Hopfen-Sorten: Von bitter bis fruchtig-süß

Max
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Pflanzen und deren Vielfalt in der Natur fand ich schon immer faszinierend. Daher habe ich nach meiner Ausbildung zum Schreiner das Studium der Gartenbauwissenschaften an der Hochschule in Weihenstephan begonnen. Zuhause kultiviere ich in Garten, Wald und Haus verschiedenstes; von kleinen Zimmerpflanzen bis hin zu großen Forstbäumen, wobei mein besonderes Interesse den Obstgehölzen gilt. Auch nach der Ernte verarbeite ich gerne die Früchte weiter zu Marmeladen, Wein oder diversen anderen Produkten.

Lieblingsobst: Apfel
Lieblingsgemüse: Paprika

Hopfen ist ein wichtiger Bestandteil des Bieres und gibt ihm durch verschiedenste Aromen seinen unverkennbaren Geschmack. Doch dieser kann je nach Hopfen-Sorte stark variieren.

weibliche Hopfenblüten
Nur unbefruchtete weibliche Blütenstände des Hopfens sind nutzbar [Foto: John Navajo/ Shutterstock.com]

Auf dem Markt ist eine Vielzahl unterschiedlicher Sorten des Echten Hopfens (Humulus lupulus) erhältlich. Jede denkbare Geschmacksrichtung scheint dabei abgedeckt zu werden. Das Spektrum der Aromen reicht von „blumig“ über „fruchtig-süß“ bis „Menthol“, die Geschmacksnote kann würzig, holzig oder erdig sein.

Eine ganze Szene widmet sich der aromatischen Vielfalt des Hopfens. Hobbybrauer und Kleinbrauereien kreieren Bierspezialitäten, die mit überwältigend fruchtigem Aroma den traditionell bitteren Hopfensaft vergessen machen. Dabei scheint der Sorten- und Geschmacksreichtum ins Unendliche zu wachsen.

Die große Gruppe der Hopfen-Sorten wird in zwei Hauptgruppen unterteilt. Die Zugehörigkeit entscheidet sich nach dem Gehalt an Alphasäuren. Bitterhopfen-Sorten weisen einen Alphasäure-Gehalt von über 10 % auf. Aromahopfen-Sorten enthalten hingegen meist weniger als 10 % Alphasäure. Das vermindert zwar die Bitterkeit des Hopfens, resultiert aber auch in einer höheren Konzentration an Ölen. Je nach Aromazusammensetzung tragen die ätherischen Öle der Aromahopfen-Sorten zu eigenen, speziellen Geschmacksnoten bei. Die im kommerziellen Anbau bedeutendsten Bitter- und Aromahopfen-Sorten stellen wir im Folgenden vor.

Bier mit Hopfen
Hopfen ist essenzieller Bestandteil des Bieres und hat großen Einfluss auf dessen Geschmack [Foto: Victoria Kondysenko/ Shutterstock.com]

Bitterhopfen-Sorten

  • Nugget: Dieser Klassiker zeichnet sich durch einen starken Wuchs sowie hohen Zapfen-Ertrag aus. Trotz geringer Anforderungen ist die Sorte sehr krankheitsanfällig und wird deshalb zunehmend von neuen Varianten verdrängt.
  • Target: Neben einer ausgeprägten Anspruchslosigkeit in Sachen Bodenansprüche besticht diese Sorte durch eine geringe Anfälligkeit für Echten Mehltau. Auffällig sind die schönen, geschlossenen Dolden.
  • Hallertauer Magnum: Diese Hopfen-Sorte mit hohem Bitterstoffgehalt zeichnet kräftiges Wachstum aus. Ihre großen Dolden und Blätter sind zierend.
  • Northern Brewer: Die frühreife Sorte ist zwar weniger ertragreich, beinhaltet dafür allerdings viele wichtige Bitterstoffe.
  • Herkules: Jene Variante ist äußerst ertragreich, hat einen hohen Gehalt an Alphasäure und ist somit gut geeignet für die Herstellung bitterer Biere wie Pils.

Aromahopfen-Sorten

  • Hersbrucker: Als traditionelle Sorte besticht sie durch ihr würziges Aroma.
  • Hallertauer mittelfrüh: Diese alte Hopfen-Sorte ist dank ihres Geschmacks immer noch im Anbau beliebt. Außerdem fällt sie durch ihre großen dunkelgrünen Blätter und den insgesamt ausgesprochen ästhetischen Wuchs auf.
  • Centenniel: Die in den USA sehr beliebte Sorte zeichnet ein Aroma, welches an Rote Beete und Beerenfrüchte erinnert, aus. Charakteristisch ist der Mix mit einer holzigen Note.
  • Citra: Jene Aromasorte mit hohem Wiedererkennungswert besticht mit ihrem vielfältigen, fruchtigen Aroma. Liebhaber erkennen sie sogar noch nach dem Brauvorgang im Bier wieder.
  • Amarillo: Eine eher milde Sorte mit moderatem Geschmack, aber süßer und zugleich würziger Fruchtnote liegt hierbei vor.
  • Mandarina Bavaria: Wie der Name bereits vermuten lässt, eignet sich diese Sorte durch ein mandarinenähnliches Aroma besonders zum Brauen von fruchtigen Bieren und zum Kalthopfen nach dem eigentlichen Brauprozess.

Das Kalthopfen, oder auch Hopfenstopfen genannt, ist ein Vorgang, bei dem nach abgeschlossenem Brauprozess dem eigentlich fertigen Bier nochmals Hopfen zugegeben wird. Durch den bereits entstandenen Alkohol lösen sich die Aromen besser aus dem Hopfen, weshalb bei diesem Prozess gerne Aromahopfen-Sorten verwendet werden. Da das Bier jedoch nicht mehr erhitzt wird, lösen sich kaum Bitterstoffe aus dem Hopfen, da dies hauptsächlich bei höheren Temperaturen geschieht.

Anbau des Hopfens
Hopfen kann an Drähten bis zu 5 m in die Höhe wachsen [Foto: UschiDaschi/ Shutterstock.com]

Als weiteres Zuchtziel für die im kommerziellen Anbau verwendeten Aroma- und Bitterhopfen-Sorten gilt es, kleinwüchsigere, doch ertragreiche Sorten zu schaffen. So könnte die maschinelle Bearbeitung der Kultur immens erleichtert werden.

Für private Hobbyanbauer sind im Hausgarten vor allem spezielle Sondersorten von Interesse. Ihre Besonderheiten sind meist Anspruchslosigkeit in Sachen Bodeneigenschaften sowie kürzere Triebe.

Sondersorten

  • Billbo: Aufgrund des extrem geringen Anteils an Bitterstoffen ist diese Sorte in der Braukunst uninteressant, eignet sich aber hervorragend für die Zubereitung von Tees.
  • Comet: Diese sehr auffällige und zierende Hopfenvariante trägt hellgrünes bis gelbes Laub und große Dolden.
  • Gimmli: Die Triebe dieser „zwergwüchsigen“ Sorte erreichen aufgebunden eine Länge von nur 4 m. Dadurch ist sie für den Anbau im Topf oder Container besser geeignet als ihre starkwüchsigen Verwandten. Außerdem macht die Resistenz gegen Echten Mehltau den Anbau im heimischen Garten angenehmer.

Dank der Vielzahl an unterschiedlichen Hopfen-Sorten kann im eigenen Garten ein echtes Geschmackserlebnis geschaffen werden. Möchte man sich jedoch im Bierbrauen versuchen, so sollte darauf geachtet werden, ausschließlich weibliche Pflanzen anzubauen. Gehen Sie deshalb auf Nummer sicher und kaufen die Jungpflanzen im Fachhandel oder vermehren Sie Ihren Hopfen sortenecht über Stecklinge. Denn bei der Aussaat mit gewöhnlichem Saatgut kann man nie sicher sein, ob es eine weibliche Hopfenpflanze wird.

Hopfen in der Sonne
Weibliche Hopfenpflanzen außer Reichweite der männlichen haben die gewünschten Dolden [Foto: Viacheslav Rubel/ Shutterstock.com]

Wie Sie im eigenen Garten Hopfen pflanzen können, erfahren Sie in unserem weiterführenden Spezialartikel.

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