banner

Pflanzen, Saatgut, Dünger, Pflanzenschutz & mehr!

Wassertriebe: Vermeiden, Erkennen & Schneiden

Laura
Laura
Laura
Laura

Meine Faszination für die Pflanzenwelt hat mich dazu gebracht, Gartenbau an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf zu studieren. Seien es Nutzpflanzen oder Ziergewächse, in den Tropen vorkommend oder bei uns heimisch – jede Pflanze birgt ihre eigene Besonderheit.
In botanischen Gärten lasse ich mich gerne von der unglaublichen Vielfalt inspirieren und versuche, möglichst viel Natur in meine Wohnung und auf meinen Balkon zu bringen.

Lieblingsobst: Mango, Banane
Lieblingsgemüse: Knoblauch, Aubergine

Lange, senkrecht nach oben wachsende Triebe: Die sogenannten Wassertriebe sieht man häufig an Obstbäumen.

Wassertriebe an Obstbäumen
Wassertriebe bilden sich meist an geschnittenen Obstbäumen [Foto: Dietrich Leppert/ Shutterstock.com]

Wassertriebe, auch Wasserschosse, Geiltriebe oder Wasserreiser genannt, entstehen meist an zu stark oder falsch geschnittenen Obstbäumen. Was Wassertriebe genau sind, wie man sie erkennt und wann man sie schneiden sollte, erfährst du hier.

Wassertriebe erkennen 

Wassertriebe lassen sich recht gut erkennen: Dünne Triebe mit einer glatten und hellen Rinde, die senkrecht nach oben wachsen und eventuell sogar mehr als einen Meter lang sind. Sie können aus verschiedenen Gründen entstehen:

  • Zeigt der Baum ein starkes Wachstum, kann es sein, dass er mithilfe von Wassertrieben ein Defizit an Ästen auszugleichen versucht.
  • Wurde der Baum zu stark oder falsch zurückgeschnitten, versucht er mit Wassertrieben schnell neue Äste zu bilden.
  • Außerdem können erhöhte Mengen Dünger dafür verantwortlich sein. Wie du deine Obstbäume richtig düngen kannst, liest du hier.
  • Ist der Obstbaum älter und trägt mit der Zeit weniger Früchte, kann es ebenfalls zu Wassertrieben kommen. Der Baum versucht dadurch, die Bildung der Früchte anzuregen.

Tipp: Geiltriebe werden auch die langen, instabilen, bleichen Triebe genannt, die meist unter Lichtmangel, beispielsweise im Winter, entstehen.

Wassertriebe am Baum
Wassertriebe wachsen senkrecht nach oben und werden teilweise über einen Meter lang [Foto: Johannes Ziegler Photo/ Shutterstock.com]

Wassertriebe an Obstbäumen

Für einen möglichst hohen Ertrag, optimal ausgefärbte Früchte und einen gesunden Wuchs sollte ein Obstbaum regelmäßig geschnitten werden. Ein starker Rückschnitt kann jedoch zu den sogenannten Wassertrieben führen, weshalb die Wasserschosse vermehrt an Obstbäumen zu entdecken sind. Ein weiterer Grund für derartige Triebe ist der Versuch des Baumes, die Fruchtbildung anzuregen. In den wenigsten Fällen ist es der Pflanze jedoch möglich. Im Obstbau biegt man deshalb Wasserschosse gerne schräg nach unten. Das nennt man Saftwaage. Es sorgt dafür, dass die nach unten gebundenen Schosse Fruchtstände ausbilden. Nur schräge Äste und Triebe bilden bei den meisten Obstbäumen Fruchtstände aus.

Tipp: Eine Ausnahme bildet zum Beispiel die Süßkirsche (Prunus avium). Sie kann auch an den senkrechten Wassertrieben Früchte ausbilden. Wenn es also um den Obstbaumschnitt geht, sollte die jeweilige Baumart beachtet werden.

Wassertriebe schneiden

Wassertriebe sollten idealerweise im Juni, im Jahr ihres Entstehens, entfernt werden. Diese Methode, auch “Juniriss” genannt, ist bis Anfang Juli möglich, je nach klimatischen Bedingungen und dem Entwicklungsstand der Triebe. Die jungen Wassertriebe sind in einem verholzten Stadium und wachsen aus dem mehrjährigen Holz. Sind die Triebe bereits stärker verholzt, wird das Ausreißen schwieriger – sollten sich beim Entfernen bereits größere Rindenstücke lösen, nutze besser eine scharfe Schere und schneiden den Trieb direkt am Astring ab.

Junge Wassertriebe am Stamm
Wassertriebe wachsen im Vergleich senkrecht zu dem mehrjährigen Holz [Foto: M.Baturitskii/ Shutterstock.com]

Um die Wassertriebe zu entfernen, beachte folgende Kriterien:

  • Senkrecht nach oben wachsende Triebe entfernen oder alternativ in einem Winkel von 45° nach unten binden (Saftwaage)
  • Maximal ein Drittel der Triebe entfernen
  • Diagonal wachsende Triebe unberührt lassen
  • Bestehende Triebe mit einem Winkel von 45° sind ideal für den Fruchtertrag
  • Den Wasserschoss mit der Hand umgreifen
  • Mit einem kräftigen Ruck in die entgegengesetzte Richtung des Wachstums herausreißen, ohne zu zögern

Diese Methode mag etwas rabiat wirken, ist jedoch effektiv, um die Wasserschosse dauerhaft zu entfernen. Falls dein Obstbaum unter Fruchtarmut leidet, können Wasserschosse sogar helfen, den Ertrag zu steigern. Wichtig ist, den Baum nicht zu stark zu beschneiden, um zukünftige Arbeit zu minimieren und eine schöne Krone zu fördern. Entferne also nicht alle Wasserschosse auf einmal, wenn der Baum über Jahre hinweg viele gebildet hat.

Entfernung der Wassertriebe
Ist der Juniriss nicht mehr möglich, sollte der Trieb so nah wie möglich am Baum geschnitten werden [Foto: MakroBetz/ Shutterstock.com]

Ein Entfernen der Triebe im Winter ist nicht ratsam, da dies zu starkem Neuaustrieb führen kann: Der Obstbaum bildet schlafende Augen, aus denen Wasserschosse austreiben. Jeder Wasserschoss entwickelt zwei weitere Augen. Nach dem Herausschneiden treiben aus diesen Knospen neue Triebe, die wiederum schlafende Augen besitzen, wodurch ein Kreislauf entsteht.

Tipp: Häufiges Einkürzen von Bäumen fördert ebenfalls die Bildung von Wasserschossen. Daher weisen Bäume, die bewusst klein gehalten werden, oft viele Wassertriebe auf.

Wie vermeide ich Wassertriebe?

Um Wassertriebe im Vorhinein zu vermeiden, sollte also unbedingt das Schneiden von Obstbäumen angepasst werden. Als Faustregel gilt: Schneide nicht mehr als 20-30 % des Kronenvolumens zurück, wenn du den Obstbaum und seine Reaktion auf Schnittmaßnahmen noch nicht kennst. Obwohl es viele Ausnahmen zu dieser Regel gibt, ist es für Einsteiger besser, vorsichtig zu beginnen: Lieber weniger zurückschneiden, als zu viel.

Wassertriebe an Obstbäumen schneiden
Nach einem starken Rückschnitt bilden sich zahlreiche Wassertriebe [Foto: agrofruti/ Shutterstock.com]

Für jede Obstbaumart gibt es eigene Faustregeln, wenn es um den Schnitt geht. Lese hier zum Beispiel nach, wie du bei deinem Apfelbaum Wassertriebe schneiden kannst, ohne später auf die leckeren Früchte verzichten zu müssen.