Kalkstickstoffdünger: Eigenschaften, Nachteile & Alternativen

Kati
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Ich bin gelernte Gärtnerin und studierte Gartenbauwissenschaftlerin und liebe alles was wächst und grünt! Egal ob Strauch, Baum, Nutzpflanze oder vermeintliches Unkraut: Für mich ist jede Pflanze ein kleines Wunder.
Im Garten versorge ich meine 13 Hühner, baue Obst & Gemüse an und beobachte ansonsten, wie sich die Natur selbst verwaltet und gestaltet.

Lieblingsobst: Heidelbeere, Apfel
Lieblingsgemüse: Schmorgurke, Grünkohl, grüne Paprika

Obwohl Kalkstickstoffdünger der Gesundheit schadet, wird er immer noch verwendet. Wir erklären, welche Nachteile der Dünger hat, und zeigen Alternativen.

Kalkstickstoffdünger-Granulat
Kalkstickstoff ist ein vielfältiger Stickstoffdünger, bringt jedoch Nachteile mit sich [Foto: Hemerocallis/ Shutterstock.com]

Kalkstickstoff verbindet die Düngung von Stickstoff mit der Kalkung des Bodens und einer breiten Bekämpfung von Schadorganismen. Was auf den ersten Blick sinnvoll anmutet und von Vertreibern des Dünger-Urgesteins auch so beworben wird, bringt jedoch, wie wir Ihnen zeigen werden, auch einige bedeutsame Nachteile mit sich.

Was ist Kalkstickstoffdünger?

Die chemische Bezeichnung von Kalkstickstoff lautet Calciumcyanamid (CaNCN oder CaCN2). Das schmutzig grau-schwarze Pulver oder Granulat wird seit über 100 Jahren hergestellt, indem bei hohen Temperaturen und unter hohem Energieverbrauch Luftstickstoff an Calciumcarbid gebunden wird. 19,8 % der Substanz sind Stickstoff, 60 % Calciumoxid, der Rest besteht aus Kohlenstoff und häufig auch Verunreinigungen wie Eisen und Aluminium. Weil Kalkstickstoff nicht nur Stickstoff, sondern auch Kalk einbringt und daneben eine herbizide, bakterizide und fungizide Wirkung aufweist, kann man ihn als multifunktionalen Stickstoffdünger bezeichnen.

Wie wirkt Kalkstickstoffdünger?

Kalkstickstoff wird im Boden aktiviert, wenn er mit flüssigem Wasser in Kontakt kommt. Die Reaktion läuft auch bei kühlen Temperaturen ab. Im Folgenden unterscheiden wir drei verschiedene Wirkungen von Kalkstickstoffdünger.

Kalkwirkung

Es entsteht Calciumhydroxid (Löschkalk), das leicht löslich ist und zügig den pH-Wert des Bodens anheben beziehungsweise von Pflanzen aufgenommen werden kann. Ein Drittel des enthaltenen Kalkes liegt dabei in langsamer wirkenden Kalkformen vor. Die Kalkung der oberen Bodenschicht verbessert die Bodenstruktur, sorgt für stabile Krümel, eine bessere Belüftung und Wasseraufnahme des Bodens und regt außerdem die Bodenatmung an. Der pH-Wert des Bodens wird angehoben. Die Kalkwirkung entspricht 60 % CaO, Kalkstickstoff kann also bei der Kalkung wie Kalk mit 60 Gramm Calciumoxid in 100 Gramm behandelt werden. 

Weißer Löschkalk
Der Löschkalk kann den pH-Wert des Bodens anheben [Foto: HelloRF Zcool/ Shutterstock.com]

Stickstoffwirkung

Nach der Lösung liegt der Stickstoff als Cyanamid (H2CN2) vor. Dieses wird nach wenigen Tagen zu Harnstoff und – zu einem kleineren Anteil – Dicyandiamid (DCD) umgesetzt. Während der Harnstoff bald zu pflanzenverfügbarem Ammonium und Nitrat wird, liegt DCD länger im Boden vor, ohne umgesetzt zu werden. So wird eine Langzeitwirkung erreicht und der gedüngte Stickstoff ist weniger auswaschungsgefährdet.

Hygienewirkung

Cyanamid wirkt in den oberen drei bis vier Zentimetern des Bodens gegen viele Unkräuter und deren Samen, gegen Nacktschnecken, Drahtwürmer und zahlreiche bodenbürtige Pilze, etwa die Plasmodien, also einzellige Parasiten der Kohlhernie (Plasmodiophora brassicae). Diese Wirkung ist allerdings vorübergehend, denn das Cyanamid wird weiter umgesetzt.

Nachteile von Kalkstickstoffdünger

2016 stellte ein Gutachten der EU-Gesundheitsbehörde fest, dass Kalkstickstoff die menschliche Gesundheit schädigen und Oberflächen- sowie Grundwasser verunreinigen kann. Dies gelte sowohl bei den von den Herstellern empfohlenen als auch bei den verbesserten Ausbringungsmethoden. Zusätzlich kann es durch die Aufnahme von Cyanamid – zum Beispiel als Staub – zur sogenannten Kalkstickstoff-Krankheit kommen: Das Cyanamid hemmt die Acetaldehyddehydrogenase, die für den Abbau von Acetaldehyd im Blut verantwortlich ist. Acetaldehyd ist ein Abbauprodukt von Ethanol (Trinkalkohol) und führt zu Schwindel, Übelkeit und Hitzewallungen. Wird nach der Aufnahme von Cyanamid also Alkohol konsumiert, erlebt man bereits bei kleinen Mengen einen unfassbar schlimmen, langanhaltenden Kater, da sich das Acetaldehyd im Blut anreichert. Bei sachgemäßer Anwendung – vor allem durch das Tragen eines Mundschutzes – wird eine ausreichend große Aufnahme von Cyanamid allerdings verhindert. Weil Kalkstickstoffdünger ätzend ist, sollten bei der Ausbringung unbedingt Handschuhe getragen werden.

Kalkstickstoffdünger wird mit Handschuhen ausgebracht
Zum Schutz sollten auf jeden Fall Handschuhe beim Ausbringen getragen werden [Foto: zlikovec/ Shutterstock.com]

Der vielseitige Stickstoffdünger bringt noch weitere Nachteile mit sich: Er wirkt stark humuszehrend, denn er regt durch die Erhöhung des pH-Wertes das bakterielle Bodenleben für einige Wochen rasant an. Diese Organismen vertilgen große Mengen Kohlenstoff, um Energie zu gewinnen. Weil Kalkstickstoff jedoch kein organisches, kohlenstoffreiches Material als Substrat liefert, machen sich die Bakterien über den bodeneigenen Kohlenstoff, den Humus, her. Gleichzeitig werden Pilze, ebenfalls äußerst wichtige Bodenbildner, durch den sprunghaften Anstieg des pH-Wertes geschädigt. Da diverse Pilze in Symbiose mit unseren Pflanzen stehen, kann das für uns nicht von Vorteil sein. Und natürlich kommt zu dieser Wirkung noch der biozide Effekt des Cyanamids: Dieses unterscheidet natürlich nicht zwischen schädlichen und nützlichen Bakterien, Pilzen und Pflanzen – einer chemischen Keule gleich schlägt es eine breite Bresche in das Bodenleben.

Alternativen zu Kalkstickstoffdüngern

Der Stickstoffbedarf von Böden wird sehr viel ressourcenschonender, natürlicher und bodenverträglicher mithilfe von vornehmlich organischen Düngern – wie zum Beispiel unseren Plantura Bio-Düngern  – gedeckt. Sollten Sie dennoch unbedingt Kalkstickstoff verwenden wollen – beispielsweise um alte Vorräte nicht entsorgen zu müssen – empfehlen wir dringend, vorher den pH-Wert Ihres Bodens zu ermitteln, um diesen nicht in pflanzenunverträgliche Höhen zu treiben. Das parallele Einarbeiten stabilen organischen Materials wie Stroh, Rindenhumus oder Rindenmulch hilft, den Humus im Boden zu schützen. Eine Alternative zu der breiten bioziden Wirkung von Kalkstickstoff stellen das gezielte Bekämpfen und teilweise die wohlwollende Toleranz von Organismen dar, die uns im Hausgarten nicht unbedingt einen direkten Nutzen bringen, die aber ausnahmslos einen ökologischen Nutzen erfüllen.

Weitere Informationen zu unseren umweltschonenden Plantura Bio-Düngern finden Sie hier.

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