Ohrenkneifer: Nützlich oder gefährlich?

Kati
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Ich bin gelernte Gärtnerin und studierte Gartenbauwissenschaftlerin und liebe alles was wächst und grünt! Egal ob Strauch, Baum, Nutzpflanze oder vermeintliches Unkraut: Für mich ist jede Pflanze ein kleines Wunder.
Im Garten versorge ich meine 13 Hühner, baue Obst & Gemüse an und beobachte ansonsten, wie sich die Natur selbst verwaltet und gestaltet.

Lieblingsobst: Heidelbeere, Apfel
Lieblingsgemüse: Schmorgurke, Grünkohl, grüne Paprika

Ohrenkneifer gehören natürlich nicht in die Wohnung. Aber sind sie gefährlich und kriechen sie wirklich nachts ins Ohr? Hier finden Sie die Fakten.

ohrenkneifer am Blatt
Der Ohrwurm – trägt er seinen Unheil verheißenden Namen mit Recht? [Foto: David Daniel Fotografie/ Shutterstock.com]

Mit dem Ohrenkneifer – oder Ohrwürmern im Allgemeinen – ist der Mensch seit dem Mittelalter noch nicht wirklich warm geworden. Dabei haben neue Erkenntnisse das Licht auf ihn völlig verändert: Nun soll er nicht mehr bösartiger Parasit unserer Ohren, sondern nützlicher Gartenhelfer sein. Wir klären Sie darüber auf, ob der Ohrenkneifer nun nützlich, schädlich oder gefährlich ist.

Zunächst wollen wir den Ohrenkneifer ganz nüchtern in seiner Art und Lebensweise beschreiben, anschließend klären wir, ob Ohrenkneifer denn nun tatsächlich irgendetwas mit unseren Ohren anstellen. Und nachdem wir zusammengefasst haben, ob er ein Nützling oder ein Schädling ist, erläutern wir Ihnen, wie ein Ohrenkneifer-Hotel im Garten die kleinen Tiere fördern kann.

Ohrenkneifer: Beschreibung und Lebensweise

Ohrenkneifer gehören zur Ordnung der Ohrwürmer (Dermaptera). Seit mindestens 34 Millionen Jahren existiert die inbegriffene Gattung Forficula, zu der auch der bei uns und in Nordamerika vorkommende Ohrenkneifer gehört. Obwohl Ohrenkneifer taxonomisch zu den Fluginsekten gehören, fliegen die meisten von ihnen selten oder nie. Unter den verhärteten Vorderflügeln verbergen sich ihre häutigen Hinterflügel, die sie kompliziert zusammenfalten können. Beim Gemeinen Ohrwurm (Forficula auricularia) sind die Hinterflügel so weit reduziert, dass er kaum noch fliegen kann. Er besitzt beißend-kauende Mundwerkzeuge und ist ein Allesfresser. Selten interessiert er sich auch für ausgewählte Arten von Zierpflanzen oder Früchte. Mit einer Körperlänge von nur 9 bis 16 mm ist er ein kleiner Vertreter seiner Ordnung – in Australien leben Ohrwürmer von bis zu 6,5 cm Länge.

Die Zangen – Cerci genannt – werden bei der Jagd verwendet, zur Verteidigung, zum Entfalten der Flügel und bei der Paarung. Forficula auricularia ist das, was in Deutschland gemeinhin als „der Ohrenkneifer“ oder wahlweise auch Ohrenschliefer, Ohrlaus oder gar Ohrawusler bezeichnet wird. Seine Lebensweise ist kryptisch, unter feuchtem Laub oder Rinde, in Ritzen und Spalten findet er Nahrung und legt dort auch seine Eier ab. Ins Haus gelangt er nur durch Zufall, doch Schuppen, Garagen, Balkone und Gartenhäuschen werden gern einmal zum Quartier auserkoren. Hier erfahren Sie, wie sie den Ohrenkneifer in Haus, Wohnung und Garten mit Fallen loswerden oder bekämpfen können.

Ohrenkneifer Eier legend
Ohrenkneifer-Weibchen legen etwa 50 bis 100 Eier – und das höchstens zweimal jährlich [Foto: Pavel Krasensky/ Shutterstock.com]

Ohrenkneifer im Ohr: Mythos oder Wahrheit?

Im Mittelalter glaubte man, dass Ohrwürmer nachts in unsere Ohren kriechen, mit ihren Zangen das Trommelfell zerreißen und dann ihre Eier in unseren Schädel legen. Zwar ist das Mittelalter lange her, doch noch immer ist durch die Namensgebung ein gewisses Unbehagen geblieben. Übrigens wurde dies sogar im lateinischen Namen verankert: auricula bedeutet soviel wie „Öhrchen“. Und dass sich Ohrenkneifer gern in Betten aufhalten, ist ebenso leicht erklärbar: Betten sind häufig leicht feucht – heutzutage nur dann, wenn sie nicht gelüftet werden, doch im Mittelalter war die Feuchtigkeit aus Häusern gerade in regenreichen Zeiten kaum auszutreiben. Auch die Enge und Dunkelheit gefällt den Ohrwuslern und so entstand wohl der Mythos vom gefährlichen, kriechenden Schädling. Vielleicht als Rache wurden die Tiere später auch als Ohrmedizin verwendet: Gemahlen und in die Ohren gestreut sollten sie Schwerhörigkeit, Ohrenerkrankungen oder sogar Taubheit kurieren.

Tipp Ohrenkneifer-Biss: Der „Biss“ eines Ohrenkneifers, also das Kneifen mit den Zangen (Cerci) am Hinterleibsende ist übrigens nicht giftig und tut auch nicht weh. Es kann aber passieren, dass sich ein Ohrenkneifer auf diese Weise wehrt, wenn er zu sehr bedrängt wird. Außerdem ist er in der Lage, mit einem Sekret bis zu 10 cm weit auf Feinde zu schießen – eine chemische Waffe, die für uns allerdings unschädlich ist.

Der Ohrenkneifer als Schädling

An Getreidelagern, reifenden Trauben und Pfirsichen sowie an einigen Zierpflanzen – darunter Clematis (Clematis), die Amerikanische Trompetenblume (Campsis sp.), Engelstrompete (Brugmansia) und Dahlien (Dahlia) – können Ohrenkneifer als Schädling auftreten. Dieses Verhalten ist zwar eher die Ausnahme als die Regel, allerdings ist bisher noch kein Pflanzenschutzmittel zur Bekämpfung zugelassen, sodass ein Befall im Erwerbsanbau durchaus zu Problemen führen kann. Weil die Ohrenkneifer bei der Ernte nicht selten mit ins Erntegut gelangen, verursachen sie zudem weitere Kosten, denn nun muss die Ernte aufwändiger kontrolliert werden. In den allermeisten Fällen beschränkt sich der Ohrenkneifer jedoch darauf, bereits von anderen Insekten beschädigte Früchte und Pflanzen weiter zu verzehren – er ist also fast nie für den primären Schaden verantwortlich.

In menschlichen Behausungen kann er gelegentlich auftauchen, allerdings kommt es nicht zu einer Plage, denn die Tiere bringen nie mehr als zwei Generationen pro Jahr hervor. In feuchten und dunklen Schuppen, Garagen, Gartenhäuschen und auf Schattenbalkonen suchen sie sich jedoch gern ein Quartier, das sie dann auch zu vielen bevölkern. Wenn Sie ein solches Lager auflösen wollen, erfahren Sie in diesem Artikel zu Ohrenkneifern in der Wohnung, wie dies gelingen kann. Eine wirksame Methode zur Bekämpfung der unangenehmen Untermieter ist unser Plantura Ameisenmittel. Es kann auch im Haus angewendet werden und stellt bei korrekter Anwendung keine Gefahr dar.

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Der Ohrenkneifer als Nützling

Es gibt einen Grund, warum es noch keine richtige Bekämpfungsmittel gegen Ohrenkneifer im Freiland gibt: Sie sind eigentlich die meiste Zeit über entweder unschädlich oder sogar ziemlich nützlich. Da sie sich vor allem von Detritus – also organischen Abfällen – und Pilzen sowie Algen ernähren, sind sie Teil des wertvollen Bodenlebens und beteiligt an der Bildung von Humus und der Freisetzung von Nährstoffen. Weil er auch kleine Insekten verzehrt, dient er uns teilweise als Nützling: Blattläuse und andere langsamere Pflanzenschädlinge werden gelegentlich verspeist, außerdem die Eier von verschiedenen Faltern und sogar Mehltaupilze. Zu guter Letzt sind Ohrwürmer natürlich auch selber Nahrung für gern gesehene Gartengäste wie Spatzen, Igel und Spitzmäuse. Wer die Schlagkraft von Ohrenkneifern also nutzen will und gelegentlich einen angeknabberten Blattrand oder einen sekundär besiedelten Apfel verschmerzen kann, der sollte nicht zögern, sich Ohrenkneifer eher anzusiedeln als sie zu bekämpfen.

Ohrenkneifer unter Baumrinde krabbelnd
Der Ohrenkneifer liebt Rinden, weil sich darunter oft Insektenlarven und Pilze finden [Foto: Sergey/ Shutterstock.com]

Fazit: Ist der Ohrenkneifer nützlich oder gefährlich?

Im Garten ist der Ohrenkneifer mehr nützlich als schädlich und auch in unseren Gartenlauben und Schuppen ist er mehr lästig und unangenehm, als tatsächlich gefährlich. Seine großen Zangen und sein urzeitliches Aussehen schrecken vor allem Kinder. Hier sollten Sie davon absehen, dass Ammenmärchen von den parasitierenden Ohrkriechern weiterzutragen. Es gibt viele ungiftige und damit auch für Mensch und (Haus)tier ungefährliche Methoden, das Tierchen loszuwerden – wir haben sie Ihnen in diesem Artikel zum Ohrenkneifer in der Wohnung zusammengefasst. Wir raten dazu, den Ohrenkneifer aus menschlichen Behausungen mithilfe unseres Plantura Ameisenmittels konsequent fernzuhalten, ihn jedoch im Garten zu tolerieren oder sogar zu fördern. Das geht ganz leicht: Mit einem Ohrenkneifer-Hotel, das sie nach unserer Anleitung leicht selbst herstellen können.

Tipp: Unser Plantura Ameisenmittel kann nicht nur bei Ohrenkneifern sondern natürlich auch bei Ameisen (Formicidae), Kellerasseln (Porcellio scaber) und Silberfischchen (Lepisma saccharrina) effektiv Abhilfe schaffen.

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Ohrenkneifer anlocken: Hotel, Blumentopf und Co.

Um Ohrenkneifer zu fördern, können Sie ihnen einen guten Unterschlupf herstellen. Ein solches Ohrenkneifer-Hotel führt schnell zu regelrechten Versammlungen der recht geselligen Tiere. Auch werden hier Eier abgelegt und sind vor vielen Fressfeinden geschützt.

Wie wird ein Ohrenkneifer-Hotel gebaut?

  1. Verwenden Sie einen klassischen Tontopf. Wollen Sie ihn später aufhängen, sollte er ein Loch haben.
  2. Füllen Sie den Topf mit Stroh, Heu oder Holzwolle und bestäuben sie dies mit einer Hand voll Erde.
  3. Kneifen Sie aus Kükendraht eine runde Form aus, die den Rand des Topfes um etwa 3 cm überragt, wenn sie davorgehalten wird.
  4. Verschließen sie den Tontopf mit dem Gitter, indem Sie ihn um die Topföffnung biegen und einen Draht darum schlingen und diesen stramm verdrehen.
  5. Sie können den so präparierten Topf ins Beet legen oder an Bäume oder Stäbe hängen. Beim Aufhängen ist darauf zu achten, dass der Topf direkten Kontakt zum Baum oder zu einer anderen natürlichen Aufstiegsmöglichkeit hat. Außerdem ist es günstig, wenn der Topf bei Regen im Inneren nicht zu nass wird: Hierzu können Sie das Loch im Boden zum Beispiel mit aufgeklebten Tonscherben abdecken.

Tipp: Sie können den Topf natürlich auch dekorativ gestalten, um aus dem Ohrenkneifer-Hotel einen Hingucker im Garten zu machen. Oder sie verwenden direkt besonders schöne Keramik. Ein Ohrenkneifer-Hotel aus Keramik lässt sich leicht aus jeder hohlen, offenen Garten-Dekoration herstellen. Sollten Sie den Ohrenkneifer dennoch nicht anlocken, sondern loswerden wollen, finden Sie hier alles zur erfolgreichen Bekämpfung von Ohrenkneifern.

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