Wicken: Anpflanzen, Schneiden & die schönsten Wicken-Arten

Regina
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Ich habe Gartenbauwissenschaften am WZW in Freising studiert und pflanze in meiner Freizeit auf einem Stück Acker alles an, was Wurzeln hat. Das Thema Selbstversorgung und saisonale Ernährung liegt mir dabei besonders am Herzen.

Lieblingsobst: Quitte, Kornelkirsche und Heidelbeere
Lieblingsgemüse: Erbsen, Tomaten und Knoblauch

Wicken sind weit verbreitete Wildpflanzen oder können als Futter- und Nahrungspflanze angebaut werden. Wir geben einen Überblick über Wicken-Arten, ihre Ansprüche und Nutzungsmöglichkeiten.

Wicken
Wicken sind in Europa weit verbreitet und werden auch landwirtschaftlich genutzt [Foto: Celebrian/ Shutterstock.com]

Wicken (Vicia) sind vielfältig nutzbare Gewächse: Sie werden mitunter als Tierfutter, Nahrungsmittel, Gründüngung oder zur Zierde angebaut. Wir stellen einige Wicken-Arten vor und geben Tipps zum Anpflanzen von Wicken im Garten.

Wicken: Herkunft und Eigenschaften

Wicken gehören zur Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae), sind mit zahlreichen Arten in der gemäßigten Zone der Nordhalbkugel vertreten und somit auch in Europa weit verbreitet. Die Platterbse (Lathyrus) wird auch als Duftwicke oder Edelwicke bezeichnet, ist jedoch nicht näher mit den echten Wicken verwandt. Die meisten Wicken-Arten sind einjährig, es gibt jedoch auch winterharte und mehrjährige Pflanzen.

Wicken sind oftmals filigrane Gewächse mit dünnen Stängeln, die kriechend bis kletternd wachsen. Eine Ausnahme bildet die wüchsige und aufrechte Ackerbohne (Vicia faba). Die Pflanzen erreichen im Schnitt eine Wuchshöhe zwischen 30 und 100 cm, können jedoch auch bis 200 cm hoch werden. Wicken bilden ein dichtes und tiefgründiges Wurzelgeflecht aus. Typisch für Schmetterlingsblütler gehen auch Wicken eine Symbiose mit Bodenbakterien, den sogenannten Rhizobien (Rhizobium), ein. Diese siedeln sich in runden Knöllchen an den Wurzeln an und binden Stickstoff, den sie für die Pflanze bereitstellen im Tausch gegen Zucker aus der Photosynthese. Dies ermöglicht den Wicken das Überleben auf sehr kargen, stickstoffarmen Böden.

Wicken in Blütezeit
Wicken besitzen gefiederte Blätter und gelbe, weiße, rosafarbene oder violette Schmetterlingsblüten [Foto: Tom Meaker/ Shutterstock.com]

Die aus bis zu dreizehn Blättchenpaaren bestehenden Blätter der Wicke sind wechselständig angeordnet, paarig gefiedert und eiförmig, elliptisch bis lanzettlich geformt. Sie enden meist in einer feinen Ranke. Die gelben, weißen, rot-violetten oder blauvioletten Schmetterlingsblüten sitzen einzeln oder in einer mehrblütigen, langen Traube zusammen. Die Blütezeit der Wicke liegt im Sommer zwischen Juni und August. Wicken können sich selbst bestäuben, eine Fremdbefruchtung ist jedoch nicht selten, da die Blüten große Mengen an Nektar bieten. Wicken sind daher oftmals Bestandteil von Bienenweiden. Nach der Befruchtung bilden sich längliche, flache bis rundliche Hülsen, die zwei bis acht runde oder flache Samen enthalten. Wicken-Saat kann cremeweiß, beige, hellbraun bis rotbraun gefärbt sein. Bei Samenreife platzen die trockenen Hülsen auf und schleudern die Wicken-Saat teils heraus.

Wie tief wurzeln Wicken? Wicken sind Tiefwurzler. Wie tief sie genau wurzeln, ist von verschiedenen Standortfaktoren wie der Bodenart abhängig. Auf geeigneten Böden reichen die Wicken-Wurzeln bis über 100 cm in die Tiefe.

reife Wickensamen
Reife Wicken-Hülsen platzen auf und geben die Samen frei [Foto: tamu1500/ Shutterstock.com]

Die schönsten Wicken-Arten und Sorten

In Europa sind zahlreiche Wicken-Arten verbreitet und tauchen mitunter auch im Garten als Wildpflanzen auf. Einige Wicken lassen sich als Gemüse oder Gründüngung nutzen. Wir geben einen Überblick über die schönsten Arten und Sorten.

  • Ackerbohne (Vicia faba): Altbekannte Gemüseart mit stark aufrechten Pflanzen, gefiederten Blättern und großen, weißen, dunkel gestreiften oder roten Blüten mit schwarzem Auge. Daraus entwickeln sich Hülsen mit dicken Samen, die auch als Puffbohnen oder Dicke Bohnen bezeichnet werden. Beliebte Sorten sind ‘Bioro‘, ‘Hangdown‘, ‘Tiffany‘, ‘Ratio‘ oder ‘Reina Mora‘.
  • Erbsen-Wicke (Vicia pisiformis): Kletternde, mehrjährige und winterharte Wicke mit großen Hülsen und runden, erbsenartigen Samen. In jungem Stadium können sie wie Zuckererbsen, getrocknet wie Palerbsen genutzt werden.
  • Rauhaarige Wicke (Vicia hirsuta): Eine häufig an Getreidefeldern, Trockenwiesen oder Wegrändern anzutreffende Wicken-Art mit Wuchshöhen bis 50 cm. Typisch sind die raue Behaarung der Blätter und die weiche Behaarung der zweisamigen Hülsen. Die Rauhaarige Wicke blüht von Juni bis August und zeigt hellviolette bis weißliche, eher kleine Blüten.
Acker-Bohne
Die Dicke Bohne oder Acker-Bohne ist eine essbare Wicken-Art [Foto: Graham Corney/ Shutterstock.com]
  • Sommerwicke (Vicia sativa): Weit genutzte, einjährige Gründüngungspflanze, besonders für stickstoffhungrige Gemüsearten wie Kohl (Brassica). Die kräftig wachsenden bis zu 80 cm hohen, tief wurzelnden Sommerwicken bilden rot-violette Blüten und dienen gleichzeitig als Bienenweide. Sie wird auch zur Futtergewinnung genutzt.
  • Speise-Wicke (Vicia ervilia): Eine der allerersten Nutzpflanzen des Menschen, die heute selten angebaut und wie Linsen (Lens culinaris) zubereitet wird. Sie bekam daher auch den Beinamen Linsen-Wicke. Die äußerst eiweißhaltige Saat gedeiht an filigranen, etwa 50 cm hohen Pflanzen mit rot-violetten Blüten und später länglichen Hülsen mit cremeweißen Wicken-Samen.
Vogelwicke
Die Vogelwicke ist eine mehrjährige Wickenart [Foto: Wakhron/ Shutterstock.com]
  • Vogelwicke (Vicia cracca): Niederliegende bis kletternde, 30 – 100 cm hohe, in Europa weit verbreitete Wicken-Art. Sie bildet dunkelviolett-blaue Blüten, die zu 10 – 30 Stück in langen Trauben zusammensitzen und zwischen Juni und August erblühen.
  • Wald-Wicke (Vicia sylvatica): Vor allem im Bergwald in bis über 2000 m Höhe vorkommende Art. Die niederliegenden bis kletternden Pflanzen können eine Wuchshöhe von 50 – 200 cm erreichen. Sie bilden von Juni bis August lange Trauben von weißen, violett geaderten Schmetterlingsblüten aus.
Wald-Wicke
Die Wald-Wicke ist in alpinen Bergwäldern zuhause [Foto: Lisa Schildbach/ Shutterstock.com]
  • Zaunwicke (Vicia sepium): Weit verbreitete, 30 – 60 cm hohe, kletternde Wicken-Art, die sich mittels ihrer Ranken aufrecht hält. Sie bildet zwischen Mai und August zu mehreren zusammensitzende, violett gestreifte Schmetterlingsblüten aus.
  • Zottelwicke (Vicia villosa): Auch als Winterwicke bekannte, kältetolerante Gründüngungspflanze mit weicher Behaarung an Stiel, Blättern und Blütenkelchen. Die tief wurzelnden, in rot-violetten Trauben blühenden Zottelwicken sammeln Stickstoff im Boden, dienen als Bienenweide und können auch als Tierfutter genutzt werden. Sie sind beispielsweise Teil der bekannten Saatgutmischung „Landsberger Gemenge“.
Winterwicke
Die Winterwicke ist frosttolerant und mehrjährig [Foto: zzz555zzz/ Shutterstock.com]

Sind Wicken Unkraut?

Grundsätzlich sind Wicken äußerst nützliche Pflanzen, da sie Insekten Nahrung bieten, den Untergrund kräftig durchwurzeln und Stickstoff binden. Wicken sind Zeigerpflanzen für stickstoffarme Böden und können sich auf solchen Standorten stärker ausbreiten als andere Pflanzen, da sie dank der Knöllchenbakterien ihren eigenen Stickstoffvorrat erzeugen. So können sich stellenweise Wicken im Rasen und als unerwünschte Beikräuter in Beeten ansiedeln und rasch verbreiten. Besonders auf Grünflächen sorgt eine regelmäßige Rasen-Düngung dafür, dass Gräser konkurrenzfähiger werden und Wicken wieder verschwinden. In Beeten können unerwünschte Wicken vor der Samenbildung manuell entfernt werden.

Wicken anpflanzen

Wicken sind anpassungsfähige Gewächse und gedeihen auch auf schwierigeren Böden. Wir geben Tipps zum Standort und Säen von Wicken.

Der richtige Standort

Der ideale Standort für Wicken liegt auf tiefgründigen, gut Feuchtigkeit speichernden, nährstoffarmen Böden in voller Sonne bis Halbschatten. Sie gedeihen auch auf schwerem Grund, solange keine Staunässe vorherrscht. Der optimale pH-Wert des Bodens liegt zwischen 6,2 und 7,2 im leicht sauren bis neutralen Bereich.

Wicken säen

Wicken sollten direkt ins Beet gesät werden. Eine Vorkultur ist nicht notwendig, bei Acker-Bohnen jedoch zur Verfrühung möglich. Die Dunkelkeimer werden ab März bis April circa 5 cm tief in die Erde gesät. Der Pflanzabstand liegt bei etwa 10 cm. Bei regelmäßigem Wässern und optimaler Keimtemperatur von 8 – 15 °C erscheinen die ersten Keimlinge nach einer bis drei Wochen. Wicken werden selten als einzelne Art gesät, denn sie sind in zahlreichen Blühmischungen enthalten.
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Wicken als Gründüngung

Wicken bilden rasch viel organische Masse, wurzeln tief und bringen Stickstoff in den Boden ein. All diese Vorteile machen Wicken zu idealen Gründüngungspflanzen. Für die Nutzung als stickstoffanreichernde Winterbegrünung werden meist einjährige, abfrierende Wicken-Arten wie die Sommer-Wicke gewählt. Alternativ kann die frosttolerante Winterwicke als Gründüngung genutzt werden. Sie wird im Frühjahr geschnitten, gemulcht und untergeharkt, um die organische Masse in den Boden einzubringen. Die Aussaat von Wicken zur Gründüngung erfolgt im Spätsommer ab August bis September.

Wicken zur Gründüngung
Wicken werden in der Landwirtschaft als Futter- und Gründüngungspflanze genutzt

Die richtige Pflege

Wicken sind pflegeleichte Gewächse, sie benötigen keine Düngung oder Schnittmaßnahmen. In der Jungpflanzenphase sollten sie jedoch bei trockenem, heißem Wetter regelmäßig gewässert werden. Nach der Keimung kann es notwendig werden, unerwünschte Beikräuter zu entfernen, bis die Wicken konkurrenzfähig geworden sind. Dies ist vor allem bei Speise-Wicken und Ackerbohnen wichtig, auch um die Ernte zu vereinfachen. Eine Gründüngung benötigt außer etwaigen anfänglichen Wassergaben keinerlei Pflege bis die Pflanzen gemulcht werden.

Wicken lassen sich leicht vermehren, da sie meist zahlreiche Samen bilden. Die Hülsen werden zur Samenreife, wenn sie zunehmend trocken und braun werden, geerntet und einige Tage zum Trocknen ausgelegt. Sie öffnen sich dann oft von selbst oder werden ausgekernt, um die Wickensamen zu gewinnen. Sie lassen sich trocken, kühl und dunkel problemlos vier bis fünf Jahre lagern, ohne an Keimfähigkeit zu verlieren.

Welche Wicken sind winterhart?

Winterharte Wicken-Arten sind die Erbsen-Wicke, Vogel-Wicke, Wald-Wicke, Winterwicke und Zaunwicke. Sie sterben teils im Spätherbst oberirdisch ab und treiben frisch aus oder bleiben bis ins Frühjahr hinein grün. Mehrjährige Wicken sind völlig winterhart und benötigen im Garten keinerlei Winterschutz.

Samen der Wicke
Die Samen der Speise-Wicke können wie Linsen zubereitet werden [Foto: Anton Starikov/ Shutterstock.com]

Sind Wicken giftig oder essbar?

Grundsätzlich sind Wicken nicht giftig. Die zarten Triebe und Blüten der Zaun-Wicke oder Vogelwicke können beispielsweise roh verzehrt werden. Die grünen Hülsen und Samen beinhalten allerdings leicht giftige Alkaloide, die dem Fraßschutz dienen. Hitze zerstört diese für uns schädlichen Moleküle, weshalb Wicken gegart, gekocht oder blanchiert sorgenfrei verzehrt werden können. Die Erbsen-Wicke ist in allen Teilen auch roh essbar. Wicken-Samen können wie Linsen zubereitet werden, benötigen jedoch eine lange Einweich- und Kochzeit.

Zur großen Familie der Hülsenfrüchtler gehören ebenfalls die Lupinen (Lupinus). Bei uns lesen Sie, welche Arten sich als attraktive Gartenstaude oder für den Anbau von essbaren Lupinensamen eignen und wie man sie erfolgreich im Garten anbaut.

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