Kamille: Wirkung & Verwendung als Heilpflanze

Katja
Katja
Katja
Katja

Ich habe Landschaftsökologie studiert und habe durch mein Studium die Liebe zu Pflanzen entdeckt. Pflanzen sind nicht nur schön, sondern faszinieren mich auch durch ihre unterschiedlichen Überlebensstrategien. Um mir etwas Natur in die Wohnung zu holen, hege und pflege ich meine Zimmerpflanzen und Kräuter auf jeder verfügbaren Fensterbank.

Lieblingsobst: Rhabarber und alle Arten von Beeren
Lieblingsgemüse: Zwiebeln und Knoblauch

Die Heilwirkung der Kamille ist seit Jahrhunderten bekannt. Aber was macht die Kamille so gesund, welche Wirkstoffe enthält sie und wogegen kann man Kamille einsetzen?

Kamillenblüten
Kamille wird seit jeher als Heilpflanze eingesetzt [Foto: belizar/ Shutterstock.com]

Seit Jahrhunderten wird Kamille (Matricaria) von uns Menschen angebaut – und das nicht nur als schöne Zierpflanze, sondern vor allem wegen ihrer Wirkung als Heilpflanze. Seit Tausenden von Jahren wissen Heiler um die positiven Effekte der Pflanze. Germanen und Ägypter verehrten die Blume sogar als heilige Pflanze ihrer Sonnen-Gottheiten. Doch auch heute noch schwören viele Menschen auf die wohltuende Kraft der Kamille. So findet die Kamille bei vielerlei Beschwerden Anwendung, beispielsweise gegen Entzündungen, bei Bauchschmerzen oder Erkältungen.

Wirkung der Kamille: Was macht sie so gesund?

Ausschlaggebend für die Wirkung der Kamille als Heil- und Arzneimittel ist der Gehalt an ätherischem Öl. In den Blüten ist der Anteil mit 0,3 – 2,5 % am höchsten. Dieses aus der Echten Kamille gewonnene Öl nennt man auch Kamillenöl oder Blaues Kamillenöl. Hauptbestandteile des ätherischen Öls sind Bisabolol und Matricin, welche eine entzündungshemmende Wirkung besitzen. Wird Kamillenöl mithilfe von Wasserdampfdestillation gewonnen, bildet sich Chamazulen – dieses wirkt ebenfalls nicht nur entzündungshemmend, sondern verleiht dem Öl auch eine tiefblaue Farbe. Am höchsten ist der Gehalt der wirksamen Stoffe in der Echten Kamille (Matricaria chamomilla), doch auch die Römische Kamille (Chamaemelum nobile) kann als Heilpflanze genutzt werden. Die Arten der Hundskamille (Anthemis) gelten jedoch als schwach giftig und sollten nicht in der Heilkunde und Küche verwendet werden. Die übrigen Kamillen-Arten sind zwar nicht giftig, enthalten aber auch keine nennenswerten Gehalte an Wirkstoffen und werden daher selten genutzt.

Kamille als Heilpflanze
Nicht alle Kamillen-Arten werden in der Heilkunde eingesetzt [Foto: Alex Manders/ Shutterstock.com]

Die Inhaltsstoffe der Echten Kamille wirken antibakteriell, unterbinden die Wirkung von entzündungsfördernden Substanzen und entspannen verkrampfte Muskeln. Aufgrund dieser Eigenschaften wird Kamille gegen zahlreiche Krankheiten von Schnupfen bis hin zu Hautproblemen eingesetzt.

Ist Kamille entzündungshemmend? Ja, die Echte Kamille wirkt entzündungshemmend – und zwar sowohl äußerlich als auch innerlich. Als Salbe aufgetragen entfaltet die Kamille ihre Wirkung auf der Haut und hilft dort gegen Entzündungen oder Neurodermitis. Aber auch als Tee eingenommen ist die Kamille entzündungshemmend, zum Beispiel im Mund- und Rachenraum.

Kamillenöl
Die tiefblaue Farbe des Kamillenöls entsteht bei der Wasserdampfdestillierung [Foto: Madeleine Steinbach/ Shutterstock.com]

Kann man Kamille essen?

Blüten, Blätter und Knospen der Echten Kamille sind essbar und können in der Küche verwendet werden. Wurzeln und Stängel werden in der Regel nicht verwendet. Auch für Tiere ist die Echte Kamille essbar und entfaltet ihre Wirkung. So kann ein Kamillentee auch bei Hunden beruhigend wirken und gegen Magen-Darm-Beschwerden helfen. Ebenso zum Verzehr geeignet ist die Römische Kamille. Sie duftet und schmeckt dezent nach Apfel. Manche Arten der Hundskamillen gelten hingegen als schwach giftig und sollten lieber nicht verzehrt werden. Haustiere wie Hunde und Katzen sollten von der Pflanze nur geringe Mengen verzehren, ein gelegentliches Anknabbern ist aber unbedenklich. Auch Pferde und Kaninchen vertragen geringe Mengen der Hundskamille.

Ist Kamille für Katzen giftig? Die Echte Kamille ist für Katzen nicht giftig, die Hundskamillen-Arten können in großen Mengen aber leichte Vergiftungserscheinungen hervorrufen.

Kamillenblüte mit Schmetterling
Für Haustiere ist die Echte Kamille unbedenklich, für Insekten sogar nützlich [Foto: antonella.lussardi/ Shutterstock.com]

Die Kamille gehört glücklicherweise zu den Heilpflanzen, die auch von Laien problemlos angewendet werden können, da sie auch bei „falscher“ Zubereitung oder Dosierung kaum negative Effekte zeigt. Trotzdem sollten bei der Anwendung von Echter Kamille als Heilmittel ein paar Punkte beherzigt werden: Besonders Menschen mit einer Allergie gegen Korbblütler (Asteraceae) sollten von der Kamille als Hausmittel absehen. Bei diesen Personen kann es zu schweren allergischen Reaktionen kommen, wenn Verunreinigungen durch andere Korbblütlerarten wie Hundskamille vorliegen. Mit dieser besteht zum Teil Verwechslungsgefahr. Mehr zum Thema Sortenunterschiede und Verwechslungsgefahr bei der Kamille finden Sie in unserem Spezialartikel. Außerdem sollten selbst zubereitete Kamillenlösungen nicht am oder im Auge angewendet werden – sie können mit Keimen verunreinigt sein und so sogar Infektionen am Auge hervorrufen.

Hundskamille
Die Hundskamille sieht der Echten Kamille zum Verwechseln ähnlich, kann aber allergische Reaktionen auslösen [Foto: Peter Turner Photography/ Shutterstock.com]

Verwendung von Kamille als Heilpflanze

Dass die Kamille seit jeher in keiner Hausapotheke fehlen darf, liegt insbesondere an der einfachen Anwendung der Pflanze, aber auch an ihrer Vielseitigkeit. So lässt sich die Echte Kamille auch von Laien als selbstgemachtes Hausmittel anwenden. Alternativ kann auch die Römische Kamille mit ähnlichen Inhaltsstoffen verwendet werden. Die Kamille eignet sich besonders für Kinder: Kamillentee kann zum Beispiel in angemessener Dosierung bedenkenlos für Babys genutzt werden.

Kamillentee: Wogegen hilft er?

Kamillentee kennt wahrscheinlich jeder aus seiner Kindheit. Ob Magenbeschwerden oder Grippe – bei einer Vielzahl Krankheiten soll das warme Getränk helfen. Aber ist das ein Ammenmärchen oder ist Kamillentee tatsächlich gesund? In der Tat lösen sich die heilsamen ätherischen Öle im heißen Wasser und können Linderung bei kleineren Leiden schaffen. So entfaltet selbstgemachter Kamillentee seine beruhigende Wirkung, löst Krämpfe bei Magen-Darm-Beschwerden und kann auch bei einer Gastritis wohltuend sein. Ebenso hilft Kamille gegen Entzündungen im Mund- und Rachenraum – mehrmals täglich angewandt wirkt eine Mundspülung mit Kamille entzündungshemmend und schmerzlindernd. In Südeuropa ist der gesunde Kamillentee außerdem als Schlaf- und Beruhigungsmittel weit verbreitet. Selbst bei Menstruationsbeschwerden soll die heilende Pflanze krampflösend wirken.

Tipp: Man kann Kamillentee auch als pflegende Haarspülung einsetzen. Er pflegt dabei die Kopfhaut und hellt die Haare leicht auf.

Getrocknete Kamille
Für einen Kamillentee verwendet man in der Regel die getrockneten Kamillenblüten [Foto: Leonella/ Shutterstock.com]

Als Hausmittel ist Kamillentee nicht nur gesund, sondern auch überaus beliebt. Kein Wunder – schließlich lässt er sich leicht aus der Heilpflanze herstellen. Für einen Kamillenaufguss werden die Blüten frisch oder getrocknet verwendet, wobei die beste Zeit für die Ernte der Kamille bei vollständig geöffneter Blüte vor dem Verblühen liegt. Zwei bis drei Teelöffel der getrockneten Kamillenblüten werden in einer Tasse mit heißem, aber nicht mehr kochendem Wasser aufgegossen. Nachdem der Tee etwa zehn Minuten abgedeckt gezogen hat, kann man die Blüten abseihen und den gesunden Kamillentee genießen. Eine Tagesdosis der Echten Kamille entspricht 9 – 12 g der getrockneten Blüten.

Kamillentee
Ist Kamillentee gesund? Die Antwort lautet eindeutig: Ja! [Foto: George Dolgikh/ Shutterstock.com]

Vorteile von Kamillentee auf einen Blick:

  • Kamillentee kann man selbst machen
  • Hilft bei einer Vielzahl von Beschwerden
  • Aufgrund der beruhigenden Wirkung kann man Kamillentee gut vor dem Schlafen trinken
  • Der entzündungshemmende Kamillentee wirkt bei Magen-Darm-Leiden und Menstruationsbeschwerden
  • Als pflegende Haarspülung wirkt Kamillentee aufhellend und beruhigt die Kopfhaut
  • Klassisch wird Kamillentee bei Erkältungen eingesetzt

Kamille inhalieren

Kamille ist wohl am bekanntesten für seine wohltuende Wirkung bei Atemwegsbeschwerden und Erkältungen. Tatsächlich sollte hier aber nicht zu Kamillentee gegriffen werden – bei einer starken Erkältung lohnt es sich, zu schwitzen. Durch die Inhalation gelangen die Wirkstoffe der Kamille nämlich in die Lunge. Die Inhalation eines heißen Kamillendampfbades kann für manch einen zwar unangenehm sein, wirkt sich aber positiv auf die Beschwerden in den Luftwegen aus. Dafür werden in einem Topf heißes Wasser und zwei Handvoll Kamillenblüten zusammengegossen: Einfach den Kopf für einige Minuten mit einem Handtuch abgedeckt über den Topf hängen und etwa 10 bis 20 Minuten tief ein- und ausatmen. Das ist zwar oftmals nicht sonderlich angenehm, wirkt aber wahre Wunder. Durch den Wasserdampf werden die trockenen und gereizten Schleimhäute neu befeuchtet, die ätherischen Öle der Kamille wirken beruhigend und lindern die Entzündung.

Kamille zum inhalieren in einem Topf
Wird Kamille inhaliert, kann dies bei Beschwerden der Atemwege helfen [Foto: Johannes Ziegler Photo/ Shutterstock.com]

Kamille in Salben

Nicht nur als Tee kann Kamille große Wirkung entfalten – auch als Hausmittel für die Haut hat sich die Kamille bewährt. Eine Salbe auf Kamillen-Basis kann zum Beispiel bei Haut-, Schleimhautentzündungen oder bakteriellen Hauterkrankungen aufgetragen werden. Hier hilft Kamille bei der Wundheilung und wirkt antibakteriell. Ebenfalls bei einer Anwendung im Fall von Infektionen in der Mundhöhle oder am Zahnfleisch kann Kamillensalbe Besserung bewirken.

Kamillensalbe und Kamillenblüten
Salbe aus Kamille hilft gegen viele Hautleiden [Foto: Vitalii M/ Shutterstock.com]

Kamille als Badezusatz

Für die äußere Anwendung von Kamille eignen sich nicht nur Salben: Auch ein Bad oder Sitzbad kann eine heilende Wirkung haben. Echte Kamille besitzt eine Heilwirkung bei Hautleiden wie Neurodermitis oder leichtem Sonnenbrand, wobei sie entzündungshemmend und antibakteriell wirkt und Linderung verschafft. Um einen geeigneten Badezusatz herzustellen, werden 50 – 100 g Kamillenblüten mit einem Liter heißen Wasser aufgegossen. Nach zehn Minuten werden die Blüten abgeseiht und der Badezusatz wird zum Badewasser gegeben. Auch für Erkrankungen im Anal- und Genitalbereich, beispielsweise Hämorrhoiden oder Infektionen, wirken Sitzbäder mit Kamille entzündungshemmend. In Kamillenbädern angewandt, lindern die ätherischen Öle in den Blüten die Beschwerden und beschleunigen die Heilung.

Kamillenblüten
Die gelben Röhrenblüten enthalten den größten Anteil wirksamer Inhaltsstoffe [Foto: P Kyriakos/ Shutterstock.com]

Kamillenöl

Kamillenöl ist vielseitig einsetzbar. Nicht nur aus der Echten Kamille, auch aus der Römischen Kamille wird Kamillenöl gewonnen. Man kann Kamillenöl zusammen mit einem Löffel Honig ins Badewasser geben, damit es seine Wirkung entfaltet. Man kann aber auch saubere Tücher in eine Schüssel mit Wasser und ein paar Tropfen Kamillenöl tunken und daraus Kompressen machen. Diese legt man dann auf Körperstellen mit Neurodermitis oder Muskelverspannungen.

Sie wollen die Echte Kamille im eigenen Garten anbauen? Bei uns gibts Tipps zur richtigen Pflege der Kamille.

Jetzt zur Plantura Garten-Post anmelden