Açai-Beere: Gesunde Wunderbeere oder überbewertetes Trendobst?

Regina
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Ich habe Gartenbauwissenschaften am WZW in Freising studiert und pflanze in meiner Freizeit auf einem Stück Acker alles an, was Wurzeln hat. Das Thema Selbstversorgung und saisonale Ernährung liegt mir dabei besonders am Herzen.

Lieblingsobst: Quitte, Kornelkirsche und Heidelbeere
Lieblingsgemüse: Erbsen, Tomaten und Knoblauch

Die Açai-Beere gilt als besonders gesund und liegt gerade voll im Trend. Wir gehen ihr auf den Grund und klären, was es mit der Wunderbeere auf sich hat.

Acai Beeren und Pulver
In Deutschland wird die Açai nur verarbeitet als Pulver oder Saft angeboten [Foto: Alexander Ruiz Acevedo/ Shutterstock.com]

Besonders in den Biomärkten findet man die Açai-Beere seit einigen Jahren in den Regalen, ob als Pulver, Müsliriegel oder auch als Eis. Die schwarze Beere scheint sich als neues Superfood etabliert zu haben. Was es mit dieser trendigen Frucht auf sich hat und woher sie eigentlich stammt, erfahren Sie in diesem Artikel.

Açai-Beere: Herkunft und Eigenschaften

Die Açai-Beere ist die Frucht einer Kohlpalme (Euterpe oleracea), die in den feuchten Tälern und Flussauen des Amazonasbeckens heimisch ist. Die mehrstämmige Palme erreicht bis zu 25 Meter an Höhe und dabei gerade mal einen Stammdurchmesser von bis zu 20 Zentimetern. Sie benötigt ein sehr warmes und feuchtes Klima mit mindestens 21 °C und mehr als 70 % Luftfeuchte. Die tiefvioletten bis schwarzen Früchte hängen zu Tausenden an langen und stark verzweigten Blütenständen. Einmal pro Jahr trägt dann jeder Stamm der Kohlpalme bis zu sechs Kilogramm Früchte, die aufwändig per Hand geerntet werden müssen. Die Açai-Beere ist eigentlich eine Steinfrucht, deren Stein etwa 90 % der Frucht einnimmt, sodass kaum Fruchtfleisch zur Weiterverarbeitung vorhanden ist. Das Fruchtfleisch und die Haut werden getrocknet, püriert oder gekocht, um daraus Pulver oder Brei herzustellen. Die Früchte sind allerdings kaum lagerfähig, weshalb es außerhalb von Südamerika keine Frischware zu kaufen gibt. Sie besitzt aber einen hohen Fettgehalt und daher auch einen hohen Nährwert, der besonders für die Einwohner der Regenwälder wichtig ist. Die Açai schmeckt kaum süß, ihr Geschmack gilt als eher cremig-fettig bis erdig und nussig. Im Amazonasgebiet ist sie ein alltägliches Grundnahrungsmittel und mit ihrem äußerst hohen Gehalt an Antioxidantien gilt sie sogar als Anti-Aging-Mittel.

Açai-Früche an Fruchtständen unter freiem Himmel
Die kleinen Açai-Früchte wachsen an riesigen Fruchtständen [Foto: lazyllama/ Shutterstock.com]

Was spricht für die Açai-Beere?

Tatsächlich besitzt die Açai nicht nur einen hohen Nährwert mit etwa 250 Kilokalorien pro 100 Gramm – in Pulverform gar 500 Kilokalorien – und auch die verdauungsfördernden Ballaststoffe kommen in erstaunlich hohen Gehalten vor. In der Açai sind auch Vitamin A, C und Eisen reichlich enthalten. Der dunkel färbende Farbstoff Anthocyanin liegt in großen Mengen vor und wirkt als Fänger freier Radikale zellschützend. Ihr hoher Gesundheitswert ist also unumstritten. In allerlei Kosmetika und Nahrungsergänzungsmitteln kann man die Açai zu horrenden Preisen erstehen. Im Vergleich zu anderen heimischen Früchten jedoch – wie der Aronia oder Apfelbeere (Aronia melanocarpa) – schneidet sie jedoch kaum besser ab.

Was spricht gegen die Açai-Beere?

Leider haben Açai-Produkte einen langen, klimaschädigenden Transport hinter sich, wenn sie letztlich bei uns in den Regalen ankommen. Zusätzlich werden durch die hohe Nachfrage mittlerweile ganze Plantagen angelegt, um den europäischen Hunger auf Superfoods zu stillen. Ähnlich wie bei Ölpalmen weichen nun Regenwälder den Monokulturen der Kohlpalme und außerdem brauchen die Kulturen eine regelmäßige Bewässerung. Aus diesen Gründen sollte man besser auf regional produzierte Heidelbeeren (Vaccinium corymbosum) oder eben Aronia zurückgreifen, die das Klima und die Wildnis deutlich weniger belasten und gleichzeitig genauso gesund sind.

Aronia-Beere Früchte auf Baum im Garten
Die Aronia-Beere ist als regionales Produkt deutlich schonender für Umwelt und Klima [Foto: Dragomir Radovanovic/ Shutterstock.com]

Falls Sie sich für ein Superfood interessieren, das Sie auch im eigenen Garten anbauen können, empfehlen wir unseren Spezial-Artikel zur Goji-Beere.

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