Netzwanzen erkennen & bekämpfen

Emile
Emile
Emile
Emile

Ich habe Gartenbauwissenschaften im Bachelor studiert und spezialisiere mich in meinem Master auf Prozess- und Qualitätsmanagement in Landwirtschaft und Gartenbau. Ganz besonders interessiere ich mich für moderne und nachhaltige Ansätze beim Anbau von Obst und Gemüse. Meine Faszination für Obst und Gemüse stammt von meiner Leidenschaft fürs Kochen. In meiner Freizeit bin ich am liebsten draußen, egal ob zu Hause oder auf Reisen. Besuche in Parks und botanischen Gärten sowie Naturspaziergänge auf dem Land sind für mich ein wahrer Genuss.

Lieblingsobst: Erdbeere, Pfirsich und Nektarine
Lieblingsgemüse: Tomate, Pak Choi und grüner Spargel

Netzwanzen verbergen ihre Eier in Blättern, bis ihre Larven schlüpfen und an Pflanzen Saugschäden verursachen. Wir erklären, wie man die Schädlinge schnell wieder loswird.

Netzwanze auf Blatt
Saugschäden lassen sich durch helle Sprenkel an der Blattoberseite erkennen [Foto: DeRebus/ Shutterstock.com]

Netzwanzen (Tingidae), auch als Gitterwanzen bekannt, sind eine Familie innerhalb der Wanzen (Heteroptera). Vor allem die Andromeda-Netzwanze (Stephanitis takeyai) stellt seit ihrer Einschleppung nach Europa eine Gefahr im Garten dar. Wie sich diese Schädlinge erkennen lassen, welche Pflanzen sie befallen und wie man einen Befall bekämpft, erfahren Sie hier.

Netzwanzen: Steckbrief und Lebensweise

Netzwanzen sind flach und können eine Größe von 2 bis 5 mm haben. Ihr Körper besteht aus vier Segmenten. Die Flügel sind länger als ihr Körper und fallen durch ihre netzadrige Struktur auf. Außerdem besitzen Netzwanzen Antennen, welche länger sind als ihr Kopf.

Gemusterte Flügel der Netzwanze
Die Flügel der Netzwanze sind länger als ihr Körper [Foto: msk1147/ Shutterstock.com]

Sie gehören zu den pflanzenfressenden Insekten und sind dabei oligophag, was bedeutet, dass sie nur wenige Pflanzen als Fraß auswählen. Ab August legen die Insekten vor allem an jungen Blättern ihre transparenten Eier in der Nähe von Hauptblattadern ab. Die Eier schieben die Wanzen von der Blattunterseite in das Blattgewebe hinein und decken sie mit einem erkennbarem dunklen Kottropfen ab. Die Eier der Netzwanze überwintern so im Blatt. Im Frühjahr (etwa bis Mai) erscheinen 1 bis 2 mm große, flugunfähige Larven. Diese entwickeln sich zu adulten Tieren weiter, welche ungefähr ab Juli in Erscheinung treten. Insgesamt leben die Weibchen bis zu 44 Tage und die Männchen bis zu 63 Tage.

Teilweise haben Netzwanzen ihren Ursprung in Europa, manche Arten wurden jedoch von weiter entfernt eingeschleppt. Beispielsweise stammt die Andromeda-Netzwanze aus Japan und die Platanen-Netzwanze (Corythucha ciliata) aus Nordamerika. In unsere Gärten gelangt der Schädling entweder über infiziertes Pflanzenmaterial oder durch sein eigenes Flugvermögen.

Netzwanzen befallen ein breites Spektrum an unterschiedlichen Pflanzen. Die Gattung Stephanitis ist beispielsweise bekannt für einen Befall auf Ericaceaen. Lavendelheiden (Pieris), Rhododendren (Rhododendron) und Azaleen (Rhododendron spp.) sind vermehrt von dem Schädling betroffen. Weitere Netzwanzen-Arten befallen aber auch andere Wirtspflanzen, wie etwa die Gattung Dictyonota, welche vermehrt Fabaceaen befällt oder die Platanen-Netzwanze, aus der Gattung Corythucha, bekannt durch ihre Vorliebe für Platanen (Platanus).

Ab Mai verursacht die Larve der Netzwanze Saugschäden an der befallenen Pflanze, welche sich durch helle Sprenkel auf der Blattoberseite erkennen lassen. Zunächst tritt dies vermehrt an den Blattrippen auf, bis im Laufe des Sommers das gesamte Blatt von Aufhellungen betroffen ist. Der Befall führt bei Pflanzen zu großflächiger Verfärbung, einem Einrollen der Blätter und dem Vertrocknen der Blätter. Dies kann schließlich zum Verkahlen der Pflanze führen.

Netzwanze an Blatt hängend
Netzwanzen schieben ihre Eier von der Blattunterseite in das Blattgewebe hinein [Foto: Vinicius R. Souza/ Shutterstock.com]

Welche Arten von Netzwanzen gibt es?

Weltweit gibt es über 2.000 Arten an Netzwanzen. Hierzulande wurden bereits über 60 Arten an Netzwanzen gefunden. Die drei wichtigsten Arten beschreiben wir im Folgenden:

Andromeda-Netzwanze (Stephanitis takeyai)

Ursprünglich aus Japan stammend, trat diese Art 1994 erstmals bei uns in Europa auf. Ihre bevorzugten Wirtspflanzen sind vor allem die Lavendelheide, aber auch Rhododendren und Azaleen. Die Andromeda-Netzwanze ist etwa 3,5 mm groß und lässt sich an zwei tiefschwarzen Querbinden auf den sonst transparenten Deckflügeln erkennen. Diese sind miteinander an den Flügelinnenseiten verbunden. Die Halsblase dieser Art ist schwarz, was die Andromeda-Netzwanze von weiteren Gitterwanzenarten, welche Rhododendren befallen, unterscheidet.

Andromeda-Netzwanze
Die Andromeda-Netzwanze stammt ursprünglich aus Japan [Foto: DeRebus/ Shutterstock.com]

Amerikanische Rhododendron-Netzwanze (Stephanitis rhododendri)

Diese Netzwanzenart stammt ursprünglich aus Nordamerika und wurde vor über 100 Jahren nach Europa gebracht. Wie ihr Name schon verrät, schadet die Rhododendron-Netzwanze im Garten vermehrt Rhododendren und Azaleen. Sie ist 3 bis 5 mm groß. Im Gegensatz zur Andromeda-Netzwanze ist ihre Flügelzeichnung hell und hat nur ein dunkles Band auf dem vorderen Bereich der Flügel. Die Halsblase ist bei der amerikanischen Rhododendron-Netzwanze hellbraun.

Auropäische Rhododendron-Netzwanze (Stephanitis oberti)

Als Wirtspflanze bevorzugt diese aus Europa stammende Gitterwanzenart ebenfalls Rhododendren und Azaleen. Sie ist 3 bis 4 mm groß und trägt Flügel mit einer dunklen Zeichnung. Die Europäische Rhododendron-Netzwanze lässt sich durch ihre zwei dunklen Querbändern auf den Flügeln von der amerikanischen Rhododendron-Netzwanze unterscheiden. Dank ihrer hellbraunen Halsblase wird diese Art nicht mit der Andromeda-Netzwanze verwechselt.

Netzwanze mit gemusterten Flügeln
Netzwanzen sind nur 2 bis 5 mm groß [Foto: Lukman_M/ Shutterstock.com]

Netzwanzen bekämpfen

Um einem Befall von Netzwanzen vorzubeugen, ist es wichtig, bei dem Kauf einer Pflanze zu überprüfen, ob Befallssymptome bereits vorliegen. So kann eine Einschleppung des Schädlings unter Umständen bereits verhindert werden. Eine Auswahl von Pflanzensorten mit behaarten Blattunterseiten bietet sich außerdem zur Vorbeugung an, da diese seltener von Netzwanzen befallen werden. Liegt bereits ein Befall vor, sollte man die Netzwanzen bekämpfen, indem man die befallene Pflanze im Frühjahr stark zurückschneidet – bevor die Larven schlüpfen. Wer Netzwanzen biologisch bekämpfen will, kann natürliche Gegenspieler verwenden. Hierzu gehören Raub- und Stinkwanzen, Raubmilben, Florfliegenlarven und Spinnen. Bei einem starken Befall im Sommer lassen sich ebenfalls Pflanzenschutzmittel gegen saugende Insekten einsetzen, um einer weiteren Verbreitung entgegenzuwirken. Bei einem extremen Befall ist das Vernichten der Pflanze ratsam. Befallene Pflanzenteile sollten dabei nicht in den Kompost gegeben werden.

Netzwanzen findet man oft an Rhododendren. Nur wussten Sie, dass einer der häufigsten Schädlinge an Rhododendron die Rhododendronzikade (Graphocephala fennahi) ist? Mehr zum hübschen aber frassigen kleinen Tier können Sie in unserem Spezialartikel lesen.

Jetzt zur Plantura Garten-Post anmelden