen die Varroamilbe zu finden, das den Bienen mit der Fütterung verabreicht werden kann. Die Rede ist hier von Lithiumchlorid, welches in der Humanmedizin auch als Antidepressivum verwendet wird. Dieses Salz kann man in Zuckerwasser auflösen, damit die Bienen füttern und die Varroamilben, die an den Bienen saugen wollen, sollten innerhalb von wenigen Tagen absterben.

Bienenstock
Behandlung eines Bienenstocks mit Ameisensäure. [Foto: Mirko Graul/ Shutterstock.com]

Das Mittel hat bis jetzt noch keine Nebenwirkungen bei den Bienen gezeigt und es müssen noch einige Tests durchgeführt werden, bevor es auf den Markt kommt. Auf jeden Fall verspricht es aber Hoffnung im Kampf gegen die kleinen Schädlinge.

Es gibt zudem bereits Studien zur Resistenzzucht von Bienen gegen die Varroamilben. Diese Untersuchungen stehen derzeit aber noch am Anfang.

Wie Sie Ihre Bienen im Garten unterstützen können und viele weitere Informationen zu den kleinen Brummern erfahren Sie in diesem Artikel.

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