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Storchschnabel: Vermehren, Wirkung & Verwendung des vermeintlichen Unkrauts

Regina
Regina
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Regina

Ich habe Gartenbauwissenschaften am WZW in Freising studiert und pflanze in meiner Freizeit auf einem Stück Acker alles an, was Wurzeln hat. Das Thema Selbstversorgung und saisonale Ernährung liegt mir dabei besonders am Herzen.

Lieblingsobst: Quitte, Kornelkirsche und Heidelbeere
Lieblingsgemüse: Erbsen, Tomaten und Knoblauch

Der Storchschnabel ist als bienenfreundliche Blühstaude und Wildpflanze weit verbreitet. Bei uns erfahren Sie alles zu Wuchs, Vermehrung und Verwendung von Storchschnabel im Garten.

Storchschnabel-Blüte
Der Storchschnabel ist eine beliebte Gartenstaude

Der Storchschnabel (Geranium) galt im Mittelalter als wichtige Heilpflanze und ist heute in fast jedem Garten heimisch. Wir stellen die vielfältige Gattung der Storchschnäbel vor und geben Tipps zur Vermehrung und Nutzung.

Storchschnabel: Herkunft und Eigenschaften

Storchschnäbel oder Geranien sind die artenreichste Gattung der Familie der Storchschnabelgewächse (Geraniaceae). Sie sind mit ihren Namensvettern, den sommerlichen Balkonblumen Geranien (Pelargonium), eng verwandt. Storchschnäbel sind auf fast allen Kontinenten vertreten und wachsen einjährig, selten zweijährig oder meist mehrjährig als Staude. Auch die Wuchsformen der rund 400 Storchschnabel-Arten unterscheiden sich stark, denn sie können kriechend, aufrecht, buschig kompakt oder kletternd wachsen. Bei uns heimisch und auf Schuttplätzen, an schattigen Weg- und Waldrändern sowie Äckern anzutreffen sind vor allem Ruprechtskraut (Geranium robertianum), Zwerg-Storchschnabel (Geranium pusillum), Geschlitzter Storchschnabel (Geranium dissectum) und der Weiche Storchschnabel (Geranium molle).

Im Allgemeinen erreichen Storchschnäbel eine Wuchshöhe zwischen 15 und 70 cm. Dabei werden sie meist deutlich breiter als hoch. Die Pflanzen sind oft an Stängel, Blatt und Blütenkelch behaart und fühlen sich weich an. Die Blätter des Storchschnabels sind meist fünfteilig und tief fiederspaltig eingekerbt. Manche Arten besitzen jedoch auch rundliche Blätter mit gelapptem Rand. Einige mehrjährige Storchschnäbel sind immergrün, andere zeigen im Herbst eine prächtige Färbung des Laubs in orangen, gelben oder roten Tönen.

Felsen-Storchschnabel
Beim Felsen-Storchschnabel ragen die Staubgefäße weit aus den Blüten heraus [Foto: R R/ Shutterstock.com]

Die Storchschnabel-Blüte ist rund, fünfzählig und besitzt zehn Staubgefäße, die teils weit herausragen wie beim Felsen-Storchschnabel (Geranium macrorrhizum). Die Blüten sitzen einzeln, oft auch zu zweit am Ende des Blütenstiels, seltener auch als Traube mit mehreren Knospen. Die Blütezeit der Storchschnäbel beginnt je nach Art und Sorte im April und endet im Oktober. Viele blühen monatelang, andere nur kurz, können dafür aber nach einem zeitigen Rückschnitt eine zweite Blüte ausbilden. Storchschnäbel sind bienenfreundliche Pflanzen, da sie mit ihrer Blüte den nahrungsarmen Hochsommer überbrücken sowie Nektar und Pollen bieten. Die Samen bilden sich in langen, schnabelförmigen Spaltfrüchten, die bei Reife explosionsartig aufplatzen und die Samenkörner meterweit von sich schleudern. Die längliche Frucht des Storchschnabels wird daher auch als Katapultfrucht bezeichnet.

Welcher Storchschnabel blüht am längsten? Storchschnäbel mit langer Blütezeit sind neben unseren heimischen Wildarten vor allem der Aschgraue Storchschnabel (Geranium cinereum) sowie der wasserliebende Sumpf-Storchschnabel (Geranium palustre).

Unkraut oder nützliches Wildkraut?

Die Frage, ob Storchschnabel Unkraut oder ein nützliches Wildkraut ist, lässt sich lange diskutieren. In der Landwirtschaft gelten einige Arten als lästige Beikräuter, die sich schnell und stark auf Feldern und Grünlandwiesen verbreiten. Gleichzeitig geben manche Storchschnäbel als Zeigerpflanzen Auskunft über die Bodenbeschaffenheit oder vorhandene Nährstoffvorräte. Die Blüte des Storchschnabels ernährt zahlreiche Insekten, darunter auch seltene Wildbienen. Einige unserer heimischen Arten können als Heilpflanzen gesammelt und verwendet werden.

Geschlitzter Storchschnabel
Der Geschlitzte Storchschnabel gilt als lästiges Ackerbeikraut [Foto: Martin Fowler/ Shutterstock.com]

Storchschnabel als Unkraut

Storchschnabel im Rasen kann zu einem ungeliebten Unkraut werden. Denn es ist oft zu niedrig, um abgemäht zu werden und vermehrt sich gleichzeitig über die weiträumig geschleuderten Samen. Das Ausstechen der Pflanzen vor der Samenreife ist die beste Art der Bekämpfung.

Tipp: Der Zwerg-Storchschnabel gilt als Indikatorpflanze für ein erhöhtes Stickstoffvorkommen im Boden. Indem man dieses in der Düngung entsprechend reduziert, kann das starke Storchschnabel-Wachstum gebremst werden und auf Dauer verschwindet er.

Storchschnabel gegen Giersch

Ausläuferbildende Storchschnäbel wie der Pracht-Storchschnabel (Geranium x magnificum) können dank starkem Wachstum zur Unterdrückung von Giersch (Aegopodium podagria) gepflanzt werden. Befreien Sie zunächst die betroffene Fläche von Giersch und bearbeiten Sie auch den Boden, beispielsweise mit einer Gartenfräse. Die zerkleinerten Wurzelstücke werden anschließend mit einem Laubrechen sorgfältig abgesammelt. Anschließend geht es an das Pflanzen von Storchschnabel. Bei optimalen Bedingungen kann sich der Storchschnabel mit der Zeit ober- und unterirdisch ausbreiten und so den Giersch verdrängen.

Storchschnabel vermehren

Je nach Art lassen sich Storchschnäbel entweder durch Aussaat oder Stecklinge vermehren. Die meisten säen sich gern selbst im Garten aus. Für eine kontrollierte Aussaat oder Vermehrung von Sorten kann man Storchschnabel-Samen im Herbst mitsamt fast reifer, braun verfärbter Schnabelfrucht absammeln und in einer Tüte nachtrocknen lassen, bis die Spaltfrüchte aufplatzen und die rundlichen Samen freigeben. Entnehmen Sie diese und lassen sie noch einige Tage lang bei Zimmertemperatur nachtrocknen. Viele Storchschnabel-Arten sind Kaltkeimer. Das bedeutet, die Samen benötigen einen Kältereiz, um keimen zu können. Säen Sie Storchschnabel-Samen deswegen entweder direkt im Herbst im Freiland aus oder Sie stellen die in feuchten Sand eingebetteten Samen vier bis sechs Wochen lang in den Kühlschrank. Anschließend werden die Samen etwa einen Zentimeter tief in die Erde gesät und alles bei Temperaturen von 15 – 20 °C immer gut feucht gehalten. Nach etwa zwei Wochen erscheinen die ersten zarten Keimlinge. Sie können nach vier bis sechs Wochen pikiert und ins Freie gesetzt werden.

Sorchschnabel Samen
Die Samen des Storchschnabels müssen gesammelt werden, bevor die Frucht aufplatzt und sie in die Ferne katapultiert [Foto: tamu1500/ Shutterstock.com]

Stecklinge von Storchschnabel sollten bestenfalls im Sommer vor der Blüte geschnitten werden. Mithilfe eines scharfen Messers wird ein 10-cm-langes, noch nicht verholztes Triebstück von der Mutterpflanze abgetrennt und anschließend bis auf das junge Blattwerk der Triebspitze entblättert. Das Triebstück wird tief in das Anzuchtsubstrat gesteckt und die kommenden Wochen über bei etwa 20 °C gut feucht gehalten. Eine Plastikhaube erhöht die relative Luftfeuchte und unterstützt das Anwachsen.

Sowohl für die Aussaat als auch für Storchschnabel-Stecklinge eignet sich eine nährstoffarme Anzuchterde wie unsere Plantura Bio-Kräuter- & Aussaaterde. Die lockere, luftige Struktur fördert die Wurzelbildung und verringert das Risiko von Staunässe.

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Ist Storchschnabel giftig oder essbar?

Storchschnäbel sind für Menschen und Haustiere grundsätzlich ungiftig. Der Stinkende Storchschnabel ist essbar und lässt sich ohne Bedenken zu Kräutersalaten oder Blütensalzen beimischen. Eine Ausnahme ist der Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense), welcher für Hamster giftig ist, der von ihnen aber auch nur ungern gefressen wird. Storchschnäbel enthalten jedoch verschiedene ätherische Öle, die bei empfindlicher Haut eine Kontaktdermatitis hervorrufen können. Tragen Sie daher bei Pflanzung, Rückschnitt und anderen Pflegemaßnahmen zur Sicherheit Handschuhe.

geschnittenes Storchschnabel-Kraut
Ruprechtskraut wird als essbare Wildpflanze und in der Pflanzenheilkunde verwendet [Foto: Madeleine Steinbach/ Shutterstock.com]

Heilwirkung und Verwendung

Storchschnabel besaß im Mittelalter in der Volksheilkunde eine wichtige Bedeutung bei der Behandlung von Wunden und Blutungen. Auch heute noch lässt sich die Heilwirkung von Storchschnabel in der Phytotherapie nutzen. Besonders der Gefleckte Storchschnabel (Geranium maculatum), Blut-Storchschnabel und das Ruprechtskraut sollen bei äußerlicher Anwendung die Blutstillung und Wundheilung fördern sowie Entzündungen der Mundschleimhaut bekämpfen. Innerlich können Magengeschwüre, Durchfälle und Nierenentzündungen sowie Nierensteine durch die Einnahme von Storchschnabel-Tee aus getrockneten Blättern oder homöopathischen Präparaten positiv beeinflusst werden.

Eine weitere schattenverträgliche Blühstaude ist das Leberblümchen (Hepatica). Wir stellen den violett blühenden Waldbewohner vor und geben Tipps zu Pflanzung, Pflege und Vermehrung.