Frostschäden an Pflanzen erkennen & vermeiden

Verena
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Aufgewachsen bin ich auf einem kleinen, biologischen Nebenerwerbshof und nach meinem FSJ auf einer Ranch in Amerika habe ich angefangen, in Hohenheim Agrarwissenschaften zu studieren. Am meisten interessieren mich hier die Bereiche Boden, ökologische Landwirtschaft und Pflanzenwissenschaften. Zuhause verbringe ich viel Zeit in unserem Garten und wenn ich dort nicht zu finden bin, trifft man mich oft in der Küche, wo ich unser Obst und Gemüse zum Kochen und Backen verwerte.

Lieblingsobst: Auch wenn sie langweilig sind – Äpfel
Lieblingsgemüse: Paprika, Rote Bete, Zucchini, Weißkraut

Die ersten kalten Nächte im Jahr kommen meist unerwartet. Dann kann es passieren, dass Pflanzen durch Frostschäden in Mitleidenschaft gezogen werden. Dies lässt sich jedoch oft vermeiden und bedeutet nicht gleich den Tod der Gewächse.

Garten im Schnee
Frostschäden an Pflanzen treten im Winter häufig auf [Foto: Andrew Fletcher/ Shutterstock.com]

Der Winter ist eine harte Zeit für viele Tiere und Pflanzen. So kommt es häufig zu Frostschäden an Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus), Olivenbäumen (Olea europaea) und anderen Gartenpflanzen. Wie Sie diese Frostschäden erkennen, was man tun kann, wenn Pflanzen zu viel Frost abbekommen haben, und wie sich Frostschäden vermeiden lassen, erfahren Sie in diesem Artikel.

Wie entstehen Frostschäden an Pflanzen?

Zu Frostschäden an Pflanzen kann es aus zwei verschiedenen Gründen kommen:

  1. Wenn der Pflanze keine Strategie zum Ertragen der Kälte zur Verfügung steht: Das ist oft bei subtropischen und tropischen Gewächsen der Fall. Wenn Sie wissen möchten, was genau Pflanzen im Winter machen und wie sie kalte Temperaturen überstehen, können Sie in unserem Spezialartikel weiterlesen.
  2. Wenn der Pflanze keine Gelegenheit gegeben wurde, sich auf Frost einzustellen: Das passiert häufig, wenn man sie direkt aus dem Gewächshaus oder der Wohnung in den Garten pflanzt. Die Pflanzen sind dann nicht auf die neue Situation vorbereitet und erleiden Frostschäden. Auch eine falsche Pflege setzt die Frosthärte herunter.

Kalte Temperaturen schädigen Pflanzen auf verschieden Weise:

Gefrierendes Wasser in den Zellen: Bei unter 0 °C beginnt das Wasser in den Zellen zu gefrieren. Die entstehenden Eiskristalle können Strukturen innerhalb der Pflanzenzelle nachhaltig schädigen und unangepassten Pflanzen binnen Stunden den Garaus machen. Gewächse aus den gemäßigten Breiten können ein Gefrieren des Wassers jedoch verhindern. Diese Fähigkeit steht ihnen durch evolutionäre Anpassung zur Verfügung. Subtropische und tropische Pflanzen haben diese Fähigkeit nicht oder nur in geringem Maße. Doch auch eigentlich winterharte Pflanzen, die in Kübeln wachsen, können dem vollständigen Durchfrieren des Wurzelballens zum Opfer fallen. Denn natürlicherweise wäre ihre Wurzel im gewachsenen Boden etwas mehr geschützt und isoliert.

Pfefferpflanze mit Frostschaden
Schon wenige Stunden Frost können zum Absterben ganzer Pflanzenteile führen [Foto: Viktor Kovtun/ Shutterstock.com]

Kälte beeinflusst Zellmembranen und Stoffwechselprozesse: Zellmembranen bestehen aus Lipiden, also Fetten. Wenn es kalt wird, werden diese Lipidmembranen weniger flexibel und der über die Membranen stattfindende Stoffaustausch kann weniger gut gesteuert werden. Außerdem laufen biochemische Prozesse bei Kälte langsamer ab. So kann es passieren, dass lebenswichtige Prozesse in der Pflanze zu langsam ablaufen oder gar ganz zum Erliegen kommen.

Frosttrocknis von Immergrünen: Ein weiterer Frostschaden an Pflanzen, der besonders immergrüne Pflanzen wie Rhododendron (Rhododendron spec.) oder Ilex (Ilex spec.) betrifft, ist die Frosttrocknis. Das mag zunächst unlogisch erscheinen, denn an Schnee und Regen mangelt es im Winter meist nicht. Doch bei anhaltender Kälte kann es vorkommen, dass nicht genügend Wasser aus dem gefrorenen Boden nachgeliefert werden kann, um den Verlust der oberirdischen, grünen Pflanzenorgane auszugleichen. Auch ohne Bodenfrost sind die Wurzeln im kalten Boden sehr viel weniger effektiv. Das wird besonders problematisch, wenn die Wintersonne scheint.

Tipp: Lassen Rhododendren im Winter die Blätter hängen, liegt dies am kältebedingten Wassermangel – der Frosttrocknis. Akuter Handlungsbedarf besteht meist dennoch nicht. Vorbeugend aber sollten Sie Immergrüne stets nur in schattige Lagen pflanzen und ihren Wurzelbereich durch eine Mulchschicht isolieren.

Rhododendron mit hängenden Blättern
Lassen Pflanzen ihre Blätter im Winter hängen, kann das ein Zeichen für Wassermangel sein [Foto: Mulevich/ Shutterstock.com]

Spannungsrisse durch Temperaturschwankungen: Vor allem bei jungen Bäumen kann es außerdem vorkommen, dass die Rinde reißt. Das liegt darin begründet, dass sich durch die großen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht oder zwischen Sonnen- und Schattenseite des Baumes das noch dünne Rindengewebe verschieden schnell ausdehnt oder zusammenzieht und es so zu Spannungen und schließlich Rissen kommen kann. Schutz davor bietet ein Kalkanstrich.

Baumrinde mit Frostriss
Frostrisse an jungen Bäumen wachsen oft zu großen Rissen in der Rinde heran [Foto: mykhailo pavlenko/ Shutterstock.com]

Spätfrost-Schäden an Blüten und Neuaustrieb: Im Zuge des Klimawandels treten immer häufiger milde und kurze Winter auf. Dies gibt den überwinternden Pflanzen bereits früh im Jahr das Startsignal für den Austrieb und die Blüte. Diese zu früh erschienenen Blüten und Triebe nehmen dann oft durch Spätfröste Schaden. Besonders die Obstbaumblüte ist häufig betroffen.

Frostschäden an Pflanzen erkennen

Woran man Frostschäden an Pflanzen erkennt, hängt ab vom Teil der Pflanze, der betroffen ist, und von der Art des Frostschadens. Häufige Anzeichen für Frostschäden an Pflanzen sind jedoch:

  • Blätter: Zunächst Braunfärbung und Vertrocknen der Blattspitzen, später des ganzen Blattes; eingerollte Blätter können auf Trockenstress hinweisen.
  • Krautige Pflanzenteile: Werden nach der Frosteinwirkung matschig, färben sich braun und verfaulen.
  • Holzige Pflanzenteile: Wirken vertrocknet, braun und schrumpelig; Risse in der Rinde.
  • Knospen und Blüten: Vertrocknen, werden braun und fallen ab.
Obstbaumblüten mit Frostschaden
Blüten sind bei Frost besonders gefährdet [Foto: Vladimir Vlcek /Shutterstock.com]

Einige Pflanzen sind bei uns häufiger von Frostschäden betroffen, Olivenbäume und Kirschlorbeerhecken zum Beispiel. Braune Blätter können ein Anzeichen für Frostschäden an Kirschlorbeer sein. Weiter mögliche Ursachen von braunen und gelben Blättern an Kirschlorbeer finden Sie in einem extra Artikel.

Auch an Hanfpalmen (Trachycarpus fortunei) machen Frostschäden meist durch braune Blätter auf sich aufmerksam.
Dank der heißen Sommer wagen sich immer mehr an den eigenen Olivenbaum. Zu Frostschäden an Olivenbäumen kann es zum Beispiel kommen, wenn man sie nicht früh genug ins Haus geholt hat. Wie bei Frostschäden an Kirschlorbeer und Hanfpalme sind auch beim Olivenbaum zunächst die Blätter betroffen, die nach Frost oft abfallen. War der Frost nicht zu stark und haben Sie den Baum rechtzeitig ins Haus geholt, sollte er aber im nächsten Frühjahr wieder neu austreiben.

Kirschlorbeer mit braunen Blättern
Winterschäden an Kirschlorbeer machen sich durch braune, abgestorbene Blätter bemerkbar [Foto: Beekeepx/ Shutterstock.com]

Auch Zimmerpflanzen können Frostschäden erleiden. Das passiert meist schneller, als man denkt. Zimmerpflanzen haben in der Regel ein relativ hohes Temperaturoptimum. So kann es vorkommen, dass schon bei deutlich über 0 °C Kältestress bei den Pflanzen auftritt. Hat man die Zimmerpflanze zum Beispiel an einem schönen Sommertag auf den Balkon gestellt und nachts fällt die Temperatur unter 10 °C, kann das schon deren Tod bedeuten.

Kann man erfrorene Pflanzen wiederbeleben?

Was kann man tun, wenn es zu Frostschäden an Pflanzen gekommen ist? Oder sind die betroffenen Gewächse automatisch tot?

Ist eine Pflanze tatsächlich erfroren, ist ein Wiederbeleben nicht mehr möglich. Oft ist es jedoch so, dass Gewächse zwar tot und leblos wirken, im nächsten Frühjahr aber wieder austreiben. Haben Sie deshalb Geduld und warten Sie ab. Ist Ende Mai immer noch kein Austrieb sichtbar, hat es wahrscheinlich die ganze Pflanze erwischt.

Tipp: Wenn Sie nicht sicher sind, ob Ihre Pflanze Frostschäden abbekommen hat, können Sie die Kratzprobe machen. Dafür einfach ein Stück Rinde flach abschaben. Kommt darunter das grüne, lebendige Kambium zum Vorschein, hat dieser Pflanzenteil den Winter gut überstanden.

Knospen im Frühling
Wenn Sie im Frühjahr neue Knospen erkennen, hat die Pflanze den Frost überlebt [Foto: Maria Rom/ Shutterstock.com]

Erkennen Sie Anzeichen für Frostschäden an Ihrer Pflanze, ergreifen Sie Schutzmaßnahmen. Einige Tipps dazu finden Sie im nächsten Abschnitt.

Keine Angst, wenn zum Beispiel Ihr Kirschlorbeer einen Frostschaden hat und einige Blätter braun sind. In den meisten Fällen treibt das Gehölz wieder neu aus. Es reicht daher, wenn Sie die unschönen, braunen Blätter des Kirschlorbeers nach Frostschäden abschneiden. Der beste Zeitpunkt dafür ist jedoch nicht direkt, wenn man den Schaden bemerkt, noch im Winter, sondern im folgenden Frühjahr. Das gilt allgemein für Schnittmaßnahmen, die man in Folge von Frostschäden durchführt. Im Frühjahr, nach dem Neuaustrieb, kann man besser erkennen, welche Stellen genau von Frostschäden betroffen sind und schneidet so nur das weg, was wirklich abgestorben ist.

Rosen schneiden
Schneiden Sie auch Rosen nach Frostschäden erst im Frühjahr [Foto: gorillaimage/ Shutterstock.com]

Frostschäden an Pflanzen vermeiden

Folgendes können Sie tun, um Ihre Pflanzen vor Frostschäden zu schützen:

Wählen Sie heimische, winterharte Arten und Sorten: Das Vermeiden von Frostschäden beginnt schon bei der Pflanzenwahl.

Kaufen Sie nur abgehärtete Pflanzen aus Freilandkultur: Diese findet man in guten Staudengärtnereien oder Baumschulen. Nicht abgehärtete Pflanzen sind nicht winterhart und müssen geschützt überwintert werden.

Passen Sie Ihre Pflege an: Eine organische Düngung im Herbst, die eher kaliumbetont ist und nicht zu viel Stickstoff liefert, fördert die Frostresistenz vieler Gewächse. Im Herbst sollte man starkes Wässern, Düngen und das Schneiden von Pflanzen vermeiden.

Vlies gegen Frostschäden an Pflanzen
Eine Haube aus Vlies oder Jutesäcken kann gefährdete Pflanzen vor Frostschäden schützen [Foto: Michele Ursi/ Shutterstock.com]

Kübelpflanzen richtig überwintern: Beim Überwintern von Kübelpflanzen sollte man auf die individuellen Temperatur- und Lichtansprüche der verschiedenen Pflanzen achten. Isolieren Sie auch die Töpfe von Pflanzen, die den Winter über draußen bleiben.

Beetpflanzen vor Frost schützen: Das geht zum Beispiel durch eine isolierende Mulchschicht aus Stroh, Laub oder unsere Plantura Bio-Pinienrinde. Sie besteht zu 100 % aus Nadelholzrinde und wird nachhaltig in Europa produziert.

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Bringen Sie einen Weißanstrich an jungen Bäumen an: So werden Frostrisse in der Rinde unwahrscheinlicher, denn durch die weiße Farbe erwärmt sich die Rinde nicht so schnell. Dadurch fallen die Spannungen zwischen dem kalten Kernholz und der wärmeren Rinde geringer aus.

Tipp: Frostschäden an Hanfpalmen können Sie dank einiger Tipps zur Überwinterung von Hanfpalmen leicht vermeiden. Und auch alles Wichtige zur Überwinterung Ihres Olivenbaums finden Sie in einem extra Artikel. Selbst an Rosen (Rosa) und Kletterrosen können Frostschäden vorkommen. Um das zu verhindern, finden Sie in unserem Artikel zum Überwintern von Rosen Anregungen.

Weißanstrich gegen Frostschäden an Bäumen
Ein Weißanstrich kann Frostschäden an jungen Bäumen vorbeugen [Foto: Natalya Lysenko/ Shutterstock.com]

Der Winter bringt aber nicht nur Tod und Kälte in Ihren Garten. Für Freude und Farbtupfer sorgen in dieser Zeit Pflanzen, die im Winter blühen. Daher haben wir eine Übersicht mit den schönsten Winterblühern für Sie zusammengestellt.

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