Rüsselkäfer erkennen & erfolgreich bekämpfen

Kathi
Kathi
Kathi
Kathi

Ich studiere Phytomedizin in Wien und bin auf einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen. Die Vielfalt der Natur begleitet mich also schon mein ganzes Leben: Angefangen im großen Gemüsegarten bis hin zu unseren Weideflächen. Besonders haben es mir Themen rund um den Pflanzenschutz angetan.

Lieblingsobst: Erdbeere
Lieblingsgemüse: Tomate

Rüsselkäfer können an Pflanzen großen Schaden anrichten. Wir zeigen, wie Sie den unliebsamen Schädling erkennen und erfolgreich bekämpfen können.

Rüsselkäfer auf Blatt mit Schädling
Rüsselkäfer können an Pflanzen großen Schaden anrichten [Foto: Kevin Wells Photography/ Shutterstock.com]

Die Käfer mit dem typisch geformten Kopf können ordentlich Schaden im Garten anrichten. Die Käfer der Familie der Curculionidae können einige Millimeter bis zu zwei Zentimeter groß werden. Was Sie über diese Gäste in Ihrem Garten wissen müssen und was man am besten gegen Sie unternimmt, erfahren Sie hier.

Rüsselkäfer: Der Lebenszyklus

Der Lebenszyklus der circa 800 Rüsselkäferarten in Deutschland ist ziemlich ähnlich. Die dämmerungs- und nachtaktiven Käfer haben einen rüsselartig nach vorne gezogenen Kopf, an dessen Spitze sich die kauenden Mundwerkzeuge befinden. Die erwachsenen Käfer haben einen dunkel gefärbten, harten Chitinpanzer. Der Käfer sowie seine Larven ernähren sich alleine von Pflanzen, oft in einem engen Wirtspflanzenkreis. Das bedeutet, dass sich die Rüsselkäfer nicht quer durch den Gemüsegarten fressen, sondern richtige Feinschmecker sind. Je nach Art bevorzugen sie meistens nur gewisse Pflanzen oder Pflanzenfamilien.

Einige Rüsselkäferarten vermehren sich parthenogenetisch (eingeschlechtlich). Daher sind die Käfer in unseren Breiten meistens Weibchen, die unbefruchtete Eier in Häufchen in den Boden oder ins Pflanzenmaterial ablegen, aus denen dann wieder weibliche Rüsselkäfer schlüpfen. Pro Weibchen können bis zu 1.000 Eier gelegt werden.

Die optimale Bodentemperatur beträgt 16 bis 27 °C. Je höher die Bodenfeuchte ist, desto mehr Käfer schlüpfen aus. Die Larven sind beinlos, weiß und haben oft einen dunklen Kopf. Sie haben eine gekrümmte, madenförmige Form und besitzen beißend-kauende Mundwerkzeuge. Die Larven minieren in Pflanzen oder fressen an den Wurzeln. Minieren bedeutet, dass die Larven sozusagen eine Mine oder einen Stollen in die Pflanzen fressen. Das Gewebe stirbt dann rund um die Gänge ab und wird braun.

Larven des Rüsselkäfers
Die Larven richten großen Schaden an Pflanzen an [Foto: Tomasz Klejdysz/ Shutterstock.com]

Die Larvenentwicklung ist abhängig von der Temperatur. Im Herbst vermindern die Larven ihre Fraßaktivität. Einige Arten überwintern am Boden unter trockenen Blättern, andere im Boden und es gibt auch Arten, die sich an Bäumen unter den Borken Verstecke zum Überwintern suchen. Der Reifungsfraß beginnt im Mai und dauert zwischen 4 und 9 Wochen. Wichtig ist auch das Verhalten der Käfer zu erwähnen. Denn sobald die Rüsselkäfer Erschütterungen wahrnehmen, lassen sie sich zu Boden fallen.

Rüsselkäfer im Garten: Die gefürchtetsten Arten

Insgesamt gibt es 50.000 Arten von Rüsselkäfern. Das macht die Familie der Curculionidae, zu der seit kurzem sogar die in der Forstwirtschaft gefürchteten Borkenkäfer gehören, zur artenreichsten Käferfamilie. Im Moment macht auch der Rübenderbrüssler (Bothynoderes punctiventris) Schlagzeilen, da er die Zuckerrüben in Österreich schwer zusetzt und die Landwirtschaft vor große Probleme stellt. Die folgenden Arten können besonders in Ihrem Garten oder an Ihren Obstbäumen problematisch werden. Besonders Rhododendron ist oft von Rüsselkäferplagen betroffen.

Gefürchtete Rüsselkäferarten im Garten

  • Gefurchter Dickmaulrüssler (Otiorhynchus sulcatus)
    • Frisst gerne an Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Johannisbeeren, Rhododendren, Rosen, Cyclamen und Weinreben.
  • Kleiner oder Gefleckter Kohltriebrüssler (Ceutorhynchus pallidactylus)
    • Frisst gerne an Kohlgemüse (Kreuzblütlern), Radieschen, Kren und Raps.
  • Großer Kohltriebrüssler oder Rapsstängelrüssler (Ceutorhynchus napi)
    • Frisst gerne an Kohlgemüse, Radieschen, Kren und Raps.
  • Kohlschotenrüssler (Ceutorhynchus assimilis)
    • Frisst gerne an den Schoten von Kohlarten.
  • Gestreifter Blattrandkäfer (Sitona lineatus)
    • Frisst gerne an Erbsen, Bohnen und Klee.
  • Kohlgallenrüssler (Ceutorhynchus pleurostigma)
    • Frisst gerne an Kohlarten, Radieschen, Kren und Raps.
Rüsselkäfer auf Blatt
Der Käfer frisst sich vom Blattrand weiter ins Innere vor [Foto: ijp2726/ Shutterstock.com]

Gefürchtete Rüsselkäferarten im Obstgarten

  • Apfelblütenstecher (Anthonomus pomorum)
    • Tritt an Apfelbäumen auf.
  • Schmalbauch oder Grünrüssler (Phyllobius spp.)
    • Treten auf Weiden, Rosen, Aprikosenbäumen und Pflaumenbäumen auf.
  • Birnenknospenstecher (Anthonomus pyri)
    • Tritt auf Birnbäumen auf.
  • Erdbeerblütenstecher (Anthonomus rubi)
    • Tritt auf Erdbeeren, Himbeeren und Brombeeren auf.

Der Dickmaulrüssler im Portrait

Der Gefurchte Dickmaulrüsselkäfer (Otiorhynchus sulcatus) ist einer der wirtschaftlich bedeutendsten Schädlinge. Der erwachsene Käfer frisst gerne an den Knospen von Immergrünen und laubabwerfenden Gehölzen wie zum Beispiel Rhododendren oder Rosen. Die Larven machen sich dabei an den Wurzeln zu schaffen. Diese Art tritt aber auch auf vielen verschiedenen Kulturpflanzen auf, angefangen von der Erdbeere, über unsere Zierpflanzen/-sträucher bis hin zu Weinreben. Daher wird dieser Käfer im Englischen auch Black Vine Weevil genannt.

Der Rüsselkäfer ist circa 8 bis 13 mm groß und hat eine ovale, langgestreckte Körperform. Er ist dunkelgrau bis schwarz gefärbt, jedoch befinden sich auf seinen Flügeldecken gelbe Schuppenhaare, daher wirkt er unregelmäßig gefleckt. Der flugunfähige Käfer frisst vom Blattrand ausgehend Buchten in die Blätter. Die Larven fressen ab dem Schlüpfen an den Wurzelhaaren, später auch am Wurzelhals und können bei Bäumen sogar den Stammfuß entrinden. Auch in Knollen dringen die Larven ein und fressen sie komplett aus. Diese unterirdische Fraßtätigkeit kann zum Welken und Absterben Ihrer Pflanzen führen.

Rüsselkäferbefall an Rosen
Vor allem Rosen werden gerne vom Dickmaulrüssler befallen [Foto: Ksenia Lada/ Shutterstock.com]

Der Apfelblütenstecher im Portrait

Wenn Sie einen Garten in Waldnähe haben und einige Apfel- oder Birnbäume dort zu finden sind, könnten Sie Probleme mit dem Kleinen Rüsselkäfer (Anthonomus pomorum) bekommen. Ein kaltes Frühjahr kommt diesem etwa 4 mm großen Käfer zu Gute. Er ist hellgrau und hat auf den Flügeldecken einen hellen Querstreifen. Der Apfelblütenstecher überwintert versteckt an den Bäumen oder im Boden und beginnt im März mit seinem Reifungsfraß. Die Käfer bohren die anschwellenden Knospen an und fressen den austretenden Saft. Nach der Paarung fressen die Weibchen noch an den geschlossenen Blütenknospen weiter und legen ihre Eier hinein. Die Larve schlüpft nach einigen Tagen und frisst im Inneren der Blüte. Erkennen kann man den Schaden des Apfelblütenstechers daran, dass sich die befressenen Blüten nicht öffnen, vertrocknen und sich verfärben.

Apfelblütenstecher auf  Frucht
Der Apfelblütenstecher zerstört die Blüten von Apfel- und Birnenbäumen [Foto: Tomasz Klejdysz/ Shutterstock.com]

Rüsselkäferbefall vorbeugen: Abwehren statt bekämpfen

Sie können Ihre Pflanzen, Sträucher und Bäume schon vorbeugend vor Rüsselkäfern schützen. Vor allem wenn Sie schon einmal Probleme mit den gefräßigen Käfern hatten (zum Beispiel im Vorjahr) können diese Tipps einen Schaden vermeiden.

Da die meisten Rüsselkäfer nacht- oder dämmerungsaktiv sind, suchen sich die Rüsselkäfer untertags dunkle Stellen, an denen sie sich verstecken und schlafen können. Dieses Verhalten können sich gewitzte Gärtner zu Nutze machen und rund um gefährdete Pflanzen breite Holzbretter auslegen. Unter diesen Brettern versammeln sich dann die Rüsselkäfer. Am Tag können Sie dann die Bretter entfernen und die darunter schlafenden Rüsselkäfer einsammeln und beseitigen. Natürlich erwischen Sie so nicht alle Käfer, jedoch können Sie den Befallsdruck senken.

Extra-Tipp: Eine weitere Methode zum Fangen der Rüsselkäfer sind selbstgebaute Fallen, die Sie in Bäumen und Sträuchern aufhängen, aber auch im Innenbereich verwenden können. Diese Fallen ähneln im Prinzip einem Insektenhotel. Dafür nehmen Sie einen Blumentopf, befestigen eine Schnur am Boden zum Aufhängen und füllen ihn mit Holzwolle, Stroh oder Ähnlichem. Diese Falle hängen Sie im Garten auf und die Käfer werden sie als Versteck nutzen. Dann müssen Sie nur etwas warten, die Fallen regelmäßig kontrollieren und die gefräßigen Rüsselkäfer entfernen. Achten Sie aber darauf, keine Nützlinge zu töten, die sich vielleicht auch in Ihrer Falle befinden.

Falle für Rüsselkäfer
Ein dunkles Versteck für die Käfer kann als Falle dienen [Foto: olga_sova/ Shutterstock.com]

Eine weitere vorbeugende Maßnahme kann das Feuchthalten der Erde sein. Die weiblichen Rüsselkäfer bevorzugen eher lockeren und trockenen Boden zur Eiablage. Daher kann regelmäßiges und ausreichendes Gießen helfen. Auch können Sie die Larven im Boden durch häufigeres Hacken und Lockern stören. Die Förderung von natürlichen Feinden der Rüsselkäfer kann auch bei der Vorbeugung helfen. Dazu gehören insbesondere Vögel, Spitzmäuse und der Igel.

Rüsselkäfer bekämpfen: Biologische und chemische Möglichkeiten

Wenn sich Rüsselkäfer in Ihrem Garten breitgemacht haben und für Schäden sorgen, ist es an der Zeit, etwas gegen die ungebetenen Gäste zu unternehmen. Welche Methoden es zur Bekämpfung gibt, erfahren Sie hier.

Rüsselkäfer biologisch bekämpfen

Um Rüsselkäfern an den Kragen zu gehen, gibt es einige wirksame biologische Methoden. Besonders bewährt hat sich die Verwendung von Nematoden. Diese parasitieren die Larven der Rüsselkäfer im Boden und töten diese ab. Zur Behandlung der Larven in der Erde gibt es Nematoden zum Gießen. In unserem Online Shop können Sie dafür Nematoden kaufen. Es gibt aber auch neue Produkte, die die erwachsenen Käfer erfassen. Ähnlich wie die Fangbretter aus Holz, legt man hier spezielle Bretter aus, die mit einem Nematoden-Gel präpariert sind. Hier finden Sie Informationen zur richtigen Verwendung von Nematoden als Nützlinge.

Eine weitere Methode ist das mechanische Absammeln. Am besten geht man dafür in der Nacht auf die Jagd, da die Rüsselkäfer in der Dämmerung oder in der Nacht unterwegs sind. Dafür bewaffnen Sie sich mit einer Taschenlampe und einem Eimer und sammeln die Rüsselkäfer ab. Aber was tut man dann mit einem Kübel voller Käfer? Eine bewährte Methode ist heißes Wasser. Erhitzen Sie etwas Wasser und gießen Sie es dann in den Kübel. So können Sie den Käfer den Gar aus machen.

Nematoden gegen Rüsselkäfer
Nematoden sind eine biologische Maßnahme gegen Rüsselkäfer [Foto: DUSAN ZIDAR/ Shutterstock.com]

Ein biologisches Pflanzenschutzmittel eignet sich auch für die Bekämpfung der Rüsselkäfer. Der Wirkstoff ist Azadirachtin, besser bekannt ist das Pflanzenschutzmittel unter dem Namen Neem oder Niem. Dieses natürliche Pflanzenschutzmittel wird aus den Samen des Neembaumes gewonnen, wirkt hemmend auf die Ei- und Larvenentwicklung und kann daher gegen die Larven eingesetzt werden. Die Zulassung des Mittels hängt von der Pflanze, dem Schädling, seinem Entwicklungszustand sowie dem Standort ab. Daher muss sich im Einzelfall informiert werden, ob und wie es anwendbar ist.

Biologischen Bekämpfungsmethoden gegen Rüsselkäfer:

  • Nematoden
    • Nematoden zum Gießen
    • Nematoden-Gel auf Fangbrettern
  • Absammeln der Rüsselkäfer
  • Azadirachtin oder besser bekannt als Neem

Rüsselkäfer mit Insektiziden chemisch bekämpfen

Wenn Sie zur chemischen Bekämpfung der Rüsselkäfer greifen, sollten Sie parallel dazu keine Nematoden einsetzen. Es kann sein, dass die Insektizide auch Wirkung bei den Nematoden zeigen. Für den Hausgebrauch sind folgende Wirkstoffe zugelassen:

  • Thiacloprid Spinosyne A und D
  • Deltamethrin Acetamiprid

Lesen Sie vor dem Gebrauch von Insektiziden immer die Gebrauchsanweisung und halten Sie sich an die Anweisungen. Besonders der persönliche Schutz und die Dosierung ist wichtig. Wenn Sie Insektizide oder andere Pflanzenschutzmittel zu gering dosieren, kann es zu Resistenzbildungen kommen und einen resistenten Rüsselkäfer möchte niemand von uns in seinem Hausgarten haben.

Rüsselkäfer in der Wohnung: Bekämpfen und vorbeugen

Wenn Sie sich neue Zierpflanzen zulegen, sollten Sie diese immer in frische Erde umtopfen und keine Billigerde verwenden. Dort können sich oft Insektenlarven verstecken und dann unsere Pflanzen angreifen. Falls Sie sich bei Ihrer Blumenerde nicht sicher sind, können Sie die Erde auch im Backofen sterilisieren. Dafür geben Sie die Erde für etwa 15 Minuten in das 200 °C heißen Backofen. Sie können die Blumenerde nach dem Auskühlen ganz normal zum Umtopfen Ihrer Pflanzen verwenden. Achten Sie dabei schon auf etwaige Veränderungen an den Wurzeln, Fraßstellen oder sogar Larven.

Falls sich trotzdem Rüsselkäfer breitgemacht haben, können Sie auch wieder Nematoden einsetzt oder klassisches Insektenpulver. Dabei sollten Sie wieder auf die genau und sichere Anwendung achten.

Wie schon zuvor erwähnt, können Sie auch die selbstgebaute Falle aus einem Blumentopf und etwas Füllmaterial (zum Beispiel Holzwolle oder Stroh) in Ihren eigenen vier Wänden anwenden, um die ungebetenen Gäste zu fangen und zu entsorgen. Generell ist es aber sehr wichtig, zuerst den Ausgangspunkt der Quälgeister auszumachen, um diese effizient bekämpfen zu können.

Der Dickmaulrüssler gehört zu den häufigsten Rüsselkäferarten in Mitteleuropa. In unserem Spezialartikel erfahren Sie, wie Sie den Dickmaulrüssler erkennen und bekämpfen können.

Jetzt zur Plantura Garten-Post anmelden