Wie kam die Kirsche nach Europa?

Frederike
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Ich habe Agrarwissenschaften studiert und bin ein richtiges Dorfkind. Zuhause habe ich einen kleinen Gemüsegarten, den ich hege und pflege, und verbringe die Zeit am liebsten draußen. Wenn ich nicht gerade im Freien bin, schreibe ich leidenschaftlich gerne. Meine Liebe gilt aber nicht nur Pflanzen und dem Schreiben, sondern auch ganz besonders der Tierwelt.

Lieblingsobst: Johannis- und Himbeeren.
Lieblingsgemüse: Schwarzwurzeln, Wirsing und Kartoffeln.

Die süßen Früchte waren nicht immer in unseren Breitengraden beheimatet. Wissenswertes zum Ursprung der Kirsche und zu ihrem Weg nach Europa gibt es hier.

Kirschen liegen auf Tisch
Ursprünglich kommen Kirschen gar nicht aus Europa [Foto: Nitr/ Shutterstock.com]

Gerade in der Sommerzeit ist die Kirsche (Prunus) einfach nicht wegzudenken. Viele erinnern sich vermutlich noch an fröhliche Tage in der Kindheit, an denen man auf Kirschbäume kletterte, die süßen roten Perlen pflückte und einen Wettbewerb im Kirschkernweitspucken veranstaltete. Aber auch Omas leckere Kirschmarmelade und leckere Rote Grütze sind zwei echte Kirschklassiker, an der man sich auch in der Gegenwart noch erfreut. Doch die Kirsche ist nicht seit jeher in unseren mitteleuropäischen Breitengraden zuhause – tatsächlich hat die bekannte Frucht sogar eine weite Reise hinter sich.

Was ist die Herkunft der Kirsche?

Die eigentliche Heimat der Kirsche liegt in Kleinasien in den Gebieten der heutigen Türkei. Bereits 74 v. Chr. brachte ein römischer Feldherr namens Lucius Licinius Lucullus (117 v. Chr.; † 56 v. Chr.) die dunkelrote Frucht aus der Hafenstadt Kerasus mit zurück nach Italien. Rund um diese Stadt, die im Nordosten der Türkei direkt am Schwarzen Meer liegt und heute Giresun heißt, sollen die Vorfahren unserer heutigen Süßkirschen (Prunus avium) bereits seit 400 v. Chr. angebaut worden sein. Tatsächlich fanden Forscher Steine der Vogelkirsche (Prunus avium subsp. avium), der Urform unserer heutigen Süßkirsche, in Siedlungen aus der Steinzeit – damit zählt die Kirsche zu einer der ältesten Obstpflanzen unserer Geschichte.

Ihren Namen verdankt die Kirsche ihrer Herkunft aus der Stadt Kerasus – und das in so einigen Sprachen. Auf Spanisch heißt sie beispielsweise „cereza“, auf Französisch „cerise“ und auf Türkisch „kiraz“. Selbst das deutsche Wort „Kirsche“ lässt sich auf die damalige Bezeichnung der Hafenstadt zurückführen.

Die genauere Herkunft der Sauerkirsche (Prunus cerasus) ist dagegen weitgehend unbekannt: Heutzutage geht man davon aus, dass es sich um eine Kreuzung der Vogelkirsche mit einer Steppenkirsche (Prunus fruticosa) handelt, die wahrscheinlich ebenfalls aus Kleinasien oder dem Balkangebiet stammt.

Kirschbaum wächst an Küste
Die Herkunft der Kirsche liegt in der Hafenstadt Giresund in der heutigen Türkei [Foto: Yonca60/ Shutterstock.com]

Seit wann ist die Kirsche überall in Europa zu finden?

Als die Kirsche schließlich in Italien ankam, verbreitete sie sich von dort langsam über den gesamten europäischen Kontinent. Durch den massiven Einfluss der Römer und ihren riesigen Einflussbereich stand es besonders günstig um die Verbreitung der Frucht. Heute hat die Kirsche fast die ganze Welt mit ihrem vorzüglichen Geschmack erobert und verzaubert uns auch hoffentlich diesen Sommer wieder mit süßen Erlebnissen.

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Welche Sorten waren zuerst in Europa zu finden?

Ab dem 16. Jahrhundert waren sowohl die Süß- als auch die Sauerkirsche in ganz Deutschland verbreitet und spalteten sich mit der Zeit in zahlreiche Sorten und regionale Variationen auf. Alleine bei den Süßkirschen sollen im 19. Jahrhundert 600 verschiedene Sorten existiert haben. Viele dieser ursprünglichen Sorten sind heute leider nicht mehr anzutreffen. Als eine der ältesten noch existierenden Kirschsorten gilt die ‘Große Schwarze Knorpelkirsche’, die erstmals 1540 erwähnt wurde und aus Frankreich stammt. Noch heute zählt sie zu den beliebtesten Kirschsorten – sie wird auch noch in Deutschland angebaut. Auch die ‘Früheste der Mark’ wurde bereits 1794 erwähnt und gehört damit zu den ältesten Kirschsorten in Deutschland. Durch seine besonders frühe Reife hat sie die besondere Ehre, als Startsorte der Kirschenwoche zu dienen und somit die Kirschensaison einzuläuten. Eine der ältesten Kirschen, die ihre Heimat in Deutschland hat, ist ‘Büttners rote Knorpelkirsche’, die bereits 1795 beschrieben wurde.

Kirschen-Sorte Schattenmorelle wächst an Baum
Die Schattenmorelle ist altbewährt [Foto: Milen Vaskov Mladenov/ Shutterstock.com]

Bei den Sauerkirschen ist dagegen die ‘Schattenmorelle’ nicht nur ein beliebter, sondern auch ein altbewährter Klassiker – bereits 1650 wurde die Kirsche, welche ursprünglich aus Frankreich stammt, beschrieben. Auch die ‘Rote Maikirsche’, die seit dem 19. Jahrhundert existieren soll, konnte sich dank ihres erfrischenden süßsäuerlichen Geschmacks bis heute in Deutschland halten, auch wenn sie nur noch selten angebaut wird. Eine weitere, allerdings etwas jüngere Kirsche mit Herkunft aus Deutschland ist ‘Heimanns Rubinweichsel’ – besonders aufgrund ihrer Unempfindlichkeit gegen die Krankheit Monilia wird die Sorte von 1920 auch heute noch gerne angebaut.

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