Baumharz: 5 Fakten über das Gold des Waldes

Laura
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Meine Faszination für die Pflanzenwelt hat mich dazu gebracht, Gartenbau an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf zu studieren. Seien es Nutzpflanzen oder Ziergewächse, in den Tropen vorkommend oder bei uns heimisch – jede Pflanze birgt ihre eigene Besonderheit.
In botanischen Gärten lasse ich mich gerne von der unglaublichen Vielfalt inspirieren und versuche, möglichst viel Natur in meine Wohnung und auf meinen Balkon zu bringen.

Lieblingsobst: Mango, Banane
Lieblingsgemüse: Knoblauch, Aubergine

Baumharze können bei jedem Waldspaziergang entdeckt werden. Sie sind überlebenswichtig für die Pflanzen und bringen auch uns Menschen eine Reihe an Verwendungsmöglichkeiten.

Harz rinnt an Baum herunter
Das Gold des Waldes macht seinem Namen alle Ehre [Foto: ArTDi101/ Shutterstock.com]

Das Gold des Waldes wird seit langer Zeit gesammelt und ist auch heute noch ein wichtiger Bestandteil vieler industrieller Produkte. So kommt es bei der Farbherstellung, in Arzneimitteln oder bei kosmetischen Produkten zum Einsatz. Wie Sie Baumharz selber sammeln und einsetzen können, haben wir hier zusammengefasst.

Fakt 1: Was ist Baumharz?

Harze im Allgemeinen sind komplexe Stoffgemische, die je nach Pflanzenart, Temperatur und Standort in flüssiger oder verhärteter Form vorliegen. Harze werden beispielsweise zur Herstellung von Lacken, Arzneistoffen oder Seifen verwendet. Grundlegend unterscheidet man jedoch zwischen künstlich hergestellten Harzen und Naturharzen. Letztere kommen entsprechend in natürlicher Form bei Tieren oder Pflanzen vor.

Tipp: Als tierischer Harz-Lieferant gilt vor allem die in Süd- und Südostasien beheimatete Lackschildlaus (Kerria laccifera), die das Ausgangsprodukt für den Schellack liefert. Der unbedenkliche Schellack könnte beispielsweise in Nagellack für den Glanz sorgen.

Harz wird in Eimern von Baum gesammelt
Für die Farbherstellung und Kosmetika – Kiefern-Harz ist ein begehrter Rohstoff [Foto: homydesign/ Shutterstock.com]

Baumharz besteht aus einem Stoffgemisch, wie beispielsweise aus Terpenoiden, Harzsäuren, Polymeren und ätherischen Ölen. Produziert wird das Harz von speziellen Zellen, die an den Harzkanälen innerhalb der Pflanze liegen. Durch die Harzkanäle wird das Stoffgemisch durch die gesamte Pflanze transportiert, denn sowohl in den Nadeln, als auch im Stamm und den Ästen, ist das Harz wichtig.

Die Harzproduktion von Bäumen ist ein natürlicher Abwehrmechanismus gegenüber Fraßschädlingen oder mechanischen Verletzungen. Das Harz verstopft beispielsweise die Fraßgänge und lässt die Tiere festkleben. Oder die Schädlinge knabbern am Harz und verlieren den Appetit. Generell dient das Harz jedoch als Wundverschließung – die antibakterielle, -fungale und -virale Wirkung des Harzes verhindert wiederum das Eindringen von Pilzen, Viren und Bakterien.

Harz tropft aus Schnittwunde an einem Baum
Baumharz dient der Wundheilung und dem Schutz vor Krankheiten [Foto: Majamatina/ Shutterstock.com]

Fakt 2: Baumharz sammeln: So geht‘s

Nicht jeder der bei uns wachsenden Bäume produziert Harz. Es sind vor allem Nadelgehölze wie Fichten (Picea sp.), Kiefern (Picea sp.), Lärchen (Larix sp.) und Douglasien (Pseudotsuga sp.), die als Harz-Lieferanten dienen können. Der Amberbaum (Liquidambar styraciflua) ist ein Beispiel für einen harzproduzierenden Laubbaum. Er liefert das Amber-Styrax, welches einen besonders angenehm fruchtigen Duft aufweist und daher oft in Kosmetika eingearbeitet wird. Bevor es an das Harz-Sammeln geht, sollte darauf hingewiesen werden, dass die Bäume nicht extra verletzt werden sollten – ein Insektenbefall, mechanische Schäden oder Stammrisse bieten genügend Möglichkeiten, Harz an Bäumen zu sammeln.

Tipp: Lassen Sie Ihren Blick durch den Wald schweifen – Harze können neben der Rinde auch an Baumstümpfen, Zapfen oder gefällten Bäumen austreten.

Harz an gefälltem Baumstamm
Auch bei bereits gefällten Bäumen lässt sich Harz sammeln [Foto: Anest/ Shutterstock.com]

Zum Sammeln wird nicht mehr als eine kleine Schale benötigt. Brechen Sie die Harzstücke vorsichtig ab oder kratzen Sie sie vorsichtig mit einem Holzwerkzeug vom Stamm. Dabei sollte man möglichst keine metallischen Gegenstände verwenden, um den Baum nicht unnötig zu verletzen. Sammeln Sie außerdem lieber an mehreren Bäumen, als das gesamte Harz von einem Gehölz zu entfernen. Die Wunde des Baumes sollte auch nach dem Absammeln gut verschlossen sein. Zuhause angekommen wird das Harz an einem warmen Ort ausgebreitet und getrocknet – Zimmertemperatur reicht völlig aus.

Fakt 3: Ist Baumharz essbar?

Baumharze sind zwar nicht als gängige Lebensmittel erhältlich, aber in der Vergangenheit wurde beispielsweise Fichtenharz traditionell als eine Art Waldkaugummi verwendet. Das Fichtenharz sollte allerdings auf keinen Fall heruntergeschluckt werden. Baumharze können in großen Mengen schädliche Verbindungen wie Terpene und Terpenoide enthalten. Diese Verbindungen verdunsten jedoch recht zügig, daher ist es wichtig, auf die Form des Harzes zu achten – die Harze sollten zäh und fest, aber nicht zu hart oder flüssig sein. Orientieren Sie sich außerdem an der idealen rötlich-goldenen Farbe.

Harz tropft vom Baum
Zu flüssiges Baumharz sollte in keinem Fall verzehrt werden [Foto: lkusmierek/ Shutterstock.com]

Fakt 4: Baumharz-Verwendung: Vielfältige Möglichkeiten

Baumharze haben vielfältige Anwendungen, die auf ihren antimikrobiellen und wärmenden Eigenschaften basieren. In der Volksmedizin werden sie oft in Form von Salben und Einreibungen verwendet, wobei Salben nicht mehr als 10% Terpentinöl enthalten sollten, um Unverträglichkeiten zu vermeiden. In der richtigen Dosierung können sie bei Hautschäden, rheumatischen Beschwerden und Nervenschmerzen Linderung bieten. Sie werden auch gerne als angenehm riechende Räucherstoffe verwendet. Diese natürlichen Substanzen haben auch ihren Platz in der Lebensmitteltechnik, insbesondere bei der Haltbarmachung von Wein. Ein berühmter griechischer Weißwein namens „Retsina“ verdankt seinen Namen dem Harz der Aleppo-Kiefer (Pinus halepensis), das in seiner Herstellung verwendet wird.

Baumharz wird geräuchert
Baumharze lassen sich sehr gut räuchern und entfalten einen einzigartigen Duft [Foto: Simon Kadula/ Shutterstock.com]

Fakt 5: Harz entfernen

Jeder kennt es – hat man Baumharz einmal an den Finger oder sogar an der Kleidung, bekommt man es im ersten Moment nur schwer bis gar nicht mehr weg. Mit diesen Hausmitteln lässt es sich jedoch spurenfrei entfernen:

  • Öle und Fette: Von den Händen lassen sich Baumharze gut mit Ölen wie Olivenöl oder Babyöl entfernen. Alternativ kann auch zu Butter oder Margarine gegriffen werden. Möchten Sie Flecken auf der Kleidung entfernen, sollte dabei beachtet werden, dass die Fett- und Ölflecken wiederum durch einen Waschgang bei mindestens 60 °C entfernt werden müssen.
  • Kälte: Sie können die betroffene Kleidung auch ins Gefrierfach legen und warten, bis der Harzfleck fest geworden ist. Anschließend lässt sich dieser ganz einfach von der Kleidung abbrechen.
Getrocknetes Harz am Baum
Vielseitiges und heilendes Baumharz möchte man nicht unbedingt an der Kleidung [Foto: sruilk/ Shutterstock.com]
  • Hitze: Diesen Trick kennen Sie vielleicht vom Entfernen von Kerzenwachs. Sie benötigen dazu ein Bügeleisen und ein saugfähiges Papier (Löschpapier oder Küchenrolle). Legen Sie das Papier auf den Fleck und bügeln Sie darüber. Durch die Hitze schmilzt das Harz und wird von dem Papier aufgezogen.

Das wohl bekannteste Baumharz wird aus dem Weihrauch-Baum (Boswellia) gewonnen. Lesen Sie hier alles über die Herkunft der Pflanze und wie Sie Ihren eigenen Weihrauch-Baum pflanzen können.

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