Bodenarten: Lehmboden, Tonboden & Co. selbst bestimmen

Kati
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Ich bin gelernte Gärtnerin und studierte Gartenbauwissenschaftlerin und liebe alles was wächst und grünt! Egal ob Strauch, Baum, Nutzpflanze oder vermeintliches Unkraut: Für mich ist jede Pflanze ein kleines Wunder.
Im Garten versorge ich meine 13 Hühner, baue Obst & Gemüse an und beobachte ansonsten, wie sich die Natur selbst verwaltet und gestaltet.

Lieblingsobst: Heidelbeere, Apfel
Lieblingsgemüse: Schmorgurke, Grünkohl, grüne Paprika

Manchmal ist es wichtig zu wissen, welche Bodenart oder welchen Bodentyp man im eigenen Garten hat. Doch welche Bodenarten gibt es überhaupt? Mit der Fingerprobe lässt sich der Boden testen und bestimmen.

Bodenart bestimmen
Mit etwas Übung kann man die Bodenart recht zuverlässig selbst bestimmen [Foto: sharon kingston/ Shutterstock.com]

Haben Sie einen „guten Boden“? Viele – vor allem frisch gebackene – Gartenbesitzer können diese Frage kaum oder nur mit großer Unsicherheit beantworten. Vom Hörensagen weiß man, welcher Boden in der Gegend vorliegt. Aber was ist, wenn auf dem eigenen Grundstück einmal fremder Boden verteilt wurde? Und stimmt das, was die Nachbarn erzählen überhaupt?
Mit unserer Kurzanleitung zum Prüfen der Bodenart können Sie herausfinden, welcher Boden bei Ihnen vorliegt. Damit erkennen Sie, wie wohl sich bestimmte Pflanzen oder auch der Rasen auf Ihrem Boden fühlen.

Welche Bodenarten gibt es?

Böden sind aus ganz unterschiedlichen Rohmaterialien, also Gesteinen, entstanden und wurden über Jahrtausende geformt. Witterung, Temperaturen, Gewässerbewegung und der Eintrag von Gesteinsstaub und organischen Materialien hinterließen ihre Spuren. Jeder Boden ist durch seine individuelle Entstehungsgeschichte ein Unikat. Dennoch ist es für die Vergleichbarkeit von Böden wichtig, sie einzuteilen – und zwar in Bodenarten.
Die Bodenarten orientieren sich an den verschiedenen Körnungsgrößen, die in einem Boden vorkommen. Sie spiegeln also wider, wie viele sehr kleine, mittelkleine oder sehr große Teilchen den Boden bilden. Bodenteilchen können weit weniger als ein Mikrometer, oder auch über 20 cm groß sein.
Die vielen verschiedenen Korngrößen werden in Fraktionen, also Gruppen mit ähnlicher Korngröße, zusammengefasst und Sand, Schluff und Ton genannt. Sand ist die gröbste Körnung, Schluff ist mittelgrob und als Ton wird die feinste Körnung bezeichnet. Je nachdem, in welchem Verhältnis diese drei Bodenbestandteile gemischt sind, ergibt sich die Bodenart. Um sich das vor Augen zu führen, ist das Bodenartendreieck ein nützliches Werkzeug.

Bodenartendreieck
Im Bodenartendreieck ist dargestellt, wie die veschiedenen Korngrößen-Mischungen genannt werden

Tipp: Lehm ist keine eigene Korngrößenfraktion. Als Lehme werden Böden bezeichnet, welche alle drei Korngrößen zu ähnlichen Anteilen in sich vereinen. Lehme bestehen also – ganz grob gesagt – zu ähnlichen Anteilen aus Sand, Schluff und Ton. Sie gelten als besonders fruchtbare Böden. Böden, die vor allem aus einer Korngröße bestehen, werden hingegen eher als ungünstig für Pflanzenwachstum bewertet.

Sandiger Boden

Sande sind im Bodenartendreieck ganz unten links in der Ecke zu finden. Böden mit einem hohen Sandanteil sind durch ihre vorrangig grobe Körnung sehr wasserdurchlässig, können also kaum Wasser speichern. Zu Staunässe kommt es aber auf solchen Böden so gut wie nie.

Sandige Böden sind sehr gut durchlüftet, zwischen den groben Sandkörnern kann Sauerstoff gut eindringen. Pflanzenwurzeln können in sandige Böden sehr leicht einwurzeln und auch luftatmende Mikroorganismen fühlen sich hier extrem wohl. Durch die sehr aktiven Mikroorganismen werden organische Reste im Boden zügig abgebaut, Humus entsteht allerdings leider kaum. Durch den meist geringen Humusgehalt wiederum können Sandböden schlecht Nährstoffe speichern und gelten insgesamt als nährstoffarm.
Sandige Böden sind dafür aber leicht zu bearbeiten, denn der Sand klebt nicht aneinander und auch nicht an Gartengeräten. Außerdem wird er bei Regen nicht schwer, denn er saugt kaum Wasser auf. Wenn von leichten Böden gesprochen wird, sind daher immer sandige Böden gemeint.

sandiger Boden
Auch sandiger Boden kann dunkel sein, wenn er viel Humus enthält [Foto: Svetlana Akhmedova/ Shutterstock.com]

Sandböden haben einen instabilen pH-Wert und lassen sich sehr leicht von Kalk und Säuren beeinflussen.
Zu den Sanden gehören die Reinsande, Lehmsande und Schluffsande. Sehr sandige Böden finden sich in Deutschland zum Beispiel in der Lüneburger Heide und dem gesamten Heidekreis, wo sie aus der Endmoräne der Gletscher der letzten Eiszeit entstanden sind.

Übrigens: Sandböden müssen wegen ihres geringen Speichervermögens regelmäßig, aber in kleinen Dosierungen, gedüngt und gewässert werden.

Schluffboden

Schluffe sind im Bodenartendreieck ganz oben eingezeichnet. Schluff liegt durch seine mittlere Korngröße auch in seinen Eigenschaften in der Mitte zwischen Ton und Sand. Besonders günstig für Pflanzenwachstum ist die Porengröße von Schluff: Die Zwischenräume der einzelnen Bodenpartikel haben eine Größe, die Wasser zwar gut aufsaugt, ähnlich wie ein Schwamm. Weil die Poren aber auch nicht zu klein sind, geben sie das Wasser ohne viel Widerstand ab, zum Beispiel wenn Pflanzenwurzeln zur Aufnahme von Wasser einen Unterdruck erzeugen. Aus diesem Grund sind Schluffböden häufig besonders gute Pflanzenstandorte und entwickeln sich zu fruchtbarsten Äckern, Wiesen und Naturlandschaften. Ähnlich wie auch Lehmböden, bieten Schluffböden für Mikroorganismen einen zufriedenstellenden Lebensraum und neigen außerdem dazu, viel Humus aufzubauen. Im Resultat sind Schluffböden gute Nährstoff- und Wasserspeicher, die sehr locker sind und sich auch leicht bearbeiten lassen.

schluffiger Boden
Böden mit hohem Schluff-Anteil sind in der Regel sehr fruchtbar [Foto: avijit bouri/ Shutterstock.com]

Zu den Schluffen gehören die Sandschluffe, Lehmschluffe und Tonschluffe.
Fruchtbare Tonschluffe finden sich zum Beispiel im Alpenvorland rings um Memmingen in Bayern.

Übrigens: Leider ist Schluff durch seine geringe Verklebung bei Trockenheit gefährdet, wegzuwehen. Ein Schluffboden sollte daher immer bepflanzt sein und nie brach liegen.

Tipp: Ist Ihr Boden verdichtet, lohnt sich das Auflockern des Bodens. Wir erklären Ihnen, was es dabei zu beachten gilt.

Tonboden

Tone sind im Bodenartendreieck ganz unten rechts zu finden. Tonpartikel sind die kleinste Körnungsfraktion, die in Böden vorkommt. Alles, was kleiner ist als 0,002 mm, gilt als Ton. Ton besitzt durch seine kleine Körnung auch nur winzige Poren zwischen den Partikeln, die viel Wasser binden. Das Wasser wird aber auch so stark festhalten, dass die meisten Pflanzen es kaum nutzen können. Tonminerale sind in der Lage zu schrumpfen und zu quellen. Wenn sie Wasser aufgesaugt haben, ist kaum noch Luft in einem tonigen Boden. Die Bodenbelüftung ist also auf stark tonigen Böden kaum gegeben, was viele Pflanzen und auch Mikroorganismen nicht gut vertragen.
Tonminerale können neben Wasser auch einige Nährstoffe sehr gut speichern und sind daher häufig nährstoffreich. Weil Ton so viel Wasser aufsaugt, dann aneinanderklebt und im trockenen Zustand durch das Schrumpfen extrem hart wird, ist er schwer zu bearbeiten. Wenn von schweren Böden die Rede ist, ist damit ein tonreicher Boden gemeint.
Zu tonige Böden hemmen die Entstehung von Humus, denn für Mikroorganismen und andere Bodenlebewesen ist reiner Tonboden zu lebensfeindlich. Ein guter Tonanteil im Boden kann aber auch Humus stabilisieren, denn Tonminerale bilden mit Humusmolekülen sogenannte „Ton-Humus-Komplexe“, die sehr schwer abzubauen sind und den Boden extrem fruchtbar machen.

tonreicher Boden
Tonreiche Böden klumpen oft zu großen Aggregaten zusammen [Foto: Gumpanat/ Shutterstock.com]

Tonböden haben einen sehr stabilen pH-Wert und werden nur sehr langsam von Kalk oder Säuren beeinflusst. Zu den Tonböden zählen die Schlufftone und die Lehmtone.
Schlufftone finden sich zum Beispiel großflächig beiderseitig der Elbe auf dem gesamten Weg von der Nordsee bis nach Hamburg – kein Wunder dass dort der Obstbau floriert, denn viele Obstbäume lieben tonige Böden.

Übrigens: Ton kann zwar viel Wasser speichern, Pflanzen können dieses Wasser aber nicht unbedingt nutzen. Um verschiedene Pflanzen anbauen zu können, muss schwerer Tonboden oft mit Sand gemischt werden. Sollen in Tonboden Pflanzen angebaut werden, ist es besonders wichtig für den Aufbau von Humus zu sorgen oder hochwertige Pflanzerden und Kompost zu verwenden.

Lehmboden

Lehme befinden sich im Zentrum des Bodenartendreiecks. Sie sind eine gute Mischung aus Schluff, Sand und Ton. Ihre Eigenschaften gelten als für viele Pflanzen besonders günstig, denn sie verfügen über alles „im Mittelmaß“: Sie speichern mittelmäßig viel Wasser, das zu einem hohen Anteil auch gut für Pflanzen nutzbar ist. Sie bieten unter Zuhilfenahme der richtigen Humuswirtschaft ein hohes Potential, viel fruchtbaren Humus aufzubauen. In ihrem Tonanteil und auch im Humus können Lehmböden viele Nährstoffe und viel Feuchtigkeit speichern und sind deswegen in der Regel nährstoffreich. Auch eine gute Bodenbelüftung ist bei einem Sandanteil von mindestens 30 % gewährleistet.
Lehmböden können durch ihre Eigenschaft, viel Wasser zu speichern und sich fest miteinander zu verkitten, allerdings schwer zu bearbeiten sein.

lehmhaltiger Boden
Lehmböden sind ein Gemisch aus Sand, Ton und Schluff und ebenfalls besonders fruchtbar [Foto: Alekcey-Elena/ Shutterstock.com]

Zu den Lehmen gehören die Sandlehme, Normallehme und Tonlehme.
Normallehme finden sich zum Beispiel Schwäbisch-Bayerischen Altmoränenlandschaft rings um München, und ermöglichen dort eine florierende Landwirtschaft.

Tipp: Unterschied zwischen Bodenarten und Bodentypen
Die Begriffe Bodenart und Bodentyp werden oft synonym verwendet. Die Bodenart bezeichnet aber nur den Oberboden, also den am stärksten durchwurzelten Teil des Bodens. Der Bodentyp enthält hingegen noch eine Vielzahl weiterer Informationen und zwar zur „Bodengenese“, also der Entstehung des Bodens. Fremd klingende Namen wie Rigosol, Gley, Anmoorgley, Pseudogley, Parabraunerde, Reduktosol, Ranker oder auch Schwarzerde umfassen für Bodenkundler das Ausgangsmaterial des Bodens. Zudem geben sie Aufschluss über seinen Entwicklungszustand und damit sein Alter und die Bodenhorizonte, die er beinhaltet.

Bodenart bestimmen: Fingerprobe am Boden

Die Fingerprobe ist eine einfache und erstaunlich zuverlässige Möglichkeit, die Bodenart zu bestimmen. Je mehr verschiedene Böden man in Händen hatte, umso zuverlässiger wird die Einschätzung. Um die Fingerprobe interpretieren zu können, muss man sich die Eigenschaften der 3 Körnungsgrößen bewusst machen:

  • Sand fühlt sich körnig, rau und kratzend an. Er haftet nicht in den Fingerrillen.
  • Schluff fühlt sich samtig-mehlig an und ist kaum bindig. Wenn man Schluff verschmiert, glänzt die Schmierfläche nicht. Schluff haftet stark in den Fingerrillen.
  • Ton fühlt sich klebrig an und ist stark bindig. Deswegen ist er gut formbar. Wenn man Ton verschmiert, ergibt es eine glänzende Schmierfläche.
Boden testen
Um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten, ist es wichtig eine Mischprobe zu nehmen [Foto: Microgen/ Shutterstock.com]

Fingerprobe durchführen: Schritt-für-Schritt-Anleitung

  • Bodenprobe entnehmen: Hierzu auf der gesamten untersuchten Fläche verteilt Proben entnehmen. Für die Probe ist Boden aus einer Tiefe von 5 bis 20 cm geeignet. Bei jeder Probe die oberen 5 cm verwerfen, da sie zu stark mit organischem Material und Pflanzenresten verunreinigt sein könnte. Alle Proben in einem Eimer gut durchmischen.
  • Feuchte einstellen: Die Mischprobe sollte eine mittlere Feuchte haben, also weder nass, noch trocken sein. Man spricht von der „Kulturfeuchte“, denn der Wassergehalt wirkt, als wäre er für Pflanzen gerade richtig. Zu nassen Boden verteilen und etwas abtrocknen lassen, zu trockenen Boden mit einer Sprühflasche leicht befeuchten.
  • Probe 1 – Rollprobe: Hierzu wird ein etwa walnussgroßer Teil der Probe erst fest in der Hand zusammengeknetet. Dann wird er auf der Handfläche wie Knete zu einer Rolle in der Dicke eines Bleistifts ausgerollt.
BeobachtungInterpretation
Probe lässt sich gar nicht ausrollenBasis des Bodens ist Sand
Probe lässt sich nur einmal ausrollen, zerbröckelt beim wiederholten AusrollenBasis des Bodens ist Schluff
Probe lässt sich wiederholt ausrollen und knetenBasis des Bodens ist Ton
  • Probe 2 – Reibeprobe: Hierzu wird eine Handvoll der Probe betrachtet.
TestBeobachtungInterpretation
Probe zwischen den Fingern reibenBoden fühlt sich vor allem rau/kratzig anHoher Sand-Anteil
Boden fühlt sich vor allem samtig anHoher Schluff-Anteil
Boden fühlt sich vor allem schmierig anHoher Ton-Anteil
Boden fühlt sich undefinierbar sowohl körnig als auch schmierig und samtig anMischboden/Lehmboden
  • Probe 3 – Sichtvergleich und Haftprobe: Hierzu wird eine Handvoll der Probe betrachtet.
TestBeobachtungInterpretation
Probe betrachten, in der Hand bewegenSichtbare EinzelkörnerSand enthalten
Feiner Staub haftet in den FingerrillenSchluff enthalten
Boden ist sehr dunkelRelativ viel Humus enthalten

Die Fingerprobe ist in bestimmten Fällen fehleranfällig:

  • Zu trockene Proben werden körniger/sandiger geschätzt
  • Zu feuchte Proben werden bindiger/toniger geschätzt
  • Stark humose Böden werden falsch eingeschätzt, weil Humus sowohl leichte als auch schwere Böden „vermittelt“: Ton- und Sandgehalte werden dann zu niedrig und dafür Schluffgehalte höher geschätzt.

Wer sich die eigene Einschätzung der Bodenart nicht zutraut oder noch mehr Informationen über seinen eigenen Gartenboden benötigt, für den bieten spezialisierte Labore wie zum Beispiel der Raiffeisen-Laborservice eine gute, aber natürlich nicht kostenlose Alternative. In einer Bodenanalyse wird neben der Bodenart auch der pH-Wert und der Gehalt einiger Nährstoffe ermittelt.

humushaltiger Boden
Böden mit hohem Humus-Anteil erscheinen dunkelbraun oder sogar schwarz [Foto: Sandeep Gore/ Shutterstock.com]

Humus mag die Bodenanalyse etwas stören, aber er dient in Böden als Nährstoff- und Wasserspeicher und lockert die Struktur, sodass Pflanzenwurzeln besser wachsen. Er ist Nahrung für Bodenlebewesen und ausschlaggebender Bestandteil fruchtbarer Böden. Jede Bodenart wird durch eine Erhöhung des Humusanteils verbessert – Grund genug, unsere Anleitung zur richtigen Humuswirtschaft zu nutzen, um den Humusgehalt des eigenen Gartenbodens zu steigern!

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