Fießers Erstling: Anbau, Pflege & Ernte

Frederike
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Ich habe Agrarwissenschaften studiert und bin ein richtiges Dorfkind. Zuhause habe ich einen kleinen Gemüsegarten, den ich hege und pflege, und verbringe die Zeit am liebsten draußen. Wenn ich nicht gerade im Freien bin, schreibe ich leidenschaftlich gerne. Meine Liebe gilt aber nicht nur Pflanzen und dem Schreiben, sondern auch ganz besonders der Tierwelt.

Lieblingsobst: Johannis- und Himbeeren.
Lieblingsgemüse: Schwarzwurzeln, Wirsing und Kartoffeln.

Widerstandsfähig und frühtragend – diese Eigenschaften zeichnen den ‘Fießers Erstling’ aus. Für welchen Garten und welche Verwendung die Apfelsorte geeignet ist, verraten wir Ihnen in unserem Artikel.

reife Äpfel am Baum
Der ‘Fießers Erstling’ ist eine alte Apfelsorte [Foto: prambuwesas/ Shutterstock.com]

Starkes Wachstum, eine hohe Vitalität und sichere Erträge sind die Markenzeichen von ‘Fießers Erstling’. Die alte Apfelsorte ist als hervorragender Wirtschafts- und Mostapfel bekannt und hat auch unter den Hobbygärtnern einige Liebhaber gefunden. Der ‘Fießers Erstling’ ist vor allem wegen seiner außerordentlichen Gesundheit, aber auch seiner Anspruchslosigkeit, welche auch den Anbau in raueren Lagen erlaubt, geeignet. Der Apfel ist somit auch für den Privatanbau außerordentlich gut geeignet.

Fießers Erstling: Steckbrief

Fruchtmittelgroß bis groß; hellgrüne Grundfarbe mit gelber Deckfarbe und karminroten Streifen auf der Sonnenseite
Geschmackstark säuerlich, wenig süß, milderer Geschmack nach der Lagerung
Ertraghoch und regelmäßig
ErntezeitSeptember bis Oktober
Lagerfähigkeitsehr gut; bis März lagerbar
Wuchsstark
Klimafür rauere Klimaverhältnisse und Höhenlagen geeignet
Krankheiten und Schädlingesehr geringe Anfälligkeit für Mehltau und Schorf

Herkunft und Geschichte des Apfels

Der ‘Fießers Erstling’ entstand um 1980 durch den Züchter G. H. Fießer in Baden-Baden als Sämling eines ‘Bismarckapfels’. Seinen ungewöhnlichen Namen hat die Sorte dabei einer speziellen Eigenschaft zu verdanken: Ihr Züchter bemerkte, dass der Baum bereits als Sämling im Alter von vier Jahren zu blühen beginnt – damit ist der ‘Fießers Erstling’ einer der am frühsten blühenden Apfelbäume. Seit 1898 ist die Sorte offiziell im Handel erhältlich und sicherte sich hier schnell den Ruf als robuster und ertragsreicher Wirtschaftsapfel. Leider hat der ‘Fießers Erstling’ im Laufe der Zeit an Popularität eingebüßt, sodass er heute auf der Roten Liste der gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland geführt wird.

Fießers-Erstling-Apfel: Aussehen und Geschmack

Mit einem Gewicht von etwa 140 Gramm kann der ‘Fießers Erstling’ durchaus mittelgroße bis große Früchte präsentieren. Die etwas unregelmäßig geformten, kugelförmig abgeflachten oder kegelförmigen Äpfel haben eine hellgrüne Grundfarbe, die sich später in ein sattes Gelb verwandelt. An der sonnengewandten Seite trägt der ‘Fießers Erstling’ sogar oft attraktive, karminrote Streifen. Die glatte, glänzende und geschmeidige Schale macht den Apfel zu einem attraktiven Hingucker. Auffällig ist zudem die flache Steilgrube, welche dank drei breiter Kanten oft schwach dreieckig wirkt. Doch nicht nur mit seiner Optik kann der ‘Fießers Erstling’ überzeugen – die alte Apfelsorte kann auch mit inneren Werten punkten. Das Fruchtfleisch des ‘Fießers Erstling’ ist strahlend weiß und besticht mit einer saftigen, lockeren Textur. Der hohe Säurewert (10,5 Gramm pro Liter) verleiht dem Apfel einen stark säuerlichen Geschmack, weshalb er frisch im Regelfall nicht als Tafelapfel geeignet ist. Bei der Lagerung sinkt der Säuregehalt jedoch, sodass der ‘Fießers Erstling’ nach der Lagerung einen deutlich milderen Geschmack hat. Der Zuckerwert des ‘Fießers Erstling’ liegt zudem mit etwa 13 % im relativ niedrigen Bereich.

Fießers-Erstling-Äpfel
Der ‘Fießers Erstling’ hat einen säuerlichen Geschmack [Foto: Kristanti/ Shutterstock.com]

Anbau und Pflege der Apfelsorte ‘Fießers Erstling‘

Besonders wegen seiner hohen Robustheit ist der ‘Fießers Erstling’ eine gut geeignete Sorte für den Anbau im Hobbygarten, sofern man dem stark wachsenden Baum genügend Platz bieten kann. Je nach Unterlage sind seine Ansprüche an den Boden gering, nur sehr trockene und sehr nährstoffarme Böden erweisen sich für den Anbau als nicht optimal. Gleichzeitig gilt der ‘Fießers Erstling’ als besonders frosthart und ist damit auch für rauere Klimaverhältnisse und Höhenlagen geeignet. In seiner Jugend beweist sich der ‘Fießers Erstling’ als starkwüchsig und wächst ohne Schnitt zu einem aufrechten Baum mit hochkugelförmiger Krone heran. Typischerweise wird der ‘Fießers Erstling’ als Hoch- oder Halbstamm oder Buschbaum kultiviert. Eine Erziehung zu Kleinformen wie Topfobst ist zwar möglich, wird aber nur selten durchgeführt. Bei Hochstämmen und Halbstämme auf starkwüchsigen Unterlagen empfiehlt es sich wegen des starken Wachstums, insbesondere in jungen Jahren eine extensive Anbauweise zu wählen. Außerdem sollte der Apfelbaum nur bei Bedarf alle paar Jahre ausgelichtet werden. Niederstämme und Buschbäume sollten dagegen jährlich einen leichten Schnitt erfahren – somit wird das vegetative Wachstum nur minimal angeregt und keine Alternanz provoziert. Die mittelspäte Blüte von ‘Fießers Erstling’ gilt als besonders unempfindlich. Als gute Befruchter für den ‘Fießers Erstling’ haben sich die Sorten ‘Oldenburg‘ und ‘James Grieve‘ bewährt. Auch die sehr gute Gesundheit der alten Apfelsorte überzeugt – es besteht nur eine sehr geringe Anfälligkeit für Mehltau und Schorf. In der Regel sieht man daher auch in ungünstigsten Lagen nur gesunde Apfelbäume der Sorte ‘Fießers Erstling’.

Fießers Erstling ernten und verwenden

Bereits in jungem Alter trägt der ‘Fießers Erstling’ regelmäßig und reichlich Früchte. Alternierende, also schwankende Erträge findet man bei dieser Sorte selten. Die Äpfel sind zwischen September und Oktober pflückreif und können eingelagert werden. Wegen seiner frischen Säure und seines hohen Saftanteils wird der ‘Fießers Erstling’ besonders als Mostapfel geeignet. Doch auch als Tafelapfel findet er Verwendung. Allerdings macht die starke Säure den jungen Apfel für die meisten Menschen ungenießbar. Erst nach längerer Lagerung, mit Beginn des Folgejahres, ist die Säure ausreichend abgebaut und der Geschmack des Apfels wird angenehmer. Der ‘Fießers Erstling’ überzeugt glücklicherweise mit besonders guten Lagereigenschaften. Lagert man den Apfel richtig, ist er problemlos bis in den März haltbar.

blühender Apfelbaum auf Wiese
Wegen seines starken Wachstums ist ‘Fießers Erstling’ gut für den extensiven Anbau geeignet [Foto: Kichigin/ Shutterstock.com]

Der ‘Fießers Erstling’ ist noch nicht der richtige Apfel für Sie? Vielleicht finden Sie ja den richtigen Apfelbaum in unserem Artikel über alte und altbewährte Apfelsorten.

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