Hirtentäschel: Pflanzen, Wirkung & Verwechslungsgefahr

Laura
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Meine Faszination für die Pflanzenwelt hat mich dazu gebracht, Gartenbau an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf zu studieren. Seien es Nutzpflanzen oder Ziergewächse, in den Tropen vorkommend oder bei uns heimisch – jede Pflanze birgt ihre eigene Besonderheit.
In botanischen Gärten lasse ich mich gerne von der unglaublichen Vielfalt inspirieren und versuche, möglichst viel Natur in meine Wohnung und auf meinen Balkon zu bringen.

Lieblingsobst: Mango, Banane
Lieblingsgemüse: Knoblauch, Aubergine

Das unscheinbare Hirtentäschel bereichert mit seinen hübschen Samen nicht nur jeden Garten, sondern birgt fast in Vergessenheit geratene Heilwirkungen.

Gewöhnliches Hirtentäschel
Das filigrane Hirtentäschel verschönert jeden Garten [Foto: IvanaStevanoski/ Shutterstock.com]

Das genügsame Hirtentäschel kann leicht gesät und gepflegt werden und eignet sich daher auch für Gartenanfänger. Wie die Pflanzung und Pflege am besten funktioniert und wie das Hirtentäschelkraut verarbeitet sowie genutzt werden kann, erfahren Sie hier.

Hirtentäschel: Herkunft und Eigenschaften

Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris), auch bezeichnet als Gewöhnliches Hirtentäschel, Hirtentäschelkraut oder Gänsekresse, gehört zu der Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae). Den botanischen Namen verdankt es dem Aussehen der herzförmigen Schötchen – Capsella bedeutet „kleine Kapsel“ und bursa-pastoris „die kleine Tasche des Hirten“.

Gemeines Hirtentäschel
Die herzförmigen Schötchen, die dem Hirtentäschel seinen Namen geben [Foto: YueStock/ Shutterstock.com]

Die Herkunft des Hirtentäschels ist unklar. Es wird jedoch angenommen, dass es ursprünglich aus Südeuropa und Westasien stammt. Eine Pflanze kann bis zu 60.000 Samen tragen und verbreitet sich daher sehr erfolgreich. Man findet es heutzutage praktisch überall, so zum Beispiel auf Äckern, Schuttplätzen, Gärten oder Brachland. Bei idealen Bedingungen erreicht das Hirtentäschel eine Wuchshöhe von 60 cm.

Die Blätter des Hirtentäschels sind länglich, gezahnt und bilden eine grundständige Blattrosette, ähnlich wie die des Löwenzahns. Die Sprossachse ragt mittig aus der Blattrosette und trägt wechselständig ihre weißen Blüten. Typischerweise für die Familie der Kreuzblütler stehen sich die 4 Blütenblätter kreuzgegenständig gegenüber. Die krautige Pflanze kann ein- bis maximal zweijährig sein und ist in der Lage, sich selbst zu befruchten. Die Bestäubung erfolgt unter anderem über kleine Bienen oder Schwebfliegen. Trotz seiner kleinen Blüten stellt sich das Kraut als wichtige Nahrungsquelle für Insekten dar. Die Blütezeit vom Hirtentäschel ist von Mai bis Oktober.

Hirtentäschel-Blüte
Wechselständig angeordnete, weiße Blüten des Hirtentäschels [Foto: tasnenad/ Shutterstock.com]

Verwechslungsgefahr bei Hirtentäschel

Ähnliche Schötchen besitzt das Ackerhellerkraut (Thlaspi arvense), wobei diese etwas rundlicher sind. Insgesamt ist das Kraut kräftiger und dessen Blätter sind stärker gezahnt. Man kann hier allerdings nicht von einer Gefahr sprechen, da das Ackerhellerkraut essbar und somit ungefährlich ist. Gänsekresse wird umgangssprachlich als die Polsterpflanze der Gattung Arabis bezeichnet, welche sich allerdings deutlich durch ihre polsterartige Wuchsform von Capsella bursa-pastoris unterscheidet.

Gänsekresse Arabis
Die Wuchsform der Gänsekresse Arabis ist polsterartig [Foto: va Vagnerova/ Shutterstock.com]

Hirtentäschel als Zeigerpflanze

Zeigerpflanzen weisen auf bestimmte Begebenheiten hin. So auch das Hirtentäschel, welches durch massenhaftes Auftreten auf einen Boden mit mäßig bis guter Stickstoffversorgung hindeutet. Ebenso kann davon ausgegangen werden, dass es sich um einen humusreichen Untergrund handelt. Das Hirtentäschel fungiert außerdem als Indikator für die Überweidung von Weideflächen. Überweidung bezeichnet dabei die Beanspruchung einer Weide, die höher ist als die Regeneration der darauf wachsenden Pflanzen, was zum totalen Verlust der Bodenfunktionalität führen kann.

Hirtentäschel als Unkraut bekämpfen?

Vor allem im Raps- und Getreideanbau wird beim Hirtentäschel von Unkraut gesprochen, da es bei diesen Pflanzen als Zwischenwirt für Pflanzenkrankheiten dienen kann. Bei der Bekämpfung des Hirtentäschels sollte man darauf achten, dass man den Tiefwurzler vor der Samenbildung abschneidet, ausreißt oder ausgräbt. Die Samen können jedoch jahrzehntelang im Boden überdauern, was ein regelmäßiges Jäten des Unkrauts notwendig macht. Weitere Möglichkeiten sind das Abflammen des Krautes oder das Dämpfen des Bodens, wobei diese mit mehr Aufwand und speziellen Gerätschaften verbunden sind. Im Garten stellt das Hirtentäschel keine Konkurrenz für andere Gartenpflanzen dar und kann somit ohne Bedenken stehen gelassen werden.

Hirtentäschel
Das hübsche Kraut kann ohne Bedenken im Garten stehen gelassen werden [Foto: Kateryna Pavliuk/ Shutterstock.com]

Pflanzen und Pflege

Das Hirtentäschel mag einen sonnigen bis halbschattigen Standort in einem stickstoff- und humusreichen Boden. Wenn es sich nicht bereits im Garten breit gemacht hat, kann es problemlos gesät werden. Der Lichtkeimer wird breitflächig im Freiland von März bis April verstreut, ein wenig angedrückt und keimt innerhalb einer Woche. Das pflegeleichte Kraut muss nicht extra gegossen oder geschnitten werden. Ein zusätzlicher Dünger ist nicht nötig, sofern der Boden zumindest mittelmäßig fruchtbar ist. Ansonsten kann mit unserem Plantura Bio-Universaldünger nachgeholfen werden, welcher Stickstoff für ein vitales und satt grünes Blattwerk sowie für ein gesundes Pflanzenwachstum bietet.

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Hinweis: Durch die tiefen Pfahlwurzeln des Hirtentäschels, welche mehrere Meter lang werden können, ist eine Kultivierung im Topf nicht zu empfehlen, da dieser meist nicht den nötigen Platz bereitstellt.

Das Hirtentäschel ist einjährig, vermehrt sich jedoch leicht von selbst, indem die Samen zu Boden fallen und einige Jahre keimfähig bleiben. Möchte man die Vermehrung selbst in die Hand nehmen, können die Samen von April bis Dezember gesammelt werden. Die Aussaat kann noch im selben Herbst oder im kommenden Frühjahr stattfinden. Bei der Lagerung ist auf eine kühle Temperatur von circa 10°C und eine trockene Raumluft zu achten. Zusätzlich sollten die Samen in einem luftdichten Gefäß aufbewahrt werden, um sie vor schädlichen Pilzen zu schützen.

Hirtentäschel-Samen
Ein Schötchen enthält bis zu 12 Samen [Foto:ElenVik/ Shutterstock.com]

Wirkung und Verwendung von Hirtentäschel

In der Volksheilkunde wird dem Hirtentäschel eine heilende Wirkung zugesprochen. Es enthält Flavonoide, Kalium, einige Gerbstoffe und soll somit harntreibend, blutreinigend, blutstillend und blutdruckregulierend wirken. Sogar Hildegard von Bingen schrieb schon über die heilende Wirkung des Krautes. In der Homöopathie wird das Hirtentäschelkraut unter anderem in Form von Globuli oder Kapseln verwendet. Tatsächlich ist die heilende Wirkung von Hirtentäschelkraut wenig erforscht, wenngleich eine Studie aus dem Jahr 2018 zeigt, dass Capsella eine starke Menstruationsblutung lindern kann. Seit 2011 wurde Capsella bursa-pastoris in die HMPC-Monographie mit aufgenommen, was ihre Anwendung und Empfehlung in Form von Tee und Tinkturen bei Frauen mit starken Menstruationsblutungen festlegt. Bei Schwangerschaft wird Capsella bursa-pastoris jedoch nicht empfohlen, da es zu vorzeitigen Wehen kommen kann.

Hirtentäschel-Verwendung
Nicht nur schön anzusehen, sondern auch vielseitig einsetzbar [Foto: Vera Dolezalova/ Shutterstock.com]

Ist Hirtentäschel essbar?

Ja, das Heilkraut ist in roher sowie in verarbeiteter Form essbar und vor allem in der asiatischen Küche sehr beliebt. Die Wurzel des noch blühenden Hirtentäschels wird kopfüber getrocknet und als Gewürz verwendet. Die Blätter und Samen des Hirtentäschels schmecken gedämpft oder roh im Salat. Die getrockneten Pflanzenteile sollten innerhalb von 3 Monaten verarbeitet werden, da diese bei längerer Lagerung ihre Wirkstoffe verlieren. Geschmacklich lässt sich das Kraut mit Kresse vergleichen. Nur in sehr großen Mengen wirkt das Hirtentäschel für Menschen und Tiere leicht giftig, da es ätherische Öle und Gerbstoffe beinhaltet.

Hirtentäschel-Trocknen
Mit Wurzeln ernten und im Schatten trocknen lassen [Foto: Lipatova Maryna/ Shutterstock.com]

Sie haben Lust auf essbare Gartenpflanzen bekommen? In unserem Artikel Essbare Bodendecker erfahren Sie, welche Bodendecker nicht nur den Garten verschönern, sondern zusätzlich den Gaumen erfreuen.

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