Maiglöckchen: Giftig für Menschen oder Haustiere?

Natascha
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Als Kind spielte ich in meiner Heimat Rheinlandpflanz täglich in der Grünanlage vor meiner Haustür. Dort wuchs mein Interesse zur Natur und der Wunsch, Naturforscherin zu werden. Mittlerweile studiere ich Gartenbauliche Phytotechnologie und schreibe aktuell meine Bachelorarbeit im Bereich Pflanzenschutz im Obstbau. Da ich in Berlin lebe, liegt mir besonders die Steigerung der Lebensqualität in Städten mithilfe von Pflanzen am Herzen.

Lieblingsobst: Feige, Maracuja, Beerenfrüchte, Limette und Orange
Lieblingsgemüse: Kartoffeln, Knoblauch, Tomaten, Gürkchen, Feldsalat und Rucola

Dass Maiglöckchen giftig sind, ist vielen bekannt. Doch wie giftig sind Maiglöckchen tatsächlich, wie erkennt man eine Maiglöckchen-Vergiftung und was gilt es dann zu tun?

Maiglöckchen
Maiglöckchen sind wunderschön, aber leider auch giftig [Foto: GrigoryL/ Shutterstock.com]

Maiglöckchen (Convallaria majalis) verzücken in europäischen Wäldern und Gärten mit ihren weißen Glockenblüten. Mit ihren hübschen Blüten wirken die kleinen Marienblumen recht unschuldig. Die Pflanzen hüllen sich allerdings nur in einen Mantel der Harmlosigkeit und werden jedes Jahr zur Falle für neugierige Kinder und ahnungslose Kräutersammler.

Sind Maiglöckchen giftig oder nicht?

Maiglöckchen sind giftig und wurden 2014 sogar zur Giftpflanze des Jahres gekürt. Sämtliche Pflanzenteile beinhalten toxische Glykoside, die Cardenolide. Gerade die Samen und die so unschuldig wirkende Blüte sind reich an toxischen Verbindungen. Auch das Trocknen der Pflanze macht diese giftigen Inhaltsstoffe nicht harmlos. In diesem Zustand beträgt die Konzentration an Herzglykosiden 0,2 bis 0,5 %. Selbst das Blumenwasser, in dem Maiglöckchen gestanden haben, nimmt die Stoffe auf. Diese haben sehr starke Wirkung auf das Herz. Wegen dieser Eigenschaft hielt das Maiglöckchen schon im 15. Jahrhundert Einzug in die Volksmedizin und Heilkunde. Selbst die moderne Schulmedizin nutzt verträgliche Kleinstmengen als Wirkstoff in Medikamenten. Es gehört jedoch ein dickes Ausrufezeichen hinter das „verträgliche Kleinstmengen“.

Maiglöckchen in einer Vase
Auch das Blumenwasser von Maiglöckchen ist giftig [Foto: Anton Nikitinskiy/ Shutterstock.com]

Tipp: Der giftigste Inhaltsstoff der Maiglöckchen ist das Convallatoxin. Wie andere Herzglykoside ist es ein potenter Hemmstoff des Enzyms Natrium-Kalium-ATPase – auch bekannt als Natrium-Kalium-Pumpe – welches Teil des Energiestoffwechsels ist. Als Ionentransportsystem bewegt sie Natriumionen aus der Zelle und bringt Kaliumionen in die Zelle. Die Anreicherung von Natriumionen außerhalb der Zellen bewirkt unter anderem eine Verstärkung der Herzkontraktion, parallel aber die Verringerung der Schlagfrequenz und eine veränderte Erregbarkeit des Herzmuskels gegenüber Reizen. Diese Wirkungen machen Herzglykoside wie Convallatoxin zu wirksamen Herzmedikamenten, allerdings auch zu gefährlichen Giften.

Ab welcher Menge sind Maiglöckchen giftig?

Nach dem Genuss von 1 bis 5 Beeren sind maximal kurze Herzrhythmusstörungen zu erwarten. Ab einer größeren Menge wird es kritisch. Bei den Blättern muss schon ordentlich zugelangt werden, damit diese zu einer ernsthaften Vergiftung führen. Trotzdem dürfen Maiglöckchen keinesfalls gegessen werden!

Tipp: Wann Symptome bei einer Maiglöckchen-Vergiftung auftreten, ist immer abhängig von der Größe des Organismus. Bei einem Kleinkind sind wesentlich früher Vergiftungserscheinungen zu erwarten als bei einer ausgewachsenen, kräftigen Person.

Maiglöckchen-Beeren
Die Beeren der Maiglöckchen sind um einiges giftiger als die Blätter [Foto: Odeta Lukoseviciute/ Shutterstock.com]

Vergiftungssymptome bei Maiglöckchen

Schon der Kontakt mit der Pflanze löst bei empfindlichen Menschen Haut- und Augenreizungen aus. Nach dem Verzehr von Pflanzenbestandteilen der Maiglöckchen sollte auf folgende Symptome geachtet werden:

  • Beklemmungsgefühle im Brustbereich
  • Durchfall
  • Herzrhythmusstörungen
  • Sehstörungen
  • Schwindel
  • Übelkeit

Es treten zunächst ein hoher Blutdruck und eine hohe Pulsrate auf. Später vermindert sich der Blutdruck, die Atmung wird tiefer, es können Herzlähmungen auftreten, bis der Tod durch Herzstillstand eintritt – sofern nicht rechtzeitig entsprechende Hilfe geleistet wird.

Die weißen Blüten des Maiglöckchens
Maiglöckchen sind hochgradig giftig und wurden 2014 sogar zur Giftpflanze des Jahres gekürt [Foto: rustamank/ Shutterstock.com]

Was sollte man bei einer Maiglöckchen-Vergiftung tun?

Bei Aufnahme von Teilen der Pflanze sollten Sie den Giftnotruf anrufen. Dieser gibt Auskunft darüber, ob ein Notarzt kontaktiert werden muss. Überprüfen Sie bis zum Eintreffen des Notarztes die Lebensfunktionen. Verabreichen Sie, wenn in der Hausapotheke vorhanden, eine Kohletablette. Diese bindet die Giftstoffe im Magen. Wurden große Mengen verzehrt, behandelt der Arzt wie bei einer Herzglykosidvergiftung. Es kann bereits helfen, den Harnfluss zu stimulieren, um die Giftstoffe schneller aus dem Körper auszuscheiden. Um die Störung des Elektrolythaushaltes zu korrigieren, werden Kalium- und Magnesiumpräparate verabreicht. Diese oder andere Maßnahmen sollten Sie unbedingt in Absprache mit Ihrem Arzt durchführen. Jede Vergiftung muss der Giftinformationszentrale gemeldet werden.

Sind Maiglöckchen für Hund und Katze giftig?

Nicht nur für Menschen sind die Pflanzen giftig. Auch Hund und Katze können sich mit den Frühblühern vergiften. Die Vergiftungssymptome ähneln denen beim Menschen. Es sollte umgehend ein Tierarzt konsultiert und der Vorfall später der Giftinformationszentrale gemeldet werden. Die Glykoside sind für Schweine, Ziegen, Pferde, Hasen, Kaninchen, Hamster und Meerschweinchen sowie für Vögel ebenfalls giftig. Wir haben Ihnen noch 9 weitere giftige Gartenpflanzen für Haustiere aufgelistet, von denen Sie Ihre tierischen Freunde fernhalten sollten.

Hund und Maiglöckchen
Maiglöckchen sind giftig für Hunde und andere Haustiere [Foto: Konstantin Baidin/ Shutterstock.com]

Maiglöckchen erfolgreich von Bärlauch unterscheiden

Im März und April, wenn Maiglöckchen erst vereinzelt ihre Blüte zeigen, ist die Saison von Bärlauch (Allium ursinum) in heimischen Wäldern. Die Blätter des knoblauchartig duftenden Wildkrautes ähneln jedoch sehr stark den giftigen Blättern des Maiglöckchens. So kommt es jedes Jahr zu Vergiftungen, weil auf der Jagd nach Bärlauch die giftigen Doppelgänger im Weidenkörbchen landen. Dabei gibt es jede Menge Unterschiede zwischen den beiden Waldbewohnern:

  • Bärlauch-Laub riecht intensiv nach Knoblauch, Maiglöckchen-Laub nicht.
  • Bärlauch schiebt im Frühjahr seine jungen Blätter nebeneinander aus dem Boden, bei Maiglöckchen kommen sie zu charakteristischen Röhren gerollt aus dem Untergrund.
  • Maiglöckchen haben glockenförmige, Bärlauch-Pflanzen sternförmige Einzelblüten.

Alle Informationen dazu, wie Sie Bärlauch erkennen, finden Sie hier, damit Sie sich sicher an der nächsten Bärlauch-Sammelaktion beteiligen können.

Bärlauch
Maiglöckchen und Bärlauch sollte man sicher unterscheiden können [Foto: Stefan Rotter/ Shutterstock.com]

Auch wenn Maiglöckchen giftig sind, handelt es sich um wunderschöne Pflanzen. Sollten Sie sich dafür entscheiden, in Ihrem Garten Maiglöckchen zu pflanzen finden Sie hier alle Informationen.

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